Betrachtung: Akku-Preise steigen – E-Auto-Nachfrage verändert sich
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Bei einigen Elektroautos war es bereits zu sehen. Die Preise zogen bei einigen Modellen zuletzt kräftig an. Grund sind vorrangig weder der anhaltende Krieg in der Ukraine, noch Probleme bei der Halbleiterversorgung. Problem: die Akkus werden immer teurer und der Markt trübt sich langsam ein – speziell in Europa.
Die Elektrowelle hat in vielen Wirtschaftsregionen der Welt längst mächtig Fahrt aufgenommen. Auch wenn die Subventionen in vielen Nationen zurückgehen und sich mehr denn je auf reine Elektroautos kaprizieren, wird die Nachfrage in Relation zu den generellen Neuzulassungen immer größer. Damit steigt auch die Nachfrage nach Rohstoffen, die in den Akkupaketen verbaut werden. Doch bereits jetzt ist die Lage auf dem Rohstoffmarkt angespannter denn je. Ein Ende ist nicht in Sicht – im Gegenteil.
Der neueste Bericht der Analysten von Global Data zeigt, dass bis Ende des Jahrzehnts mehr als 27,5 Millionen batteriebetriebene Elektrofahrzeuge produziert werden, die eine Vielzahl von Lithium-Ionen-Zellen benötigen. Während die Regierungen vieler Länder erfolgreich gegen die Lithium-Knappheit vorgehen – die Produktionskapazität für Batteriezellen soll bis zum Jahre 2030 um fast das Fünffache auf 5,8 TWh ansteigen – werden diese Bemühungen selbst für die am wenigsten ehrgeizigen Elektropläne zu wenig sein, ganz zu schweigen von anderen Ideen für den elektrischen Verkehr.
Das wirkt sich nicht allein auf den Markt der Pkw aus, sondern beeinflusst auch den Markt der Nutzfahrzeuge sowie von innovativen Verkehrsprojekten wie Flugtaxis oder das Hyperloop-Konzept. Einige Entwicklungen dürften sich schon deshalb ins nächste Jahrzehnt ziehen. Daran ändern auch alle Bestrebungen von Autoherstellern und Batteriefirmen wenig, die gebrauchten Akkupakete maximal zu recyceln.
„Unser Ziel ist es, einen eigenen Kreislauf mit mehr als 90 Prozent Wiederverwertung unserer Batterien zu schaffen“, sagt Thomas Tiedje, Leiter der technischen Komponentenplanung bei Volkswagen, „wir wollen den Prozess an keiner Stelle aus der Hand geben, sondern qualifizieren lieber unsere eigenen Mitarbeiter und machen sie damit fit für die Zukunft.“ Es kommen jedoch ausschließlich Batterien ins Recycling, die wirklich nicht mehr anders nutzbar sind. Davor wird geprüft, ob die im Batteriesystem verbauten Module noch in einem guten Zustand sind und möglicherweise ein zweites Leben in mobilen Energiespeichern wie flexiblen Schnellladesäulen oder Laderobotern erhalten können.
„Die hohe Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien wird nicht nur die Preise für Elektrofahrzeuge in die Höhe treiben, sondern auch dazu führen, dass neue, innovative Technologien, die ebenfalls auf diese Batterien angewiesen sind, in der Warteschlange zurückbleiben“, erläutert Emilio Campa, Analyst von Global Data, „vergleicht man die erwartete Nachfrage nach Elektrofahrzeugen mit der Produktionskapazität von Batterien, so ergibt sich ein Defizit von über 2.400 Kilotonnen Lithium in Batteriequalität. Das ist einfach nicht gut genug. Man hätte schon vor einigen Jahren damit beginnen sollen, den Abbau des kritischen Metalls zu subventionieren. Wenn es nicht genügend Batterien für Elektroautos gibt, wird es auch keine für Projekte wie fliegende Taxis geben.“
Ein weiteres innovatives Verkehrsprojekt, das gefährdet sein könnte, ist das Hyperloop-Konzept von Tesla-Gründer Elon Musk. Hyperloop ist ein System von kleinen Passagierkapseln, die sich mit Hilfe von elektrischem Antrieb und Magnetschwebetechnik in unter Druck stehenden Röhren bewegen. Für den Hyperloop werden nicht nur Lithium-Ionen-Batterien benötigt, sondern es sind auch erhebliche Investitionen in die Infrastruktur erforderlich. Gemessen an der Geschwindigkeit, mit der elektrische Ladestationen für Elektroautos eingeführt werden, wäre dies ein beträchtliches Unterfangen.
„Der Aufbau der öffentlichen Infrastruktur für neue Verkehrsmittel ist oft ein Schwerpunkt der Regierungspolitik, aber wie wir bei der langsamen Einführung von Ladestationen für Elektroautos gesehen haben, fehlt es immer noch an Investitionen und Geschwindigkeit“, so Emilio Campa, „die derzeitigen Investitionen in öffentliche Ladestationen bleiben massiv hinter dem erwarteten Bedarf zurück. Wenn bis 2030 keine leicht zugänglichen öffentlichen Ladestationen zur Verfügung stehen, werden sich die verstärkten Investitionen in die EV-Technologie nicht auszahlen.“
Unsicherheit gibt es ohnehin auf dem weltweiten Automobilmarkt, da die Probleme bei Halbleitern längst nicht ausgeräumt sind, viele Lieferketten nach wie vor haken und eine drohende Rezession viele Kaufinteressenten dazu bringen dürfte, ihre geplanten Ausgaben zu verschieben. Der westeuropäische Automarkt ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und die jährliche Verkaufsrate hat sich im August auf 12,4 Millionen Einheiten verbessert, gegenüber 9,5 Millionen im Juli. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt prognostiziert Global Data, dass der westeuropäische Automobilmarkt im Jahr 2022 auf knapp zehn Millionen Verkäufe zusteuert, was einem Rückgang von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr entspräche, verglichen mit 14,3 Millionen Verkäufen im Jahr 2019 vor der Pandemie.
David Leggett, Automobilanalyst bei Global Data: „Die Unternehmen in Europa sind in diesem Jahr mit einem grundsätzlich schwachen Markt konfrontiert. Zudem nehmen die Herausforderungen zu. In dem Moment, in dem die Chipskrise und die damit verbundenen angebotsseitigen Absatzbeschränkungen nachzulassen beginnen, verlagert sich die Aufmerksamkeit auf nachfrageseitige Probleme im weiteren Verlauf dieses Jahres und bis ins nächste Jahr hinein. Schwierige Bedingungen für Fahrzeughersteller und Zulieferer werden noch eine Weile Teil der Industrielandschaft in der Automobilindustrie sein. Neben dem durch einen drohenden Wirtschaftsabschwung verursachten Marktdruck sehen sich die Unternehmen mit weiterem Druck von der Angebotsseite in Form von steigenden Rohstoff- und Energiekosten konfrontiert.“
Über den Autor: Patrick Solberg; press-inform
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