CAM blickt auf die Zukunft der Mobilität
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Die Deutschen stehen auf ihr eigenes Auto. Das zeigt die Studie „Die Zukunft der Mobilität“ des Center of Automotive Management (CAM). Überraschend ist, dass vor allem junge Stadtbewohner auf ihr eigenes Gefährt Wert legen und teilweise dafür sogar auf die Altersvorsorge verzichten würden.
Wenn man sich die Prognosen der Automobilmanager so anhört, spielt immer eine Jahreszahl eine große Rolle: 2030. Bis zum Ende der Dekade soll sich einiges ändern und die Weichen endgültig in Richtung der Elektromobilität gestellt sein. Einige Autobauer wollen bis dahin dem Verbrennungsmotor Adieu gesagt haben und nur noch Stromer bauen. Andere folgen nur ein paar Jahre später. Doch die Mobilität der Zukunft besteht nicht nur aus dem Wechsel von Verbrennern zu E-Maschinen. Welche Rolle spielt das Car-Sharing? Und: Wie schaut es mit der Ladeinfrastruktur aus? Werden die Supermarktparkplätze mit stromhungrigen Elektromobilen geflutet?
Das Center of Automotive Management (CAM) hat sich dieser komplexen Thematik angenommen und für die Studie „Die Zukunft der Mobilität“ nach 2018 erneut die Autofahrer befragt und die sogenannten „Innovationstrend“ von 28 Automobilherstellern analysiert. So lassen sich Vorhersagen zielgenauer treffen. Zum Beispiel erklären 69 Prozent der Studienteilnehmer, dass ein eigener Pkw aufgrund ihrer derzeitigen Mobilitätssituation wichtig sei. Vor vier Jahren waren es lediglich vier Prozent mehr. Was ins Auge fällt, ist, dass 42 Prozent sogar auf ihr Auto angewiesen sind. Interessanterweise schließen sich 26 Prozent der Stadtbewohner im Alter zwischen 18 und 34 Jahren dieser Aussage an. Das überrascht doch, da man gemeinhin annimmt, dass in den Städten der eigene Pkw nicht mehr so gefragt sei. Rückblende: 2018 waren es lediglich 17 Prozent.
Dass Autofahrer, die im ländlichen Raum nach wie vor stark auf ihr Auto angewiesen sind, hat sich nicht geändert und wirft nach wie vor kein gutes Bild auf den Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel in diesen Regionen. Dieser Eindruck verfestigt sich, wenn man genauer nachfragt. Waren vor vier Jahren noch 60 Prozent mit dem ÖPNV so zufrieden, dass sie die Autoschlüssel aus der Hand geben, sind es 2022 nur noch 49 Prozent. Wie sehr das eigene Fahrzeug in den Fokus rückt, zeigt, dass 30 Prozent der jüngeren (18 bis 34 Jahre alt) Menschen im urbanen Umfeld und 38 Prozent der gleichaltrigen Landbewohner auf Extras wie eine Urlaubsreise verzichten (2018: 25 und 30 Prozent) würden. Dass aktuell 14 Prozent der jüngeren Stadtbewohner für einen eigenen Pkw sogar in Betracht zögen, die Altersvorsorge aufzulösen, verwundert schon ziemlich. Übrigens im Vergleich zu 2018 eine Steigerung um sage und schreibe elf Prozent!
Wenn das eigene rollende Blech so in den Fokus rückt, wie schaut es denn mit dem Car Sharing aus? Der Umkehrschluss legt nahe, dass es mit diesem Mobilitätsdienst bergab geht. Dass diese Idee nicht so sonderlich rentabel ist, wie man zunächst angenommen hat, unterstreicht die Tatsache, dass sich die BMW (DriveNow) und Mercedes (car2go) zu einem Joint Venture Share Now zusammengeschlossen haben, um noch halbwegs auf einen grünen Zweig zu kommen, nur um das Konstrukt dann an Stellantis und dessen eigenem Angebot Free2move abzugeben. Die Studie bestärkt die Skepsis und zeigt, dass das Carsharing sich auf dem absteigenden Ast befindet: Die Nutzungsbereitschaft für Carsharing ist in den letzten Jahren zwischen 2018 und 2022 zurückgeht. Nur 26 Prozent können 2022 sich die Nutzung von Carsharing, bei dem man das Auto überall im Stadtgebiet abholen und abstellen kann, „sehr gut“ oder vielleicht vorstellen. 2018 waren es noch acht Prozent mehr.
Welche Autos rollen 2030 auf Deutschlands Straßen? Die Antwort der Studie verwundert kaum. Nimmt man das Wachstum der letzten Jahre als Grundlage, kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass 2030 über elf Millionen BEVs auf deutschen Straßen rollen. Das entspricht fast einem Viertel des gesamten Pkw-Bestandes. Wer glaubt, dass die in die Kritik geratenen Plug-in-Hybride bis dahin in der Versenkung verschwunden sein werden, irrt. Im Jahr 2030 sinken die jährlichen Neuzulassungen auf 0,42 Millionen Einheiten, was immer noch ein Anteil von zwölf Prozent ist. Der Verbrenner gehört Ende der Dekade noch nicht ganz zum alten Eisen. Ohne Hybridisierung (HEV) wird aber nicht mehr viel gehen. Insgesamt werden im Zeitraum 2022 bis 2030 noch 15,6 Millionen Pkw mit einem Verbrennungsmotor zugelassen. Die jährlichen Neuzulassungen der klassisch motorisierten Fahrzeuge sinken bis 2030 auf 875.000, was einem Marktanteil von etwa 25 Prozent entspricht.
Glaubt man der Studie, werden die Elektromobile auch ohne Zuschüsse erschwinglich sein. Die Batteriekosten fallen von 120 Euro pro Kilowattstunde auf 80 Euro/kWh (2025) auf etwa 55 Euro/kWh im Jahr 2030. Damit werden die BEVs ein Prozent billiger sein als die Benziner-Pkws. Aufgrund der Weiterentwicklung der Batteriezellen sind ab 2025 in den höheren Segmenten Batteriekapazitäten von 150 bis 200 kWh und Reichweiten von 450 bis 700 Kilometern möglich. Der Verbrauch wird sich über die Fahrzeugklassen auf 14 bis 17 kWh/100 km einpendeln.
Irgendwie müssen diese ganzen Stromer ja auch geladen werden. Da kommt die Studie zu ernüchternden Ergebnissen. Demnach wird das öffentliche (Schnell)Ladenetz zwar ausgebaut, allerdings hält dieser nicht mit den Neuzulassungen Schritt, sodass es in Spitzenzeiten zu „kleineren Engpässen“ kommen kann. Insgesamt stehen 2030 rund 957.000 Ladepunkte, darunter 142.000 Schnellladepunkte parat. Das heißt aber auch, dass bis 2030 circa 900.000 weitere Ladepunkte entstehen müssen. Davon müssen über 130.000 Stromtankstellen Schnellladepunkte sein. Eine große Herausforderung. Ähnliches gilt für das private Ladennetz: Die Anzahl der Ladepunkte nimmt zwar zu, aber noch nicht ausreichendem Maße – vor allem in Städten und bei Mehrfamilienhäusern ist Ende der Dekade der Bedarf nicht vollständig gedeckt. Insgesamt wird es 2030 rund 8,8 Millionen solcher privaten Ladepunkte geben, davon sind 6,3 Millionen privat und die restlichen 2,5 Millionen beim Arbeitgeber.
Über den Autor: Wolfgang Gomoll; press-inform
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