Volvo CEO: Politik bremst Umstieg auf E-Mobilität aus
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Martin Lundstedt, Präsident und CEO der Volvo Group und Vorsitzender des ACEA Commercial Vehicle Board, hat sich auf LinkedIn zum Vorschlag der neuen Euro-7-Normen, zur Verringerung der Schadstoffemissionen, geäußert. Nicht wohlwollend. Der Vorschlag der Europäischen Kommission will die Grundlage zur Erreichung des Null-Schadstoff-Ziel schaffen. Gleichzeitig sollen Fahrzeuge für die Verbraucherinnen und Verbraucher erschwinglich bleiben und die Wettbewerbsfähigkeit der EU gefördert werden.
Neue Euro-7-Normen bremsen Umstieg auf batteriebetriebene E-Mobilität aus
Lundstedt sieht vor allem die Entwicklungen hin zu CO2-neutraler Mobilität im Bereich der Lkw und Busse in der Schwebe, aufgrund der neuen Euro-7-Normen. „Als Leiter eines weltweit tätigen Herstellers von Lastkraftwagen und Bussen und als Vertreter der EU-Nutzfahrzeugindustrie in meiner Funktion als Vorsitzender des ACEA (Verband der europäischen Automobilhersteller) bin ich zutiefst besorgt“, so der CEO der Volvo Group weiter.
Man sei derzeit, in der Branche, auf dem Weg zu einer raschen Dekarbonisierung des Straßenverkehrs in Europa. Was seinerseits als die bisher größte Transformation und einem technologischen Wendepunkt in der Geschichte der Mobilität gleichzustellen ist. „Wachsende Flotten batterieelektrischer Lastwagen fahren jetzt über Europas Autobahnen. Pendler fahren mit Elektrobussen durch unsere Städte, und auf städtischen Baustellen sind emissionsfreie Maschinen im Einsatz, die nahezu geräuschlos arbeiten“, so Lundstedt zum aktuellen Stand. Man sei derzeit auf dem „besten Weg, die erste und einzige Region der Welt zu sein, die bis 2040 völlig ohne fossile Brennstoffe auskommt“ zu werden.
Vorschlag der Europäischen Kommission geht an Realität vorbei
Der CEO der Volvo Group gibt zu verstehen, dass der neue Vorschlag der Europäischen Kommission völlig die sich rasch beschleunigende Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge vernachlässigt. Zudem ignoriere dieser die Auswirkungen der künftigen CO₂-Ziele für schwere Nutzfahrzeuge. „Jüngste Studien, die den Dekarbonisierungspfad unserer Industrie berücksichtigen, haben gezeigt, dass Euro Vll nur einen sehr geringen zusätzlichen Nutzen für die Luftqualität bringen wird“, so Lundtstedt im Rahmen seiner Betrachtung.
Vielmehr sei es so, dass die Euro-7-Normen den Herstellern und Zulieferer in der Lieferkette große Steine in den Weg legen. Würde man dem Vorschlag folge leisten sei es notwendig erhebliche technische und finanzielle Ressourcen von batterie- und brennstoffzellenbetriebenen Elektrofahrzeugen zurück auf den Verbrennungsmotor zu verlagern. „Dies würde nicht nur unseren schnell voranschreitenden Fahrplan für die Elektromobilität bremsen, sondern möglicherweise auch den Rückwärtsgang einlegen“, so das Fazit zu den neuen Normen. Folgerichtig wäre eine solche Entwicklung nicht nur für den Hersteller an sich, sondern auch für die gesamte Industrie nicht gut.
Statt jedem LKW wäre 2040 nicht einmal jeder zweite rein elektrisch unterwegs
Konkret macht dies Lundtstedt daran fest, dass der Vorschlag vorsieht, dass bis 2030 nur jeder zehnte neue Lkw emissionsfrei sein wird und bis 2040 nicht einmal jeder zweite neue Lkw batterie- oder brennstoffzellenelektrisch sein wird. Die Hersteller selbst haben allerdings weitaus höhere Ziele. Im Fall der Volvo Group habe man sich verpflichtet, bis 2040 bei Lkw, Bussen, Baumaschinen und Schiffslösungen keine Treibhausgasemissionen mehr zu verursachen.
Als Vorsitzender des Verband der europäischen Automobilhersteller kann er es zudem aus Sicht der Branche betrachtet einordnen: „Tatsächlich sind alle Lkw-Hersteller unter dem Dach des ACEA zu dem Schluss gekommen, dass Kohlenstoffneutralität bis 2050 bedeutet, dass bis 2040 alle neu verkauften Nutzfahrzeuge frei von fossilen Brennstoffen sein müssen und dass die neuen emissionsfreien Antriebstechnologien das Rückgrat des Straßengüterverkehrs werden müssen.“ Somit würde der Vorschlag zu den neuen Euro-7-Normen tatsächlich zur Bremse.
Man könnte meinen, dass die Hersteller selbst entscheiden können, wie schnell oder langsam sie ihre eigene Entwicklung treiben. Hier gibt der CEO der Volvo Group allerdings zu verstehen: „Unser nachhaltiger Übergang und die Geschwindigkeit, mit der er vonstatten geht, hängt in hohem Maße von einem klar formulierten politischen Rahmen ab, der die richtige Lade- und Betankungsinfrastruktur, unterstützende und gut aufeinander abgestimmte Fahrzeugvorschriften und einen umfassenden Mechanismus zur Bepreisung von Kohlenstoff umfasst. Wir brauchen einen stromlinienförmigen, ganzheitlichen Ansatz für den massiven Übergang zu emissionsfreien Fahrzeugen, den unsere Industrie unternimmt.“
USA stärke den Fokus auf E-Mobilität auch politisch. Europa müsse nachziehen
Während andere Regionen den Übergang massiv fördern, versucht Europa, den Weg zur emissionsfreien Mobilität zu regulieren, und das geschieht nicht einmal auf harmonisierte Weise in der EU. In Hinblick auf Betrachtung des Weltmarktes führt er aus, dass die Euro-7-Normen auf den Weg gebracht werden, in Zeiten in denen wichtige Märkte wie die USA einen politischen Rahmen schaffen, der den Übergang zu fossilfreien Alternativen durch die Schaffung eines attraktiven Investitionsumfelds beschleunigen soll. So schaffe der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA massive Anreize, um sich auf batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge zu konzentrieren.
Zum Ende seines Statements spielt Lundstedt den Ball an das Europäischen Parlament und seine Mitgliedstaaten zurück. Mit der Bitte ihre Positionen zum Euro Vll-Vorschlag festzulegen. Idealerweise mit der Ausrichtung darauf den Übergang zur CO2-armen Mobilität im Lkw und Bus-Bereich zu fördern. Indem diese sich auf eine beschleunigte Flottenerneuerung konzentrieren und Investitionen in emissionsfreie Fahrzeuge priorisieren, die einen weitaus größeren Einfluss auf die Luftqualität und die CO₂-Emissionen haben werden.
Quelle: LinkedIn Martin Lundtstedt – Is EU playing with our net zero future?
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