Bundesnetzagentur will verordnete Möglichkeit zur Stromdrosselung
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Es klingt wie Hohn: Elektromobilität und emissionsfreie Heizungssysteme werden als Schlüsseltechnologien der Energiewende gesehen – und die Stromnetzbetreiber wollen die Stromversorgung dafür begrenzen. Eine entsprechende Möglichkeit zur temporären Stromrationierung ist Teil des Entwurfs der neuen Netzzugangsverordnung, die die Bundesnetzagentur vorgestellt hat. Unternehmen wie Tesla oder Heizungshersteller Viessmann kritisieren scharf.
Elektroautos und Wärmepumpenheizung brauchen Strom. So weit, so bekannt. Die Netzbetreiber scheinen jedoch vom Boom der letzten Jahre in beiden Technologien völlig überrascht. „Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln„, verteidigt der Präsident der Bundesnetzagentur seinen Plan im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Seine Strategie besteht jedoch nicht etwa im Ausbau der Netze oder der Integration smarter Lastverteiler, man möchte vielmehr eine Möglichkeit schaffen, die Stromversorgung in den Niedrigspannungs-Verteilnetzen vorübergehend zu drosseln. Elektroautos könnten dann an der heimischen Ladestation nicht mehr mit voller Leistung laden, und Wärmepumpen könnten nicht mehr die volle Heizleistung erbringen.
Gegen diese Brems-Strategie laufen sowohl Elektroautohersteller als auch Wärmepumpenlieferanten Sturm: Am Mittwoch ging bei der Netzagentur in Bonn ein gemeinsamer Brief von zehn Unternehmen ein, in dem das Vorhaben scharf kritisiert wird. Unterzeichner sind neben Tesla auch Viessmann sowie die VW-Tochter Elli. Die geplanten behördlichen Eingriffe würden die Akzeptanz für Schlüsseltechnologien der Energiewenden gefährden. Statt abzuriegeln müsse man Lösungen finden, die für eine Flexibilisierung der Stromnachfrage sorgen würden. Man fürchte außerdem, dass die Stromrationierung mancherorts zum Normalzustand werden könnte, wo die Netze schon länger zu schwach ausgelegt sind. Die Cheflobbyistin der deutschen Autohersteller, Hildegard Müller, fordert, dass die Bundesnetzagentur von dieser „verbraucherfeindlichen Idee einer zentral gesteuerten Drosselung“ Abstand nimmt.
Dass das gleichzeitige Laden von vielen Elektroautos und der Betrieb von Wärmepumpen die Netze belasten können, ist unbestritten. Ein Ausbau braucht Zeit und ist in vielen Fällen auch gar nicht notwendig. Technologien für das smarte Verteilen von Lastspitzen gibt es genug, die VW-Tochter Elli und der ostdeutsche Stromnetzbetreiber Mitnetz haben erst kürzlich in einem Piloprojekt bewiesen, dass eine intelligente anreizbasierte Lenkung der Stromnachfrage möglich ist. Diese Methoden seien außerdem „mit moderatem Aufwand und verfügbarer Technik rasch umsetzbar„. Kunden wären außerdem bereit, freiwillig zu bestimmten Zeiten zu laden, wenn ihnen dafür Anreize geboten werden. Darüber müssten die Netzbetreiber aber aktiv nachdenken, eine verordnete Drosselmöglichkeit ist jedenfalls die einfachere Variante.
Wie ungerne die Bundesnetzagentur über solche Anreizsysteme nachdenken möchte, zeigt die Reaktion des Netzagentur-Chefs Klaus Müller auf die Vorschläge: man sei offen, diese weiter zu prüfen, seiner Behörde seien aber derzeit „keine umsetzbaren Modelle bekannt„. Die Briefunterzeichner fordern daher, dass die Netzbetreiber zumindest binnen zwölf Monaten die von einer Drosselung betroffenen Netzteile technisch aufrüsten müsse. Andernfalls sollten Strafzahlungen verhängt werden.
Quelle: Frankfurter Allgemeine – Mit Anreizen gegen die Stromrationierung
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