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Mathias Knauer, Total Energies über den Weg hin zur Multi-Energie-Tankstelle

Mathias Knauer, Total Energies über den Weg hin zur Multi-Energie-Tankstelle

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In der aktuellen Folge beschäftigen wir uns mit dem Thema Ladeinfrastruktur, Ladeinfrastrukturausbau hier in Deutschland. Zu Gast habe ich Mathias Knauer, seines Zeichens Head of Sales & Solutions bei der TotalEnergies Charging Solutions Deutschland GmbH, die 2022 gegründet wurde. Gemeinsam unterhalten wir uns über die Entwicklung hin zur Multienergietankstelle und darüber hinaus.

Denn genau damit beschäftigt sich Matthias, mit den Ladeaktivitäten außerhalb von Tankstellen. Das heißt zum einen Ladaktivitäten beim Arbeitgeber, zu Hause, in Städten, im urbanen Alltag. Und da tauchen wir direkt rein ins Gespräch mit Mathias – viel Spaß damit. Nach der eingebundenen Folge findest du zudem das Transkript des Gesprächs, falls du etwas in Ruhe nachlesen möchtest.

Hinweis: Der Podcast wurde durch die aktuellen Entwicklungen: „Total verkauft Tankstellen und richtet sich neu aus“ ein wenig überholt. Daher gibt’s diese Podcast-Folge als Sonderausgabe, um die Hintergründe und Gedanken der Neufokussierung von Total ein wenig einordnen zu können.

Transkript: Mathias Knauer, Total Energies über den Weg hin zur Multienergietankstelle

Sebastian

Servus Mathias. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst, dass wir uns ein wenig über das Thema E-Mobilität, insbesondere in Hinblick auf die Ladeinfrastruktur austauschen. Du vertrittst hier heute TotalEnergies, ein Energieunternehmen, was auch in dem Bereich fast Fuß gefasst hat, und natürlich da auch in Zukunft noch weitere Anstrengungen, Bemühungen unternimmt, um den Markt der E-Mobilität auch ein Stück weit mitzuprägen. Bevor wir da allerdings in das Gespräch eintauchen, stell dich doch gerne mal unseren Hörern, Hörerinnen vor, dass wir auch wissen, mit wem wir es hier zu tun haben.

Mathias Knauer

Ja, super. Danke, Sebastian, dass du mich eingeladen hast, dass du uns eingeladen hast. Zu mir: Ich bin Mathias, bin verantwortlich bei TotalEnergies Charging Solutions Deutschland, einer neu gegründeten Organisation Ende letzten Jahres in Deutschland, für zwei Themenbereiche. Einmal, ich bin für den Markt verantwortlich, für den Rollout der Stationen, und zwar einmal im Eigeninvest, außerhalb der Tankstellen, und aber auch im Verkaufsmodell an unsere Kunden, denen wir die Ladelösung dann zur Verfügung stellen. Zum anderen bin ich auch für die Produkte verantwortlich, die wir dann am Ende bei den Kunden als auch bei den Interessenten-Standorten aufbauen.

Sebastian

Das heißt, du bist an sich schon prägend verantwortlich für den Ausbau der Ladeinfrastruktur bei TotalEnergies in Deutschland, prägst das mit. Du hast gesagt, ihr unterscheidet da zum einen zwischen eigenen Ladeparks, die ihr errichtet, und andere, die ihr dann über eure Kunden richten lässt. Kunden, um das klarzustellen, sind das dann die klassischen Tankstellenbetreiber, die das unter eurer Brand machen? Nur dass wir das da auch eingeordnet haben sozusagen. Oder was verstehst du darunter?

Mathias Knauer

Super Frage. Nein, nein, das sind Unternehmen, die für ihre eigene Flotte Ladeinfrastruktur benötigen. Ein Beispiel, das auch durch die Medien ging, ist die Firma ifm electronic, wo wir dort an deren Standorten bundesweit oder an einigen, die bundesweit verteilt sind, Standorte, Ladeinfastrukturlösungen aufgebaut haben und diese dann dort auch betreiben. Da kommen wir vielleicht auch im Laufe des Gesprächs noch mal dazu, aber das ist ja Teil der neuen Ladeverhaltensstrategie von den Kunden, nicht nur wie früher an den Tankstellen zu tanken, dort die Energie zu bekommen, sondern am Ende wird ja an viel, viel mehr Stationen in Zukunft geladen – am Arbeitsplatz, zu Hause, beim Supermarkt, an der Tankstelle natürlich auch und, und, und.

Also da gibt es ganz viele Use Cases Ladeverhalten und das ist natürlich ein ganz wesentlicher, weil zur Arbeit fahren viele, auch viele Unternehmen haben dort die Möglichkeit, Ladestationen aufzubauen – nicht jeder natürlich, aber es gibt doch da schon großes Potenzial. Das wird auf jeden Fall einer der Bausteine der Zukunft werden.

Sebastian

Definitiv. Und das zeigt uns ja auch schon wieder auf, dass es eben nicht nur damit getan ist, irgendwo Schnelllader hinzustellen und damit hat man das Problem der Ladeinfrastruktur gelöst, sondern das muss mit Sinn und Verstand angegangen werden, die ganze Geschichte. Und ich denke, gerade für euch als Energieunternehmen hat das auch starke Auswirkungen auf euer Geschäftsmodell an sich, weil ihr müsst ja jetzt auch komplett anders denken sozusagen, denke ich mal, wie es bei einer klassischen Tankstelle der Fall ist oder war bisher auf Verbrennerebene – jetzt dann noch mal unterstrichen durch das Verbrennerverbot ab 2035, da ist jetzt auch ein Ende ersichtlich irgendwo und es muss ja jetzt Zug auf die Geschichte draufkommen, damit ihr dementsprechend auch euer Geschäft in zehn Jahren, elf, zwölf Jahren gesichert habt.

Vielleicht magst du dazu mal auch ein paar Worte verlieren, was das für euch bedeutet, so eine Umstellung, weil Automobilhersteller haben an sich schon damit zu kämpfen. Für euch ist das, glaube ich, schon noch mal auf einer anderen Ebene dann zu betrachten.

Mathias Knauer

Ja, absolut. Super Beispiel mit dem Automobilhersteller. Das ist natürlich für einen Automobilhersteller sicherlich auch eine Herausforderung, aber die packen in ihre Karosserie einfach einen Elektromotor statt Verbrenner rein und eine Batterie dazu und dann sozusagen kann die Produktionskette relativ gleichmäßig weiterlaufen. Dass das natürlich viel schwieriger ist, ist mir schon klar, aber um es mal einfach zu machen.

Für uns jedoch hat das doch schon auch größere Herausforderungen und größere Aufwände, die dahinter sind, weil das hat einen Riesen-Impact auf unser Geschäftsmodell dann. Wir können nicht einfach an den Tankstellen eins zu eins Ladeinfrastruktur hinstellen und dort die Zapfsäulen herausreißen, wollen wir auch gar nicht. Das ist auch im Moment noch nicht angedacht. Aber wir sehen einfach, wir müssen heute die Weichen stellen für das Geschäft von morgen und einfach auch jetzt investieren und uns die tollen Locations sichern, die Marktposition dort, was Elektromobilität angeht, natürlich auch sichern.

Auf der anderen Seite wissen wir auch, dass Elektromobilität – und das muss ich der Vollständigkeit dazusagen – nicht das Einzige ist, also batterieelektrische Mobilität, was in Zukunft oder in den nächsten Jahren und Jahrzehnten attraktiv ist. Wir bauen beispielsweise heute schon an unseren Tankstellen, wir nennen es Multi-Energie-Tankstelle, Wasserstoff, CNG, LNG, aber auch Elektromobilität auf. Und das gehört natürlich dann zu einem Mix dazu, der in Zukunft relevant wird.

Und eine kleine Anekdote: Das Verbot von Neuzulassungen von Verbrennern ab 2035 passt vollkommen zu unserer CO₂-Neutral-Strategie. Wir wollen 2050 CO₂-neutral sein und da sind wir wirklich auf hartem Kurs. Und das bedeutet natürlich für uns als Unternehmen ein tiefgreifender Wandel, wo wir wirklich auch Eigeninteresse haben, dort auch hinzukommen.

Sebastian

Ja, sehr spannend.

Mathias Knauer

Letzter Satz: Elektromobilität ist an der Stelle da sicherlich aus meiner Perspektive ein ganz wesentlicher Baustein. Das sehen vielleicht die Kollegen in den anderen Bereichen sicherlich auch so, aber das ist nicht der Einzige, aber das ist das Wichtige.

Sebastian

Das ist mir schon klar. Wenn du deinen Kollegen aus dem Wasserstoff-Department fragst, dass er da seine Präferenzen hat, und wenn du in Gas reingehst, wird das auch noch mal anders sein, aber das ist der Natur der Sache oder des Jobs dann geschuldet, was ja auch nicht verkehrt ist, dass man breit denkt und dass man da auch je nach Nutzungskonzept schlussendlich dann auch dementsprechend die eine oder andere Strategie verfolgt.

Und es ist auch für euch eher positiv oder für uns positiv zu sehen, dass ihr breiter denkt und sagt: „Okay, wir versteifen uns nicht nur auf diese eine Geschichte“, weil eins ist auch klar: 2035 gibt es keine neuen PKWs mehr als Verbrenner oder Diesel, aber wir haben ja auch einen riesigen Altbestand, der ja auch noch vorhanden ist, der ja auch noch betankt werden möchte. Und deswegen verstehe ich auch, dass ihr nicht eins zu eins den Austausch aktuell vornehmen könnt, weil ihr müsst auch sowohl die alte Generation versorgen als auch die Zukunft dann schlussendlich und das wird auch eine Herausforderung sein.

Zwei Herausforderungen, die du jetzt auch schon benannt hattest, ist dieser Erhalt der kritischen Infrastruktur von dem aktuellen Geschäft und auch der Ausbau, der Einstieg in das Morgige. Und da seid ihr jetzt auch dran, ein breites Energieangebot zu schaffen. Wie geht ihr das denn aktuell an? Was ist denn der aktuelle Stand der Dinge jetzt bezogen auf den deutschen Markt? Was sind da aktuell eure Pläne? Was habt ihr schon kommuniziert? Was könnt ihr kommunizieren? Dass wir einfach mal so einen Eindruck davon bekommen, wie ihr das ganze Thema dann auch treibt.

Mathias Knauer

Ganz wichtiger Punkt. Das eine ist natürlich, wir haben einfach einen Auftrag hier. Wir betreiben kritische Infrastruktur. Jeder möchte am Ende, der noch kein Elektrofahrzeug fährt, an die Tankstelle fahren und sicher sein, dass er da morgen auch noch tanken kann, Otto- oder Dieselkraftstoff. Das ist klar und das bleibt auch erst mal da. Und um es auch mal ganz einfach zu machen: Das ist das, was auch im Moment dieses Neuaufbaugeschäft, wo wir sehr, sehr viel Geld in die Hand nehmen, auch bezahlt. Also das heißt, das wird auch noch bleiben und das ist auch gut so. Es gibt ja auch noch viele Hürden in der Elektromobilität, das ist auch klar. Ich glaube, jeder hat da schon seine eigenen Storys. Aber dennoch, das muss erst mal bleiben und das müssen wir weiter betreiben.

Das Zweite ist, wir müssen wirklich schauen, dass wir in Zukunft an relevanten Orten sind, wo später geladen wird. Wie zuvor besprochen, ich hatte eben schon angesprochen: Die User Story, das Ladeverhalten wird sich verändern und das geht halt dahin, dass es nicht mehr nur an den Tankstellen ist, sondern es ist ganz konkret, es ist an vielen Orten. Überall dort eigentlich, wo das Auto steht, kann es ja auch theoretisch geladen werden. Das ist zu Hause, das ist am Arbeitsplatz, das ist am Supermarkt, also während des Einkaufens, natürlich aber auch im Transitbereich, wo ich dann schnell mal Energie nachladen muss an einer HPC-Ladestation. Und im Grunde sind wir an all den Orten heute schon unterwegs und haben Projekte.

Ich nenne mal ein paar Beispiele: Wir bauen jetzt mit dem Berliner Senat in Berlin AC-Ladeinfrastruktur aus. Da haben wir uns dazu entschlossen, dass wir dort auch mit einsteigen. In anderen Ländern machen wir das schon sehr prominent. In Paris, Amsterdam, London, Singapur, in Brüssel, da haben wir schon tolle Projekte und in Deutschland jetzt auch in Berlin. Das machen wir.

Wir gehen aber auch zu Supermärkten. Das kann ich noch nicht ganz bestätigen, aber da haben wir eine ganz große Aktivität auch vor, weil es einfach ein relevanter Ort ist. Supermärkte, überall, wo man einkaufen kann, ist einfach interessant; aber auch natürlich, und das hatte ich eben schon gesagt, bei Unternehmen, wo wir Ladelösungen auch verkaufen und dort die Elektromobilität für Flotten auch möglich machen. Also prinzipiell an allen Orten und natürlich, allem voran, an unseren Tankstellen, dass ich das nicht vergesse. Und da geben wir in den nächsten Jahren hunderte Millionen Euro aus, in Deutschland alleine, weltweit mehrere Milliarden Euro, um einfach da relevant zu sein, um da die Elektromobilität, also die CO₂-neutrale Mobilität auch zur Verfügung zu stellen.

Sebastian

Sehr spannend. Vielen Dank schon mal für diese Einblicke und bleiben wir vielleicht mal bei eurem, ich nenne es mal Kerngeschäft jetzt aktuell erst mal noch, bei den Tankstellen, weil es wird sich ja nicht nur ändern, dass ihr jetzt anstatt einer Benzintanksäule eine Schnellladesäule beispielsweise hinstellt, sondern ihr müsst wahrscheinlich auch dieses ganze Konzept Tankstellen ein Stück weit anders rechnen oder anders betrachten, weil beim Tanken bin ich fünf Minuten vielleicht maximal vor Ort. Wenn ich jetzt mit einem Schnelllader lade, bin ich halt trotzdem auch eine Viertelstunde bis 20 Minuten da, wo ich eventuell als E-Autofahrer, -fahrerin auch ein Stück weit mehr Angebot mir Wünsche, erwarte.

Ich nutze das beispielsweise, wenn wir längere Touren haben und wir machen da einen Stopp, gehen wir immer einen Kaffee trinken, essen eine Kleinigkeit, wollen da ein wenig verweilen. Das wird ja auch wahrscheinlich diese ganze Denkweise, die ihr da betrachtet, nicht nur auf die Ladestation an sich beziehen, sondern eben auch auf das ganze Umfeld. Kannst du uns da vielleicht ein paar Eindrücke, Einblicke geben?

Mathias Knauer

Das ist eine ganz spannende Frage. Das sehen wir genauso. Also wir glauben, dass wir an unseren Tankstellen, die wir heute schon haben, unser Angebot stärker ausbauen müssen, was genau solche Services angeht. Das sehen wir genauso. Am Ende wollen wir das nicht mehr Tankstelle nennen oder nennen wir heute schon nicht mehr Tankstelle, sondern service station. Das heißt, wir wollen hingehen und dem Kunden an dem Ort, an dem er Energie sich besorgt, einen Service anbieten. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Das ist eine Toilette, das sind warme Speisen, warme Getränke, aber auch vielleicht eine Aufenthaltsmöglichkeit, dass er oder sie dort an dem Ort sich auch wohlfühlt. Da wollen wir hin und da investieren wir auch, also das ist uns auch sehr bewusst.

Jetzt auch extra dafür gehen wir neue Partnerschaften ein, um die Services einfach in der Qualität noch mal nach vorn zu bringen. Also da sind wir wirklich an vielen, vielen Themen dran.

Sebastian

Weil ihr wahrscheinlich auch seht, wenn ich jetzt als E-Autofahrer da die Wahl habe: Okay, ich habe hier die Ladestation. Da steht auch nur mal ein Schnelllader, unüberdacht und es regnet draußen. Oder fünf Kilometer weiter hätte ich jetzt von TotalEnergies eine Lösung mit Aufenthaltsraum, warmen Speisen und Getränken, dass ich als Fahrer dann auch eher dazu tendiere, euer Angebot wahrzunehmen. Das wird ja auch mit ein Beweggrund dafür sein, weil das Ganze muss sich ja schlussendlich refinanzieren. Ihr könnt ja nur gewissermaßen in Vorleistung gehen, aber irgendwann muss das auch das Altgeschäft ersetzen. Und das wird auch ein Teil der Überlegung wahrscheinlich sein von eurer Seite aus.

Mathias Knauer

Absolut, ja. Also, das ist genauso ein Thema. Wir überlegen uns heute, wie wir mit den Riesen-Assets – also wir haben 1.200 Tankstellen in Deutschland und sind damit die Nummer 3 in Deutschland, was Tankstellenbetreiber angeht –, das sehen wir auch, dass wir dort was machen wollen und müssen, das ist ja auch klar und da wollen wir natürlich hin. Also wir wollen dort die Standorte, die auch relevant sind, mit Ladeinfrastruktur … Nicht jeder geht auch, also alleine bautechnisch – wenn kein Platz ist, kann ich da auch keine Ladestation hinsetzen, oder kein Netzanschluss verfügbar. Da gibt es auch doch die eine oder andere Hürde. Aber klar, aber da, wo es geht und da, wo wir der Meinung sind, dass das relevant ist, bauen wir natürlich zum einen unsere Shops aus oder unsere Angebote, unsere service station aus – zum anderen müssen wir da natürlich auch dann ordentlich Ladeinfrastruktur hinbauen, was wir auch tun, heute schon.

Sebastian

Ich denke, das ist auch der richtige Weg, das dann so anzugehen und auch mit Sinn und Verstand und dort auszubauen, wo es eben auch Sinn ergibt. Dort, wo mehr E-Mobilisten unterwegs sind, baut man natürlich zunächst mal das Angebot aus, als da, wo vielleicht einmal am Tag irgendjemand vorbeikommt und mal spontan lädt. Das muss man ja auch ein Stück weit wahrscheinlich berücksichtigen.

Mathias Knauer

Ja, absolut. Das spielt übrigens auch eine große Rolle an Standorten – jetzt gehe ich mal kurz mal außerhalb der Tankstellen, weil das ist eher mein Beritt, gebe ich zu, und das ist auch ein ganz neues Feld bei uns, aber das ist natürlich auch das, was uns interessiert –, wir wollen außerhalb der Tankstellen, das Prinzip gilt genauso an unseren Tankstellen: Am Ende müssen wir Geld mit verdienen und wollen natürlich da nicht eine Station aufs Land stellen, wo am Ende keiner lädt. Das ist vergeudete Ressource, wo an der anderen Stelle ganz, ganz viele E-Fahrer sind, die dort gerne laden würden oder müssten, und da steht dann keine Station. Also das heißt, da gehen wir natürlich dorthin, wo es relevant ist. Das gilt an unseren Tankstellen als auch außerhalb der Tankstellen sicherlich im gleichen Prinzip.

Und da müssen wir natürlich auch schauen: Wo wird da geladen? Was sind das für Leute, die dort laden? Haben die überhaupt ein Auto? Wie oft fahren die da hin? Wo ist die Ladestation dann an diesem Ort aufgebaut – hinter dem Haus oder direkt vorn erste Reihe? Wenn ich jetzt an einen Supermarkt beispielsweise denke. Aber genau, am Ende muss das sich lohnen und sinnvoll sein. Am Ende muss es sinnvoll sein für Kunde als auch für uns.

Sebastian

Das denke ich auch, weil sonst kann es ja nicht funktionieren. Jetzt hast du vorhin auch schon erzählt, das kommt mit der einen oder anderen Herausforderung sozusagen mit sich, teilweise mit Herausforderungen, die ihr auch selbst nicht steuern könnt. Also was wir jetzt auch schon mitbekommen haben von anderen Podcast-Teilnehmern oder auch aus Gesprächen aus der Szene, dass gerade diese Kapazität bei den Netzbetreibern im Moment auch so ein Stück weit ein begrenzender Faktor ist bei dem Ausbau der Schnellladeinfrastruktur, weil Anfragen nicht so schnell beantwortet werden, die Umsetzung könnte schneller gehen, wie man sich das wünscht.

Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht, dass ihr da auch ein Stück weit von außen ausgebremst werdet? Es könnte jetzt ja auch politischer Natur sein, dass vielleicht Städte dann gewisse Plätze auch sperren und sagen: „Wir wollen zwar Ladeinfrastruktur, aber bitte nur hier, kurz vorm Wald da hinten, wo eh keiner hinkommt, aber da hätten wir noch Platz.“ Das werden auch alles Themen sein, die euch ein Stück weit in eurem Vorwärtsstreben dann auch ausbremsen.

Mathias Knauer

Ja, die Elektromobilität hat viele Hürden gehabt in den letzten Jahren und die Hürden sind nicht kleiner geworden – so kann man das sagen. Also wir sehen doch, es gibt verschiedene Themen, die man da sich anschauen kann. Das eine ist natürlich, genau wie du sagst, das Thema Netzausbau. Da sehen wir wirklich einen Bottleneck bei den Netzbetreibern. Und ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die das nicht böse meinen, sondern dass die einfach mit den vielen Anfragen überfordert sind, weil einfach dezentrale Energieerzeugung plötzlich auf dem Zettel ist, bei denen immer neue Anfragen kommen, Netzausbau muss dort geschehen. Und dann kommt auch noch jemand, der große Verbraucher da aufbaut, wie Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Das ist natürlich ein großer Hemmschuh, muss man einfach klar sagen. Und da kommt direkt das zweite Thema, was dann angrenzt. Das ist das Thema Trafos. Da sehen wir auch einen Riesenandrang an Trafos und das bremst natürlich ungemein, dass wir da nicht so schnell sind, wie wir eigentlich uns das vorstellen. Was wir aber auch sehen mittlerweile, ist auch das Thema der Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur selber. Da haben wir doch auch große Sorge, dass der Markt da schneller hochwächst, als dass die Produktionskapazität, ähnlich wie bei den Trafos, hinterherkommt. Das wird sich jetzt aber erst mal zeigen. Also ich bin da noch ganz guter Dinge, aber dennoch, das sind schon so kleinere Bausteine, die dazukommen.

Was wir aber auch sehen und wo ich auch sehr unzufrieden bin, ist mit das ganze Thema mit dem Payment-Terminal. Aktuell, zum 1.7., sollen wir Payment-Terminals in allen Stationen aufbauen. Und ich kann da direkt sagen: Das ist eines der Showstopper-Themen gerade in Deutschland für den Ladeinfrastrukturaufbau.

Ich mache es mal ganz pragmatisch: Ich muss heute eine Ladestation bestellen, damit die, ich sage mal, im zweiten Halbjahr da ist, so eine DC-Station, so ganz grob. Aber ich muss die heute schon mit Payment-Terminal bestellen – und das kann ich nicht, weil der Ladestationshersteller möglicherweise noch gar keine im Angebot hat. Das heißt, ich kann noch gar keine Station bestellen, die ich vielleicht im zweiten Halbjahr aufbauen möchte, die ein Payment-Terminal hat. Also, das ist wirklich gerade ein großes Thema.

Das ist aktuell ein rein deutsches Thema. Ich höre aber auch, dass das möglicherweise ein internationales Thema werden könnte. Aber das ist gerade für die Elektromobilität in Deutschland ein ganz konkreter Showstopper, weil die vielen Unternehmen gerade überfordert sind: Was mache ich jetzt eigentlich? Muss ich da jetzt gar nichts machen? Muss ich stillstehen, bis da jemand eine Ladestation anbietet, die das kann? Oder kann ich jetzt doch noch eine kaufen ohne Payment-Terminal?

Das ist gerade echt ein Thema und wir sehen das ganz konkret am Berliner Modell, was ich vorhin auch angesprochen habe. Da ist ein Ladestationshersteller benannt, das ist die Firma Compleo, die dort von den Spezifikationen auch vorgegeben ist, ein Stück weit – sicherlich mit links und rechts Ausnahmen, aber das ist die Hauptstation, die gerade in Berlin aufgebaut wird. Und der Ladestationshersteller hat Ende letzten Jahres Insolvenz angemeldet, in Eigenverwaltung. Und dass der einzige Hersteller, der das so richtig auf dem Zettel hatte. Es gibt natürlich links und rechts schon noch mal eine Alternative, aber auch nichts, wo wir jetzt als großer Konzern sagen, das funktioniert und das ist zuverlässig. Das sind schon doch an der einen oder anderen Stelle harte Showstopper oder harte Brocken, die uns auf dem Weg liegen, auf dem Pfad der klimaneutralen Mobilität.

Sebastian

Vor allem, weil ihr das ja auch nur ein Stück weit selbst natürlich vorantreiben könnt. Ihr habt den Willen, das auszubauen. Ihr wollt da etwas machen – jetzt gerade das Berliner Beispiel, so wie du es genannt hast. Ich glaube, bei Compleo hatte keiner damit gerechnet, dass das solche Schläge macht.

Mathias Knauer

Aber nichtsdestotrotz müssen wir jetzt als Unternehmen überlegen: Wie gehen wir jetzt mit der Situation um? Für DC haben wir eine Lösung oder sind wir dran – so muss man das sagen –, so wie viele andere. Aber für AC werden wir jetzt ganz konkret Aktivitäten auch machen oder haben schon gemacht, auch gemeinsam mit dem Senat, dass wir mal eine Stellungnahme abgegeben haben, dass wir nicht in der Lage sind, hier laut LSV, also Ladesäulenverordnung, Stationen mit Payment-Terminal im AC-Segment zum 1.7. aufzubauen. Und ich glaube auch nicht, dass das im Interesse der Bundesregierung ist, dass wir hier daran festhalten an dem 1.7. Also ich gehe davon aus, dass das nach hinten geschoben wird. Die Frage ist nur: Wann? Und da ist so die Unsicherheit, auch für uns.

Wie zuvor besprochen, ich muss jetzt Ladestation bestellen – und haben die jetzt ein Payment-Terminal mit drin oder nicht? Weil die werden erst dann produziert und das dauert, bis die da sind. Das sind einfach genau, die die Überlegungen, die wir uns gerade machen, und wir werden höchstwahrscheinlich genau über diese Ausnahmeregelung, die wir dann versuchen zu erwirken, ohne Payment-Terminal die Ladesäulen aufbauen – könnte ich mir gut vorstellen. Da sind wir gerade bei.

Sebastian

Ja, sehr spannend. Also langweilig wird dir anscheinend in deinem Job nicht und auch deinen Kollegen und Kolleginnen. Wollen wir vielleicht noch zusammen so ein Stück weit einen Blick in die Zukunft wagen? Wohin geht denn aus eurer, deiner Sicht die Reise der E-Mobilität? Was können wir denn da in Hinblick auf Ladestationen vielleicht, auf Batteriegrößen, Reichweiten und so weiter denken? Habt ihr da Ansätze, Überlegungen, weil ihr denkt ja jetzt nicht nur ein, zwei Jahre im Voraus, sondern ihr habt ja eure Vision 2050, CO₂-neutral. Das heißt, ich sage mal, ein Zehnjahresplan wird hier irgendwo schon vorhanden sein, wo auch solche Überlegungen dann ein Stück weit einfließen werden?

Mathias Knauer

Also das ist eine ganz spannende Frage. Wenn wir jetzt einfach mal ein paar Jahre zurückschauen, da war die 50-KW-DC-Säule einfach das Nonplusultra und kein Auto konnte 50 KW laden oder ganz wenige nur – und das war irgendwie das Nonplusultra. Und das hat sich heute aber massiv verändert. Die Ladetechnologie hat sich massiv nach vorn entwickelt, aber auch die Batteriegröße und damit natürlich auch die dauerhafte Ladegeschwindigkeit oder Ladeleistung in dem Fall. Und was wir erwarten, ist, dass das alles noch mehr wird. Das heißt, die Batterien werden größer werden, die Ladegeschwindigkeit wird größer werden. Wir sehen die 800-Volt-Technologie, die wirklich jetzt im Massenmarkt Einzug hält. Die ermöglicht einfach wirklich lange und hohe Ladeleistungen. Und das wird sicherlich so weitergehen. Da bin ich mir sehr, sehr sicher.

Auf der anderen Seite als Ladestationsanbieter hat das natürlich für uns jetzt die Herausforderung, dass wir jetzt die Technologie setzen beziehungsweise die Charging-Set-ups setzen, die in Zukunft dann dort Einzug halten sollen. Das heißt, wir müssen jetzt die neueste Technologie einsetzen, 300-KW- bis hin zu auch 400-KW-Ladestationen, gerade im Transitbereich an unseren Tankstellen, um einfach sicherzustellen, dass wir dann auch nicht in drei, vier Jahren das Gleiche erleben wie mit den 50-KW-Säulen, die dann plötzlich wirklich gemieden werden. Aber das ist das, was wir auch gerade einberechnen – wo wir aber auch uns sicher sind, dass das nicht unendlich weit hochgeht, zumindest im PKW-Bereich. Bei E-Trucks sieht das anders aus. Über den MCS-Standard haben wir da ganz andere Ladeleistungen, aber für den PKW-Bereich wird das sicherlich bis 400 KW auch relevant werden. Und das bauen wir jetzt genauso auf.

Sebastian

Ja, sehr schön. Also vielen Dank für die spannenden Einblicke, Mathias, die wir jetzt hier bekommen haben im Gespräch. Da haben wir doch einiges gelernt, wie so ein Energieunternehmen sich dann auch für die Zukunft oder auch jetzt für die Gegenwart schon aufstellt, ausrichtet und dann aber auch tatsächlich halt schon drei, vier Jahre im Voraus denken muss. Gerade wenn wir jetzt dieses letzte Thema da hatten, mit Ladeinfrastruktur: Wie kannst du die entwickeln? Wie entwickelt sich Ladeleistung? Das sind auch alles schlussendlich Faktoren, die ihr immer nur bedingt in der Hand habt, wo ihr auch nur drauf reagieren könnt, wo ihr am Puls der Zeit sein müsst, damit ihr da auch dementsprechend in fünf Jahren noch ein Angebot für eure Kunden dann habt, dass die anspricht und wo die auch überzeugt sind.

Von daher vielen Dank von meiner Seite aus für deine Zeit, für diese Einblicke, die wir bekommen haben, und ich bin gespannt, wenn wir uns in Zukunft noch mal austauschen, wie ihr mit den Herausforderungen umgegangen seid und wie eure Kunden, Kundinnen auch euer Angebot dann annehmen, das ihr jetzt gerade auf- und ausbaut.

Mathias Knauer

Vielen Dank für die Einladung. Vielen Dank für das Gespräch, Sebastian.

Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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