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Ralph Kranz über Nio Houses, Expansion und Batteriewechsel

Ralph Kranz über Nio Houses, Expansion und Batteriewechsel

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Nio hat vergangene Woche, in Frankfurt am Main, das zweite Nio House Deutschlands eröffnet. Wir waren zugegen, haben nicht nur dem Nio House einen Besuch abgestattet. Sondern uns auch mit Ralph Kranz, General Manager Nio Germany, über das Unternehmen, deren Vision, Expansionspläne, Batteriewechsel-Technologie und nicht zuletzt über die Nio House ausgetauscht.

Wer möchte, kann künftig, zentral gelegen im pulsierenden Herzen der Kultur- und Finanzmetropole, direkt am Eschenheimer Turm (Große Eschenheimer Straße 16, 60313 Frankfurt am Main), ebendiesem Nio House einen Besuch abstatten. Erwarten darf man hierbei eine neue Szene-„Off-Location“ für Kunst, Kultur, Musik und mehr. Auch unseren Podcast kann man dort hören, während man einen Kaffee oder einen Skylime genießt. Letzterer ist der City Drink für das Nio House Frankfurt. Inspiriert von der berühmten Frankfurter Grünen Soße hat Nio einen Cocktail entwickelt, der fruchtig schmeckt und gleichzeitig an die berühmte Frankfurter „Grie-Soß“ erinnert.

Nio

Mit dem Nio ET7, Nio ET5 und Nio EL7 sind dort aber auch alle Elektroautos vertreten, die wir fortan in Deutschland auf der Straße sehen werden. Aber auch der Nio EP9, welcher 2017 auf der Nürburgring-Nordschleife den Rundenrekord für Elektrofahrzeuge aufstellte, ist zu Gast. Sowie Nio EVE, welche die Vision des autonomen Fahrens der Zukunft verkörpert, ist dort zu sehen.

Da wir Ralph Kranz im Podcast zu Gast haben, soll er aber am besten selbst ein paar Worte zum Nio House Frankfurt verlieren. Wir gehen direkt rein in die Folge. Viel Freude damit.

Transkript zu Ralph Kranz über Nio Houses, Expansion und Batteriewechsel

Sebastian

Hallo Herr Kranz. Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, dass wir uns ein wenig über NIO austauschen können, da einen Blick hinter die Kulissen erhaschen sozusagen, jetzt auch hier zur Eröffnung des NIO House in Frankfurt.

Bevor wir allerdings auf die Marke eintauchen, die NIO Häuser und auch die Modelle, können Sie sich vielleicht selbst unseren Hörer:innen vorstellen.

Ralph Kranz

Ja, vielen Dank, dass das geklappt hat. Vielen Dank, dass ich hier sein darf. Mein Name ist Ralf Kranz. Ich bin 50 Jahre alt. Ich bin als General Manager bei NIO angestellt seit einem Jahr. Habe irgendwann mal, das war 1999, angefangen in der Automobilindustrie. Habe verschiedene Stationen hinter mir bei Toyota Deutschland, später Aston Martin, zuletzt zehn Jahre für Volvo. Und wie zuvor erwähnt, jetzt bin ich bei NIO.

Sebastian

NIO, von denen hört man jetzt immer mehr. Denn sozusagen aus China heraus, kommt ihr hier nach Europa, deutschen Markt. Vielleicht können sie das auch ein Stück weit kurz einordnen, die Marke, wie alt, wie es losgegangen und wie geht es jetzt aktuell, dann eben mit Schritten hier nach Europa.

Nio
Ralph Kranz

Ja, wichtig ist ein Datum, das ist 2014, wo das Unternehmen gegründet worden ist. Und das nächste Datum, auf das ich dann springen möchte, ist 2022, Oktober letzten Jahres. Dort sind wir hier in Deutschland angetreten, haben den Marktlaunch in Berlin hinter uns gebracht. Das sind die beiden wesentlichen Daten, um das mal zeitlich einzuordnen.

Sebastian

Und vor allem aus China heraus, da nimmt man euch jetzt wahr. Es gibt mehrere Marktbegleiter, die jetzt eben da auch aktiv sind. Ihr seid jetzt mit die Ersten, die dann auch mit Stückzahl hier nach Europa dringen oder auch mit einem Plan dahinter. So macht es zumindest den Anschein.

Jetzt habt ihr aktuell zwei Modelle hier aktiv. Nächste Woche, wenn wir den Podcast online bringen an dem Mittwoch, wird dann schon das dritte Modell da sein.

Vielleicht können Sie da zu den drei Modellen, die wir jetzt vor allem hier in Deutschland haben, die ein Stück weit einordnen, wie die sich bewegen, ob die alle auf einem Segment unterwegs sind, dass wir da einfach auch einen Überblick darüber bekommen.

Ralph Kranz

Ja, zuerst mal muss man sagen, dass unsere Fahrzeuge Premiumfahrzeuge sind. Das heißt, wir bewegen uns definitiv im Premiumsegment und sehen uns als Wettbewerber der deutschen klassischen Premiumhersteller.

Wir bedienen verschiedene Segmente – das fängt an mit dem klassischen D-Segment, das ist alles, was im Mittelklassebereich, um mal ein paar Wettbewerber zu nennen, Audi A4, BMW 3er, Mercedes-Benz C-Klasse usw. angeht – mit dem ET5.

Ferner gibt es einen ET7. Das Fahrzeug ist, ich sage mal vom Package her positioniert, zwischen einer Mercedes E- und einer Mercedes-S-Klasse. Und zu guter Letzt haben wir noch den EL7. Das Fahrzeug ist im klassischen SUV-Segment BMW X5, Audi Q7 usw. positioniert. Um das mal anhand der Wettbewerber einzuordnen.

Elektroauto-News.net
Sebastian

Ja, das ist, glaube ich, ganz gut, dass wir eben genau diesen Vergleich auch ein Stück weit hinbekommen können. Den ET7 hatte ich jetzt vor, ich glaube, drei Wochen war es tatsächlich her, wo ich den dann auch mal selbst fahren konnte. Und wir bekommen ja auch verschiedenste Testwagen bei uns zur Verfügung gestellt, auch von euren Marktbegleitern, die sie jetzt genannt haben.

Und kann man glaube ich, darf man definitiv festhalten: Verstecken müsst ihr euch da nicht von der Verarbeitung und auch von dem Gesamt-Package, was denn angeboten wird. Der einzige Kritikpunkt, der mir eingefallen wäre oder aufgefallen ist, ist das Thema Ladegeschwindigkeit, wo er im Vergleich dann ein Stück weit schlechter abschneidet. Weil man es eben gewohnt ist in dem Preissegment, wo sich ET7 dann auch bewegt, den schon mal 200 Kilowatt dann in die Richtung zu laden.

Das macht ihr jetzt allerdings wett mit einem anderen System, auf, das ihr in China schon gesetzt habt oder auch weiterhin setzt, sozusagen mit Nachdruck: der Batteriewechsel. Vielleicht können Sie unsere Hörer:innen da auch ein Stück weit abholen, was darunter zu verstehen ist. Weil ich glaube, das haben die wenigsten mittlerweile mitbekommen, dass es so ein Thema hier auch in Deutschland gibt, jetzt demnächst oder aktuell auch schon.

Ralph Kranz

Ja, vielleicht kann man zu Beginn sagen, dass dieser Batteriewechsel eine Technologie ist, die sich mittlerweile bewährt hat. Wir haben in China über 1300 Stationen, an denen mittlerweile über 14 Millionen Swap Vorgänge durchgeführt worden sind.

Steigen wir mal mit der Batteriewechsel-Technologie ein. Das ist eine mittlerweile bewährte Technologie, die wir in China an mittlerweile fast 1300 Stationen über 14 Millionen Mal durchgeführt haben. Das heißt, rein rechnerisch ist das alle 1,8 Sekunden am Tag ein Swap.

Wichtig zu sagen ist, dass dieser Swap ganze fünf Minuten dauert. Wir haben eben über das Thema Charging gesprochen, das heißt wir sind, was die Swapping Geschwindigkeit oder die Batterietauschgeschwindigkeit angeht, genau genommen genauso schnell unterwegs wie der klassische Tankstopp.

Und das ist auch etwas, wo wir überzeugt sind, dass das gerade Fahrer:innen von klassischen Verbrennermotoren motivieren kann, doch ein E-Auto zu nehmen. Denn diese Reichweitenangst und die Ladezeitenangst sind etwas, was im Moment immer noch der Haupthindernisgrund ist beim Kauf, den wir sehen. Und da stellen wir uns halt anders auf als andere Elektroautohersteller.

Nio
Sebastian

Also ich konnte die Erfahrung selbst machen in Zusmarshausen. Bei München in der Nähe habt ihr so eine Batterie Swap Station. 4 Minuten 20 habe ich gebraucht für meinen Wechsel. Ich hätte nicht mal aussteigen müssen, was ich beim Verbrenner ja sogar noch muss, um den Tankrüssel hereinzubringen.

Und war schon ein Erlebnis, muss man ganz klar sagen. Wird ja aber auch erst funktionieren, wenn wir dann eben entsprechend hochskalieren, dass wir dann auch diese Batteriewechsel-Stationen in den entsprechenden Abständen haben.

Jetzt haben Sie eben schon gesagt, in China sind es über 1300 Swap Stations, die vorhanden sind. Die Ausbaupläne wurden genannt für dieses Jahr dort. Wie schaut es denn für Deutschland aus? Wird es bei den zwei, drei Swap Stations bleiben, die wir aktuell haben oder wie sind dort die Entwicklungspläne? Was können Sie dazu sagen?

Ralph Kranz

Ja, ich kann sagen, dass wir in Europa auf über 100 Stationen zum Ende des Jahres kommen wollen, die operativ sind. Davon wird sicherlich ein Großteil auf Deutschland fallen. Wenn wir nach Deutschland schauen, ist es so, dass wir aktuell zwei Stationen haben. Das eine ist die in Hilden, das andere ist die in Zusmarshausen, wie Sie eben erwähnt haben. Die beiden sind schon operativ.

Wir haben in Berlin eine weitere Station stehen, die aktuell noch intern genutzt wird. Dort führen wir einige interne Tests durch. Ich kann aber an der Stelle sagen, dass wir einiges an Baugenehmigungen eingereicht haben, dass zwei weitere aktuell sich im Bau befinden und dass wir mit einer dritten weiteren kurzfristig mit den Baumaßnahmen beginnen.

Und wenn ich diese Swapping Stations, die gerade im Bau sind und für die wir die Baugenehmigungen beantragt haben, einfach mal in Strecken zum Ausdruck bringen kann, dann ist es so, dass Sie in Kürze schon vom Ruhrgebiet oder vom Rheinland aus bis nach Kitzbühel sich bewegen können, nur mit einem Swap.

Eine andere Strecke, die wir abdienen, ist Hamburg Amsterdam. Sie könnten rein theoretisch von Karlsruhe bis nach Berlin fahren, nur mit Swap und ohne zu chargen. Eine weitere Strecke wäre von Mönchengladbach nach Hamburg oder aus dem Rhein-Main-Gebiet Frankfurt Wiesbaden bis hoch an die ostfriesische Küste, nach Emden, auf die Insel Norderney oder Juist usw. Also das sind Strecken, die wir ausbauen und wo wir uns im Moment auf den Verkehr entlang der Autobahn konzentrieren.

Sebastian

Thema Reichweitenangst wäre damit auch ad acta gelegt, sozusagen.

Elektroauto-News.net
Ralph Kranz

Ja, das ist für uns natürlich ein ganz großer USP, der mit der Marke in Verbindung wahrgenommen wird von den Usern. Und vielleicht kann ich auch noch mal auf das Thema Preis eingehen. Man muss einfach sehen, dass wir unsere Fahrzeuge preislich auch gegen den Wettbewerb positioniert haben. Wir aber, wenn wir das Beispiel ET5 nehmen, inklusive der kleinen 75 Kilowattstunden-Batterie bei 59.500 € brutto UPE sind. Wenn man die Batterie von 12.000 € rausrechnet, sind wir dann noch bei 47.500.

Und wir haben eben angesprochen, dass das Mietmodell in der Batterie, das ist so, dass Sie die Batterie dann für 169 € im Monat mieten können. Das Gute ist, der User hat immer wieder eine neue, eine frische Batterie. Das heißt, wenn wir Innovation auf den Markt bringen, was die Batterietechnik angeht, ist diese austauschbar und ist nicht wie bei anderen Elektroautos fix verbaut.

Das ist ja auch eine Angst vieler Autofahrer:innen in Deutschland, dass sie gerade bei der Batterie ein altes Auto haben. Das Auto ist immer up to date. Hinzu kommt, dass wir die Möglichkeit haben, über dieses Thema Swapping gegen eine Gebühr einen ganz schnellen Ladevorgang zu haben, wo sie dann wahrscheinlich in der Zukunft eine gewisse Anzahl von Swaps als Basis freihaben und alles, was darüber hinausgeht, dann entsprechend bezahlen.

Sebastian

Hört sich gut an. Ich werde gleich noch mal auf das Thema Hardware eingehen, vorher aber noch kurz bei den Stationen bleiben. Da kam die Rückmeldung bei uns aus der Community oder die Sorge. Man bekommt es mit, deutsche Startups Sono Motors, die es eben auch nicht geschafft haben, den Sion auf die Straße zu bringen.

Da seid ihr natürlich mit euren Modellen schon weiter und auch mit dem Hintergrund aus China, wo man auch sieht, dass das funktioniert. Aber wir reden ja jetzt bei so einer Swapping Station, die mit 13, 14 Batterien, die da vorgehalten werden, teilweise auch von einem entsprechenden Investor auch erst mal getragen werden muss.

Wo dann ja auch zurecht die Frage aufkommt oder zumindest kam die Frage auf: Ist das dann in der Masse auch handelbar? Und ist es überhaupt sinnvoll, so viele Batterien vorzuhalten? Verbindet ihr die Batterien, die da sind, vielleicht auch schon mit einer Anbindung ans Stromnetz, dass die quasi irgendwie auch genutzt werden, um dann Stromspitzen abzufangen, dass man da auch noch mal Nutzen hat?Was ist denn da die Strategie von euch dahinter?

Elektroauto-News.net
Ralph Kranz

Genau, also dieses bidirektionale Laden mehr oder weniger oder dass wir Energie zurückführen ins Netz, das ist im Moment noch nicht möglich. Aber das ist sicherlich etwas, worüber man mal nachdenken muss.

Wenn Sie sich vorstellen, dass in so einer Station nachher zwölf Batterien sind, mit jeweils 100 Kilowattstunden, ist das eine gewisse Energiemenge und die schon von sich aus einfach auch ein Asset ist. Wenn man das, wie Sie eben gesagt haben, ins Stromnetz zurückspielen würde, wäre das sicherlich nicht uninteressant.

Wir konzentrieren uns im Moment aber auf den Ausbau der Station, einfach um unseren Usern diese Erfahrung zu bringen. Ich habe es eben gesagt, Auto und Batterietausch stehen bei uns, was den Brand Value oder was die Marke angeht, in einem unmittelbaren Zusammenhang. Das ist ein Versprechen von uns an den User und das ist auch etwas, womit wir uns ganz klar positionieren und entsprechend werden wir diese Kapazitäten aufbauen.

Sebastian

Und wenn ich jetzt in dem Abo-Modell mal bleibe, Sie haben eben gesagt, 169 € im Monat für die 75-Kilowattstunden-Batterie. Ich habe aber als Nutzer, soweit ich das mitbekommen habe, dann auch immer die Möglichkeit zu sagen, okay, ich swappe jetzt mal zu einer 100-KW-Batterie.

Einhundertundfünzig war ja auch schon im Gespräch sozusagen, dass es irgendwann mal eine Ausbaustufe sein kann. Natürlich zu einem höheren Entgelt, aber dadurch bekomme ich auch eine gewisse Flexibilität, was auch, glaube ich, Positionierungsansatz eurerseits ist.

Ralph Kranz

Genau, das Upgrade funktioniert noch nicht, aber wir sagen ganz klar, unsere Batterien sind chargeable, swappable und upgradeable. Das heißt, wir arbeiten daran, dass sie in der Zukunft, Sie haben es eben erwähnt, auf eine höhere Batterie gehen können.

Das bedeutet, wenn ich den NIO ET5 zum Beispiel mit der kleinen Batterie kaufe bzw. die Batterie abonniere – das Batterie-Abo ist übrigens immer Voraussetzung für den Swap – dann haben Sie die Möglichkeit für später, wenn Sie in den Urlaub fahren, die 100-Kilowatt-Strom-Batterie einzupacken, dass Sie davon entsprechend längere Reichweite haben.

Das Thema Trennung von Batterie und Fahrzeug hat aber in Deutschland auch noch einen anderen Vorteil. Das ist das Thema BAFA. Wir sind damit selbst mit einem Fahrzeug wie dem EL7, der bei deutlich über 90.000 € liegt, in der BAFA gelistet.

Wir sind übrigens nicht das erste Unternehmen, das das macht. Da gab es einen französischen Hersteller, der das vor uns schon so gemacht hat. Und dadurch haben wir nicht nur das Thema BAFA, sondern auch gerade beim ET5 das Thema Dienstwagenversteuerung. Und da ist das Fahrzeug mit 0,25 entsprechend unter 60.000 eingepreist.

Und somit haben wir ein für mich wichtiges Asset im Flottengeschäft, denn das D-Segment oder das Segment der Fahrzeuge, die ich eben genannt habe am ET5 ist natürlich ein Fahrzeug, was ganz stark geprägt ist durch B2B-Kunden und durch Flottengeschäfte.

Elektroauto-News.net
Sebastian

Klar, spannender Ansatz. Also das mit der BAFA ist mir letztens auch wieder aufgefallen, wo ich mich mit dem Umweltposten mal ein Stück weit auseinandergesetzt habe, dass ihr dadurch ja echt das geschafft habt, die Fahrzeuge zu platzieren.

Das mit dem Dienstwagen hatte ich jetzt noch nicht so direkt auf dem Schirm, aber auch spannend, gerade für die Flotte, die ja dann doch auch viel ausmacht. Jetzt sind wir aber auch bei dem Thema Preis, weil das stand ja zumindest mal eine Zeit lang nicht zur Debatte. Weil dieses Abo-Modell, was ihr im Moment für die Batterie an sich anbietet, hattet ihr eigentlich auch nur gedacht, so ein Rundum-sorglos-Abo für das Fahrzeug an sich?

Dann kam ein Stück weit Gegenwind aus der Community auch. Und da muss ich sagen, da hatte ich auch im Vorgespräch zu Ihrem Kollegen dann gesagt, habt ihr für mich oder für unser Empfinden sehr, sehr schnell reagiert dann auf die Community und habt dann da auch Abstand genommen.

Vielleicht können sie da auch ein paar Worte zu verlieren, weil das ging ja genau mit Oktober 2022 da Hand in Hand sozusagen.

Ralph Kranz

Ich glaube, man muss noch mal unterscheiden zwischen den beiden Abos. Das eine ist das Batterie-Abo, das andere ist das Abo, wo wir das Fahrzeug inklusive dem Batterie-Abo angeboten haben. Und es ist richtig, dass wir da sehr schnell Feedback, ich nenne es mal Feedback, nicht Gegenwind, bekommen haben von unseren Usern, und wir da rasant reagiert haben.

Aber diese schnelle Reaktionsgeschwindigkeit ist halt auch etwas, was das Unternehmen hier ausmacht. Also wir haben nicht nur zu dem Thema Feedback von unseren Usern bekommen. Es gibt erste Produktthemen, wo wir Feedback bekommen haben, gerade im Bereich der Software, die wir jetzt mit Updates eingespielt haben.

Ein Beispiel ist das Blinkergeräusch, das unseren Usern nicht gefallen hat. Da haben wir einen anderen Ton eingespielt. Zweites Geräusch ist, dass die Batterie zum Laden zu Beginn nicht vorheizbar war. Und auch das haben wir mit dem Update in das Fahrzeug aufgespielt und die Batterie ist vorheizbar. Das sind Dinge, wo wir natürlich als User-centered Company ganz, ganz schnell reagieren.

Wenn ich jetzt noch mal zum Preis komme, ist es mir wichtig, einfach erneut zu sagen, dass wir nicht von unten nach oben rechnen dürfen. Das heißt, wir haben ein Auto, das kostet ohne Batteriepreis x plus das Abo-Preis y. Das erscheint dann schnell so, dass mit dem Kauf immer wieder Kosten verbunden sind.

Ich würde das gern andersherum oder ich würde das Pferd gerne von hinten aufzäumen und sagen: Wir haben das Auto inklusive Batterie, lieber User. Batterie nehmen wir Dir raus, weil das bringt Dir den Vorteil, dass Du sie monatlich mieten, damit swappen und immer wieder eine neue haben kannst, was ein sehr uniquer und eigentlich einzigartiger Ansatz ist. Und damit gehe ich in dieser Preisargumentation ganz anders auf die User zu.

Sebastian

Verstehe ich die Argumentation mit dem Preis, die Sie jetzt genannt haben, dass wir oben anfangen. Nimm den Akku raus, dann ist es schlussendlich für mich als Käufer:innen ein Rechenspiel, wo ich dann sagen kann, okay, wie viel Monate kann ich fahren, bis es amortisiert hat bzw. bis ich preisgleich bin.

Natürlich auch im Hinterkopf, dass mein Akku, wenn ich ihn kaufe, eben auch immer der Akku bleiben wird. Der baut ab, der verliert an Kapazität im Laufe der Jahre dann sozusagen. Den Nachteil habe ich ja nicht.

Besteht die Möglichkeit oder ist angedacht, dass ich auch mit diesem Abo-Modell der Batterie starte und dann vielleicht nach drei Jahren sagt okay, jetzt habe ich mich entschieden und mir reicht tatsächlich die 75-Kilowattstunden-Batterie aus. Ich würde die jetzt gerne auch erwerben. Ist so etwas angedacht? Oder wenn ich mich einmal für das Abo-Modell der Batterie entschieden habe, muss ich dann auch dabei bleiben?

Elektroauto-News.net
Ralph Kranz

Ja, da muss man dabei bleiben. Das ist dann nicht überführbar. Also man kann nicht die Batterie im Nachhinein kaufen. Was Sie allerdings machen können ist, Sie könnten zuerst ein Fahrzeug komplett abonnieren.

Vor allem, wenn Sie ein flexibles Abo haben, können Sie genau genommen mit einer Kündigungsfrist von 30 Tagen aus dem Abo-Vertrag raus. Das ist das sogenannte Flex-Abo.

Wir haben aber auch ein Fix-Abo, das dem Leasing sehr ähnlich ist, wo Sie das Fahrzeug über einen fest definierten Zeitraum abonnieren. Das heißt, mit dem Flex-Abo, wie ich es am Anfang genannt habe, wäre das möglich, dass ich sage, ich probiere erst mal und dann schaue ich und dann kaufe ich hinterher. Also da geben wir schon eine gewisse Flexibilität.

Sebastian

Dann habe ich da eben auch die Möglichkeit, das Fahrzeug erst mal kennenzulernen, kann dann eben schauen, okay, ich mache das mal ein Monat lang, investiere da vielleicht das Geld, weiß dann aber auch hinterher, was ich für meinen Kaufpreis sozusagen bekomme dann.

Und das Abo an sich, wenn Sie es jetzt schon ansprechen, das ist ja so rundum sorglos auch gedacht. Ich bezahle eine monatliche Gebühr, bekomme ein Fahrzeug plus Batteriewechsel-Abo, was da inkludiert ist, habe aber auch die Themen-Versicherung usw. mit drin.

Ralph Kranz

Genau das ist auch ein Thema. So ein Abo-Preis erscheint auf den ersten Blick immer sehr hoch.

Aber wenn ich wirklich mal die faire und transparente Gegenrechnung mache und sämtliche Kosten, die anfallen für ein Auto, das ich drei Jahre, vier Jahre oder fünf Jahre halte und den Verschleiß, die Werkstattrechnungen, die Winterreifen, die Versicherung und all diese Themen reinrechne und das nachher durch die Anzahl der Monate teile oder dividiere, die ich tatsächlich nutze, komme ich auf keinen anderen Preis.

Ich glaube, was im Moment abschreckt, ist einfach dieser hohe Betrag pro Monat, den ich tatsächlich ausgebe. Aber rein netto, unterm Strich gerechnet, ist das nicht viel anders, als wenn ich ein Auto kaufe und durch diese ganzen Abschreibungen und all diese Dinge halt auch ein Wertverlust habe, der ja auch irgendwo sich auf mein Portemonnaie auswirkt, wenn ich später ein neues Auto kaufe.

Insofern ist das sehr interessant, für viele User, gerade im B2B-Bereich. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Firma und Sie stellen jemand ein, der auf einem Projekt ist. Dann wollen Sie nicht unbedingt ein Auto kaufen. Haben Sie nachher keinen Mitarbeiter mehr, weil der projektmäßig da ist und sie haben das Auto noch? Also, das ist ein ganz interessanter Ansatz.

Und was das Thema Batterie-Abo angeht, da entscheiden sich mittlerweile fast 90 % der User, und das war in Norwegen nicht anders, dazu, die Batterie zu abonnieren und eben nicht zu kaufen.

Sebastian

Verstehe ich auch. Ich habe es für mich mal durchgerechnet, jetzt nachdem ich den ET7 gefahren bin. Meine Entscheidung würde ähnlich ausfallen. Ich würde auch eher zum Abo tendieren.

Wobei ich auch selbst jetzt schon das zweite Jahr in Folge ein E-Auto im Abo fahre, weil ich eben auch gesagt habe, für mich als Unternehmer ist es dann auch transparent. Ich kann es rechnen, ich habe nicht diesen Einmal-Invest sozusagen.

Ich verstehe allerdings auf der anderen Seite eben auch bei Privatpersonen das emotionale Thema dahinter. So geht halt einmal der Geldbeutel auf und es geht die Gesamtsumme weg. Und jetzt sind wir ja bei euren Modellen, die ja auch, wie Sie gesagt haben, im Premiumsegment einen gewissen Preispunkt haben.

Da sind wir dann auch in der monatlichen Rate jetzt schon bei einer höheren Belastung, wo ich dann teilweise, gut, jetzt vielleicht auch nicht mehr, aber wo ich dann zumindest vor einem halben, dreiviertel Jahr auch noch ein Haus mitfinanzieren konnte. Gut, zumindest im ländlichen Raum.

Demnach sind das schon Überlegungen, die man auch haben muss. Aber das sind dann auch wahrscheinlich die unterschiedlichen Zielgruppen, dann wahrscheinlich eher Unternehmer, die dann eben auch eine fixe Losgröße brauchen, so wie Sie es gesagt haben.

Elektroauto-News.net
Ralph Kranz

Ich glaube, das ist dieser grundsätzliche Trend, den wir gerade sehen. Das ist das Thema weg vom Besitzen. Besitzen ist genau das, was ich eben gesagt habe, ich kaufe etwas und habe einen Gegenwert und es gehört mir.

Oder Nutzen, zahle ich für etwas, was ich monatlich nutze. Das ist, glaube ich, das, wo sich das gerade alles hinentwickelt und wo wir gerade den Unterschied sehen. Wichtig ist mir zu sagen, man kann bei uns nicht nur kaufen und abonnieren. Wir haben mittlerweile auch mit einer großen spanischen Autobank eine Kooperation, wo wir finanzieren, später auch leasen können. Gerade für kleingewerbliches Geschäft und für Privatgeschäft.

Und darüber hinaus haben wir mit LeasePlan eine Kooperation geschlossen, was das ganze Thema Full Service Leasing, also das ganze Thema Flotten-Leasing angeht. Also auch da sind wir gut aufgestellt und bedienen mit diesen Finanzierungsprodukten in Verbindung mit unseren Fahrzeugen dann auch sämtliche Vertriebskanäle in Deutschland.

Sebastian

In der Flotte habt ihr dann sozusagen die beste Grundlage da, um auch anzukommen. Und auch der Privatkunde hat eben die Möglichkeiten dann sich das Modell rauszusuchen, was für ihn passt.

Die Fahrzeuge an sich, das ist ja auch der Anlass unseres Besuchs heute hier, kann man bei euch über sogenannte NIO Houses kennenlernen. Bevor wir hier auf Frankfurt eingehen, können Sie vielleicht mal das Konzept dahinter erklären?

Ralph Kranz

Ja, vielleicht gehe ich noch mal einen Schritt zurück. Also kennenlernen kann man uns per App und online. Da sind wir gut aufgestellt. Und das ist der Einstieg für viele in die Marke. Es ist nichts Neues in der digitalen Welt, dass ich online mich zuerst informiere.

Wenn ich dann den Übergang von online zu offline suche und sage, ich möchte mit verschiedenen Personen von NIO in Kontakt treten, um vielleicht Fragen zum Produkt zu stellen oder mir ein Finanzierungsangebot rechnen zu lassen, haben wir im Moment in Deutschland zwölf Standorte, an denen wir vertreten sind.

An den meisten Standorten haben wir eine Kooperation mit dem Design Office. Das ist eine Co-Working Location, wo wir Fahrzeuge und Verkäufer:innen platziert haben. Und in Berlin haben wir im Dezember das erste NIO House aufgemacht und jetzt, heute, Ende März, in Frankfurt das zweite. Weitere Häuser im Laufe des Junis in Düsseldorf und zum Ende des Jahres in Hamburg werden folgen.

Sebastian

Und das sind eure Häuser, da ist auch euer Personal da, die beraten. Es sind Fahrzeuge zu sehen. Aber es hat halt nicht, zumindest was der erste Blick so durchs Fenster offenbart hat, das sind nicht die klassischen Autohäuser, wie ich das kenne, wenn ich Müller Schmidt ums Eck da bei uns irgendwo auf dem Dorf schaue.

Ralph Kranz

Ja, ich habe es eben gesagt, wir sind eine user-centered Company, das heißt, wir legen großen Wert auf unsere Community. Das heißt, die NIO Häuser erlauben nicht nur, unsere Produkte zu erfahren, sondern auch innerhalb der Community sich zu begegnen.

Also wir sehen so ein Haus auch als Begegnungsstätte. Wir sehen das als Ort des Austauschs. Wir sehen das aber auch als, wir sehen uns als inklusives Unternehmen und nicht exklusiv.

Das heißt, wir ermöglichen jedem, in unser NIO Haus zu kommen. Sie können einen Kaffee trinken. Den kaufen Sie entweder bar über Kreditkarte oder über Punkte, die Sie in der App sammeln können.

Hinzu kommt, dass Sie in den NIO Häusern ein breites Produkt-Spektrum von NIO Life finden. NIO Life sind ganz toll designte Lifestyle Produkte, die uns als Lifestyle-Marke in der Positionierung auch noch mal unterstützen. Ja, das ist, was Sie in die NIO Häusern vorfinden.

Sebastian

Jetzt würde ich gerne noch mal kurz den Schritt zurückgehen, so wie Sie es vorhin gegangen sind zu dem Thema online, offline, die Verknüpfung. Es ist aber auch schon so, Marktbegleiter von euch haben ja ähnliche Modelle, bei denen heißt das Spaces oder Stores, also ähnliche Ansätze sozusagen.

Bei denen ist das ja den ihr Hauptmerkmal sage ich mal, da ist es egal, ob ich online oder offline bin, ich bekomme den gleichen Preis, ich habe die gleiche Grundlage dafür für mein Fahrzeug. Das wird bei euch ähnlich sein, denke ich.

Ralph Kranz

Das ist so, das ist so. Ich schließe ja letztendlich auch online den Kaufvertrag oder die Abo-Bestellung ab. Das ist so, das heißt, das macht man mit uns direkt. Und der Preis, den man im Internet sieht, den bekommt man auch im Autohaus oder im NIO Haus.

Wir sind da sehr transparent und wir haben immer wieder User Benefits, die wir kommunizieren. Da gibt es Themen, dass sie vielleicht mal einen Service für ein Jahr oder zwei umsonst bekommen. Es gibt das Thema Free Swap, was wir gerade noch bis Ende März haben. Wir sagen, der Swap inklusive Strom kostet nichts.

Da haben wir uns Dinge überlegt, wie wir dem User dann auch noch mal einen Benefit geben können, um natürlich diesen Gesprächen und den Erwartungen von Usern auch entgegenzustehen.

Sebastian

Sehr spannend. Jetzt haben wir quasi alles bis zur Gegenwart abgehandelt. Vielleicht können Sie uns schon mal einen groben Ausblick geben, was uns denn jetzt so 2023/24 in die Richtung erwartet.

Ralph Kranz

Ich habe es eben gesagt, wir werden in Düsseldorf und in Hamburg ein weiteres NIO Haus eröffnen. Wir werden in Kürze in Hamburg bei der Barclays-Arena mit einem sogenannten NIO Space Mobile vertreten sein. Das ist eine Übergangslösung.

Aber auch das ist eine Lösung, wo wir die Marke in einer besonders tollen Art und Weise repräsentieren, wo User hinkommen können, um Probefahrten zu machen, wo sie einen Kaffee bekommen, wo sie ein Auto kaufen können, beraten werden, wo man auch das Thema Community lebt.

Und wir werden natürlich, und das ist ein Hauptaugenmerk, um dieses Versprechen in die Lade-Infrastruktur tatsächlich umzusetzen, werden wir bis Ende des Jahres einiges an Batterie-Swap-Stations oder Batterietauschstationen aufbauen.

Das ist ein Hauptaugenmerk, denn wir haben, und da sind wir oft abhängig von der Geschwindigkeit der Ämter, weil sie halt immer eine Baugenehmigung einreichen müssen. Sie brauchen einen Grid oder einen Stromanschluss, einen Starkstromanschluss und all diese Dinge. Das dauert leider. Und insofern tun wir unser Bestes, so schnell wie möglich auch die Themen voranzubringen.

Sebastian

Sehr spannend. Vielen Dank für die Einblicke, Herr Kranz.

Ralph Kranz

Danke Ihnen! Vielen Dank.

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