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3D-Skizzen: Mit „Zeichnen in der Luft“ entstehen bei Renault neue Welten

3D-Skizzen: Mit „Zeichnen in der Luft“ entstehen bei Renault neue Welten

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Virtuelle 3D-Welten – das kennen viele vom Gaming oder aus Kinoproduktionen. Auch Autos werden heutzutage zu großen Teilen in einer 3D-Welt konstruiert. Aber was bringt das Zeichnen ohne Stift und Reißbrett für Vorteile? Wir haben Renault Chefdesigner Udo Hischke beim „Zeichnen in der Luft“ über die Schulter geschaut.

Technocentre Guyancourt: Ein Mann, ausgestattet mit einem Virtual Reality-Headset und je einem Controller in jeder Hand, steht gestikulierend in der Mitte eines Raumes und scheint unsichtbare Linien in die Luft zu zeichnen. Eine kuriose Szene, die an moderne Computerspiele mit VR-Brillen erinnert. Doch Udo Hischke ist kein Gamer – er ist Chefdesigner bei der Renault Gruppe. Und er testet ein neues Programm für das dreidimensionale Zeichnen von Konstruktionsskizzen künftiger Serienmodelle.

„Beim 3D-Zeichnen tauchst du total in einen Raum ein, in dem es keine Beschränkungen oder Grenzen gibt“, beschreibt Udo Hischke das Gefühl. Er kreiert intuitiv Karosserien, Innenräume, Bedienelemente und andere Details, indem er sich und seine Hände durch den Raum bewegt.

Von außen erinnert dieses „Zeichnen in der Luft“ an die Experimente von Pablo Picasso im Jahr 1949. Der weltberühmte spanische Künstler „malte“ mit einem glühenden Zigarettenanzünder seine „tanzenden Lichter“. Diese flüchtigen Werke verewigte der Fotograf Gjon Mili, die Technik wurde als Lichtmalerei bekannt.

Das heutige 3D-Zeichnen funktioniert ganz ähnlich, nur ohne Feuerzeug und Kamera … Stattdessen taucht der Designer mit dem Headset in ein virtuelles 360-Grad-Zeichenstudio ein. Mit je einem Controller zur Steuerung in der Hand kann er Farben aus einer Palette auswählen, Linien zeichnen, Formen erstellen, Flächen füllen und vieles mehr.

Digitalisierung schafft nahezu grenzenlose kreative Freiheiten

Schon Ende der 1990er-Jahre veränderte das Zeichnen auf Tablets die Arbeit der Designer. Beim 3D-Zeichnen brauchen sie jetzt nicht einmal mehr Tablet noch Stift oder Maus, und nicht einmal einen Schreibtisch. Das ermöglicht enorme Freiheiten. Nie zuvor ließen sich so schnell 3D-Skizzen erstellen, Perspektiven entwerfen, Formen im Maßstab 1:1 modellieren oder Räume füllen. Und weil die digitale Technik so viel Zeit spart, ist es auch einfacher, mehr neue Ideen auszuprobieren – die sich ebenso rasch zum Leben erwecken lassen.

Im virtuellen Raum können die Kreativen Details ihrer Zeichnung mit größerer Präzision herausarbeiten, mit verschiedenen Oberflächentypen experimentieren, eine 2D-Form in ein 3D-Objekt umwandeln, Skizzen und Modelle besser bearbeiten, Projekte in Echtzeit präsentieren und ihre Entwürfe per 3D-Druckern schnell in die reale Welt holen.

Kooperation 2.0 – weltweite Zusammenarbeit in Echtzeit

Ein weiterer Vorteil: „Solange du eine Internetverbindung hast, kannst du gemeinsam an einem Projekt arbeiten, auch wenn die Kolleginnen und Kollegen Tausende von Kilometern entfernt sind“, erklärt Udo Hischke. Zudem lassen sich die 3D-Skizzen einfacher von anderen Konstruktionsabteilungen nutzen. Die Designer geben einfach eine digitale Kopie ihrer Arbeit an einen Modellbauer weiter, der ein physisches Modell des Entwurfs anfertigt, oder an einen Ingenieur, der die Umsetzbarkeit des Entwurfs prüft.

„Wir werden immer physische Modelle unserer Entwürfe brauchen, denn Kundinnen und Kunden wollen ein Produkt kaufen, das sie anfassen und fühlen können“, bekräftigt der Chefdesigner. „Daher sind 3D-Zeichnungen zwar ein hilfreiches Werkzeug, die traditionellen Methoden spielen aber weiterhin eine Rolle.“ Beispielsweise verwenden Modellbauer nach wie vor Knetmasse. Tonmodelle eignen sich ideal, um Formen, Linien und Silhouette eines neuen Modells zu beurteilen.

Einen kleinen Nachteil des völlig losgelösten Zeichnens erkennt Udo Hischke allerdings: Augen, Nacken, Gelenke und anderes werden bei der Arbeit mit VR-Headset stark beansprucht. „Beim 360-Grad-Zeichnen solltest du körperlich gut in Form sein und regelmäßige Pausen einlegen“, mahnt er. Derzeit arbeiten die Ingenieure an leichteren Headsets – und an Mixed-Reality-Geräten. Dabei können die Gestalter weiterhin per VR zeichnen, sehen aber ihre reale Umgebung und können mit Kolleg/-innen kommunizieren.

(Stand 3/2023, Irrtümer vorbehalten)

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