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Aiways und der „Electric State of Mind“

Aiways und der „Electric State of Mind“

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Der „Electric State of Mind“ wird von Aiways als Zustand beschrieben, in dem wir uns ausgeglichener, konzentrierter und entspannter als je zuvor fühlen. Ein Zustand, der es uns erlaubt, unsere Energie für das zu nutzen, was wirklich wichtig ist. In einen eben solchen Zustand sollten ich und andere Kolleg:innen versetzt werden, als wir uns in Lissabon, Portugal das Aiways U6 SUV-Coupé genauer ansehen konnten.

Die Ausgangslage hätte dafür besser nicht sein können. Sonnenschein, 25 °C, kaum Wind und das zweite Modell des chinesischen Start-ups Aiways fahrbereit, in der Tiefgarage des Flughafens auf uns wartend. Dazu noch genügend Zeit, um sich mit Kolleg:innen auszutauschen sowie natürlich Details aus dem Nähkästchen des Herstellers zu erfahren. Aber auch, um zu verstehen, dass Aiways Nachhaltigkeit über den Antrieb seiner Fahrzeuge hinaus denkt.
Dies dürfte zumindest den Hörer:innen bereits bekannt sein, die die Podcast-Folge mit Dr. Alexander Klose, Executive Vice President Overseas Operations bei Aiways, im Dezember 2022 gehört haben. Klose gab schon zum damaligen Zeitpunkt tiefere Einblicke auf die Denkweise des Unternehmens aus China frei. Einblicke, die in Lissabon vertieft wurden. Doch der Reihe nach.

Aiways: Dem U6 hat es gut getan, dass länger daran gearbeitet wurde

Im Fokus stand zunächst ein anderes Thema. Der bereits erwähnte U6, das zweite Elektroauto der Marke. Ein E-Fahrzeug, welches es später als geplant nach Europa geschafft hat. Was man bei Aiways versucht, positiv zu sehen. Klose äußerte sich am Abend der Veranstaltung wie folgt: „Wir haben es trotzdem geschafft, dieses Fahrzeug nach Europa zu bringen und ich glaube, das hat uns auch ganz gutgetan, ein wenig länger an dem Fahrzeug zu arbeiten“, bezugnehmend auf die Herausforderungen mit Covid-19, Halbleiterkrise und russischem Angriffskrieg auf die Ukraine.

Einer Aussage, welcher wohl auch die anwesenden Kolleg:innen zustimmen konnten. Denn ebenso wie Klose haben wir erkannt, dass der Marke auf dem Weg vom E-SUV U5 zum Elektro-SUV-Coupé U6 ein großer Schritt nach vorn gelungen ist. Eine Entwicklung, welche man so aufrecht halten möchte. „Wir wollen nämlich immer noch daran festhalten, dass wir pro Jahr ein neues Fahrzeug bringen oder zumindest ein Update in ein existierendes Fahrzeug einbringen“, so Klose weiter.

Aufbauend auf der „More Adaptable Structure“-Plattform gelingt es dem Hersteller, auf der gleichen Plattform des U5 ein weitaus reiferes Elektrofahrzeug zu präsentieren. Sicherlich auch, weil man vom Umgang mit dem Erstlingsstromer einiges lernen konnte. Das fängt beim Design an. Denn unauffällig ist anders. In der schwarzen Farbvariante, die ich fahren konnte, kommt er noch recht zurückhaltend daher. In Weiß ebenso. Sobald aber Farbe ins Spiel kommt, etwa ein zartes Mintgrün oder Canary Yellow, ist es vorbei mit unauffällig im Verkehr mitschwimmen. Dann kommen auch schnell Vergleiche zu einem Mix von Lotus Eletre und Polestar 2 im Exterieur-Design auf.

Sicher nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Aber auch nicht direkt ins Gesicht springend. Auffällig ist da schon eher der gewollt sportliche Look des elektrischen SUV-Coupés. Von der Shark Nose Front über die dreiteilige Seitenlinie, das kuppelförmige Panoramadach und bis zum Spoiler an der C-Säule schreit der U6 förmlich nach „Sportlichkeit und Effizienz“. Die Frage ist nur, wäre hier ein wenig mehr Understatement nicht zielführender? Schlussendlich, wie immer beim Design, reine Geschmackssache.

Viel anpassen lässt sich hier aber von Kund:innen-Seite sowieso nicht. Denn den U6 gibt es nur in einer Variante. Als E-SUV-Coupé U6 Prime. Bestimmen darf man hier lediglich noch die Farbe. Der Rest ist vorkonfiguriert und man weiß von Beginn an, was einen erwartet: 405 Kilometer Reichweite nach WLTP-Zyklus, 160 kW/ 218 PS bei einem maximalen Drehmoment von 315 Nm sowie eine Sprintfähigkeit von 0 auf 100 km/h in 7 Sekunden.

Auch beim Laden gibt’s „nur“ eine Standardvariante. Sprich 90 kW-Peakladeleistung, diese aber recht konstant, wie uns zugesichert wurde und damit auch auf längeren Strecken einigermaßen ausreichend. Ein Over-the-Air-Update für mehr Ladeleistung sei zwar theoretisch möglich, aber zukünftig erst einmal nicht angedacht, wie man im Rahmen des Events erfahren konnte. Mit der aktuellen Ladeleistung geht’s von 10 auf 80 Prozent in rund 34 Minuten. Die Ladekurve, die man bei Fastned einsehen kann, bestätigt hierbei einen recht konstanten Verlauf, der ab 55 Prozent Akkukapazität langsam sinkt, ab 80 Prozent dann deutlich.

Rechnerisch bringt es der Fronttriebler mit seinem 63 kWh-Lithium-Ionen-Akku (brutto) / 60 kWh (netto) auf einen Energieverbrauch von 15,55 kWh/ 100 km. Aiways selbst gibt den Verbrauch mit 16,6-15,9 kWh/100km an. Auf unserer Testfahrt war es durchaus möglich, sich der 16 kWh/ 100 km-Marke zu nähren. Fairerweise muss aber erwähnt werden, dass man schon eher an der 20 kWh-Marke gekratzt hat. Etwas, was wir uns noch einmal genauer ansehen, wenn der Aiways U6 für länger bei uns in der Redaktion vorbeischaut.

Soweit die wichtigsten Fakten zum 4805 mm langen, 1880 mm breiten sowie 1641 mm hohen E-Coupé im SUV-Segment. Der Radstand wird mit 2800 mm angegeben, was für eine entsprechende Beinfreiheit im Fond sorgt. Wobei der Platz hier auch durchaus eng werden kann, wenn größere Menschen auf den Vordersitzen Platz nehmen. Zumindest muss man sich den Platz auf der Rückbank mit keinen Taschen und Koffer teilen. Denn hierfür bietet der U6 genügend Stauraum im Kofferraum. Dessen Volumen wird mit 472 Liter oder maximal 1260 Liter angegeben. Auf den Frunk wird verzichtet, was mit der Herkunft aus China zu begründen ist. Dort legt man darauf nicht so viel Wert. In einer späteren Variante könnte in der Europaversion des U6 ein solcher daher durchaus noch Einzug halten, wie uns mitgeteilt wurde. Aber erst einmal nicht damit rechnen.

Dafür aber gerne wieder mit einem einheitlichen Interieur. Denn auch dies zieht sich entsprechend durch die Varianten. Der Innenraum des Aiways U6 begeistert mit Features wie einem der größten Panoramadächer seiner Klasse, einem 14,6-Zoll-Touchscreen mit kabelloser Ladefunktion für Mobiltelefone, intelligentem Ambient Light und einem Schalthebel, den man so noch nicht gesehen hat. Dieser hat mich im übrigen stark begeistert. Sorgte bei meinem Mitfahrer allerdings für ein wenig Verdruss, da er immer auf Kniehöhe anlag und das Fahrgefühl entsprechend beeinträchtigt hat.

Aiways U6 hat sich ein großen Schritt vom U5 entfernt…

Dennoch lässt sich der eingangs erwähnte Schritt nach vorn feststellen. So wirkt etwa das Cockpit im Vergleich zum U5 aufgeräumter und sortierter. Lediglich bei der Software gibt es noch kleine Kinderkrankheiten. Was daran liegen mag, dass Aiways hier noch in die Feinabstimmung gehen muss. Welche sich dann aber über Over-the-Air-Updates (OTA) aber auch entsprechend nachrüsten lassen kann. Herausforderung ist hier sicherlich der Mix der Software. Denn neben eigenen Software-Elementen greift man auf Integration des Fahrer:in-Smartphones unter Zuhilfenahme von Apple CarPlay oder AndroidAuto zurück.

Hat bei unserer Testfahrt von Lissabon entlang der Küste auch funktioniert. Wer längere Strecken fahren möchte, der kann auf die Integration der PUMP-App setzen. Diese ermöglicht laut Aussage der chinesischen Marke eine optimale Planung der Route und Ladestopps. Dabei profitiert PUMP von der Tatsache, dass in Echtzeit die Fahrzeugdaten ausgelesen und neben der Fahrgeschwindigkeit auch unter anderem die Topografie der Route mit in die berechneten Verbrauchsprognosen einkalkuliert werden. Selbst die Bezahlung des Ladevorgangs kann aus der App heraus erfolgen. Nennt man wohl nahtlose Integration.

Wer möchte, kann dann in Portugal beispielsweise Nazaré anfahren. Ein beliebtes Surferparadies und Fischerdorf. Hier kann man am Strand entspannen und das Meer beobachten. Oder an der Praia do Norte die besten Surfer der Welt auf entsprechend großen Wellen beobachten. Joana Andrade ist eine von ihnen und selbst mit dem Aiways U5 unterwegs, weil eben alles in das Fahrzeug hineinpasst, wie sie im Verlauf des Events zu verstehen gab. Sie äußerte sich aber auch zu ihrem „Electric State of Mind“, als sie uns über ihren Weg hin zur ersten und einzigen portugiesischen Frau, die auf den „Großen Wellen“ surfte, erzählte.

„I believe in a new way of living. More connecting, more spiritual, more protecting to the environment too. Of course, be here and driving amazing car. It’s U5 for me because I have a lot of space in a car to put the board. Is this true? I feel I’m making the difference, and I do something to get better in these worlds. This is the message I want to show everyone.“

Serienmäßig ausgestattet mit Fahrerassistenzsystemen der neuesten Generation sowie durch 22 Radar- und Kamerasysteme, die im U6 verbaut sind, kann man auch mal ein wenig abseits des Weges fahren, wie wir es für unsere Fotoaufnahmen gemacht haben. Wobei sich das SUV-Coupé auf normalen Straßen dann doch schon eine Spur wohler fühlt. Man kann es ihm nicht verübeln. Wenn man sich selbst „wohlfühlen“ möchte, dann sei laut Aiways ein Stopp in Aveiro zu empfehlen. Dies gilt als das „Venedig Portugals“. Dabei lockt Aveiro nicht nur mit seinen vielen Kanälen und den traditionellen Booten, sondern auch mit besonders gutem Kaffee.

Ähnlich Venedig, hat aber auch Lissabon nicht nur seine Vorzüge. Plastikmüll in den Kanälen, den Flüssen und im Meer gehört hier leider zur Tagesordnung. Nachhaltig ist definitiv anders. Dies hat auch Inês Pereira erkannt. Sie ist Mitglied von Movimento Claro Association, eine Non-Profit-Organisation, die 2018 in Cascais gegründet wurde. Deren Ziel ist es, das Bewusstsein für den Verbrauch von Einwegplastik und Plastik im Allgemeinen sowie für seine Auswirkungen auf die Umwelt zu schärfen. Eine Form von Nachhaltigkeit, die jeder von uns im Alltag leben kann.

„I’m sure everyone in this room has heard of plastic pollution at some point in your lives, but I don’t know if you knew that from all the trash we find in our oceans that 80% of it is plastic. And that every single year, we put out 11 million tons of plastic into our oceans.“

Pereira führt weiter aus: „Wir müssen uns ändern. Wir müssen die Mentalität ändern. Wir müssen unser Verhalten ändern.“ Dies geschehe teilweise schon durch den Antriebswandel. Weg vom Verbrenner, hin zum Elektroauto. Vorausgesetzt, man lädt dieses dann auch konsequent mit Grünstrom. Was auch wieder jeder von uns in der eigenen Hand hat. Gilt übrigens nicht nur für Aiways-Stromer, sondern für jedes E-Fahrzeug, das man fährt.

Einsteigen, los fahren und erste Eindrücke sammeln

Dies ist dann auch der Punkt, in dem wir uns noch einmal gedanklich hinter das Lenkrad des U6 von Aiways setzen. Der Schlüssel bleibt dabei in der Tasche oder in einer der vielen Ablagemöglichkeiten. Die allerdings im Vergleich mit anderen Stromern eher klein ausfallen. Zumindest, wenn man den Blick auf die Mittelkonsole oder das Handschuhfach wirft. Selbst die Seitentaschen in der Tür kommen einem schmal vor, lassen sich dann aber mehr beladen, als zunächst angenommen. Auch beim späteren Aussteigen reicht es, den Schlüssel mit rauszunehmen. Vorausgesetzt, man hat das E-Auto über das Touch-Display ausgeschaltet. Hätte man sicherlich auch anders lösen können.

Der Gang wird über die ungewohnte Gangschaltung in Form einer Drehbewegung eingelegt. Wobei man sich hier keine Sorgen machen muss, dass man zu weit schaltet. Dies wird entsprechend durch das System vermieden. Der an der Seite des Drehgriffs angebrachte P-Knopf versetzt das Fahrzeug in den P-Modus. Vielleicht dann genau der richtige Zeitpunkt, um die „Electric State of Mind“-Playlist zu hören, wenn man diese nicht eh schon beim Fahren anhören möchte.
Über die Sprintfähigkeit des Aiways U6 haben wir bereits erfahren, dass es von 0 auf 100 km in 7 Sekunden gehen soll. Und in der Tat kommt der Stromer, trotz seines geringen Gewichtes von 1790 Kilogramm nicht ganz so zügig vom Fleck, wie ich selbst erfahren durfte. Im fließenden Straßenverkehr gibt er dann aber eine gute Figur ab. Fällt nicht merklich positiv oder negativ auf. Und fährt bis maximal 160 km/h Höchstgeschwindigkeit entsprechend schnell über die Autobahn.
Auf den Straßen in und um Lissabon fährt man dann aber sowieso schon ein wenig gemächlicher. Was an entsprechenden Kontrollen und Menschen liegt, die sich Anfang April hin oder weg vom Strand gemacht haben. Abrupte Lenkbewegungen waren nicht gefordert. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass der U6 relativ gut angesprochen hat.
Angesprochen hätte mich aber auch, wenn Aiways ein paar mehr haptische Knöpfe in oder um die Mittelkonsole untergebracht hätte. Hier wurde aus meiner Sicht wieder zu viel Augenmerk auf Touch gelegt. Etwas, was gerade während der Fahrt nicht immer gänzlich ideal ist. Positiv aufgefallen ist mir hingegen die Alternative zum Head-up-Display. Denn statt diesem gab es ein kleines Display hinter dem Lenkrad, welches gerade so die wichtigsten Informationen angezeigt hat. Dies aber äußerst aufgeräumt und übersichtlich.

Alles in allem glänzt der U6 durch die Reduktion auf das Wesentliche. So zumindest mein Eindruck. Einerseits ein überzeugender Ansatz, andererseits ein Hinweis dafür, dass man an einigen Punkten ansetzen kann, in der Zukunft. Stichwort: Ladeleistung. Hier würde ich mir schon eine höhere Peak-Ladeleistung wünschen. Denn in der gewählten Preisklasse –auf Niveau des VW ID.4 – gibt’s durchaus schon mehr Ladeleistung. Für ein ausführlicheres Review wird der U6 von Aiways ein wenig länger bei uns vorbeischauen müssen.

Wer vorher mehr darüber erfahren möchte, der sollte bei einem der Partner des Herstellers vorbeischauen. Zum Verkaufsstart des SUV-Coupé U6 kann die junge Marke aus Shanghai auf ein enges Vertriebsnetz in Europa zurückgreifen. Eine Mischung aus digitalem Direktvertrieb und stationären Anlaufstellen – in Deutschland sind dies Fachmärkte der Elektrokette Euronics – soll einen echten Mehrwert für Kunden schaffen und Aiways von den Wettbewerbern absetzen.

Bleibt noch die Frage offen, was hältst du vom Aiways U6? Hat dich der erste Eindruck überzeugt und begibst du dich auf die Reise zum Electric State of Mind?




Aiways hat zur Probefahrt der U6 nach Lissabon, Portugal eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine hier geschriebene ehrliche Meinung.

Der Beitrag Aiways und der „Electric State of Mind“ erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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