Fahrbericht: Mercedes EQT 200 – Stromer für die Familie
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Mercedes elektrifiziert seine T-Klasse in einem gemeinsamen Projekt mit Renault. Der elektrische Transporter soll Familien ansprechen, die insbesondere im Innenstadtbereich unterwegs sind. Der Aufpreis für den Elektroantrieb ist allerdings überaus stattlich.
Jetzt lädt also auch die 4,50 Meter lange Mercedes T-Klasse als PKW-Ableger des Citan mit Stecker. Optisch gibt es abgesehen von der schwarzen Kühlermaske und dem fehlenden Auspuffendrohr kaum Unterschiede zur bekannten T-Klasse mit Verbrennungsmotor. So bietet auch der EQT auf beiden Seiten zwei große Schiebetüren, die das Ein- sowie Aussteigen vereinfachen und den Zugang zur dritten Sitzreihe bei der Version mit langem Radstand erleichtern, die noch in diesem Jahr vorgestellt werden soll. Praktisch: Die drei Sitze der zweiten Reihe haben eine 1/3-2/3-Teilung und können jeweils einen Kindersitz aufnehmen.
Während sich die Fondsitze der fünfsitzigen Version problemlos verschieben oder umklappen lassen, können die Sitze des XL-EQT komplett ausgebaut werden. Die Ladefläche des Kofferraums liegt 56 Zentimeter über dem Boden und ist völlig eben, was das Be- und Entladen nennenswert erleichtert. In dem offenen Fach auf der linken Seite befindet sich eine Tasche, in der etwas hemdsärmelig das Ladekabel untergebracht ist. Die serienmäßig einteilige Heckklappe lässt sich nur ohne elektrische Unterstützung nach oben öffnen. Optional können jedoch auch zwei kleinere, horizontal öffnende Türen bestellt werden, um das Gepäckabteil zu erreichen. Die große Kofferraumabdeckung ist stabil, gut verarbeitet und schützt die Ladung vor Sonnenlicht und neugierigen Blicken. Mit der optionalen Dachreling wird weiterer Stauraum in dem Elektrovan geschaffen und falls das immer noch nicht reicht, kann immer noch die aufpreispflichtige Anhängerkupplung (bis 1,5 Tonnen) helfen.
Wie bei anderen Hochdachkombis glänzt auch der elektrische Mercedes EQT 200 mit seinem großzügigen Innenraum. Das Platzangebot in der Kabine ist im Hinblick auf Beinfreiheit ordentlich, gigantisch, wenn es um den Kopfraum geht und schmal für die Schultern. So können in der zweiten Reihe maximal drei Kinder nebeneinander sitzen und auch zwei Erwachsene müssen sich mit den 60 Zentimetern Beinfreiheit arrangieren. Da das Akkupaket im hinteren Unterboden verbaut ist, sitzen die Fondinsassen rund fünf Zentimeter höher als Fahrer und Beifahrer. Gerade Kinder bis 1,60 Meter werden die bessere Sicht nach vorn lieben. Ein Nachteil der elektrischen Version gegenüber der Verbrenner-T-Klasse: Sind die Vordersitze in der niedrigsten Position, können die Füße der Insassen der zweiten Reihe nicht darunter gestellt werden, während zwischen dem Boden des Gepäckraums und den umgeklappten Rücksitzen eine hohe Stufe entsteht, die die Funktionalität des Laderaums beeinträchtigt, wenn man sperrige Gegenstände einladen will. Das Ladevolumen: 551 bis 1979 Liter.
Innen ist der EQT nur eingeschränkt auf Stern-Niveau. Der Innenraum wird von schwarzem Hartplastik sowie von der hohen Position des Schalthebels mit den üblichen Stellungen P, R, N und D dominiert. Während das Schwestermodell Renault Kangoo Electric über digitale Instrumente verfügt, blickt der Fahrer des Mercedes EQT auf antiquierte Analoginstrumente und ein kleines Digitaldisplay zwischen den Runduhren. Auch das zentrale Touchdisplay hat mit sieben Zoll Bildschirmdiagonale eine sehr überschaubare Größe. Nicht viel edles für ein Auto, das bei 49.000 Euro startet. Der Kangoo Electric kostet mindestens 39.300 Euro und ein Mercedes T 180 kostet ähnlich motorisiert kaum mehr als 32.000 Euro, ein gutes Drittel weniger.
Im Gegensatz zu anderen Elektromodellen in höheren Marktsegmenten ist für den Mercedes EQT nur ein Elektromotor mit einer Leistung von 90 kW / 122 PS / 245 Nm und eine 45-kWh-Batterie verfügbar. Das Akkupaket kann mit Wechselstrom bis zu 22 Kilowatt nachgeladen werden, doch an einem Schnelllader ist bereits bei schmalen 80 Kilowatt Schluss. Eine Wärmepumpe versorgt die Klimaanlage des EQT, um die Batterie des Antriebssystems nicht vorschnell zu entleeren. Der Fahrer kann zwischen den beiden Fahrmodi Eco und Comfort und drei Rekuperationsstufen (D-/D/D+) wählen, die er durch Drücken des Getriebehebels nach rechts und nach oben oder unten einstellen kann.
Das Fahrwerk besteht aus einer McPherson-Vorderachse mit unteren Querlenkern und Stabilisator und einer starren Hinterachse mit Panhard-Stab, die die Achse mit der Fahrzeugstruktur verbindet, um die seitlichen Karosseriebewegungen zu minimieren und auch das höhere Gewicht der Batterie, das auf das Heck des Fahrzeugs drückt, zu stemmen. Die Mercedes T-Klasse mit Verbrennungsmotor verfügt dagegen über eine unabhängige Hinterradaufhängung. Das Mehrgewicht des Elektroantriebs macht den Familienvan zwar müde, sorgt aber für einen niedrigen Schwerpunkt und überschaubare Wankbewegungen.
Für einen Elektrokombi, der rund 1,8 Tonnen wiegt, ist die Motorleistung überschaubar. In der Innenstadt macht sich dies jedoch kaum bemerkbar, denn die 245 Nm sorgen bei geringen Tempi für einen flotten Durchzug. Die linke Spur der Autobahn sollte man besser meiden, denn 132 km/h Spitzentempo sind allzu wenig und in höheren Geschwindigkeiten tut sich der Fronttriebler spürbar schwerer, zu beschleunigen. Ohnehin kommt man dann um den Dynamic-Modus kaum herum, denn in den anderen Modi wird es etwas zu träge – auch weil im Eco-Modus gerade einmal 51 kW / 70 PS zur Verfügung stehen. Wer es langsam angehen lässt, hat dafür aber auch keine Probleme, den Normverbrauch von 19 kWh auf 100 Kilometern sogar noch zu unterbieten.
Über den Autor: Joaquim Oliveira; press-inform
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