Erste Sitzprobe: Das sind Fiats neue Stromer 600e und Topolino
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Happy Birthday, Fiat! Der ikonische 500er feiert sein 65-Jähriges. Anlässlich des Geburtstages haben sich die Italiener kurzerhand selbst beschenkt: mit den beiden neuen Elektromodellen 600e und Topolino. Wir waren auf der Weltpremiere in Turin und haben bereits Platz genommen.
Die traditionsreiche Fiat-Teststrecke auf dem Dach des sechsstöckigen Lingotto-Komplexes in Turin ist zweifelsohne ein beeindruckendes Örtchen, das Geschichte geschrieben hat. Dass hier früher neue Modelle ihre Runden drehten, scheint unwirklich, war aber so. Inzwischen hat die Stellantis-Marke hieraus einen begrünten Dachgarten gemacht, der jüngst zum 65. Geburtstag des Fiat 500 als Schauplatz zwei neuer Weltpremieren diente: Der 600e und der Topolino markieren die Neuzugänge der Italiener, tragen allerdings traditionsreiche Namen. Sowohl den 600er als auch den Topolino gab es schon früher, allerdings natürlich in gänzlich anderer Fassung. Die Italiener wissen um ihren südländischen Charme, spielen ganz bewusst auch marketingtechnisch mit dem „Dolce Vita“-Feelig.
Dass dies zu klappen scheint, zeigt aktuell der erste Fiat-Stromer 500 Elektro, der Tradition mit Moderne erfolgreich verbindet. So belegte der elektrische Kleinwagen in der ersten Jahreshälfte 2022 europaweit Rang drei in der Verkaufsstatistik im Segment der Elektroautos. Im selben Zeitraum ist das rein elektrisch angetriebene Modell meistverkauftes E-Auto in Italien, rangiert darüber hinaus unter den besten Drei in Frankreich und Spanien. An diesen Erfolg sollen die beiden Newcomer nun anknüpfen.
Bis zu 18 Zoll große Felgen, mattschwarze Seitenschweller und Radkästen sowie glänzend schwarze Details betonen die Karosserielinie des Fiat 600e | Bild: Fiat
Gute Reichweite, mittelmäßige Ladeleistung
Der 600e darf gerne als elektrischer Nachfolger des Fiat 500X verstanden werden. In Anlehnung an den Erfolg seines Vorgängers Fiat 600 aus den 1950er Jahren, damals besonders bei Familien beliebt, positioniert sich der neue Fiat 600e im Stile eines Crossovers mit fünf Türen im schnell wachsenden B-Segment. Er ist das zweite rein elektrisch angetriebene Fahrzeugmodell, der mit kompakten Abmessungen und einer Länge von 4,17 Metern Platz für bis zu fünf Personen und 360 Liter Kofferraumvolumen bietet. Sein typisch italienisches Design ist an Fiat 500 und 500X angelehnt, verfügt zudem über einige verspielte Details wie etwa eine italienische Flagge am hinteren Stoßfänger. Bis zu 18 Zoll große Felgen, mattschwarze Seitenschweller und Radkästen sowie glänzend schwarze Details und Chrom-Akzente betonen die Karosserielinie, LED-Scheinwerfer kommen in Serie in den Stromer.
Genau wie der Jeep Avenger basiert er auf der eCMP2-Plattform von Stellantis. Der Elektromotor leistet bis zu 115 kW (156 PS) und soll den rund 1,6 Tonnen schweren Stromer dank eines Drehmoments von 260 Newtonmetern von null auf Tempo 100 km/h in neun Sekunden beschleunigen. Wie beim Schwestermodell Avenger ist die Spitzengeschwindigkeit auf 150 km/h begrenzt. Als Energiespender dient ein 54-kWh-NMC-Akku (51,5 kWh netto), der Strom für bis zu 400 Kilometer nach WLTP-Norm zur Verfügung stellen soll. Eher mittelmäßig fällt die maximale Ladegeschwindigkeit mit Gleichstrom aus: maximale und kurzfristige 100 kW sollen den 600e-Akku binnen einer guten halben Stunde auf 80 Prozent aufladen. An Wechselstrom-Quellen fließen die durch den On-Board-Lader begrenzten, aber üblichen 11 kW. Fiat splittet den 600e zum Modellstart in die beiden Ausführungen Red und La Prima auf, letzterer mit besserer Ausstattung samt elektrischer Parkbremse, Start-Stopp-Automatik, elektrischer Heckklappe, Klimaanlage sowie Licht- und Regensensoren.
Genau wie der Jeep Avenger basiert der 600er auf der eCMP2-Plattform von Stellantis. Der Elektromotor leistet bis zu 115 kW (156 PS) | Bild: Fiat
Sowieso zeigt sich der Innenraum modern, clean und schick. Typisch ist die in Wagenfarbe lackierte Dekoreinlage des Armaturenträgers, eingefasst von einem ovalen Ring in Kontrastfarbe. Klare Linien versprühen einen ordentlichen, aufgeräumten Eindruck. Das Infotainmentsystem des neuen Fiat 600e kombiniert bestenfalls ein Radio samt sechs Lautsprecher mit einem Navigationssystem, das auch per Sprache bedient werden kann.
Der Monitor des Infotainmentsystems weist eine Bildschirmdiagonale von 10,25 Zoll auf (26 Zentimeter), das zentrale Kombiinstrument ist 7 Zoll groß (17,8 Zentimeter). Die Einbindung von entsprechend ausgestatteten Smartphones kann mittels Android AutoTM und Apple CarPlay erfolgen. Über das Infotainmentsystem ist die Nutzung von sogenannten Connected Services möglich. So lassen sich beispielsweise Informationen zu Ladestationen in der Nähe oder entlang einer ins Navigationssystem eingegebenen Route abfragen oder auch freie Parkplätze im öffentlichen Straßenverkehr anzeigen. Bei Bedarf können außerdem bestimmte Funktionen des Fahrzeugs aus der Entfernung angesteuert werden, darunter die Schließfunktion der Türen, die Klimaanlage und das Licht.
Klare Linien versprühen einen ordentlichen, aufgeräumten Eindruck. Das Infotainmentsystem des neuen Fiat 600e kombiniert bestenfalls ein Radio samt sechs Lautsprecher mit einem Navigationssystem, das auch per Sprache bedient werden kann | Bild: Fiat
Besonders stolz ist Fiat auf das neue Ambientelicht, das bis zu acht verschiedene Farben für Umgebungslicht und Hintergrundbeleuchtung des Infotainmentsystems parathält. So ergeben sich bis zu 64 Farbkombinationen im gesamten Innenraum. Die vorderen Sitze des Fiat 600e in besserer Ausstattung sind in drei Stufen beheizbar. Für noch mehr Komfort ist der Fahrersitz außerdem mit einer Massagefunktion ausgestattet. Die Sitzbezüge des La-Prima-Modells sind aus elfenbeinfarbenem Kunstleder gefertigt und weisen Fiat-Monogramme auf den Sitzflächen auf.
Beim Red-Modell geht es etwas nüchterner zur Sache. Die Sitzposition fällt Fiat-typisch hoch aus, wird aber dem Crossover-Charakter gerecht. Auch im Fond sitzt es sich angenehm und nicht eingeengt, vorausgesetzt man ist nicht überdurchschnittlich groß. So kann es hier und da im Bereich der Knie etwas enger zugehen, doch für Kurz- und Mittelstrecken, für die der 600e gemacht ist, reist es sich auch in Reihe zwei komfortabel. Apropos: Zum Geräusch- und Federungskomfort lässt sich an dieser Stelle der statischen Präsentation kaum etwas sagen, ein zukünftiger Test wird hier mehr Aufschluss geben. Die Rücksitzbank ist asymmetrisch (Verhältnis 60:40) umklappbar, erweitert den Kofferraum mit einer kleine Lücke zwischen Gepäckraum und Sizbank dann auf bis zu 1230 Liter. Neben USB-Anschlüssen des Typs A und C – auch für die hinteren Sitze – bietet der neue Fiat 600e auf Wunsch auch eine Vorrichtung zum kabellosen Laden entsprechend ausgestatteter Smartphones. Ein schlüsselloses Schließsystem (Keyless Entry) und Velours-Fußmatten können ebenfalls gewählt werden, beim La-Prima-Modell sind diese Extras bereits serienmäßig enthalten.
Der Fiat 600e ist mit einigen Sicherheits- und Fahrerassistenzfunktionen ausgestattet, die auch teilautomatisiertes Fahren ermöglichen – je nach Ausstattung Red oder La Prima optional erhältlich oder in Serie an Bord. Die Adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (ACC) hält die gewählte Geschwindigkeit unter Berücksichtigung des umgebenden Verkehrs. Der Geschwindigkeitsassistent erkennt Geschwindigkeits-begrenzungen und empfiehlt deren Einhaltung, während der Totwinkel-Assistent beim Spurwechsel vor anderen Fahrzeugen warnt, die nicht in den Außenspiegeln zu sehen sein könnten. Die Autonome Notbremsfunktion erkennt auch Radfahrer und Fußgänger im Bereich vor dem Fahrzeug und löst bei Gefahr automatisch einen Bremsvorgang aus. Der Aufmerksamkeitsassistent analysiert die Konzentration des Fahrers und empfiehlt falls nötig eine Pause. Darüber hinaus machen 360-Grad-Parksensoren und die Rückfahrkamera mit dynamischen Führungslinien Parkmanöver und Fahren mit begrenztem Platz rings um das Fahrzeug sicherer.
Wie in den 1930er-Jahren interpretiert der neue Topolino urbane Mobilität auf ganz eigene, pragmatische Art und Weise – dieses Mal elektrisch | Bild: Fiat
„Mäuschen“ kann ab 15 Jahren gefahren werden
Das zweite Elektroauto, dass die Stellantis-Marke in Turin vorgestellt hat, besitzt einen nicht weniger traditionsbehafteten Namen wie der 600. Wie in den 1930er-Jahren, als der erste Fiat 500 mit dem Spitznamen „Topolino“ (deutsch: „Mäuschen“) als Fortbewegungsmittel für eine breite Käuferschicht das Licht der italineische Straßen und Gässchen eroberte, interpretiert der neue Topolino urbane Mobilität auf ganz eigene, pragmatische Art und Weise. Dabei transferiert er die damals luftgekühlte Tradition in die elektrische Neuzeit. Der weniger als 500 Kilogramm wiegende Zweisitzer fällt mit seiner Länge von nur 2,53 Metern und einer Breite von 1,40 Metern außerordentlich klein aus, was bei der innerstädtischen Parkplatzsuche von Vorteil sein dürfte. Im Unterboden sitzt eine ebenfalls kleine 5,4-kWh-Batterie für maximale 75 Kilometer Reichweite, der bescheidene 6-kW-Elektromotor im Heck bietet eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Somit darf er auch von jugendlichen Fahranfängern ab 15 Jahren gefahren werden.
Fiat bietet den Topolino in zwei Karosserievarianten an: geschlossen und offen als Version Dolcevita, dann werden die Türen durch Seile ersetzt. Am Heck kann ein Koffer angebracht werden | Bild: Fiat
Zum Aufladen genügt eine haushaltsübliche 220-Volt-Steckdose, schneller kann der Topolino nicht laden. Anders als beim Opel Rocks-e, dem Schwestermodell aus Rüsselsheim, bietet Fiat ihn in zwei Karosserievarianten an: geschlossen und offen als Version Dolcevita, dann werden die Türen durch Seile ersetzt. Für die geschlossene Version sind Türapplikationen mit Holzeffekt verfügbar. Bei der offenen Version lassen sich Streifen für das Verdeck wählen. Die Außenspiegel glänzen im Vintage-Chromeffekt. Für die geschlossene Version steht ein Sonnenblendschutz am Dach zur Verfügung.
Eine zentrale Rolle in der Auslegung des neuen Fiat Topolino spielt der Freiheitsgedanke: „Anders als beim Motorroller bleibt der Fahrspaß bei kalter oder nasser Witterung ungetrübt und die passive Sicherheit ist höher als auf einem Zweirad“ – damit wirbt Fiat. Obwohl er so klein ist, sollen im Innenraum insgesamt 63 Liter Stauraum zur Verfügung stehen, dazu lässt sich am Heck auch ein Gepäckstück anbringen. Und tatsächlich fühlt er sich großzügiger an als er von außen aussieht. Wer schon einmal im Rocks-e oder Citroen Ami saß, wird genau wissen, was wir meinen. Obendrein bietet Fiat für den Topolino einige knuffige Extras an: etwa einen Ventilator, eine kleine Dusche, einen USB-Lautsprecher, eine Isolierflasche für heiße und kalte Getränke oder Sitzbezüge, die gleichzeitig als Handtücher dienen können. Der Kleinststromer tritt generell in der Farbe Mintgrün auf. Das Retro-Felgendesign und der Innenraum sind bei beiden Karosserievarianten gleich – einfach, aber funktional.
Pragmatisch geht es im Topolino-Innenraum zur Sache, dennoch versprühen liebevolle Details jede Menge Dolce-Vita-Charme | Bild: Fiat
Fiat möchte seinen Kunden ein schlankeres Kauferlebnis zu bieten, so soll das Microcar bald online und mit nur drei Mausklicks fertig konfigurierbar sein. Der 600e kann bereits bestellt werden und ist in der Red-Ausführung ab mindestens 36.490 Euro verfügbar, der umfangreicher ausgetstattete La Prima beginnt bei 42.490 Euro. Fiats Topolino wird bis Ende dieses Jahres in Deutschland erhältlich sein und ab 7.500 Euro kosten, etwa so viel wie Opels Rocks-e.
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