Great Wall Motor: Schwieriger Start in Deutschland
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Der chinesische Automobilhersteller Great Wall Motor hat große Pläne für den deutschen Markt, aber bisher scheint alles schief zu gehen. Die Marke Wey, eine der Hauptmarken von Great Wall, hat Schwierigkeiten, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Die Autos stehen seit Wochen unverkauft herum. Der Grund dafür ist einem Medienbericht zufolge ein bizarrer Streit um den Vertrieb.
Great Wall ist nicht der einzige chinesische Autobauer, der sich auf dem europäischen Markt versucht. Deutschland steht dabei besonders im Fokus. Die Logik dahinter ist einfach: Wer es in der Heimat der großen Autodynastien wie Volkswagen und Mercedes schafft, kann es überall schaffen. Great Wall hat sich sogar einen mächtigen Partner gesichert, die Emil-Frey-Gruppe, Europas größter Autohändler und in Deutschland unter anderem Importeur der japanischen Marke Mitsubishi.
Die Ambitionen von Great Wall waren groß. Sie planten, 2022 noch 3000 Einheiten des Plug-in-Hybrids Wey Coffee 01 und der Ora Funky Cat in Deutschland zu verkaufen, 1000 davon über den Autoabo-Anbieter Finn. Für 2023 war das Ziel, mindestens 15.000 Weys und Oras zu verkaufen. Doch bis jetzt sieht man den Coffee 01 weder bei Finn noch in Autohäusern – und schon gar nicht auf der Straße. Nur sieben Neuzulassungen hat das Kraftfahrt-Bundesamt 2023 registriert. Ein bizarrer Streit mit seinem wichtigsten Verbündeten blockiert Weys Start in Deutschland.
Anfang des Jahres hatten Great Wall und die Frey-Gruppe den schlechten Start noch auf Lieferschwierigkeiten und die fehlende Bekanntheit der Marke geschoben. Doch das war nur die halbe Wahrheit. Mehrere Beobachter berichten, dass sich die Coffee 01 längst am „Autoterminal“ in Bremerhaven reihen. „Genügend Autos sind da“, sagt einer, der die Situation am Hafen kennt, einer zentralen Anlaufstelle für Importfahrzeuge.
Auch der Verkauf der Ora Funky Cat läuft bislang nur schleppend. Händler berichten über zahlreiche Verzögerungen, zwischen Januar und Mai wurden in Deutschland genau 423 Neuwagen verkauft. Immerhin schiebt Emil Frey den Absatz jetzt mit Werbung an. Die Oras tauchen auf Werbeplakaten in Großstädten auf, Emil Frey bewarb das Auto bei den Relegationsspielen für die Fußball-Bundesliga zwischen dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV.
Der Hauptunterschied zwischen Ora und Wey ist: Während die Emil-Frey-Gruppe Oras Funky Cat nach ihrer Ankunft in Bremerhaven an rund 160 Händler verteilt, lässt sie die Wey-SUVs am Hafen stehen. Auch rund ein Jahr nach den vollmundigen Ankündigungen ist unklar, wie der Vertrieb bei Wey überhaupt funktionieren soll – und wer fürs Abholen und Verteilen zuständig ist.
Im Oktober 2022 auf dem Pariser Autosalon hatte Great Wall angekündigt, den Coffee 01 in Deutschland im Agenturvertrieb zu vermarkten – eine Wende weg vom reinen Verkauf via Internet. Die Emil-Frey-Gruppe als Hauptpartner werde 50 Subagenten anschließen, Great Wall die volle Kontrolle behalten. Die Kunden sollten vor allem per App direkt bei Wey bestellen, die Agenten lediglich als Auslieferungs- und Servicestationen dienen.
Inzwischen berichten mehrere Beteiligte, die Emil-Frey-Gruppe habe die Gelegenheit genutzt, um das Agenturmodell abzuschießen. Vieles spricht nun dafür, dass die Chinesen die nächste Kehrtwende hinlegen: vom Direktvertrieb über das Agenturmodell schließlich doch zum Verkauf über Händler. Die Verträge dürften wohl ähnlich aussehen wie bei Ora; „es gibt eine mündliche Einigung“, sagt ein Beteiligter. Offiziell wollten das weder Great Wall noch die Emil-Frey-Gruppe bestätigen.
Als Retter verpflichtet hat Great Wall nun Steffen Cost. Der erfahrene Automobilmanager war zuletzt acht Jahre bei Kia, unter anderem als Deutschlandchef; bei Great Wall wird er jetzt operativer Europa-Chef.
Quelle: manager-magazin – Wie ein bizarrer Streit den chinesischen Angreifer Great Wall ausbremst
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