Brennendes Schiff: E-Auto als Brandursache?
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In den letzten Tagen hat der Brand des Autofrachtschiffs „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Küste für Schlagzeilen gesorgt. Das Schiff, das mit 3783 Autos beladen war, darunter anscheinend 500 Elektroautos, geriet in Brand und die Löscharbeiten gestalten sich als schwierig. Die Brandursache ist noch unklar, doch es wurde spekuliert, dass der Brandherd in der Batterie eines der geladenen Elektroautos liegen könnte. Doch ist diese Annahme gerechtfertigt?
Elektroautos und Brandgefahr: Eine differenzierte Betrachtung
Zunächst einmal ist es wichtig, die Fakten zu betrachten. Laut Saskia Wessel, Oberingenieurin am Lehrstuhl für Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen, gibt es bei E-Auto-Akkus „auf jeden Fall ein Gefährdungspotential, welches wir nicht unterschätzen dürfen“. Allerdings empfindet sie „die Hysterie zu diesem Thema auch nicht als konstruktiv“. Das schon im Dezember 2019, seit dem hat sich einiges getan. Tatsächlich werden Brände von Elektroautos in den Medien und der Öffentlichkeit oft ausgiebig diskutiert, während die täglich stattfindenden Fahrzeugbrände von Benzinern oder Dieselfahrzeugen kaum Beachtung finden.
Prof. Dr.-Ing. Boris Schilder, Professor für Thermodynamik und Strömungslehre an der Frankfurt University of Applied Sciences, stimmt dem zu und betont, dass er einen Brand bei einem Fahrzeug mit konventionellem Antrieb mit Verbrennungsmotor für wahrscheinlicher hält. „Elektrofahrzeuge sind relativ sicher“, sagt er und fügt hinzu, dass hohe Außentemperaturen nicht zu E-Auto-Bränden führen. Stattdessen werden diese Brände in der Regel durch Unfälle, fehlerhafte Batteriezellen, Elektronik- oder Software-Fehler verursacht, wie er ebenfalls schon im August 2019 gegenüber Elektroauto-News.net zu verstehen gab.
Fakten statt Hysterie
Lennart Hinrichs, VP Strategic Partnerships bei TWAICE, betont ebenfalls die Notwendigkeit einer faktenbasierten Betrachtung. „Vergleichbare Brände bei Transportschiffen ohne Elektroautos haben nahezu keine Aufmerksamkeit erregt“, sagt er und fügt hinzu
„Ich gehe davon aus, dass hier zwei Aspekte eine Rolle spielen. Erstens sind E-Autos noch relativ neu und es herrscht eine große Unsicherheit bezüglich der Technologie. Hier müssen wir, also die gesamte Industrie, Aufklärungsarbeit leisten und Fakten liefern. So ist es laut diversen Studien zum Beispiel deutlich unwahrscheinlicher, ich habe den Faktor 25 gehört, dass E-Autos brennen, als dass Verbrenner Feuer fangen. Auch brennen E-Autos nicht heißer als andere. Zweitens spielt aber, denke ich, auch die kontroverse Meinung zu Elektroautos allgemein eine Rolle. Bei einer solchen Schlagzeile ist quasi garantiert, dass Gegner der E-Mobiltät die Artikel teilen und Befürworter aktiv widersprechen. In der Aufmerksamkeitsökonomie ist das ein Jackpot.“ – Lennart Hinrichs, VP Strategic Partnerships bei TWAICE
Hinrichs betont auch die Rolle der Industrie bei der Aufklärung und Bereitstellung von Fakten. „Hier müssen wir, also die gesamte Industrie, Aufklärungsarbeit leisten und Fakten liefern“, sagt er, um künftig solche Schlagzeilen zu entkräften. Er lobt die Arbeit von Wissenschaftlern wie Maximilian Fichtner, Direktor des Helmholtz-Instituts für Elektrochemische Energiespeicherung, die schnell für Klarheit und Vernunft in der Suche nach der Brandursache sorgten.
Prävention und Sicherheit
Es ist wichtig, sich der Gefahr von Batteriebränden bewusst zu sein und entsprechende Maßnahmen zu treffen, um eine höhere Sicherheit von E-Auto-Akkus zu gewährleisten. Doch es ist ebenso wichtig, diese Gefahr in den richtigen Kontext zu setzen und nicht voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Elektromobilität ist eine relativ neue Technologie, und es ist unvermeidlich, dass es zu Anfangsproblemen und Herausforderungen kommt. Doch diese sollten nicht dazu führen, die gesamte Technologie infrage zu stellen.
Stattdessen sollten wir uns auf die Fakten konzentrieren und daran arbeiten, die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Elektroautos weiter zu verbessern. Dies beinhaltet auch die Prävention von Bränden und die Entwicklung von effektiven Lösungen zur Brandbekämpfung. Wie Lennart Hinrichs betont, sollte der Fokus auf der Betrachtung von Fakten und der Prävention insgesamt liegen.
Fakten statt Gerüchten
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein E-Auto nicht unbedingt die Hauptursache für den Brand des Frachtschiffs „Fremantle Highway“ sein muss. Bisweilen sind es nur Vermutungen, wie beispielsweise die FAZ in ihrem Artikel aufführt: „Die Brandursache ist noch unklar. Möglicherweise war der Brandherd in der Batterie eines elektrischen Autos. Das Schiff soll 500 E-Autos geladen und nicht, wie vorher berichtet wurde, 25 Autos mit Elektroantrieb. Das berichtete am Freitag die dänische Nachrichtenagentur ANP unter Berufung auf das Unternehmen K Line, das die „Fremantle Highway“ vom japanischen Reeder gechartert hat.“
E-Autos auf hoher See sind kein Problem, mit entsprechender Vorkehr
Ein gutes Beispiel hierfür waren die Schlagzeilen im Januar 2023: „Norwegische Fährgesellschaft befördert keine E-Autos mehr„. Die Automobilwoche hat die damalige Berichtserstattung zum Anlass genommen, um sich mit Sebjørn Dahl, COO von Höegh Autoliners, einem der wichtigsten Anbieter von Auto-Transportfähren weltweit, auszutauschen. Generell sei man dort auf entsprechende Sicherheitsrisiken ausgerichtet: „Bei uns hat der Schutz vor einem Brand oberste Priorität. Wir unternehmen alles, um Feuer auf einem unserer Schiffe zu verhindern. Auf unseren Schiffen gibt es hoch entwickelte Rauch- und Brandschutzmelder, unsere Crew ist speziell dafür ausgebildet, ein mögliches Feuer blitzschnell zu erkennen und zu löschen.“
Für Elektroautos setzte man auf spezielle Schiffe. „Unsere Schiffe der Aurora-Klasse, die derzeit gebaut werden, sind speziell für den Transport von Elektroautos ausgelegt. Wir haben dort eine erweiterte Videoüberwachung und vergrößerte Decks, die einen sicheren Transport von Elektroautos ermöglichen.“ Bei Höegh Autoliners sieht man der Elektrifizierung und dem ansteigenden Transportvolumen von Stromern dennoch gelassen entgegen. Ähnliches sollte auch im Bereich der Transport-Schiffe möglich sein.
Quelle: FAZ – Lage bei brennendem Frachter stabil – Feuer weniger intensiv // TWAICE – Per Mail
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