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Die Leistungsexplosion bei Elektroautos ist günstiger als in der Verbrennerwelt

Die Leistungsexplosion bei Elektroautos ist günstiger als in der Verbrennerwelt

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Kaum ein Monat im Jahr, in dem nicht einige neue Elektroautos ihre Premiere feiern und zumeist ein paar Wochen später in den Handel kommen. Was bei vielen Modellen auffällt, ist die zunehmende Leistungsexplosion, denn selbst in niederen Fahrzeugklassen glänzen die Modelle mit immer mehr Kilowatt, Pferdestärken und Newtonmeter.

Ein VW Golf war viele Jahre mit 90 bis 110 PS unter der Haube bestens motorisiert, ein Modell der Oberklasse von Peugeot, Alfa oder Mercedes kam mit 180 PS aus und selbst die immer begehrter werdenden SUV der Premiumliga verharrten bei den besonders beliebten Volumenmodellen unterhalb der 200-PS-Marke. Die zunehmende Elektrifizierung lässt Segmentgrenzen verschwinden, Karosserieformen verschmelzen und Motorleistungen explodieren. Das betrifft nicht allein die Sportversionen wie einen Kia EV6 GT, der als Mittelklassecrossover mit Designanspruch an der 600-PS-Grenze kratzt und bereits als Volumenallradler für jedermann mit 239 kW / 325 PS und einem 77-kWh-Akku unterwegs ist.

Nio will die Premiumliga erobern und Modelle von Audi, BMW oder Mercedes unter Druck setzen. Das klappt nicht nur mit gefälligen Formen und großen Displays, sondern auch imposanten Leistungsdaten. Der Nio ET5, ein Fahrzeug der elektrischen Mittelklasse, lässt seinem Kunden keine große Wahl. So ist der Chinesen-Crossover allein mit einem 360 kW / 489 PS starkem Allradantrieb zu bekommen. Zum Vergleich: Die jüngst vorgestellte Mercedes E-Klasse mit Verbrennungsmotor steigt trotz eines Gardemaßes von fast fünf Metern Gesamtlänge mit dem E 200 in der 200-PS-Liga ein. Die bietet identisch als Elektroauto jedoch schon das Volumenmodell des elektrischen Golf-Pendants VW ID.3 mit seinen 150 kW / 204 PS.

Dabei ist der europäische Volumenanbieter mit seiner Leistungskaskade unterschiedlicher Modelle besonders unter Druck. Ein Grund dafür, wieso ein Modell wie der neue VW ID.Buzz mit Vorstellung der in den USA so wichtigen XL-Version von 150 kW / 204 PS auf 210 kW / 286 PS erstarkte. Es wird noch eine 250 kW / 340 PS starke Allradversion folgen, die auch den Limousinenhoffnungsträger VW ID.7 antreiben wird.

Druck aus den Märkten

Der Druck der einzelnen Märkte – speziell außerhalb von Europa – wird immer größer, deutlich mehr Leistung in den einzelnen Modellen anzubieten. BMW bietet seinen iX3 – ehemals nur für China geplant und auch dort gefertigt – allein mit Hinterradantrieb und trotzdem einer Leistung von 210 kW / 286 PS an. Der kleine Bruder BMW iX1 xDrive mit Allradantrieb bietet als Basisversion sogar 230 kW / 313 PS. Zum Vergleich: Der Einsteiger X1 sDrive 18i mit Frontantrieb ist sogar noch mit schmalen 100 kW / 136 PS im Programm.

Noch deutlicher werden die Unterschiede bei den Luxusmodellen – und hier speziell bei denen von neuen Marken. Der Lucid Air ist zwar knapp unter fünf Meter lang – tritt in Sachen Leistung, Preisgestaltung und Innenraumabmessungen jedoch gegen die Luxusmodelle wie Audi A8, BMW 7er / i7 oder Mercedes S-Klasse / EQS an. Das erweiterte Volumenmodell Lucid Air Touring ist ein 462 kW / 629 PS starker Allradler, der bei 129.000 Euro startet. Bereits hier kann die europäische Konkurrenz – weder als Verbrenner noch als Elektroversion mithalten – die Nobelversion Sapphire leistet mehr als 1200 PS, während weitere Versionen 480, 820, 930 oder 1111 PS leisten.

Eine Mercedes S-Klasse ist als S 350d gerade einmal 230 kW / 313 PS stark – so wie der rein elektrische BMW iX1 ein paar Klassen darunter. Audi bietet seinen A8 als Benziner und Diesel an – mit einem Leistungsspektrum ab 286 / 340 PS. Das Topmodell des Audi S8 mit mehr als 570 PS wurde dagegen gestrichen. BMW versucht die Leistungsexplosion von Tesla Model S Plaid oder Lucid Air Sapphire mit dem 485 kW / 660 PS / 1100 Nm starken i7 M70 zu kontern, während Mercedes seine S-Klasse als AMG 63er immerhin mit 590 kW / 802 PS / 1430 Nm antreten lässt. Porsche hat mit seinem Topmodell dem Taycan Turbo S der internationalen Elektrokonkurrenz nicht viel entgegenzusetzen. Zumindest auf dem Papier.

Warum die Leistungsexplosionen?

Der Grund für die Leistungsexplosionen in den meisten Fahrzeugklassen liegt auf der Hand, denn ein leistungsstarker Elektromotor kostet nicht viel mehr als ein eher leistungsschwacher. Das war bei einem Verbrennungsmotor zumeist anders. Der große Preisunterschied bei den Herstellungskosten ist eher die Akkutechnik, die es auf die Elektromotoren abzustimmen gilt. Zudem werden auf lange Sicht wohl die meisten leistungsstärkeren Fahrzeuge obligatorisch mit einem Allradantrieb ausgestattet sein, was die Motorleistung oftmals nahezu verdoppelt. Die leistungsschwächeren Versionen mit Mono-Achsantrieb sind nur für die Einsteiger und besonders preiswerten Modelle gedacht.

Dabei ist es nicht so, dass die europäischen Hersteller die Trends zu deutlich mehr Leistung bereits bei den Einsteigermodellen vor Jahren nicht erkannt hätten. Jedoch bieten einige Plattformen nicht die Möglichkeiten für deutlich mehr Leistung und größere Akkupakete, weshalb unter anderem die zahlreichen Elektromodelle aus dem Stellantis-Konzern oder auch aus der Volkswagen Gruppe die imposanten Leistungsvorgaben der asiatischen oder amerikanischen Wettbewerber nicht mitgehen können. Ein Opel Astra Electric ist aktuell beispielsweise allein mit einem 54-kWh-Akkupaket und einem 115 kW / 156 PS starken Frontantrieb zu bekommen und auch beim VW ID.4 ist aktuell bei 220 kW / 299 PS bereits Schluss. Auch eine leichter Leistungsnachschlag auf 250 kW / 340 PS lässt Modelle wie einen ID.4 / ID.5 GTX im Vergleich zu Wettbewerbern von Zeekr, BYD, Kia oder Hyundai kaum als echte Sportversionen erscheinen.

Porsche

Doch nicht immer ist es die Plattform allein, denn ein Hersteller, der wie Tesla oder Nio keine Verbrennermodelle anbietet, hat auch mit den Altlasten des vom Kunden gelernten Preis- sowie Leistungsgefüges dieser unterschiedlichen Modelle nichts zu tun. So kann eine Mittelklasselimousine wie ein Tesla 3 leicht über 280 PS leisten, während ein Verbrennerkonkurrent eher mit unter 200 PS unterwegs ist.

Die deutlich leistungsstärkeren Sportversionen lassen sich die Hersteller in der Verbrennerwelt gerne mit einigen zehntausend Euro Aufpreis bezahlen. Eine Verdoppelung des Basispreises ist dabei keine Seltenheit. Besonders klein sind die Unterschiede beim Elektroprimus Tesla. Kostet die 208 kW / 283 PS starke Basisversion des Model 3 mit Hinterradantrieb, kleinem Akkupaket und knapp 500 Kilometern Reichweite knapp 42.000 Euro, schlägt die Topversion Tesla Model 3 Performance und ihren 377 kW / 510 PS mit nur 55.000 Euro zu Buche. Zum Vergleich: ein 150 kW / 204 PS starker Mercedes C 200 startet bei unter 50.000 Euro, während das 500 kW / 680 PS starke Topmodell mit stattlichen 100.000 Euro locker das doppelte kostet.

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