CFO von Zulieferer Manz: „Elektromobilität birgt enormes Potenzial“
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Mit zunehmender Digitalisierung und der Weiterentwicklung in Richtung E-Mobilität steht die Automotive-Industrie vor großen Herausforderungen. Zulieferer sind vor allem in diesen Zeiten nicht nur Zulieferer, sondern Entwicklungspartner für die Automobilhersteller. Dazu zählt auch das börsennotierte Maschinenbauunternehmen Manz, das besonderen Fokus auf die Elektromobilität legt. Das Magazin Nebenwerte hat sich mit dem CFO Manfred Hochleitner darüber unterhalten.
Die Manz AG legt nach eigenen Angaben besonderes Augenmerk auf Produktionslösungen für unterschiedliche Komponenten in den Bereichen Automobilelektronik sowie dem elektrischen Antriebsstrang. Dazu zählen Batteriezellen und -module (Lithium-Ionen-Batteriefertigung), Zellkontaktiersysteme, Batteriemanagementsysteme und Inverter, Displays, Elektronische Komponenten und Steuergeräte sowie Sensoren und Kameras für Assistenzsysteme. „Der E-Mobilität kommt bei der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte sowie beim Erreichen der Klimaziele eine zentrale Bedeutung zu. Mit kreativem und innovativem Engineering arbeiten wir mit Hochdruck an Produktionslösungen, die zur Steigerung der Leistungsparameter und zur Kostenreduktion der Batterien beitragen. Eine Schlüsselrolle hierbei spielen die Automatisierung, Digitalisierung, Integration und Skalierbarkeit der Produktionsprozesse“, heißt es auf der Unternehmens-Webseite.
„Besonders im Fokus stehen laut Hochleitner derzeit die Automobilindustrie und Elektromobilität, insbesondere die Batteriezellenproduktion“, so Manz-CFO Manfred Hochleitner | Bild: Manz AG
Besonderer Fokus auf Elektromobilität und Batteriezellenproduktion
Manfred Hochleitner, der CFO des Spezialmaschinenbauers, gab kürzlich Einblicke in die Chancen des Unternehmens im boomenden Markt, insbesondere im Bereich der Batteriefabriken mit einem erwarteten Marktvolumen von 85 Milliarden Euro bis 2026. Er betonte die volle Sales-Pipeline des Unternehmens und die Möglichkeit zukünftiger Überraschungen. Aktuell beschäftigt der Maschinenbauer nach eigenen Angaben rund 1500 Mitarbeitern. Besonders im Fokus stehen laut Hochleitner derzeit die Automobilindustrie und Elektromobilität, insbesondere die Batteriezellenproduktion. Der Markt erlebe eine zweite Investitionsphase mit zahlreichen geplanten Batteriezellenfabriken, wovon ein Großteil in Amerika und Europa gebaut werden soll.
Trotz positiver Quartalsergebnisse erlebte die Manz AG einen Aktienkursrückgang auf ein Dreijahrestief. Hochleitner erklärt, dass die gemischten Signale im ersten Halbjahr 2023 auf Investitionszurückhaltung hindeuteten, was sich im Auftragseingang widerspiegelte. Dennoch sei er optimistisch für die Zukunft, da das Unternehmen über einen soliden Auftragsbestand verfüge und eine verstärkte Dynamik bei der Auftragsvergabe im zweiten Halbjahr erwartet werde.
Die positive Ergebnisentwicklung im ersten Halbjahr 2022 wurde auf einen Aktientausch mit Customcells sowie eine verbesserte Materialaufwandsquote zurückgeführt. Hochleitner betont im Gespräch mit dem Magazin Nebenwerte, dass das Projektgeschäft weiterhin Schwankungen unterliege, das Unternehmen aber langfristig nachhaltig profitabel sein könne. Trotz Herausforderungen im Markt zeigt sich Hochleitner zufrieden mit dem Umsatzwachstum von 12 Prozent im ersten Halbjahr. Er erwartet für das Geschäftsjahr 2023 eine Steigerung des Umsatzes im unteren zweistelligen Prozentbereich gegenüber 2022. „Wir blicken insgesamt optimistisch in die Zukunft, da wir zum einen mit einem Auftragsbestand in Höhe von 221 Millionen Euro über eine starke Basis für unsere künftige Entwicklung verfügen. Zum anderen erwarten wir, dass die Auftragsvergabe im Laufe des zweiten Halbjahres in allen Bereichen wieder deutlich an Dynamik gewinnen wird. Sollte sich dies so materialisieren, bin ich überzeugt, dass sich auch der Aktienkurs wieder positiv entwickeln wird“, erklärt er im Interview.
Nicht nur der Preis ist entscheidend
Die Insolvenz von Britishvolt führte zu einem Rückschlag für die Manz AG, jedoch wurden die Aufträge mit einem Gesamtvolumen von rund 95 Millionen Euro bis dahin cash-positiv abgewickelt. Die geleisteten Zahlungen würden nun nach und nach als Umsatz gebucht, was die buchhalterischen Auswirkungen begrenze. Weiter erklärt der CFO, dass Unternehmen sich nicht vollständig gegen solche Kundenausfälle absichern könnten, jedoch Verträge so gestalten werden, dass das finanzielle Ausfallsrisiko minimiert werde. Die Manz AG hatte entsprechende Vorkehrungen getroffen, um das finanzielle Risiko in diesem Fall zu begrenzen.
Der Manager äußert sich auch zur generellen Nachfrage in den von ihnen bedienten Märkten. Er spricht über das enorme Potenzial im Batteriefabriken-Markt, der bis 2026 ein Volumen von rund 85 Milliarden Euro erreichen soll. Besonders in den Segmenten Automobilindustrie und Elektromobilität sehe er großes Potenzial. Die Sales Pipeline im Segment Mobility und Battery Solutions umfasse potenzielle Aufträge im Wert von etwa 500 Millionen Euro. Auch die Nachfrage nach Montagelinien für Inverter biete viel Potenzial, da diese eine Schlüsselkomponente in Elektroautos seien: „Als Bestandteil des elektrischen Antriebsstrangs konvertiert der Inverter den Gleichstrom der Batterie in Wechselstrom für den effizienten Antrieb des elektrischen Motors. Je effektiver die Konvertierung funktioniert, desto größer die Reichweite, die Elektroautos mit einer Batterieladung fahren können. Alleine für 2024 liegt das Investitionsvolumen für solche Montagelinien in Europa und Nordamerika je nach Szenario zwischen 500 und 900 Millionen Euro“, so der CFO.
Die Manz AG überzeuge als Hightech-Maschinenbauer aber nicht hauptsächlich über den Preis, sondern durch ein ganzheitliches Verständnis für Produktionsprozesse und Fokus auf innovative Verfahren. Er betont, dass das Unternehmen durch seine Effizienz und niedrigere Ausschussraten in der Total-Cost-of-Ownership bei Kunden punkte. „Natürlich sind unsere Maschinen auf den ersten Blick einmal teurer als beispielsweise eine Standardmaschinen aus Asien. Vor dem Hintergrund allgemeiner Ressourcenknappheit oder der Notwendigkeit steigender Energieeffizienz, rücken Unternehmen von dieser eher kurzfristig orientierten Herangehensweise zunehmend ab. Und genau hier unterscheiden wir uns vom breiten Wettbewerb“, argumentiert Hochleitner.
Neben der Batteriezellfertigung stehen für Manz vor allem sogenannte Montagelinien für Inverter im Fokus, da diese eine Schlüsselrolle in der Elektromobilität spielen – sie wandeln Gleichstrom in Wechselstrom um. Im Bild: Laser-verschweißte Lithium-Ionen-Batteriepacks | Bild: Manz AG
Durch Partnerschaften wettbewerbsfähig bleiben
Bezüglich der Wettbewerber ist er der Meinung, dass der Wettbewerb je nach Branche und Anwendung variiere. Die Manz AG setze auf strategische Kooperationen, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Er erwähnte Partnerschaften mit Unternehmen wie Dürr und Grob sowie das Konzept des partnerschaftlichen Wachstums. Die Kapitalsituation der Manz AG sei positiv, so dass er aktuell keinen unmittelbaren Handlungsbedarf für Kapitalmaßnahmen sehe: „Unsere Eigenkapitalquote betrug zum 30. Juni 2023 34 Prozent, während wir weiterhin über ungenutzte Kreditlinien von rund 17 Millionen Euro verfügen. Gleichzeitig erwarte ich, dass sich unser Cashflow wieder deutlich positiver gestalten wird, wenn die Aufträge im zweiten Halbjahr so kommen wie von uns erwartet. Zudem haben wir unsere Kundenverträge so gestaltet, dass wir kein Working Capital vorfinanzieren müssen“. Er betont die Bedeutung einer belastbaren Finanzierungsstruktur für langfristiges profitables Wachstum. Man wolle durch strategische Partnerschaften technologisch wettbewerbsfähig bleiben, hierbei sei die Zusammenarbeit mit Partnern besonders wichtig, um innovative Maschinenstandards „made in Europe“ zu etablieren. Man verfolge die Strategie, neue Zukunftstechnologien und Wachstumsfelder zu erschließen.
Bezüglich der Aktienentwicklung der Manz AG erklärt Hochleitner, dass er über variable Vergütungsbestandteile in Form von Performance Shares am Unternehmen beteiligt sei. Er betont, dass die langfristige Steigerung des Unternehmenswerts im Fokus stehe. Abschließend äußerte sich Hochleitner zu den mittel- und langfristigen Planungen. Er weiß um die Herausforderung, das enorme Marktpotenzial zu realisieren und gleichzeitig nachhaltige Profitabilität zu gewährleisten, zeigt sich aber überzeugt, dass der Aktienkurs in einem Jahr deutlich über dem aktuellen Niveau liegen werde, sofern die operative und strategische Weiterentwicklung des Unternehmens planmäßig verlaufe.
Quellen: Magazin Nebenwerte – Manz CFO im Interview. Klare Worte zur Aktie, Erfolgen und Misserfolgen. „Wir überzeugen nicht über den Preis… / Manz AG – Automobil & Elektromobilität
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