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Mobilitätswandel: Vom Auto zum Schuh

Mobilitätswandel: Vom Auto zum Schuh

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In der aktuellen Elektroauto-News.net-Folge spreche ich mit Dr. Matthias Brendel, Gründer und CEO von Footprint Technologies, über seinen beruflichen Werdegang und seine aktuelle Arbeit. Er begann seine Karriere in der Automobilindustrie, wo er sich auf Verbrenner und deren Effizienzverbesserung konzentrierte. Später wechselte er in den Bereich der neuen Geschäftsmodelle und baute die Audi Denkwerkstatt in Berlin auf, eine Einheit für neue Geschäftsmodelle im Bereich Nachhaltigkeit.

Ende 2020 gründete er Footprint Technologies, um mehr Nachhaltigkeit in den Online-Schuhhandel zu bringen. Das Unternehmen hat eine Software entwickelt, die aus jedem Smartphone und einem Blatt DIN-A4-Papier ein hochpräzises Fuß-Messgerät macht. Dies reduziert die Retourenquote im Online-Schuhhandel erheblich und spart dadurch Kosten und CO₂-Emissionen.

Brendel spricht auch über die Herausforderungen und Unterschiede zwischen der Automobil- und der Schuhindustrie. Er betont die Bedeutung von Innovation und ermutigt dazu, über den Tellerrand zu blicken und die Branche zu wechseln, um neue Perspektiven und Lösungen zu finden. Wir gehen direkt rein ins Gespräch mit Matthias.

Gerne kannst du mir auch weitere Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Höre:innen des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

Transkript zu: Mobilitätswandel: Vom Auto zum Schuh

Sebastian

Hallo Matthias, freut mich, dass du heute hier zu Gast bist beim Elektroauto- News.net-Podcast. Wir unterhalten uns über das Thema Mobilität. Ich sage mal, auch klassisch kommend aus der Automobilindustrie bis jetzt hin zur Mikromobilität in Anführungsstrichen. Das werden wir dann nachher aufklären, warum das in Anführungsstrichen ist.

Bevor wir da allerdings tiefer einsteigen, stell dich gerne mal selbst vor. Verliere ein paar Worte zu deinem aktuellen Unternehmen und dann nehmen wir unsere Hörer:innen mit auf den Weg dorthin.

Dr. Matthias Brendel

Super. Vielen lieben Dank Sebastian, dass ich heute bei dir zu Gast im Podcast sein darf. Ja, ich bin Matthias. Ich bin 40 Jahre alt. Ich habe vor vielen Jahren schon, 2002 habe ich Umweltingenieurwesen studiert, weil es mir immer ein Anliegen war, mit Technologie Nachhaltigkeit zu ermöglichen.

Und mit diesem Wunsch bin ich dann als allererstes in die Autoindustrie gegangen, weil mich Mobilität schon immer fasziniert hat. Und nachdem ich aus einer ländlichen Region komme, war dann Auto so der Inbegriff der Mobilität. Wenn nur zweimal am Tag einen Bus fährt, dann brauchst du halt ein Auto, von A nach B zu kommen.

Das hat mich dann letztendlich zu Audi geführt. Ich habe 2007 bei Audi begonnen und war dann in Summe 14 Jahre im Unternehmen und habe begonnen als Doktorand im Bereich Verbrennungskraftmaschinen. Das heißt, ich habe mich um Technologien wie variable Verdichtung gekümmert, um einfach die Effizienz zu verbessern, den Kraftstoffverbrauch zu verringern.

Und das habe ich in Summe achteinhalb Jahre gemacht, bevor ich dann das Angebot bekommen habe, mich um neue Geschäftsmodelle zu kümmern. Und dafür bin ich dann nach Berlin gewechselt und habe hier die Audi Denkwerkstatt aufgebaut, also eine Einheit für neue Geschäftsmodelle, auch immer im Bereich Nachhaltigkeit, aber weit über das Auto hinaus.

Dann schließlich Ende 2020 war für mich die Zeit gekommen, selbst zu gründen. Also, ich hatte zum ersten Mal schon mal mit 17 gegründet und hatte so ein Unternehmen während des Studiums nebenbei.

Aber dann bin ich wirklich Vollzeit-Unternehmer geworden und habe Footprint Technologies gegründet, um mehr Nachhaltigkeit in den Online-Schuhhandel zu bringen. Und dann sind wir natürlich mittendrin in der Mikromobilität, weil die beginnt mit zwei Füßen, die in zwei passenden Schuhen stecken.

Sebastian

Das vergisst man immer, dass es das noch gibt und es nicht immer nur die großen SUV’s gibt, die auf der Straße unterwegs sind. Das muss man ja fairerweise auch dazu sagen.

Bevor wir allerdings auf dieses interessante Thema auch eingehen und auch so ein wenig die Brücke schlagen, wo es dann doch Verbindungen gibt, was man besser machen kann in der einen oder anderen Welt, würde mich natürlich noch ein Stück weit interessieren deine Vergangenheit in der Audi Denkwerkstatt.

Was waren denn da so Herausforderungen, Aufgaben, mit denen du da betreut warst? Dass wir das Ganze ein wenig greifbarer bekommen. Vielleicht auch gerade auf diese Richtung Nachhaltigkeit, die dich ja auch von Anfang an schon getrieben hat, aus deinem ursprünglichen Job heraus.

Dr. Matthias Brendel

Also die Audi Denkwerkstatt war damals eine Initiative des Audi-Vorstands, die sich damals schon sehr wegweisend damit beschäftigt haben. Wie muss sich ein Autohersteller verändern und was braucht es alles, um wirklich zum Mobilitätskonzern zu werden?

Und wie kann man die ganzen Megatrends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung etc. nutzen und das mit dem Spirit der Start-up-Szene kombinieren, um die Dinge eben nicht klassisch wie so ein Konzern zu entwickeln, sondern Speed-Boot mäßig in einer kleinen Organisation.

Ja, und wir haben bei der Audi Denkwerkstatt dann ein Intrapreneurship-Programm daraus gebaut. Das heißt, die Mitarbeiter konnten sich bewerben, eine gewisse Zeit an einer gegebenen Challenge arbeiten und die dann schlussendlich auch ausgründen. Und das ist auch einige Male passiert.

Und so haben wir zum Beispiel 2017 den ersten Ladeservice für E-Fahrzeuge in der Stadt ausgegründet, die also damals die Autos entweder umgeparkt oder den Strom sogar zum Auto gebracht haben, mit einem speziellen Fahrradanhänger und natürlich auch noch jede Menge Microservices außen rum erledigt haben.

Also es waren eigentlich immer Themen rund enabling von Elektromobilität, was natürlich damals so on the rise war. Es war klar, das kommt, aber braucht ganz viele kleine Bausteine drumherum, insbesondere rund um Lade-Infrastruktur, aber auch ganz viel schon in Richtung CO₂-Tracking und Mikromobilität.

Sebastian

Vielen Dank, dass du uns ein Stück weit in diese Welt mit abgeholt hast und auch spannend, also gerade an dieses Rad-Projekt, nenne ich es jetzt mal, mit dem Lade-Infrastruktur vor Ort. Erinnere ich mich noch, da haben wir auch mal was dazu gepublisht bei uns auf der Website. Spannend, das dann noch mal so eins zu eins zu hören von jemand, der da mit dran beteiligt war, der das mitbekommen hat.

Jetzt kann ich mir halt vorstellen, ich komme selbst aus der Automobilindustrie, Zulieferer. Audi war auch Kunde oder ist Kunde von dem Unternehmen, wo ich tätig war. Automobilindustrie ist ja immer bisschen schwierig, sage ich mal, in dem Wandel. Man erkennt Megatrends, man weiß, man muss sich drauf einstellen, aber es ist nicht immer so ganz einfach. Hat ja auch ein Stück weit mit einer Kultur zu tun, die sich verändern muss, die sich verändern sollte, wenn man dann eben auch vorne mit dabei sein will.

Ich glaube, das ist ja auch so ein Thema, was dich ein Stück weit begleitet hat, diese Innovationskultur, wie du sie zu Beginn genannt hast. Vielleicht kannst du ja auch dazu ein paar Worte verlieren, ob das Herausforderung, Chance, Risiko, wie man es dann eben ein Stück weit einordnen will und wie das dich auch dann geprägt hat.

Dr. Matthias Brendel

Ich glaube, es…dieses Muster, dass man Innovation einerseits vorantreiben will, andererseits dann irgendwann doch davor zurückschreckt, wirklich all in zu gehen, wenn man dann konkrete Projekte hat. Das kann man in nahezu allen Branchen beobachten.

In der Autoindustrie ist es deswegen so gravierend, wenn man sich jetzt die letzten Jahre anschaut; es war eigentlich schon Anfang der 2010er-Jahre klar, dass das E-Auto definitiv einen festen Marktanteil erobern wird. Aber es hat dann ja letztendlich bis so 2016, bis zum Dieselskandal 2015 gedauert, bis dann wirklich so ein Umschwung hereinkam. Und bei vielen anderen Autohersteller, jetzt jenseits vom VW-Konzern, hat es ja noch länger gedauert.

Und das Grundproblem war, dass das Basis-Geschäftsmodell einfach zu gut funktioniert hat. Und du kannst noch so- auf jeder Managementkonferenz können die Vorstände erzählen, dass wir etwas ändern müssen, dass wir umsteuern müssen, dass es neue Themen braucht. Solange jedes Quartal der Umsatz steigt und die Tantieme-Zahlung jedes Jahr höher wird, haben die Menschen auch einfach gar nicht diesen sense of urgency, dass sich wirklich was verändern muss.

Und ich glaube, das ist der deutschen Autoindustrie so ein wenig zum Verhängnis geworden, weil andere Länder, wie jetzt zum Beispiel China, natürlich eine Wahnsinns-Chance erkannt haben, dass ein Technologie-Wechsel stattfindet. Und in Deutschland hat man das so ein wenig verschlafen, auch weil das Bestands-Geschäftsmodell einfach noch zu gut funktioniert hat.

Sebastian

Kann man ja sozusagen auch ein Stück weit nachvollziehen. Oder kennt man von sich selbst im Alltag dann, wenn was gut funktioniert, warum soll ich es ändern? Never change a running team ist ja auch so ein beliebtes Stichwort oder Sprichwort in dem Sinne. Insofern kann ich das schon nachvollziehen. Aber dennoch, wenn man weiß, der Wandel kommt, 2010 war er schon absehbar.

Ich muss mich eigentlich darauf einlassen, ich muss es vorantreiben. Das habt ihr auch mit der Audi Denkwerkstatt gemacht. Dann hast du aber für dich erkannt, dass es vielleicht dann doch noch nicht genug für dich…und du wolltest deinen Wandel, deine Innovation selbst vorantreiben und bist dann noch mal einen ganz anderen Weg gegangen, wo wir jetzt auch zu Footprint Technologies vielleicht den Übergang machen können.

Bevor wir da allerdings einsteigen und wie du da deine Innovation dann ja auch selbst gesteuert vorantreiben kannst auf einem anderen Level, magst du vielleicht unseren Zuhörer*innen dann auch erläutern, was ihr eigentlich macht oder was du machst, was so dein Thema ist, dem du dich annimmst.

Dr. Matthias Brendel

Also vielleicht noch mal gerade so zu dieser Übergangsphase, nachdem ich dann einige Jahre eben die Audi Denkwerkstatt aufgebaut habe und da auch viele tolle Intrapreneur-Teams begleiten durfte, die dann auch ihren Weg mit ihren Themen gefunden haben, ist mir irgendwann klar geworden, dass ich es jetzt nicht beliebig weiter skalieren kann.

Weil es klar war, dass es unrealistisch ist, dass jetzt riesige Summen in diese neuen Themen hineinfließen. Und das wäre aber das gewesen, was mich gereizt hätte. Und deswegen habe ich mich dann entschieden, ein eigenes Thema voranzutreiben, was ich schon über die Jahre immer wieder so im Hinterkopf hatte und was mich immer wieder umgetrieben hat.

Und das war tatsächlich passende Schuhe zu finden. Also Mikromobilität, quasi Basic. Ich hatte…ich habe selber relativ breite Füße und dadurch hatte ich häufig die Schwierigkeit, wenn ich zwei Paar online bestellt habe, habe ich beide wieder zurückgeschickt, weil beide zu schmal waren.

Und ich dachte mir, das darf doch nicht wahr sein. 21. Jahrhundert und wir haben immer noch keinen besseren Prozess als den zu Zeiten des Quelle-Katalogs, also aus den 30ern oder 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts, und dachte mir, da muss man doch was ändern können.

Und ich habe dann relativ viel recherchiert und habe viele Lösungen gefunden, aber keine, die wirklich funktioniert hat. Und das war dann der Grund, dass ich mir ein Team gesucht habe, zwei ehemalige Kollegen angerufen habe, also Carolin Kleinert und Muhammad Kezze. Und mit den beiden bin ich dann noch mal tiefer eingestiegen.

Und dann haben wir festgestellt: Okay, da draußen gibt’s einige Teams, die so etwas machen. Aber wir glauben, die gehen noch nicht ambitioniert genug ran. Die denken es nicht groß genug und die haben noch nicht alle Features drin, die man braucht. Und deswegen haben wir dann selber gegründet. Und heute sind wir der führende Anbieter für Smartphone-basierte Fußvermessung und Schuhgrößen-Empfehlungen, die wirklich passen.

Sebastian

Da könnte man sich jetzt natürlich fragen: Was sucht das bei uns hier im Podcast? Da mag ich vielleicht mal unsere Zuhörer*innen auch ein Stück weit abholen, weil du hast es eben schon schön erklärt. Man bestellt sich zwei, drei Paar Schuhe, um dann ein Paar vielleicht zu finden, was eben passt, was richtig ist. Schön und gut, es kostet mich ja nichts. Ich kann es kostenlos zurücksenden.

Das ist ja immer die Denkweise, die man hat, die wir ja auch teilweise hier im Haushalt gelegentlich mal diskutieren, sozusagen. Nichtsdestotrotz, wenn man die ganzen Prozesse hintendran betrachtet, Logistik in den Versandhäusern drin sozusagen. Wir konnten letztens bei Amazon einen Blick auch darauf werfen. Das wird alles besser. Da wird auch CO₂ eingespart.

Aber jedes Produkt, was nicht versenden muss, spart natürlich noch mehr ein. Und insofern finde ich das schon sehr interessant, auch diesen Weg da einzuschlagen und auch mal auf solche Prozesse oder Produkte wie jetzt eures zu schauen, um eben auch mal aufzuzeigen: Co₂ ist halt eben nicht nur immer im PKW-Bereich oder im Nutzfahrzeug-Bereich einzusparen. Jeder von uns kann das im Alltag auch ein Stück weit vorantreiben, einsparen und dann glücklicherweise auch mit solchen Services wie von euch nutzen.

Kannst du uns, wenn das jetzt unsere Zuhörer:innen eben auch nutzen wollen, mal abholen, wie das dann im Alltag funktioniert? Du hast eben schon gesagt, Smartphone-basiert. Ist das dann mit bestimmten Onlineplattform-Händlern zusammen oder ist das unabhängig von Händlern? Einfach, dass wir da einen Einblick drauf bekommen.

Dr. Matthias Brendel

Ich würde jetzt noch mal kurz einordnen, wie der Online-Schuhhandel heute funktioniert. Das ist für viele vielleicht auch ganz spannend. Also heute ist es im Durchschnitt so, dass die Retourenquote durchschnittlich 50 % beträgt. Das heißt, jeder Schuh wird mindestens zweimal verschickt, bis er behalten wird.

Jetzt kann man sich natürlich vorstellen, dass das eine wahnsinnige Flut von Paketen ist. Allein in Europa entstehen dadurch bei den Händlern Kosten von 10 Milliarden pro Jahr und es geht um 330.000 Tonnen CO₂-Emissionen in Europa. Also schon- ist jetzt noch nicht vergleichbar mit Mobilitäts-Emissionen, aber es ist schon eine ganz ansehnliche Menge.

Und was man auch nicht vergessen darf, allein ein durchschnittlicher User verbringt 32 Minuten mit einer Retoure. Das heißt, allein wenn ich das mit der Zahl der Retouren in Europa multipliziere, sind es über 30.000 Jahre menschliche Lebenszeit, die wir mit dem Thema verschwenden.

Ja, und wir lösen dieses Problem, indem wir eine Software entwickelt haben, die aus jedem handelsüblichen Smartphone und einem Blatt DIN-A4-Papier ein hochpräzises Fuß-Messgerät macht. Das heißt, stellt euch vor, ihr wollt ein Paar Schuhe online kaufen, seid auf eurem Smartphone in dem entsprechenden Shop unterwegs, dann findet ihr dort auf der Produkt-Detailseite direkt unseren Knopf: Mess deinen Fuß und finde die richtige Schuhgröße.

Wenn man darauf klickt, kommt man direkt in den Messprozess, kriegt erklärt, was man alles machen muss: Socken ausziehen, vorher natürlich Schuhe ausziehen, aufs Blatt Papier stellen, zwei Fotos von jedem Fuß machen und der Rest wird von unserem Algorithmus, der vorwiegend auf Bilderkennung und künstlicher Intelligenz beruht, ausgewertet und mit den Schuh-Daten verglichen, also mit den Schuhleisten-Daten.

Und daraus können wir dann genau sagen: Der Schuh ist für dich geeignet und wenn ja, in welcher Größe. Und dann kannst du ihn direkt in Warenkorb legen und bist quasi einmal fertig.

Sebastian

Das heißt, um das dann noch mal abzuholen, das ist schon eingebettet dann auch bei einem der Online-Händler in deren Prozess sozusagen und läuft nicht unabhängig davon, dass ich jetzt sagen kann, ich mache das einfach mal für mich und gehe dann alles durch, sondern es muss in diesem Prozess eingebettet sein.

Dr. Matthias Brendel

Genau. Also, wir sind ein B2B-Serviceanbieter. Das heißt, wir verkaufen unsere Lösung an den Onlineshop, der es bei sich anbietet, weil dort sucht der Endnutzer oder die Endnutzerin ja auch danach. Das heißt, wir sind seemless in den Kaufprozess eingebaut. Und das Besondere bei unserer Technologie ist, dass es ohne App funktioniert. Also alles, was wir tun, passiert direkt im Browser.

Und dadurch kann man die User Journey natürlich auch sehr flexibel von der Produkt-Detailseite in unserem Messprozess und wieder zurück in Warenkorb erstellen. Und dadurch wird es eine wirklich einfache experience, die die Menschen dann auch nutzen. Und die Nutzer, die unseren Service nutzen, verursachen im Schnitt zwischen 26 und 41 % weniger Retouren als User, die das nicht tun.

Und das ist natürlich der Gamechanger im Online-Schuhhandel, weil eine durchschnittliche Retoure bis zu durchschnittlich 15 bis 19 € kostet. Und das ist natürlich ein richtiger Profitabilitäts-Boost für den Händler.

Sebastian

Das auf jeden Fall. Dann kann man das auch schon mal nachvollziehen, warum ihr da eben direkt von dessen Seite aus eingebettet werdet. Und es bietet sich natürlich auch von der Datenseite her an, weil wenn ihr in dem Prozess mit drin seid, die Daten für die Schuhe, die man ja kaufen möchte, müssen ja vorhanden sein, damit ich das gegen die eigenen Füße eben sozusagen messen kann.

Und den Vorteil ohne App verstehe ich auch vollkommen, weil so wie du sagst, das wichtige ist ja immer, dass du keinen Absprung da unnötig mit reinbringst in diesen Prozess, sondern dass der Kunde eben auch durchkommt. Seid ihr denn auch schon bei in Anführungsstrichen gängigen Anbietern jetzt hier in Deutschland mit drin? Wo kann man euch schon nutzen, wenn man diese Erfahrung einfach auch mal selbst erleben möchte?

Dr. Matthias Brendel

Also wir sind mit 13 Marken momentan unterwegs. Darunter etwa der führende Kinderschuhhersteller in Deutschland, Ricosta. Aber wir arbeiten auch mit großen Arbeitsschuhherstellern bis hin zu Streetwear-Labeln oder zum Beispiel Baabuk aus der Schweiz, die machen so Woll-Sneaker. Auf unserer Website footprinttech.de findet ihr immer die aktuelle Liste und Links zu den Onlineshops und könnt es dort sehr gerne ausprobieren.

Sebastian

Das hört sich doch gut an. Dann können wir das da mal mitnehmen. Und wie ist es denn bei euch? Also wir hatten vorhin das Thema Innovationskultur, was dich ja auch so ein Stück weit für deinen Wandel, für deinen Weg bewegt hat, weg von dem Automobilhersteller, vom OEM. Ist die Schuh-Szene, nenne ich es jetzt mal, einfacher auf den Fortschritt vorzubereiten? Oder gibt es da auch Herausforderungen, mit denen man zu kämpfen hat?

Dr. Matthias Brendel

Also für mich hat sich tatsächlich so angefühlt, als ob ich in der Zeit so ein bis zwei Jahrzehnte zurückgehe, als ich von der Autoindustrie in die Schuhindustrie gewechselt bin, weil die Schuhindustrie halt lange nicht so automatisiert, nicht so datengetrieben, nicht so digital ist, wie das in der Autoindustrie schon der Fall ist.

Und das kann man auch nachvollziehen, weil die Schuhindustrie letztendlich ein skaliertes Handwerk ist. Das heißt, es kommt irgendwie aus dem Handwerk, was halt industrialisiert wurde. Aber viele Prozesse laufen dann nach wie vor sehr manuell und deswegen, ja, war gar nicht so die Möglichkeit oder die Notwendigkeit, alles zu digitalisieren. Das kommt jetzt alles, aber gefühlt hinkt das alles noch ziemlich hinterher im Vergleich zur Autoindustrie.

Was ich spannend finde, ist: Innovation in der Branche passiert ja meistens nicht durch die Player in der Branche selbst, sondern durch die, die von außen neu hineinkommen. Und das war für mich auch Motivation, durchaus mal in eine neue Branche wie jetzt die Schuhbranche zu gehen, weil ich dort dieser outside disruptor sein kann.

So ähnlich wie das ja Tesla in der Autoindustrie war und allen gezeigt hat, dass das, was alle für unmöglich gehalten oder versucht haben tot zu reden, dann auf einmal doch ging. Und damit hat sich die komplette Industrie gedreht. Und ich glaube, aus so einer Außenperspektive erkennt man immer schneller die Möglichkeiten und hat nicht so viele Grenzen im Kopf, die man erst überschreiten müsste, um das zu tun, weshalb es total natürlich ist, dass Innovation häufig von der Seite in eine Branche reinkommt und die Branche dann verändert.

Und deswegen kann ich alle nur ermutigen, durchaus mal die Branche zu wechseln, weil man doch viele Muster, die man aus einer anderen Industrie kennt, übertragen kann. Und dann ist Innovation nicht mehr so weit weg, wenn man einfach etwas, das schon woanders existiert, überträgt. Und dort ist es dann eine vollkommene Neuigkeit.

Also das ist für mich ein ganz wichtiger Teil der Innovationskultur, eben über den Tellerrand zu schauen, in andere Branchen zu schauen und dann auch wirklich mit Vehemenz versuchen, die Themen zu übertragen.

Sebastian

Was soll man da noch sagen? Also bessere Schlussworte hätte ich jetzt auch nicht finden können. Einfach über den Tellerrand zu schauen, das dann auch mal mitzunehmen, mit zu transferieren und dann davon zu profitieren.

Vielen Dank für deine Zeit, für die Einblicke und freue mich, wenn wir da in Kontakt bleiben, dass wir dann doch eben deinen Weg auch ein Stück weit verfolgen können, ob du denn dann eben zum Tesla der Schuh-Szene wirst. Mach’s gut! Bis dahin Matthias.

Dr. Matthias Brendel

Vielen lieben Dank!

Der Beitrag Mobilitätswandel: Vom Auto zum Schuh erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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