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Experten über Deutsche Industrie: Transformation & Perspektiven

Experten über Deutsche Industrie: Transformation & Perspektiven

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In dieser Folge des Elektroauto-News.net Podcast befassen wir uns mit dem Thema Transformation. Transformation der deutschen Automobilindustrie.  Und darüber, wie diese die Perspektive wechseln können, um eine Transformation einzuleiten. Dabei ist es das Lernen von anderen Zulieferern aber auch Experten anderer Industrien, die neue Wege und Denkweisen offenbaren.

Wir haben zum einen Professor Doktor Jan-Philipp Büchler zu Gast, seines Zeichens Professor für Unternehmensführung, Experte für Hidden Champions im Umfeld der Automobilindustrie, Gründer und Start-up-Investor, und zum anderen Christian Walter, der euch bestimmt schon bekannt ist aus der einen oder anderen Folge hier aus dem EAN-Podcast.

Er selbst ist in der Automobilindustrie unterwegs, hat tiefe Einblicke in die Industrie, kann diese bewerten und bewertet die deutsche Industrie vor allem auch im Umfeld der internationalen Automobilindustrie. Mit Fragestellung, was wir davon lernen können, was diese von uns lernen können.

Genau davon handelt auch deren gemeinsames Projekt Transformation Trails, welches eben über den Tellerrand schauen will, miteinander vernetzen möchte, verschiedene Themen aufgreift, sei es AI, Automobilindustrie, vielleicht auch ein Blick hinter die Kulissen von einem Food-Unternehmen und was man eben voneinander lernen kann und wie man dies miteinander in Verbindung bringt.

Das haben die beiden vor und werden es auch umsetzen. Unter anderem mit einer gemeinsamen Reise mit Interessenten in die USA, ins Silicon Valley, im Vorfeld der CES und dann eben auch mit Besuch dieser. Im Detail wissen die beiden natürlich viel, viel genauer davon zu berichten, was sie vorhaben, wie sie es vorhaben und wie du eventuell davon profitieren kannst. Insofern gehen wir direkt rein in das Gespräch mit Jan-Philipp und Christian. Viel Freude damit.

Transkript zu Transformation Trails – Aufbruch zur Veränderung der deutschen Automobilindustrie

Sebastian

Servus Christian, Servus Jan-Philipp. Schön, dass ihr heute da seid im Podcast von Elektroauto-News. Wir unterhalten uns heute über euer aktuelles Projekt Transformation Trails. Bevor wir allerdings einsteigen, stellt euch gerne vor. Christian ist hier zwar schon bekannt im Podcast, dennoch es kann ja sein, dass neue Zuhörer:innen mit dabei sind. Stelle dich gerne mal zunächst vor und dann gerne im Anschluss direkt Jan-Philipp.

Christian Walter

Vielen Dank, Sebastian, bin immer gerne bei dir. Es ist immer ein angenehmes Gespräch. Christian Walter, ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit dem Thema Mobilität, Start-ups und Business Development und plaudere genau über diese Themen immer gerne mit dir.

Jan-Philipp Büchler

Lieben Dank Christian und auch danke Sebastian für die schöne Einladung in deinen Podcast. Ich bin Professor für Unternehmensführung, insbesondere Innovationsmanagement und Wachstumsstrategien mittelständischer Weltmarktführer. Das ist so ein wenig der Schwerpunkt meiner Professur an der FH in Dortmund und beschäftige mich ganz, ganz viel mit den aktuellen Veränderungen und Transformationen in der Wirtschaft, gerade im industriellen Mittelstand.

Und mit meinen ganzen Studien rund um Tesla und die deutschen Hidden Champions habe ich eben auch Christian Walter kennengelernt. Und wir haben jetzt vor einigen Monaten zusammen eine neue Unternehmung begonnen und wollen eben mit Transformation Trails ein wenig Californian Spirit und mehr Transformationsdenke nach Deutschland bringen.

Sebastian

Vielen Dank schon mal für eure Vorstellung. Und da hast du schon mal zwei Stichworte gesagt. Tesla-Studie, das können wir schon mal vorab ankündigen, da wird es ein extra Podcast dazu geben für die Zuhörer:innen.

Der zweite Part, wo du ja auch gesagt hast, wo dein Schwerpunkt liegt, ist der Schwerpunkt Transformation. Das war auch schon Mittelpunkt des Gespräches, was ich mit Christian mal geführt habe. Transformation Automobilindustrie. Ihr greift das jetzt auf in Transformation Trails.

Das hat ja auch ein Stück weit was mit E-Mobilität zu tun, vor allem aber mit Mobilität, mit Wandel, Wandel im Umfeld der Automobilindustrie. Vielleicht kann Christian oder du, Jan-Philipp, ein paar Worte im Detail dazu verlieren, was sich so näher darunter verbirgt.

Jan-Philipp Büchler

Wir möchten mit unseren Erfahrungen aus dem ganzen Bereich der Forschung rund um Hidden Champions, aber auch der Führung des Managements von Hidden Champions berichten, möchten Wissenstransfers herstellen und möchten viele dieser Erfahrungen weitergeben.

Deswegen haben wir eben ein Start-up gegründet, Transformation Trails, wo wir eben zeigen wollen, dass es eben nicht nur einen Weg gibt, der zum Ziel führt, sondern verschiedene Wege. Und dass man auch den Mut haben muss, diese Wege mal bis zum Ende durchzugehen, oder mal mindestens durchzudenken.

Wir wollen mit diesem Start-up eben diese Wege aufzeigen, gemeinsam voneinander lernen, von den Besten lernen. Das steht im Vordergrund. Deswegen unternehmen wir zum Beispiel auch Expeditionen, reisen zu den Orten, wo die innovativsten Firmen in der Welt sind, wo die Taktgeber und die Tempomacher der Transformation zu Hause sind.

Das ist natürlich das Silicon Valley. Das ist aber auch das Silicon Wadi in Israel rund um Tel Aviv. Das sind Hotspots rund um Shanghai in China und andere Orte der Welt, die wir besuchen und wo wir dann eben zu ganz, ganz vielen wichtigen Gesprächspartnern, Erfindern, Entwicklern, Designern, Wissenschaftlern gehen und dann von denen und mit denen lernen.

Ich glaube, das wird eine ganze Menge für unseren Standort Deutschland und für auch den zukünftigen Erfolg unserer mittelständischen Weltmarktführer bringen.

Christian Walter

Wenn ich hier noch ergänzen darf, wir möchten zwei Welten zusammenbringen. Das eine ist – das ist genau die Disziplin vom Jan-Philipp – zu sagen: Was macht denn eigentlich Hidden Champions? Was macht denn erfolgreiche Mittelständler überhaupt erfolgreich? Und dann ist die Frage: Wenn wir und die Mittelständler heute erfolgreich sind, wie sind wir dann auch noch erfolgreich morgen?

Weil die ganze Welt dreht sich, in China, in USA, überall entstehen Player. Sich darauf auszuruhen, das kann keine Option für uns sein. Also das ist genau die Frage: Gute Firmen, die heute gut sind, wie sind sie auch morgen noch gut? Und da planen wir genau das hinzubringen, dass wir Reisen anbieten, dass wir Beratungsmandate übernehmen, wo wir genau diese Frage erörtern: Wie ist der Status quo eines jetzigen Unternehmens?

Zusammen bringen mit Playern aus dem Ausland, um einfach auch eine Wettbewerbsübersicht zu generieren, um auch herzugehen und zu sagen: Ich kann stolz auf meine Dienstleistung heute sein, aber wie bin ich denn eigentlich auch in einem internationalen Kontext aufgestellt? Das sind genau die Punkte, die wir dort aufgreifen wollen.

Sebastian

Soweit ich das ja im Vorgespräch eben auch erfahren habe, ist es nicht nur so, dass ihr jetzt sagt, ihr habt einen Kunden an der Hand, mit dem ihr diese Reise begeht, sondern das ist ja auch schon von dem Format so. Vielleicht können wir auch mal direkt auf die erste Reise, die ja auch schon so ein Stück weit in naher Zukunft steht, eingehen.

Ihr tretet diese Reise ja auch in einem Verbund an. Also das heißt, man lernt ja auch voneinander, miteinander. Diese Hidden Champions, die wir eben haben, die daran teilnehmen. Der Mittelstand, der da auch sich öffnet und mitgehen möchte, auf diese Reise, der tauscht sich ja auch untereinander aus.

Sprich, wir haben einmal diesen internationalen Faktor mit drin, aber wir haben ja auch innerhalb eurer Gruppe dann ja auch schon einen gewissen Wissenstransfer, Know-how, das sich öffnet, das miteinander verbunden werden kann. Vielleicht könnt ihr da auch im Umfeld eurer ersten Reise, die ihr eben im Januar, meines Wissens nach, antreten wollt, ein paar Worte dazu verlieren.

Christian Walter

Genau. Vom 6. bis zum 12. Januar geht’s nach San Francisco, wo wir Silicon Valley besuchen und im Anschluss die CES in Las Vegas. Und das ist aber genau das – möchte ich aufgreifen – was du gesagt hast. Das ist die Interaktion der Teilnehmer.

Wer werden die Teilnehmer sein? Die Interessenten, wo wir auch hoffentlich noch zahlreiche Buchungen bekommen werden? Das sind CEOs, das sind Business-Development-Mitarbeiter, -Mitarbeiterinnen. Das sind vielleicht auch Start-up-Gründer.

Menschen, die sich um Innovationen kümmern, die Inspiration benötigen, suchen oder sich dann vielleicht auch mal schauen möchten, wie sie im internationalen Wettbewerb stehen. Das sind die Gruppen, wo wir vor Ort Workshops anbieten werden, wo wir Diskussionen haben und wo wir aber auch jeden Tag spannende Persönlichkeiten treffen.

Das sind Trendscouts, das sind Professoren von Berkeley, von Stanford, die sich über Strategie, die sich über Innovationen austauschen können in einzelnen Meetings, in einem Kaffee-Gespräch miteinander, wo man auch mal separate Fragen oder generell Fragen, die vielleicht nicht für ein Plenum zuständig sind, auch noch mal erörtern kann, miteinander.

Gleichzeitig schauen wir uns wahnsinnig viele Start-ups vor Ort an und natürlich auch, wo es natürlich auch im Podcast darum geht: Das Thema Mobilität wird natürlich auch ein Thema spielen. Wir werden uns Lucid anschauen, zum Beispiel. Das werden genau diese Themen sein, die darauf einzahlen werden.

Also einen großen Querschnitt über die Branche, aber immer der Fokus: Innovation. Wie kann ich besser werden? Und wie berichten Deutsche im Silicon Valley davon, wie sie es geschafft haben im Silicon Valley beziehungsweise aber auch, wie es andere im Silicon Valley schaffen und schaffen können.

Jan-Philipp Büchler

Wenn ich da auch kurz ergänzen darf: Das sind halt eben alles Querschnitts-Themen, die wir in der Transformation sehen und erleben. Das ist KI und darunterliegende Datenarchitekturen und Algorithmen. Das ist Robotik. Das ist vom autonomen Fahren bis hin zu autonomen Erntesystemen und Ähnlichem. Ganz, ganz viele Applikationen, die Mobilität betreffen, die aber eben auch digitale Infrastruktur betreffen.

Vor dem Hintergrund laden wir dann natürlich auch nicht nur Automobilindustrie und -branche ein, sondern eben auch Unternehmen, die im Rahmen dieser Transformation von einem Hardware-getriebenen zu einem mehr Software-getriebenem Geschäft unterwegs sind. Unternehmen, die ein Digital Ecosystem aufbauen wollen, die mehr über Plattform-Business-Models erfahren wollen.

All das sind Themen, mit denen wir uns beschäftigen. Nicht zuletzt auch mit dem Metaverse. In den USA passiert dort viel, viel mehr als in Deutschland, obwohl wir auch hier einzelne Hidden Champions haben, die bereits mit Metaverse-Anwendungen und -Angeboten unterwegs sind und erfolgreich erste Schritte dort machen.

Aber im Silicon Valley sind wir da am Puls der Zeit. Und das sind eben ganz, ganz viele spannende Themen, von denen wir sehr viel lernen können und wo man in einem kleinen, exklusiven Raum von Teilnehmern eben auch sich selbst reflektieren kann.

Ich glaube, das ist dann auch eine notwendige Möglichkeit, mal abseits des Tagesgeschäfts in einem sehr, sehr inspirierenden Umfeld auf Augenhöhe mit anderen Executives, mit anderen Menschen mit Führungsverantwortung aus Unternehmen – Mittelstand, gehobener Mittelstand – aus Wissenschaft, aus Industrieverbänden zu sprechen und da sich so etwas die Karten zu legen, wo die Reise hingeht, aber auch wo die eigenen Erfahrungen zählen.

Und da gibt es gute und schlechte Erfahrungen. Und das zu reflektieren und da auch voneinander zu lernen, da werden wir auch einzelne case studies anbieten und kleine Workshop-Formate integrieren. Aber natürlich sind wir auch an so renommierten Orten wie der d.school in Stanford oder bei ganz, ganz spannenden Start-ups sei es Nuro und andere, die also wirklich an der Zukunft und an dem Geschäftsmodell von morgen und übermorgen arbeiten und schrauben.

Sebastian

Das hört sich schon sehr spannend an und du hast es eben auch vorweggenommen. Das war auch so der Punkt, den wir klarstellen wollten, dass es eben … Der Querschnitt der Themen prägt eben auch schon eure, ich sage mal jetzt, Teilnehmer dann sozusagen an dem Kurs, dass wir eben nicht nur Automobilindustrie sind, sondern über verschiedene Industrien hinweg.

Aber das heißt ja nicht, dass nicht die Automobilindustrie auch von anderen Industrien lernen kann, Wissen transferieren kann, was ihr ja auch anregen wollt mit eurem Programm, soweit ich das jetzt verstanden habe, und das auch aktiv angeht schlussendlich, um dann eben auch mit einem gewissen Mehrwert hier wieder zurück nach Deutschland zu kommen und dann hoffentlich auch in die Umsetzung zu gehen, weil sonst bringt das Ganze ja nichts.

Wenn man sich das Wissen nur anschaut und hinterher landet es dann doch wieder in der Schublade, dann war es wahrscheinlich eine schöne Zeit mit euch vor Ort und man hat ein wenig was gesehen, aber man muss es ja auch umsetzen. Deswegen auch da noch mal die Frage, bevor wir vielleicht auf den E-Mobilitäts-Part, der ja für uns interessant ist, noch mal näher eingehen.

Ist dann angedacht, in Anschluss an eure Reise dann trotzdem auch irgendwo im Austausch zu bleiben? Wollt ihr da auch so eine Art Netzwerk dann noch mal schaffen, wo auch ein wenig nachgehalten wird bei der ganzen Geschichte, damit man eben auch auf lange Sicht da einen Nutzen dann davon mit hat und eben nicht nur wunderschöne sieben Tage mit euch in den USA verbringt, sondern auch den Nutzen dauerhaft ins Unternehmen hineinbringt?

Jan-Philipp Büchler

Auf jeden Fall. Wir haben das Ganze ja mehr als Expedition, um bewusst auch diesen Charakter von „Aus der Komfortzone heraus“ und etwas ganz Neues auch entdecken, zu betonen. So haben wir es also Expedition genannt und Expeditionen, die gehen gewissermaßen schon auch ein Stück weit ins Unbekannte, erreichen aber auch echte, echte Gipfel.

So werden wir so eine Art Summit Club gründen, in dem dann die Teilnehmer mit uns in Kontakt bleiben und auch an diesen Themen weiterarbeiten, im Gespräch bleiben können. Wir provozieren auch so ein wenig den Zufall in der Reisegruppe, mit der wir dann unterwegs sind. Und außerdem werden wir natürlich auch unter anderem Konferenzen organisieren, die sich rund um die Transformationsthemen beschäftigen.

Nächstes Jahr im März, zum Beispiel, wollen wir also eine erste Transformationskonferenz bestreiten. Und da werden vielleicht auch einige der Teilnehmer dann vertreten sein und von ihren weiteren Projekten berichten. Aber auch Vorzeige-Unternehmen, Hidden Champions aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland.

Denn das Hidden-Champions-Phänomen ist ja jetzt nicht nur ein rein deutsches Phänomen, sondern wir haben auch im Ausland viele mittelständische Weltmarktführer, die sehr, sehr kompetitiv sind und durchaus gerade in der Automobilzuliefer-Industrie unseren deutschen Weltmarktführern das Leben nicht immer leicht machen.

Christian Walter

Vielleicht noch eine Ergänzung genau zu dem, was du gesagt hast, Sebastian. Mit dem Konzeption dieser Woche. Es wäre, glaube ich, ein Fehler zu sagen, ich habe nur den Kontext Automobil- oder Mobilität, sondern das ist genau das Thema: Was sind die Querschnitte? Was sind spannende Technologien? Was sind zum Beispiel Zahlungsmittel von morgen, als Beispiel Kryptowährung?

Kryptowährung kann ich vielleicht auch benutzen in einem autonomen Shuttle. Dies sind genau diese Themen, zu schauen: Wo gibt es andere Firmen, die spektakuläre Ansätze haben? Wo habe ich Ideen, das vielleicht aufzunehmen? Vielleicht habe ich aktuell ein Problem auf dem Schreibtisch und eine andere Branche hat es schon gelöst. Diese Tür würde ich mir zu verschlossen halten und kann sie nicht aufsperren, wenn ich nicht einfach mal über den Tellerrand herausschaue.

Ich glaube, das, in Anführungszeichen Problem, hat jeder Unternehmer. Man ist sehr, sehr in dem Tagesgeschäft gefangen. Man schaut sehr nach seinen eigenen Kunden, nach seinen eigenen Dienstleistungen und schaut nicht mal einfach in andere Bereiche rein, führt andere Gespräche und merkt auf einmal: Du, das ist da überhaupt kein Thema. Das bekommt der Kunde bezahlt oder das bekomme ich bezahlt.

In einer anderen Branche bekommst du es nicht bezahlt. Warum ist das so? Warum ist das technisch gelöst? Also genau diese Interaktion halten wir für sehr, sehr wichtig, in der Woche so einen Querschnitt zu schaffen aus vielen verschiedenen Branchen, die wieder immer auf ein Thema einzahlen. Transformation und Innovation.

Sebastian

Das Hauptthema eurer Reise ja sozusagen, die ja da auch anstrebt, oder eures Unternehmens und dies „Über den Tellerrand schauen“. Ich habe das gerade gestern durch Zufall gesehen. Da habe ich auf die Megatrends-Map des Zukunftsinstitut geschaut und da sieht man ja genau das: Wenn man die verschiedenen Pfade verfolgt, es wird immer Überschneidungen geben.

Und so ist das ja auch bei euch, mit den einzelnen Branchen, in denen es Überschneidungen gibt, wo man voneinander dann was hinausziehen kann. Und das Rausziehen … Blicken wir da vielleicht mal auf die Elektroautohersteller aus den USA, die ja auch hier in den Medien immer wieder bekannt sind. Ich nenne jetzt mal hier: Lucid, Tesla, Fisker sind, glaube ich, so mit die bekanntesten, die hier unterwegs sind.

Was können die deutschen OEMs, was können wir davon lernen? Gibt es da schon so einen Ausblick darauf? Ich denke, das kann man relativ einfach schon mal ein Stück weit einordnen, bevor wir da dann noch ein Stück weit tiefer eintauchen.

Christian Walter

In der Zusammenarbeit, in wirklich zahlreichen Projekten über der letzten 20 Jahre kann ich feststellen, dass wir von extrem schlanken Hierarchien bei diesen neuen EV-Herstellern sprechen. Also du bekommst einen Vizepräsidenten an den Tisch, du kannst ihn auch anrufen. Gute Ideen sind immer willkommen.

Ich merke, dass eine hohe Eigenverantwortung bei den jungen Ingenieuren herrscht, die eine hohe Bauteilverantwortung haben, was ich so aus Deutschland überhaupt nicht kenne. Wir haben sehr, sehr schnelle Entscheidungen. Es gibt wenig Vorgaben an die Lieferanten.

Da muss man sagen, das ist des einen Freud, des anderen Leid, weil wir Deutschen sind so ein bisschen: Bekommen wir ein riesiges Lastenheft, beschweren wir uns, dass wir ein riesiges Lastenheft haben und sagen: Mensch, das ist aber hier … Ach, wir sind so unflexibel und wir können gar nichts machen. Kommt der Amerikaner und sagt: Du, du bist doch der Spezialist für das Teil. Sag du mir doch, wie du es hinbekommst. Dann beschweren wir uns auch.

Also ich glaube, das ist einfach eine coole Sache und ich finde das total spannend. Lass doch … dann kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen, kreiere du dein Lastenheft für deinen Kunden und bring dich ein mit deiner Expertise, wo du auch verkauft hast, dass du ein Experte bist. Also, der Kunde nimmt dich beim Wort und dann kannst du auch liefern. Und das ist ein hohes Spielfeld der Kreativität.

Aber man muss es dann letztendlich auch liefern. Und was ein weiterer ganz, ganz wichtiger Punkt ist: Eine hohe Risikobereitschaft, auch wirklich mal zu scheitern. Das ist für uns, das merke ich in unserer deutschen Kultur, ein vollkommenes No-Go. Du scheiterst in einem Projekt. Okay, dann hast du deine Interaktionsschleifen. Wie wirst du besser? Versuchst es halt dreimal, beim vierten Mal kommst du in die richtige Richtung.

Der Kunde verlangt: Wir müssen, ich weiß nicht, Gewichts-Savings bringen. 30 %. Ja, natürlich. Jeder sagt dir: Das ist nicht möglich mit 30 %. Wenn es am Ende 20 sind, sagt jeder: Hey, cool, sind wir 20 % leichter geworden.

Also das sind genau diese Themen, die ich immer wieder feststelle und wo wir uns eine große Scheibe von Abschneiden können, dass wir immer alles 100, 110 % haben möchten und da wirklich in Kalifornien wesentlich flexibler mit umgegangen wird. Und die Ergebnisse sind mit Sicherheit nicht schlechter als die, die wir in Projekten sicherstellen können in Deutschland.

Das ist eine ganz interessante Sichtweise, sich das einfach mal anzuschauen. Man muss nicht alles gut finden, man muss nicht alles übernehmen, aber zu sehen, dass es auch funktioniert und vielleicht die eine oder andere, das eine oder andere Thema zu übernehmen und seine eigene Firma zu implementieren. Das ist super spannend.

Sebastian

Also erst mal vielen Dank, Christian, für die Ausführung. Auch sehr spannend für mich. Und das sind genauso die Punkte, wo ich es auch eingeordnet hätte, was wir dann eben mitnehmen können, was wir lernen können dann schlussendlich.

Dieses „Einfach mal machen“, die Mentalität: Wenn es schiefgeht, dann geht es halt schief. Aber solange keiner dran stirbt, ist es im Zweifelsfall nur Geld. Und das kommt ja dann wieder, wenn man dementsprechend die Wege voranschreitet. Aber, ich sage mal, auch die deutsche Industrie hat ja jetzt so viel auch nicht verkehrt gemacht, weil sonst wären wir auch nicht da, wo wir sind aktuell in der Welt. Das muss man ja auch fairerweise mal sagen.

Ich gehe auch davon aus, dass nicht nur der deutsche Mittelstand, die Hidden Champions hier aus dem Silicon Valley was lernen können, sondern man dürfte ja mal unterstellen, dass auch Silicon Valley vielleicht die eine oder andere Scheibe sich von uns abschneiden kann. Vielleicht könnt ihr darauf auch noch mal einen Blick werfen, weil, ich sage mal, das ist ja ein Austausch, so wie ihr es eben angedeutet habt. Und der kann ja auch in beide Richtungen da funktionieren.

Jan-Philipp Büchler

Absolut Sebastian. Also das sind, glaube ich, zwei Welten, die sich sehr, sehr gut ergänzen. Während die großen amerikanischen EVs, respektive die neuen EV-manufacturer wie Tesla oder Lucid oder Rivian oder Fisker, ganz radikal neu denken und sich da was trauen und gewohnte Prinzipien infrage stellen und auch ein Auto ganz neu konstruieren und deswegen sogar die Fertigungsverfahren völlig neu aufsetzen.

Also wirklich erst mal komplett dekonstruieren und dann komplett radikal neu denken, sind es die deutschen Mittelständler, die deutschen Hidden Champions, die genau dafür dann die technologische Expertise und das systemische Voranschreiten mitbringen.

Heißt also, den Mut zum neuen Denken kommt von der einen Seite, aber da fehlt vielleicht manchmal wirklich die technologische Tiefe und der systematische Ansatz zu sagen: So und so könnte das dann gegebenenfalls klappen. Das machen wir jetzt auch durch ein Ausschlussverfahren oder durch ein systematisches Probieren, ob wir das hinbekommen. Und da kommt genau die Stärke der deutschen Hidden Champions hinein.

Die deutschen Weltmarktführer, die sind halt eben in ihrem Bereich – das mag ein engeres Marktareal sein – da sind sie technologisch führend und Spitzenklasse durch intensive Forschungsleistungen. Das heißt, einen hohen Input, F&E-Quoten von 9 bis 12 % im Schnitt. Aber Ausreißer haben bis zu 20 % F&E-Quote in meinen Tesla-Studien.

Führen auch entsprechend zu Forschungs-Output. Das heißt also, in Patente pro 1000 Mitarbeiter, Relationen von 50 bis 65 Patente pro 1000 Mitarbeiter. Das heißt, das ist wirklich Exzellenz in der Forschung. Und das in einem abgegrenzten Marktareal, was halt global wiederum als Markt groß gedacht und gesehen wird.

Deswegen ist Silicon Valley per se extrem interessant für die Hidden Champions. Und genau dort können sie ihre Stärke ausspielen, weil diese technologische Höchstleistung, diese Forschungsintensität und die Perfektion, die kann man genau da dann wieder einbringen. Aber dieses Aufbrechen der gewohnten Denkstrukturen, das bekommen wir im Silicon Valley mit. Und insofern ergänzen sich da zwei Welten auch sehr gut.

Sebastian

Das hast du, glaube ich, ganz gut auf den Punkt gebracht. Und jetzt würde mich zum Ende natürlich noch interessieren. Wenn wir jetzt hier interessierte Zuhörer haben, die gerne an eurer experience, an eurer ersten Reise teilnehmen möchten, wo können sie sich darüber schlaumachen? Wo bekommen sie mehr Informationen?

Jan-Philipp Büchler

Also auf jeden Fall bei uns auf t-t.technology, das ist unsere Website von Transformation Trails. Ihr findet uns aber auch natürlich bei LinkedIn oder natürlich ganz direkt bei Christian Walter und bei mir, Jan-Philipp Büchler, auf den LinkedIn-Profilen.

Wir antworten direkt und wir antworten schnell und wir freuen uns da über jede Anfrage und über jedes Gespräch. Wir sind gespannt auf diejenigen, die mit uns reisen und die mit uns auch ins Gespräch kommen möchten. Und wer weiß, bei dem einen oder anderen ist es vielleicht nicht direkt diese Reise, sondern erst mal ein ganz spannender Gedankenaustausch.

Wir freuen uns auf jeden Fall darauf, denn wir glauben, dass wir definitiv sehr viel mehr Mut für die Transformation brauchen und sehr viel mehr Erfahrungsaustausch und auch Netzwerke dazu. Und ich glaube, da bieten wir extrem gute Kontakte, die nicht so von der Stange sind, sondern ziemlich exklusiv und individuell in die Herzkammer des Silicon Valley.

Christian Walter

Was ich noch anfügen möchte: Diese Reise von einer Woche, das ist wirklich komprimiertes Wissen, was über Jahre zusammengetragen wurde mit ziemlich vielen Reisen, auch in die USA. Also, wer an so einer Reise teilnimmt, nimmt einfach einen Beschleuniger für diese Themen für sich in Anspruch, wo andere vielleicht Monate und Jahre hinarbeiten müssen. Also das ist sicherlich auch so ein zusätzlicher Benefit für die Reise.

Und ich möchte auch ganz offen und ehrlich sein. Wir sind ein Start-up, wenn jemand irgendwo noch einen Hinweis für uns hat, wo er sagt: Okay, ich komme vielleicht aus der Food-Branche, mich würden mehr Start-ups im Bereich Food interessieren. Bitte uns ansprechen. Auch da sind wir in der Lage, bei den Start-ups, die wir besuchen, 10, 15 in der Summe, sicherlich auch den einen oder anderen Fokus noch mal zu setzen, wenn jemand einen Spezialwunsch hat.

Also auch da sind wir offen, weil genau über den Tellerrand hinausschauen. Vielleicht sehe ich bei einem Food Start-up was ganz Interessantes, was ich in der Transformation auch für mein Unternehmen in einem ganz anderen Bereich nehmen kann.

Sebastian

Das habt ihr doch hervorragend auf den Punkt gebracht. Ich glaube, unsere Zuhörer*innen haben auch ein gutes Eindruck bekommen von dem, was ihr anbietet. Und ich würde sagen, wir greifen das ganze Gespräch einfach noch mal nach eurer ersten Reise auf und dann könnt ihr doch mal direkt aus dem Nähkästchen plaudern, was denn so unsere Hidden Champions aus Deutschland, aus dem Silicon Valley mit nach Hause gebracht haben. Vielen Dank für eure Zeit.

Christian Walter

Danke.

Jan-Philipp Büchler

Danke dir, Sebastian.

Der Beitrag Experten über Deutsche Industrie: Transformation & Perspektiven erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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