Mahle ChargeBig: „Laden so schnell wie nötig, nicht so schnell wie möglich“
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Mit dem Startup „chargeBig“ bietet Automobilzulieferer Mahle eine skalierbare Ladeinfrastruktur an. Diese soll speziell auf Tagesparker und Flottenbetreiber ausgelegt und für Anwendungsbereiche von 18 bis 100 oder mehr Ladepunkte geeignet sein.
Mahle setzt mit seinem Start-up „chargeBIG“ auf beschleunigtes Wachstum im Bereich Elektromobilität. Im Gespräch mit car-editors-net betonte Mahle-Chef Arnd Franz die Notwendigkeit, bis zum Jahr 2030 15 Millionen Elektroautos auf den Straßen zu haben und daher den Ausbau von Ladepunkten zu beschleunigen. Er habe darauf hingewiesen, dass 80 Prozent der Ladevorgänge zu Hause oder bei der Arbeit stattfinden würden und weniger als 20 Prozent im öffentlichen Raum. „Deshalb benötigen wir praktikable Lösungen für diese 80 Prozent“, erklärt Franz weiter.
„chargeBIG“ sei ein intelligentes Lademanagementsystem für Dauerparker, das sich kostengünstig und ohne langwierige Umbauten in die vorhandene Infrastruktur integrieren lassen soll. Das System verfolge dabei einen neuen Ansatz: statt laden so schnell wie möglich, laden so schnell wie nötig. Und das für möglichst viele Teilnehmer, auf die die Strommenge intelligent verteilt wird. „Das ‚chargeBIG‘-System ist eine ideale Lösung für Parkflächen, an denen E-Fahrzeuge eine längere Standzeit haben, etwa in Firmenparkhäusern, an Flughäfen, für Flottenbetreiber oder in Tiefgaragen großer Wohnkomplexe“, erklärt das Unternehmen.
An jedem Parkplatz werde anstelle einer teuren Wallbox lediglich ein Ladestecker mit 7 oder 22 kW installiert, der mit einer zentralen Steuer- und Verteilereinheit verbunden ist | Bild: Mahle
Kosten- und zeitsparender als herkömmliche Ladesäulen
Das Ladekonzept besteht aus einer zentralen Steuereinheit inklusive fest montierten Kabeln mit Steckern anstelle von Ladesäulen am Parkplatz. Durch das intelligente Ladesystem und den Design-to-Cost-Ansatz seien keine Investitionen in die Erweiterung der Netzanbindung erforderlich: Kosten und Zeit würden dadurch im Aufbau der Ladeinfrastruktur eingespart.
Über ein dynamisches, phasenindividuelles Lastmanagement werde die verfügbare Ladeleistung durch eine zentrale Steuereinheit auf die parkenden Fahrzeuge verteilt. So werden Schieflasten im Stromnetz vermieden. „chargeBIG“ reagiere dabei flexibel auf andere Verbraucher im Netz und nutze die Elektroautos als regelbare Last – somit werde das verfügbare Stromnetz optimal genutzt. Zudem sei die Lösung von „chargeBIG“ bei Installation und Wartung günstiger als alternative Systeme, da die Ladepunkte durch die zentrale Elektronik sehr einfach gehalten werden können. Ein weiterer Vorteil betreffe die Sicherheit, denn die Ladepunkte seien stromlos, wenn nicht geladen wird.
An jedem Parkplatz werde anstelle einer Wallbox lediglich ein Ladestecker mit sieben oder 22 kW installiert, der mit einer zentralen Steuer- und Verteilereinheit verbunden ist. Ursprünglich für Parkplätze mit mindestens 18 Autos konzipiert, wurde nun auch eine Lösung für Mehrfamilienhäuser mit mindestens sechs Stellplätzen entwickelt.
Bild: Mahle
100.000 Ladepunkte bis zum Jahr 2030 geplant
Laut car-editors.net hat Mahle bereits 2000 Ladepunkte mit diesem neuen Ansatz installiert und plant, bis 2030 auf 100.000 Ladepunkte zu kommen. Dies soll die Umstellung auf Elektromobilität unterstützen. Eine herkömmliche Wallbox könne je nach baulichen Gegebenheiten zwischen 2000 und 6000 Euro kosten, während die Kosten für „chargeBIG“ pro Ladepunkt deutlich niedriger liegen sollen. Darüber hinaus habe Mahle ein induktives Ladesystem für Elektroautos entwickelt, bei dem der Strom kontaktlos übertragen wird, ähnlich wie bei einer elektrischen Zahnbürste. Dieses System soll das Hantieren mit Ladekabeln vereinfachen und bis zu elf Kilowatt Ladeleistung bieten.
Mahle sieht vor allem Premiummarken als potenzielle Kunden für diese Technologien, aber auch Restaurants und Warenhäuser könnten induktives Laden als Kundenservice anbieten. Eine Arbeitsgruppe der internationalen Standardisierungsorganisation SAE arbeitete derzeit an einem Industriestandard für induktives Laden. Erste Gespräche mit Autoherstellern über den Serieneinsatz laufen, insbesondere in Asien, wo besonderes Interesse an solchen Technologien bestehe.
Quellen: car-editors.net – Mahles Stecker soll’s richten / Mahle – Pressemitteilung vom 16.07.2019 / Mahle – chargeBIG Produktseite
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