Fahrbericht: Omoda E5 – E-Crossover aus China
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Das in Wuhu in China ansässige Unternehmen Chery Automobile kommt ab 2024 nach Europa. Wir werfen einen Blick auf deren Europaoffensive und darauf, warum man direkt zu Beginn mit gleich drei Marken durchstarten will. Eines der ersten Chery-Fahrzeuge, den Omoda E5, konnten wir vor Ort in Wuhu auf einem abgesperrten Parkplatz mit Hindernissen Probe fahren. Es handelt sich somit um einen ersten, kurzen Eindruck.
Ferner sei erwähnt, dass es sich laut Aussage von Omoda nicht um die Serienvariante handelt, welche wir auf deutschen Straßen sehen werden. Hier werde es noch ein Upgrade für Fahrerassistenzsysteme geben sowie eine Anpassung der Software. Ferner ist es nach Feedback von EAN an Omoda denkbar, dass man an Lenkung, Rekuperation und bisher nicht vorhandenem One-Pedal-Drive feilt. Wünschenswert wäre es. Dennoch gelingt es dem Stromer, auch in frühem Stadium zu überzeugen.
Omoda Crossover kommt zunächst als Verbrenner, dann als E-Auto nach Deutschland
Chery verfolgt, ähnlich wie BMW, mit zwei seiner drei Marken – darunter Omoda – eine technologieoffene Strategie bei den Antriebsarten. Sie planen sowohl Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren als auch rein elektrische Modelle anzubieten, da in Deutschland eine hohe Nachfrage nach beiden Antriebsformen besteht. Der Omoda 5 wird das erste Auto der Marke Omoda sein, das in Deutschland verkauft wird und ab Frühjahr 2024 mit einem Benzinmotor erhältlich ist. Der rein elektrische Omoda E5 wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 auf den deutschen Markt kommen.
Die Marke Omoda richtet sich an Menschen mit Interesse an Technik, Design und Lifestyle, die ein „personalisiertes Smart Car“ suchen. Der Markenname hat eine besondere Bedeutung: Das „O“ symbolisiert Sauerstoff, welcher für Frische und Vitalität steht, während „moda“ von „modern“ abgeleitet ist und für einen zeitgemäßen und stilvollen Lebensstil steht. Um die Bedürfnisse und Vorstellungen für ein solches Auto zu verstehen, wurden über 10.000 Personen befragt. Die Ergebnisse dieser Befragung sind in den ersten Fahrzeugmodellen der Marke zu erkennen.
Omoda E5: Exterieur im Fokus
Kommen wir nun zum Omoda E5 selbst. Allzu viele Informationen sind bislang nicht bekannt. Wir haben uns daher auch der Angaben aus chinesischen Datenblättern bedient. Aus diesen geht hervor, dass der Elektro-SUV, welcher als „Personalized Smart Car“ vor allem jüngere Fahrer:innen ansprechen soll, mit einer Höhe von 1590 mm, einer Breite von 1830 mm sowie einer Fahrzeuglänge von 4400 mm daherkommt.
Der Radstand des Stromers wird mit 2630 mm angegeben. Bei aufrecht gestellten Rücksitzen beträgt das Gepäckraumvolumen 378 Liter, bei umgeklappten Rücksitzen 1075 Liter. Die Maße sollten bei Verbrenner- und Elektro-Variante gleich sein.
Nicht gleich ist die Front der beiden Modelle. Hier hat man sich beim Verbrenner, dem Omoda 5, für einen markanten, rautenförmigen Kühlergrill entschieden. Beim Omoda E5 hingegen zeigt sich die Front futuristischer und wird hierbei von scharf konturierten Scheinwerfern und klaren Linien dominiert. Rein optisch wirkt sie wie ein stromlinienoptimiertes Haifischmaul, wie es die Marke gekonnt in ihrer dazugehörigen Mitteilung zu bezeichnen vermag. Geprägt ist das Fahrzeug vom sogenannten „Art in Motion“-Design der Marke.
Das Designkonzept lassen wir Omoda am besten selbst beschreiben:
„Es handelt sich um ein Designkonzept das Ausdehnung und Gleichgewicht zwischen Bewegung und Stille erforscht. Wer in einen Omoda einsteigt, betritt einen unabhängigen und modischen, von der realen Welt unabhängigen Reiseraum. Daraus entspringt dann auch das Omoda Design-Ethos von „Licht und Schatten“: Das Licht präsentiert in jedem Moment eine ausgeprägte dynamische Schönheit, die unendliche Möglichkeiten zwischen dem perfekten Zusammenspiel von Licht und Schatten illustriert.“
Klingt sehr verspielt und ansprechend. Um es zu verstehen oder besser noch in eigene Worte zu fassen, empfehle ich den Blick auf die eingebundenen Fotos. Was man allerdings gut versteht, ist die Tatsache, dass die Fahrzeuge aus dem Omoda-Portfolio durch den Goldenen Schnitt von Pythagoras geprägt sein werden. Im Fall des Omoda E5 ist es zum Beispiel so, dass die Designer das Höhen-Breiten-Verhältnis auf 0,8677 festgelegt haben.
Es wurde auf klare Linien gesetzt, welche die Konturen des Elektro-Crossover definieren und ein Gefühl von Stärke und Dynamik vermitteln sollen. Diese Linienführung erstreckt sich bis zum Heck und formt eine klare Fastback-Form, die dem Fahrzeug ein modernes und durchaus ansprechendes Aussehen verleiht. Auffällig ist hierbei neben der geschlossenen Front das markante, sportlich geformte Heck. Die dort gewählte Linienführung betont das Heck und verbessert gleichzeitig die Aerodynamik für eine stabilere Fahrt.
Aus verschiedenen Winkeln bietet der Omoda E5 interessante Designelemente, darunter die X-Through-LED-Rückleuchten und das „schwebende Dach“. Letzteres entsteht durch das farblich abgesetzte Dach, das sich somit vom restlichen Korpus des Elektroautos abhebt. Aktuell wird mit sieben Außenfarben und drei farblich abgestimmten Designs für den Innenraum geplant. Jochen Tüting, Managing Director Chery Europe GmbH, gab gegenüber EAN zu verstehen, dass man auf weniger Komplexität setze, damit „im Idealfall das Auto schon auf dem Schiff steht, wenn der Kunde es bestellt hat“. Somit wolle man entsprechend kurze Lieferzeiten gewährleisten.
So zeigt sich das Interieur des Omoda E5
Ebenfalls setzt man im Innenraum auf das bereits erwähnte Zusammenspiel von Licht und Schatten. Dieses soll durch eine einzigartige Stimmung, in der Technologie und Design harmonieren. Die zweifarbigen Sportsitze und die 64-Farben-Ambiente-Beleuchtung kreieren ein durchaus ansprechendes Interieur. Zwei 10,25-Zoll-Duplex-Bildschirm bieten klare Sicht auf die Einstellungs- und Wahlmöglichkeiten beim Omoda E5.
Bleiben wir kurz bei den Sitzen, diese lassen sich seitlich verstellen und bieten einen guten Halt und Komfort. Auch hinsichtlich der Sitzhöhe. Sprich, ich stoße nicht mit dem Kopf an. Im Fond passiert das allerdings schon. Für die Füße gibt es zwar genügend Platz, es könnte aber durchaus mehr sein, gerade bei längeren Fahrten. Denn diese schlagen an einem leicht erhöhten Übergang von zweiter zu erster Reihe an. Was dazu führt, dass entspanntes Ausstrecken nicht möglich ist. Die Sitzheizung im Fond tröstet darüber nur leicht hinweg.
Der Kofferraum ist mit leichtem Absatz nach unten frei zugänglich, bietet eine gute Größe und ist mit einer zweiten Ebene ausgestattet. Unter der Abdeckung finden sich Erste-Hilfe-Set und Co. Im Kofferraum selbst wird dann wohl auch das AC-Ladekabel vorzufinden sein. Denn einen Frunk sucht man leider vergeblich. Ebenso wie einen Knopf oder Schalter, um den Motorraum überhaupt zu öffnen.
Eindrücke & Fahrbericht des Omoda E5
Um die Rekuperation einzustellen, klickt man sich durch die Untermenüs und muss zunächst ein wenig suchen. Hat man dies gefunden, lässt sich zwischen „keiner, medium oder high“ auswählen. Beim Fahren hat sich jedoch gezeigt, dass zwischen „medium und high“ kein Unterschied zu spüren war, und von der höchsten zu keiner Rekuperation lediglich ein ganz geringer Unterschied. One-Pedal-Drive vermisst man derzeit noch komplett. Hier könnten jedoch noch Anpassungen vorgenommen werden, wie berichtet wurde.
Denn unser Testwagen des Omoda E5 ist, wie eingangs erwähnt, eine chinesische Variante und nicht die globale, die ihren Weg nach Deutschland finden wird. Was gut so ist, denn dann könnte man die Möglichkeit der Anpassung auch dazu nutzen, die Fahrmodi des Fahrzeugs ein wenig besser zu kalibrieren. Auch hier liegen beim ersten Fahren der „Normale- und Sport-Modus“ doch nah beieinander. Zum Eco-Modus ist auch hier wieder ein Unterschied zur performantesten Variante spürbar.
Gleich ist allen drei Modi, dass diese auf den an der Vorderachse montierten 150 kW E-Motor mit 340 Nm Drehmoment zurückgreifen. Damit soll der Kompakt-SUV in 7,8 Sekunden auf Tempo 100 km/h sprinten. Dies konnten wir nicht testen. Der Vortrieb ist aber spürbar vorhanden, könnte jedoch ausgewogener kalibriert sein, da das Fahrzeug gerade im Sport-Modus mit Druck auf das Strompedal ein wenig „hohl“ zu drehen scheint. Schwierig zu beschreiben, aber spürbar.
Definitiv spürbar ist die schwammige Lenkung des Omoda E5. Gefühlt muss diese sehr stark angegangen werden, damit das Elektroauto reagiert. Dies wurde mir auch von anderen Testfahrer:innen gespiegelt. Hier gilt es sicherlich noch einmal ein wenig Feintuning zu betreiben. Zwar war das Parcours-Fahren mit dem Omoda E5 zu meistern, allerdings ginge das noch besser. Gerade im Straßenverkehr ist es immens wichtig, dass man eine direkte Reaktion auf die eigenen Lenkradbewegungen erhält. Ein Unterschied zwischen den Fahrmodi hat auch hier nicht gegriffen. Man fragt sich schon fast, warum überhaupt drei Modi zur Auswahl stehen.
Sicher kann man sich dennoch fühlen, hat der Stromer weltweit die Fünf-Sterne-NCAP-Zertifizierung erhalten. Ferner steht eine Vielzahl von Assistenzsystemen zur Verfügung, die sich im Menü des Omoda E5 teilweise noch einstellen lassen. Zu den ADAS-Systemen der Generation 4.0 zählen neben adaptivem Tempomat (ACC) unter anderem:
Spurhalteassistent LKA (Lane Keeping Assistance)
Spurverlassenswarnung LDW (Lane Departure Warning)
RCW-Rückfahrwarner
Kollisionswarnsystem FCW (Front Collision Warning)
Automatische und autonome Notbremsung AEB (Automatic Emergency Braking)
Türöffnungswarnung DOW (Door Opening Warning)
Intelligente Geschwindigkeitsbegrenzungserinnerung ISLI (Intelligent Speed Limit Reminder)
Mit den „smarten“ Apps des Elektroautos konnten wir uns im Detail leider nicht auseinandersetzen. Da diese derzeit aber ohnehin nur für den chinesischen Markt konfiguriert sind, wird sich hier zu einem späteren Zeitpunkt sicherlich eine entsprechende Möglichkeit ergeben. Dann mit Fokus auf Europa, gar Deutschland, insofern eine solche Feinanpassung vorgenommen wird.
Im großen und ganzen hinterlässt der Omoda E5, mit einem Preis von etwa 35.000 Euro (inkl. MwSt.), bei einer Reichweite von über 420 km – einem 61 kWh-Lithium-Eisen-Phosphat-Akku sei Dank – ein gutes Gefühl. Wenn den die Chance der Feinabstimmung der Software genutzt wird, die Hardware scheint so weit zu passen. Bei den Ladezeiten ist die Rede von 35 Minuten 10 auf 80 Prozent der Akku-Kapazität – mit 110 kW Ladegeschwindigkeit Peak. In Hinblick auf das bisherige Marktumfeld könnte man hier nachlegen, was aufgrund der gewählten Architektur jedoch nicht möglich erscheint.
Insofern hilft eigentlich nur eins, um beim Aufschlag der Europaoffensive im E-Automarkt Fuß zu fassen. Der Preis muss noch ein Stück weiter runter. Näher an die 30.000 Euro-Grenze. Vor allem, wenn er erst im 2. Quartal 2024 auf die Straße kommt. Denn die Konkurrenz schläft schließlich nicht. Wir freuen uns dann aber auch darauf, einen Blick auf die europäische Version des E-Autos von Omoda zu riskieren.
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