Schäfers Kampf um VWs Zukunft
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Seit Juli 2022 leitet Thomas Schäfer als neuer Chef die Geschicke der Marke VW. In Wolfsburg begann er, mit frischen Akzenten im Design und einer stärkeren Fokussierung auf die Modelle, eine neue Ära. Dieses Engagement fand intern große Anerkennung. Mit mehr Freiheiten, die Konzernchef Oliver Blume den Markenverantwortlichen gewährte, ergab sich für Schäfer die Gelegenheit, die kriselnde Kernmarke Europas größten Autoherstellers neu auszurichten. Allerdings gipfelten diese Anfangserfolge schnell in einer Krise.
Mitte November erlebte Schäfer eine Art Misstrauensvotum bei der dortigen Aufsichtsratssitzung. Dieses Treffen, das sich durch Spannungen und Verzögerungen auszeichnete, markierte einen Wendepunkt. Für VW aber vor allem für Schäfer. Im Fokus stand Schäfer mit seiner Präsentation der Sparziele und Zukunftspläne von VW. Gegenüber dem französischen Konkurrenten Stellantis, der für 2023 eine operative Rendite von 13,6 Prozent meldete, wirkten die 3,4 Prozent von VW schwach. Angesichts der gedämpften Nachfrage und des mäßigen Interesses an den elektrischen ID.-Modellen droht VW, im kommenden Jahr weiter abzurutschen.
Mit dem Programm „Accelerate Forward 6.5“ plante er, die Rendite bis 2026 auf 6,5 Prozent zu steigern und dabei zehn Milliarden Euro zu erwirtschaften. Die Vorstellung eines konkreten Plans war für Oktober angedacht. Jedoch zeigte sich auf der November-Sitzung, dass die vorgestellten Maßnahmen zum Jobabbau und zur Kostenreduktion bei den Aufsichtsräten auf Unzufriedenheit stießen. Insbesondere Oliver Porsche und Günther Horvath, Vertreter der Großaktionärsfamilien Porsche und Piëch, äußerten kritische Bedenken. „Zu weich, nicht fundiert genug“, fassen Eingeweihte die Kritik zusammen, wie das Manager Magazin berichtet.
Schäfer wurde aufgefordert, für das nächste Treffen klarere Ergebnisse und Maßnahmen für den Start 2024 zu liefern. Ein neuer Sparplan sollte dann präsentiert werden. Die Forderung, dass ein Team von Roland Berger die Präsentation übernehmen sollte, unterstrich das Misstrauen gegenüber Schäfers Zahlen. Dagegen erhob sich Widerstand von der Arbeitnehmerseite, angeführt von Betriebsratschefin Daniela Cavallo und dem ehemaligen IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Sie bestanden darauf, dass solche Sparpläne vom Vorstand behandelt werden sollten.
Ein Kompromiss wurde schließlich gefunden: Schäfer muss sein Programm bis Weihnachten vorlegen, wobei Roland Berger die Präsentation vor dem Konzernvorstand und dem Aufsichtsrat übernehmen wird. Schäfer steht dabei unter Druck, die Ergebnissteigerung der Marke für 2024 nachweisbar zu machen.
Die Vergangenheit von VW zeigt, wie schwierig die Umsetzung von Sparplänen sein kann. Unter Herbert Diess wurden zwar 2016 netto 14.000 Stellenstreichungen vereinbart, doch entstanden letztlich mehr neue Jobs als geplant. Die Herausforderung für Schäfer ist nun, es besser zu machen. Um die Kosten zu senken, plant Schäfer unter anderem, die Belegschaft früher in Rente zu schicken und Bereiche zu konsolidieren. Bis Weihnachten soll er 80 Prozent des Sparziels erreicht haben.
CEO Oliver Blume hält sich derweil zurück und beobachtet die Entwicklungen. Schäfer muss beweisen, dass er VW effizienter und gewinnbringender gestalten kann, um seine Position zu sichern und die Marke erfolgreich in die Zukunft zu führen. Angezählt erscheint er allemal.
Quelle: Manager-Magazin – Wie der Aufsichtsrat die Sparpläne des VW-Chefs ablehnte
Der Beitrag Schäfers Kampf um VWs Zukunft erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.