Batterierecycling: Wann die Kreislaufwirtschaft Realität werden kann
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Mit der zunehmenden Produktion von Batterien für Elektroautos steigt auch die Nachfrage nach den dafür notwendigen Rohstoffen. Angesichts von Versorgungsrisiken, Umweltproblemen und nicht immer fairen Arbeitsbedingungen, die mit dem Abbau und Transport dieser Rohstoffe verbunden sind, ist das Recycling von Batteriematerialien zu einem wichtigen Thema in Wissenschaft, Politik und Industrie geworden.
Ein Forscherteam aus Wissenschaft sowie Auto- und Batterieindustrie um das Wirtschaftschemie-Team der Universität Münster hat daher die Frage untersucht, wann der Bedarf an den drei wichtigsten Batterierohstoffen Lithium, Kobalt und Nickel in Europa, den USA und China komplett durch Recycling abgedeckt werden kann – also wann in diesen Regionen eine vollständige Kreislaufwirtschaft möglich ist. Das Fazit: China soll dies zuerst gelingen, gefolgt von Europa und den USA, so die Universität Münster in einer aktuellen Mitteilung.
Die Ergebnisse im Detail: In China kann demnach der Bedarf an primärem, also durch Abbau gewonnenem Lithium für Elektroautos voraussichtlich ab dem Jahr 2059 durch Recycling gedeckt werden, in Europa und den USA erst nach 2070. Für Kobalt ist der Bedarf in China aller Voraussicht nach frühestens 2045, in Europa 2052 und in den USA erst ab 2056 durch Recycling gesichert. Für Nickel gilt: China kann den Bedarf wohl frühestens 2046, Europa erst ab 2058 und die USA ab 2064 durch Recycling decken.
Zwar haben frühere Forschungsarbeiten das Angebot recycelter Batterie-Rohstoffe und die Nachfrage danach erforscht. Jedoch war bislang nicht klar, wann die vollständige Kreislauffähigkeit erreicht wird, bei der Angebot und Nachfrage gleich sind, der sogenannte Gleichgewichtspunkt. Das Forschungsteam ging auch der Frage nach, ob es Möglichkeiten gibt, den Gleichgewichtspunkt schneller zu erreichen als anhand der aktuellen Entwicklungen vorausgesagt.
„Ja, die gibt es“, unterstreicht Stephan von Delft, Juniorprofessur für Chemie und Unternehmertum an der Uni Münster. „Unsere Forschung zeigt, dass dabei vor allem eine schnellere Elektrifizierung der Automobilindustrie, wie sie in der EU momentan diskutiert wird, eine Rolle spielt. Denn je schneller der Automobilmarkt durch Elektroautos durchdrungen wird, desto schneller stehen Batterien in ausreichender Menge zum Recycling zur Verfügung.“
Universität Münster
Doktorand Jannis Wesselkämper ergänzt: „Auch durch eine Verringerung der Batteriegrößen und durch die Vermeidung von sogenanntem Second-Life der Batterien – zum Beispiel als stationärer Stromspeicher für Solarstrom – könnte der Bedarf an Rohstoffen deutlich früher durch Recycling gedeckt werden.“ Hierbei ist allerdings einzuwenden, dass Second-Life-Anwendungen sowohl die Kosten- als auch die Umweltbilanz von Batterien deutlich verbessern. Es erscheint fraglich, ob ein frühzeitiges Recycling in dieser Hinsicht wirklich sinnvoll ist, wie auch die Studienautoren in der Originalpublikation bei ScienceDirect anmerken.
Das Forscherteam setzte für seine Studie eine sogenannte dynamische Materialflussanalyse ein, um den künftigen Bedarf und die dann vorhandenen recyclingfähigen Rohstoffe zu berechnen. Als Datenbasis nutzte das Team die Daten aus aktuellen Forschungsarbeiten und Marktprognosen zu den Entwicklungen von Batterieproduktion und -verkauf und dem damit verbundenen Rohstoffbedarf.
Quelle: Universität Münster – Pressemitteilung vom 08.12.2023
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