Hyundai auf der CES 2024: Neue Lösungen für Wasserstoff und Software-definierte Mobilität
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Die koreanische Hyundai Motor Company, zu der die Automarken Hyundai, Kia und Genesis gehören, hat auf der CES 2024 (Consumer Electronics Show) in Las Vegas ihre Pläne für ein Wasserstoff-Energie-Ökosystem sowie neue, Software-gestützte Anwendungen vorgestellt.
Die Hyundai Motor Group hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu werden. Dies werde durch die Strategie RE100 untermauert, wonach in den internationalen Werken bis 2045 sowie in allen Konzernstandorten bis 2050 ausschließlich vollständig erneuerbare Energien eingesetzt werden. Dabei spiele Wasserstoff als Energieträger eine wichtige Rolle.
Schon lange setzt Hyundai auf Wasserstoff und hat sich auf diesem Gebiet durchaus als Pionier bewiesen, etwa als Hersteller der ersten in Serie produzierten Brennstoffzellenfahrzeuge, dem Nexo. Heute hat die Marke weltweit den größten Marktanteil beim Verkauf von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen.
Die potenziell grüne Energiequelle spielt in der Nachhaltigkeitsstrategie von Hyundai eine entscheidende Rolle, da beim Einsatz von Wasserstoff als Kraftstoff ausschließlich reines Wasser als Nebenprodukt anfällt. Darüber hinaus ermöglicht Wasserstoff aufgrund seiner günstigen Speicher- und Verteilungsmöglichkeiten eine Maximierung der weltweiten Nutzung erneuerbarer Energien. Für Hyundai ist Wasserstoff der Weg in eine nachhaltige Zukunft, da er sowohl sauber produziert werden als auch allgemein verfügbar gemacht werden kann.
Die Wasserstoffanwendungen von Hyundai gehen über Pkw, Lkw sowie Busse hinaus und umfassen Straßenbahnen, Sondermaschinen, Schiffe, Stromgeneratoren und Mobilität in der Luft. Dabei ist Hyundai mit seinem Engagement für Wasserstoffenergie nicht allein. Im Juni 2023 veröffentlichten die USA ihre National Clean Hydrogen Strategy and Roadmap zur beschleunigten Produktion, Verarbeitung, Lieferung, Speicherung und Nutzung von sauberem Wasserstoff. Im Dezember haben das International Hydrogen Trade Forum und der Hydrogen Council auf der internationalen Klimakonferenz (COP28) eine Reihe von Vorreiterinitiativen gestartet, um die Kommerzialisierung von Wasserstoff zu beschleunigen und den Übergang weg von fossilen Brennstoffen zu ermöglichen.
Um sein Engagement für Wasserstoff noch stärker zu betonen, hat Hyundai angekündigt, HTWO als Marke für Brennstoffzellensysteme zur Marke für die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette der Hyundai Motor Group weiterzuentwickeln. HTWO umfasse ab sofort die Geschäftsbereiche und Tochtergesellschaften der Unternehmensgruppe und ermögliche die gesamte Wertschöpfungskette für sauberen Wasserstoff, von der Produktion und Speicherung bis hin zu Transport und Nutzung.
Das Geschäftsfeld von HTWO nutze die vielfältigen Kompetenzen des Konzerns in verschiedenen Sektoren wie Automobil, Komponenten, Stahl, Bauwesen, Luftverkehr, Schifffahrt, Robotik und Zukunftstechnologien. Dabei konzentriere sich HTWO auf die vier Kernbereiche der Energiewertschöpfungskette: Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung. Die Tochtergesellschaften des Konzerns bilden entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein Wasserstoff-Netzwerk, das die Entwicklung von maßgeschneiderten Lösungen für den gesamten Wasserstoffmarkt ermöglichen soll.
In der Vergangenheit haben sich Automobilhersteller vor allem auf den Einsatz von Wasserstoff in Fahrzeugen konzentriert, während andere Branchen sich mit Energieerzeugung, -speicherung und -transport beschäftigten. Da dieser Ansatz zu einer langwierigen und schwierigen Energiewende führte, hat sich Hyundai zum Ziel gesetzt, durch die Bündelung und Integration seiner konzernweiten Wasserstoffkompetenzen diese Grenzen zu überwinden. So soll der Aufbau einer Wasserstoffgesellschaft beschleunigt werden.
Auf der Suche neuer Absatzmöglichkeiten für Wasserstoff
Die neue Identität von Hyundai im Bereich der Nachhaltigkeit baue auf der Kernidentität des Unternehmens als Automobilhersteller auf. Eines der Hauptziele des Unternehmens ist demnach der Aufbau einer Wasserstoffgesellschaft durch die Erschließung neuer Absatzmöglichkeiten für Wasserstoff. Unter der Marke HTWO will die Hyundai Motor Group bis 2035 jährlich drei Millionen Tonnen Wasserstoff absetzen und damit Geschäftsbereiche wie saubere Logistik, umweltfreundliche Stahlproduktion und Stromerzeugung versorgen.
Im Rahmen der Pressekonferenz auf der CES 2024 erläuterte Chang Hwan Kim, Senior Vice President & Head of Hydrogen Fuel Cell and Battery Development, dass Hyundai derzeit einen Polymerelektrolytmembran (PEM)-Elektrolyseur im Megawattmaßstab für grüne Wasserstofferzeugung entwickle, der in den nächsten Jahren auf den Markt kommen soll. Durch die gemeinsame Nutzung von Komponenten für Brennstoffzellensysteme strebt Hyundai einen wettbewerbsfähigen Preis gegenüber bestehenden PEM-Technologien an. Derzeit liege der Marktpreis von PEM-Elektrolyseuren etwa 1,5-mal über dem von alkalischen Elektrolyseuren, aber Hyundai erwartet, dass er durch die gemeinsame Nutzung von Komponenten unter den von alkalischen Elektrolyseuren fallen wird.
Herstellung von Wasserstoff aus Umweltschadstoffen
Zudem arbeitet Hyundai an einer Technologie zur Herstellung von Wasserstoff aus Umweltschadstoffen. Diese Kreislauf-Technologie umfasst zwei Ansätze: Waste-to-Hydrogen (W2H) und Plastics-to-Hydrogen (P2H). Bei W2H werden organische Abfälle wie Lebensmittel, Klärschlamm und Dung von Tieren fermentiert, um Biogas zu erzeugen. Dieses Biogas wird anschließend aufbereitet, um Kohlendioxid abzuscheiden und Wasserstoff zu erzeugen. Beim P2H-Verfahren hingegen werden Kunststoffabfälle, die nicht recycelt werden können, geschmolzen, gasförmig gemacht und durch Abtrennung nicht benötigter Elemente in Wasserstoff umgewandelt.
Hyundai ist weltweit an verschiedenen Wasserstoffprojekten beteiligt, unter anderem in Indonesien. Dort sei das Interesse an Wasserstoff als Energieträger auf dem Weg zur CO2-Neutralität in den letzten Jahren stark gestiegen. Um die Akzeptanz dieser Energiequelle zu fördern und den Aufbau eines Wasserstoff-Ökosystems in ganz Indonesien voranzutreiben, müsse die Nutzung von Wasserstoff auf lokaler Ebene angestoßen werden.
In Indonesien setzt Hyundai zunächst auf W2H, also auf die Verwertung von Abfällen. So könnten sich Städte mit eigenen Wasserstoffproduktionsstätten unabhängig machen und seien nicht mehr auf den Transport und die Lagerung von Wasserstoff angewiesen. Durch mehrere Teilnehmer an diesem Vorhaben könne sich eine Region zu einem Wasserstoff-Cluster entwickeln, der das Wachstum einer Wasserstoffgesellschaft fördert. Im Rahmen der Partnerschaft mit Indonesien sucht Hyundai derzeit aktiv nach dem idealen Standort in West-Java für das Wasserstoff-Netz. Dies komme langfristig nicht nur Indonesien, sondern der gesamten ASEAN-Region zugute, wo Wasserstoff eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität und der wirtschaftlichen Entwicklung spielen könnte.
Auch in den USA ist Hyundai aktiv an Demonstrationsprojekten mit Wasserstoff beteiligt. Dazu gehört die Teilnahme am NorCAL Zero-Projekt in Nordkalifornien. Dabei werden 30 Brennstoffzellen-Lkw von Hyundai eingesetzt, um den CO2-Ausstoß im Hafen von Oakland zu reduzieren. Zudem beteiligt sich der Konzern am Programm „Regional Clean Hydrogen Hubs“, das Teil einer Initiative der US-Regierung zur Entwicklung der Wasserstoffinfrastruktur im Wert von sieben Milliarden Dollar ist.
In Georgia arbeitet das Unternehmen am Clean Logistics Project, das sich mit der Entwicklung einer Wertschöpfungskette für Wasserstoffmobilität bei Hyundai Motor Group Metaplant America (HMGMA) beschäftigt. In dieser derzeit im Bau befindlichen Fabrik für Elektroautos sollen jährlich bis zu 300.000 Fahrzeuge gebaut werden. Durch das Clean Logistics Project werde der Standort eine umfassende Wasserstoff-Wertschöpfungskette integrieren, unter anderem durch den Einsatz von Brennstoffzellen-Lkw auf dem Werksgelände.
SDx: Software- und KI-basierte Entwicklung von Fahrzeugen, Flotten und Verkehrssystemen
Hyundai durchläuft derzeit parallel zur Antriebswende auch einen Software-gestützten Wandel. Als Anbieter intelligenter Mobilitätslösungen sei sich Hyundai der Bedeutung von Software und künstlicher Intelligenz bei der Gestaltung eines nutzerzentrierten Mobilitätsökosystems bewusst. Auf der CES hat das Unternehmen seine „Software-defined Everything“-Strategie (SDx) angekündigt, mit der alle Fahrzeuge, Flotten und Ökosysteme durch fortschrittliche Software und künstliche Intelligenz (KI) zu wertvollen Gütern werden sollen.
Mit seiner SDx-Strategie will der Konzern ein Mobilitäts-Ökosystem entwickeln, das die Bedürfnisse der Nutzer jederzeit und überall erfüllen kann. Dafür stelle das Unternehmen alles auf einen Software-definierten Ansatz um, von der Fahrzeugentwicklung bis zum Aufbau des gesamten Mobilitäts-Ökosystems. Software und KI seien für die Verwirklichung dieser Vision entscheidend, da sie ein ganzheitliches Nutzererlebnis ohne Einschränkungen bieten sowie Mobilitätsdienste und -lösungen bereitstellen, bei denen Komfort und Sicherheit im Vordergrund stehen.
Die Strategie der Hyundai Motor Group beginne mit der Entwicklung des „Software-definierten Fahrzeugs“ („software-defined vehicle“, SDV). Dies bedeutet, dass Methoden der Softwareentwicklung in die Automobilentwicklung integriert werden. Dadurch werden Hardware und Software entkoppelt und können unabhängig voneinander aktualisiert und weiterentwickelt werden. Netzwerk und Steuergeräte werden innerhalb des SDV-Frameworks entworfen, was für mehr Flexibilität und Effizienz in der Entwicklung sorgen soll.
Für ein besseres Nutzererlebnis plant Hyundai die Entwicklung eines neuen Infotainmentsystems, das einen Markt für Fahrzeug-Apps unterstütze. Bereitgestellte Software Development Kits (SDK) sollen App-Entwicklern darüber hinaus mehr Möglichkeiten bei der Programmierung bieten. Die Integration eines Sprachmodells in den KI-Assistenten und Navigationssystemen der Fahrzeuge wird eine natürlichere und bequemere Interaktion zwischen Nutzer und Fahrzeug ermöglichen.
Die zunehmende Verbreitung und Standardisierung von Software-definierten Fahrzeugen soll auch das Management großer Flotten vereinfachen. Hyundai will hier künftig maßgeschneiderte Flottenmanagementdienste, Echtzeit-Datenanalysen und benutzerfreundliche Verwaltungsschnittstellen bieten, die es B2B-Kunden ermöglichen, Fahrzeuge effizienter zu betreiben und Probleme in Echtzeit zu lösen.
„KI-Maschinen“, die kontinuierlich lernen
Auch künstliche Intelligenz spiele in diesem Bereich eine entscheidende Rolle. Hyundai zufolge werden sich Fahrzeuge im Laufe der nächsten Jahre zu „KI-Maschinen“ entwickeln, die kontinuierlich lernen. Diese Transformation schaffe neue Möglichkeiten zur Automatisierung, liefere Daten, verhindere potenzielle Problemstellen, personalisiere das Nutzererlebnis und optimiere Dienste und Lösungen, um Nutzern einen Mehrwert zu bieten. Dies ermögliche einen zuverlässigen und effizienten Betrieb, sowohl von Fahrzeugen als auch des gesamten städtischen Verkehrsnetzes.
Ziel ist die Entwicklung eines Konzepts namens „Cloud Transportation“. Hier sollen Software, KI-definierte Geräte und Mobilität zusammenkommen, um ein Mobilitäts-Ökosystem zu kreieren, in dem Mobilität für jeden leicht zugänglich ist. Dieses Konzept, das als „Transportation-as-a-Service“ bezeichnet wird, soll Nutzern den freien Zugang zu Transport- und Mobilitätsdienstleistungen nach Bedarf ermöglichen. Alle Menschen, Geräte und die städtische Infrastruktur sollen in einem Ökosystem miteinander verbunden werden, das einen bedarfsgerechten Zugang zu Verkehrsmitteln ermögliche und die Intelligenz von Mobilitätslösungen nach und nach automatisch erhöhe.
Hyundai arbeitet demnach derzeit an verschiedenen fortschrittlichen Mobilitätsdiensten wie bedarfsgesteuerten Verkehrsdiensten und selbstfahrenden Taxis. Außerdem sammelt das Unternehmen Daten, um die SDV-Technologie einschließlich des autonomen Fahrens weiterzuentwickeln und so eine Grundlage für Cloud Transportation zu schaffen.
„Als Anbieter von Mobilitätslösungen geht unsere Vision über das Thema Fahrzeuge hinaus. Denn wir sehen Mobilität als eine neue Quelle von Wissen und Innovation. Und unsere Lösungen und Produkte machen dieses Wissen universell nutzbar.“ – Chang Song, President & Head of Hyundai Motor Group’s SDV Division
Wasserstoff-Wertschöpfungskette und Softwaretechnologien auf der CES 2024
Hyundai zeigt auf der CES 2024 seine Waste-to-Hydrogen-Produktion und Wasserstoff-Wertschöpfungskette sowie SDV-Technologien und künftige Mobilitätskonzepte. Der Messestand ist vom 9. bis 12. Januar im Las Vegas Convention Center für Besucher geöffnet. Er steht unter dem Motto „Ease every way“ und konzentriert sich auf eine menschenzentrierte Zukunft, die durch die Anwendung von Wasserstoff- und Softwaretechnologien möglich wird. Im Eingangsbereich ist auf einem großen, dreiseitigen Display der Prozess zu sehen, bei dem Kunststoffabfälle in sauberen Wasserstoff umgewandelt werden.
In der Mitte des Standes sind verschiedene HTWO Grid-Lösungen und Demonstrationsprojekte einer Wasserstoff-Wertschöpfungskette der Hyundai Motor Group zu sehen. Die ausgestellten Lösungen und Demonstrationsprojekte decken die gesamte Wertschöpfungskette ab, von der Produktion über die Speicherung und den Transport bis hin zur Nutzung. Dazu zählen die Herstellung von Wasserstoff im Ressourcenkreislauf (beispielsweise W2H und P2H), die Gewinnung von grünem Wasserstoff, die Verteilung und Logistik, der Transport von Ammoniak, Brennstoffzellen-Straßenbahnen, grüner Stahl, Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge und mobile Brennstoffzellen-Generatoren.
Zwei physische Ausstellungsstücke sollen das Verständnis der Besucher für das Wasserstoffgeschäft von Hyundai fördern. Zum einen ein Schnittmodell, das das Antriebsprinzip eines mobilen Brennstoffzellengenerators erklärt, der in Notfallsituationen eingesetzt werden kann. Zum anderen wird in einem Diorama der Waste-to-Hydrogen-Prozess erklärt, bei dem das aus Abfällen gewonnene Biogas in Wasserstoff umgewandelt wird.
Hyundai zeigt darüber hinaus die wichtigsten SDV-Technologien, die vom Global Software Center der Konzerntochter 42dot entwickelt werden. Hierzu gehört eine Demo einer neuen Architektur für SDV. Dabei handelt es sich um ein System, das die Hardware von der Software entkoppelt, um die Flexibilität und Skalierbarkeit zu erhöhen. Die neue vereinfachte Architektur besteht aus einem zentralen HPVC (High-Performance Vehicle Computer), dem Gehirn der SDVs, und Zonen-Steuergeräten, die für die Ansteuerung der Sensoren und Aktoren mit einem fehlertoleranten Sicherheits-SDV-System verantwortlich sind.
In Videos werden die bisher entwickelten SDV-Kerntechnologien erläutert, darunter Fahrzeugnetzwerke der nächsten Generation, autonomes Fahren, sicherheitsorientierte Fahrzeuge, SDV-Technologien, die sich auf Smart Citys mit intelligentem Flottenmanagement ausweiten, und LLM-basierte KI-Assistenten. Ein weiteres Video behandelt die Software-definierten Mobilitätsdienste, die mit verschiedenen fortschrittlichen Technologien des Konzerns ausgestattet sind.
Quelle: Hyundai – Pressemitteilung vom 08.01.2024
Der Beitrag Hyundai auf der CES 2024: Neue Lösungen für Wasserstoff und Software-definierte Mobilität erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.