Monceau elektrifiziert Mercedes-Oldtimer
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Einen Oldtimer als Elektroauto – davon träumen viele. Vielleicht einen Klassiker wie den Mercedes SL der Baureihe R107 oder das traumhaft schöne das SE Coupé der Baureihe W111? Monceau Electric Automobiles aus Belgien macht diesen Traum wahr.
Elektroautos sind ja schön und gut. Doch sind wir einmal ehrlich: Eine Sache fehlt den Teslas, VW.IDs oder Nios – und das die Seele. Nichts ist vergleichbar mit dem Flair eines Oldtimers, sei es der vertraute Geruch des Leders mit den ersten Rissen, das Gefühl, den Lenkradkranz in der Hand zu halten und das Schimmern des Lacks im Sonnenlicht. Nicht so perfekt wie bei den modernen Autos, doch mit einer Geschichte von vielen Tausend Kilometern. Jeder kann wohl verstehen, dass man diese Asphaltveteranen in die elektrische Zukunft mitnehmen will.
Genau das haben sich die Macher von Monceau Electric Automobiles gedacht und darauf eine ebenso einfache wie einleuchtende Antwort gefunden: Man entfernt den Verbrennungsmotor und ersetzt diesen durch einen elektrischen Antriebsstrang. Klingt einfach. Und ist doch so schwer umzusetzen. Da ist es schon mal hilfreich, wenn man sich auf eine Handvoll Modelle spezialisiert. Die Belgier setzen klassische Sterne unter Strom. Also Autos wie der Mercedes SL und SLC (R107 und C107), das Mercedes SE Cabrio sowie das SE Coupé der Baureihe W111. Traumhafte Autos. Das SE Coupé ist wohl das schönste seiner Art, das jemals die Werkshallen in Sindelfingen verlassen hat. Und die Mercedes-Designer hatten bei dieser Fahrzeuggattung schon immer ein glückliches Händchen.
Die Belgier legen Wert darauf, dass ihre Autos keine Elektro-Stangenware sind
Die Besitzer dieser rollenden Kostbarkeiten sind dementsprechend kritisch. Also nutzen die Tüftler 3D-Druck und CAD-Design, um die Bauteile perfekt an das jeweilige Auto anzupassen. Außerdem schreiben sie die Software für die Steuergeräte selbst und nutzen nur neue Teile von renommierten Zulieferern. Also keine Tesla-Triebwerke. „Wenn die passende Komponente nicht verfügbar ist, entwickeln wir sie eigenständig, wie beispielsweise kundenspezifische Halterungen, Gehäuse und Stützen“, heißt es bei Monceau Electric Automobiles.
Die Belgier legen Wert darauf, dass ihre Autos keine Elektro-Stangenware sind, denen lediglich ein klassischer Hut aufgesetzt wird. Allerdings hat diese Transformation auch ihren Preis. Der Monceau eSL (R107) kostet mindestens 229.000 Euro (ohne Steuern) und der Monceau eSE Coupé (W111) 349.00 Euro, ebenfalls ohne Steuern. Zudem muss man zwölf bis 18 Monate warten, ehe der Umbau vollendet ist.
Als Antrieb kommt ein Permanentmagnet-Axialflussmotor mit 147 kW / 200 PS und einem Drehmoment von 600 Newtonmetern zum Einsatz. Die Techniker haben sich für dieses Konzept aufgrund der hohen Leistungsdichte und des geringen Gewichts des Aggregats entschieden. Den Fahrleistungen des Klassikers tut das ohnehin keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Damit erreicht das SE Coupé nach 8,5 Sekunden Landstraßentempo und ist bis zu 160 km/h schnell. So liegt die Elektromaschine auf dem Niveau des 280 SE 3.5 Coupé mit V8-Motor und beschleunigt den 1,6 Tonnen schweren E-Klassiker sogar schneller aus dem Stand auf Tempo 100. Einen solchen Klassiker mühelos und wartungsarm zu bewegen, klingt verlockend.
Die Akkus sind zweigeteilt: im Heck anstelle des Benzintanks (bei den R/C107 eSL- / eSLC-Modellen) oder im Kofferraum beim W111 eSE und vorne im Motorraum. Die Lithium-Ionen-Batterien haben eine Kapazität von 52 Kilowattstunden, auf Wunsch sind es 56 kWh. Damit kommt der elektrifizierte Klassiker 250 bis 320 Kilometer weit. Absolut ausreichend für die Sonntagsausfahrten. Mit so einem Auto will man Spaß haben, nicht Kilometer fressen. Das Batteriemanagement haben die Belgier gemeinsam mit Tekshift entwickelt. Es sorgt dafür, dass sich die sensiblen Akkus stets in einer Wohlfühloase befinden.
Geladen wird mit bis zu 80 kW. „Wer eines unserer Autos fährt, hat weiterhin das Erlebnis, einen klassischen Oldtimer zu fahren“, sagen die Belgier. Dazu gehört auch das Fahrwerk, bei dem so viele Originalelemente wie möglich erhalten bleiben. Aufgrund der veränderten Gewichtsverteilung und der zusätzlichen Elektropfunde kommen Koni-Stoßdämpfer zum Einsatz. Dennoch werden die technischen Möglichkeiten dieser Technologie genutzt. Je nach Modell wird auch eine Rekuperations-Bremse eingebaut.
Viele dieser Teile sind von außen kaum zu sehen. Zudem bietet Monceau Electric Automobiles auch die Restaurierung des Oldtimers an. Entscheidend sind die Berührungspunkte mit dem Menschen und da vor allem der Innenraum. Wenn einem in einem SL der Baureihe R107 ein 15-Zoll-Tablet entgegenstrahlt, mag das zwar zum modernen Antriebsstrang passen, würde aber das Flair des Wagens zunichtemachen. Das fängt bei den Instrumenten an und hört beim Radio auf.
Auch wenn die Technik digital ist, versuchen die Techniker das analoge Look and Feel der Anzeigen zu erhalten. So wird etwa der Ladezustand der Batterie wie bei einer klassischen Tankuhr angezeigt. Das Radio hat die Optik eines klassischen Becker-Modells, bietet aber Bluetooth, Streaming und eine Freisprecheinrichtung. Passend dazu wird der Innenraum auf Wunsch komplett neu gestaltet und mit edlen Materialien ausgestattet. Leder für Sitze und Verkleidungen und bei Bedarf natürlich auch Holzfurnier.
Damit ist der Tatendrang der findigen Belgier noch lange nicht gestillt. Schon bald sollen weitere Mercedes-Klassiker elektrifiziert werden. Modelle wie der Mercedes-Benz SL W113, der Mercedes-Benz 190 SL (W121 II), Mercedes-Benz SEL (W108 und W109), der Ponton (W180) und der Mercedes-Benz 600 (W100) finden sicher viele Fans. Geländewagenjünger werden sicher dem elektrischen G-Klasse Cabrio der Baureihe W461/463 entgegenfiebern.
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