VW in der Krise: Teure Frühverrentung auf dem Prüfstand
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Volkswagen befindet sich bekanntermaßen in einer schwierigen finanziellen Lage. Milliarden schwere Sparmaßnahmen wurden angekündigt, doch ein teurer Bereich bleibt bisher weitgehend unberührt: die bezahlte Frühverrentung mithilfe von sogenannten Zeit-Wertpapieren. Diese Regelung erlaubt es, bereits Jahre vor dem offiziellen Renteneintritt das Arbeitsleben zu beenden – und das bei vollem Gehalt und Boni. Besonders im Management wird diese Möglichkeit häufig genutzt, was für VW zunehmend zur Belastung wird. Henning Krogh vom Business Insider hat sich das Ganze genauer angesehen.
Das Zeit-Wertpapier-Programm erlaubt es den Mitarbeitenden, Teile ihres Gehalts oder Bonuszahlungen in ein Konto einzuzahlen. Dadurch können sie sich vor dem eigentlichen Renteneintritt freistellen lassen und bis dahin weiterbezahlt werden. Laut VW sollen Beschäftigte so ihre Lebensarbeitszeit flexibel gestalten können. In der Praxis bedeutet das: Wer genug eingezahlt hat, kann früher in den Ruhestand gehen und trotzdem weiterhin Geld verdienen. Besonders im oberen Management ist diese Möglichkeit beliebt, da Bonuszahlungen oft einen erheblichen Teil des Einkommens ausmachen.
Krogh zeigt in seinem Artikel an einem fiktiven Mitarbeiter auf, wie dieses Modell funktioniert: Ein Manager bei Volkswagen, der im Jahr 150.000 Euro Gehalt und zusätzlich 150.000 Euro Bonus verdient, könnte seinen Bonus über mehrere Jahre in das Zeit-Wertkonto einzahlen. Nach etwa zehn Jahren hätte er so über eine Million Euro angespart. Mit diesem Guthaben kann er sich mehrere Jahre vor dem Rentenalter freistellen lassen, ohne Gehaltseinbußen zu erleiden. Er bleibt weiterhin angestellt, bezieht sein Gehalt und erhält sogar Boni – obwohl er nicht mehr arbeitet. Dabei sei dieses fiktive Beispiel gar nicht so weit fernab der Realität.
Das Programm wurde zu einer Zeit eingeführt, als VW finanziell sehr gut aufgestellt war. Doch inzwischen ist die Situation eine andere. Der Konzern kämpft mit Überkapazitäten in seinen Werken und hohen Personalkosten. Trotzdem bleiben die großzügigen Regelungen zur Frühverrentung bestehen – ein teurer Luxus, den sich VW laut Insidern nicht mehr lange leisten kann.
„Die immensen Kosten durch zu schwach ausgelastete Werke werden oft erwähnt, aber die hohen Ausgaben durch bezahlte Freistellungen vor der Rente kaum“, erklärt ein VW-Manager gegenüber Krogh. Der Kostenfaktor, der durch das Zeit-Wertpapier-Programm entsteht, wird zunehmend zum Problem. Viele Führungskräfte sehen hier Einsparpotenzial, denn die großzügigen Regelungen stammen aus einer Zeit, in der Volkswagen finanziell auf sicherem Boden stand. „Diese Großzügigkeit können wir uns in der aktuellen Krise nicht mehr leisten“, meint ein Insider.
Die Konzernspitze um CEO Oliver Blume und Finanzchef Arno Antlitz hat bereits angekündigt, umfassende Sparmaßnahmen umzusetzen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Dabei werden Werke geschlossen, die Belegschaft verkleinert und Prozesse optimiert. Doch das Zeit-Wertpapier-Programm bleibt bislang weitgehend unberührt. Laut Insidern könnte sich dies jedoch bald ändern, da die Kosten für die bezahlte Freistellung zunehmend als Belastung empfunden werden. VW äußerte sich auf Anfrage nicht zu den internen Regelungen und den damit verbundenen Kosten. Klar ist jedoch, dass der Druck auf das Unternehmen steigt.
Mit Blick auf die Zukunft steht Volkswagen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen Einsparungen und der Bindung von qualifiziertem Personal zu finden. Die Zeit-Wertpapiere waren einst ein attraktiver Vorteil für Mitarbeitende, könnten aber nun zum Problem für den Konzern werden. Es bleibt abzuwarten, welche Schritte VW unternimmt, um diese Kostenfalle zu entschärfen.
Quelle: Business Insider – Bonus fürs Nichtstun: Wie Volkswagen mitten in der Krise goldene Handschläge an sein oberes Management verteilt
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