Was die US-Wahl für die Elektromobilität bedeutet
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Die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024 sorgen bei europäischen Autoherstellern für Unsicherheit. Kamala Harris, die demokratische Kandidatin, liegt in den Umfragen vor dem republikanischen Herausforderer Donald Trump. Doch die Autobranche beobachtet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Das Ergebnis der Wahl könnte signifikante Auswirkungen auf die Zukunft der Elektromobilität und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und Europa haben. Die Automobilwoche hat die US-Wahlen in Hinblick auf die Bedeutung für die Welt der E-Mobilität eingeordnet.
Wahlsieg von Harris als Chance für europäische Autoindustrie
Sollte Harris die Wahl gewinnen, könnten europäische Autohersteller von neuen umweltpolitischen Maßnahmen profitieren. Der Elektromobilitätssektor, der in Europa bereits stark entwickelt ist, würde durch eine klimafreundliche Agenda in den USA zusätzlichen Rückenwind erhalten. Laut Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, seien europäische Hersteller im Bereich der Innovation bei E-Autos gegenüber den traditionellen US-Herstellern im Vorteil, mit Ausnahme von Branchenprimus Tesla.
Analysten wie Jürgen Pieper sehen in einem Wahlsieg von Harris eine Chance für die europäische Autoindustrie. Er erwartet eine liberalere und offenere Markthaltung der US-Regierung unter der Demokratin. Allerdings bleibe auch eine demokratische Präsidentschaft mit gewissen Unsicherheiten verbunden, besonders im Hinblick auf mögliche Handelsbarrieren.
Harris hat sich in der Vergangenheit klar zur Förderung der Elektromobilität bekannt. Gemeinsam mit Joe Biden setzte sie den Inflation Reduction Act durch, der strenge Emissionsvorgaben für Autos und Anreize für die Produktion von E-Autos in den USA enthält. Das Ziel: die CO₂-Emissionen der USA bis 2030 um 40 Prozent zu senken. Europäische Hersteller könnten davon profitieren, besonders wenn sie in den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten vor Ort investieren.
Die Realität zeigt jedoch, dass der US-Markt für Elektroautos noch in den Kinderschuhen steckt. Im Jahr 2023 waren nur etwa 9,3 Prozent der Autos in den USA elektrisch. Dennoch sehen viele Analysten, darunter Philippe Houchois von Jefferies, dass US-Hersteller gezwungen sind, bei der Elektrifizierung mitzuziehen. Auch in der Trump-Ära war den Herstellern klar, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnten, wenn sie nicht auf strengere CO₂-Vorgaben reagieren.
Unabhängig davon, wer die Wahl gewinnt, rechnet die Branche mit der Einführung von Importzöllen, was besonders für europäische Autohersteller problematisch werden könnte. Donald Trump hat bereits angekündigt, bei einem Wahlsieg protektionistische Maßnahmen durchzusetzen, um die US-Produktion zu stärken. Er versprach Steuererleichterungen und Zollerhöhungen für importierte Autos. Europäische Hersteller könnten somit gezwungen sein, ihre Produktionskapazitäten in den USA weiter auszubauen, um höhere Zölle zu vermeiden.
Deutsche Premiummarken unter Trump zusätzlichem Druck ausgesetzt
Trump machte schon während seiner ersten Amtszeit deutlich, dass er kein Freund deutscher Premiummarken ist. Laut Jürgen Pieper war es ihm ein Anliegen, die Marktchancen für deutsche Hersteller wie BMW und Mercedes zu erschweren. Derzeit betreiben diese Unternehmen jedoch bereits große Werke in den USA. BMW zum Beispiel produziert täglich etwa 1500 SUVs in Spartanburg, South Carolina. Während Trump sich kritisch gegenüber europäischen Herstellern äußerte, hat er mit Tesla-Chef Elon Musk einen einflussreichen Unterstützer an seiner Seite. Musk unterstützt Trumps Wahlkampf finanziell und könnte von einer zweiten Amtszeit profitieren. Tesla produziert fast die Hälfte aller E-Autos in den USA, und eine protektionistische Wirtschaftspolitik würde den Markteintritt chinesischer Konkurrenten wie Nio und BYD erschweren.
Trotz der politischen Unsicherheiten rät Pedro Pacheco von Gartner den europäischen Autoherstellern, sich nicht allein auf die Entwicklungen in den USA zu verlassen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt seiner Meinung nach in der Anpassung an die globalen Trends der Digitalisierung und der Softwareentwicklung. Europäische Hersteller sollten zudem den Blick auf den chinesischen Markt richten, um dortige Innovationen für den US-Markt nutzbar zu machen.
Der europäische Verband der Automobilindustrie (Acea) fordert weiterhin einen freien und fairen Handel. Unabhängig vom Ausgang der US-Wahl sei dies essenziell für eine starke europäische Autoindustrie. Neben fairen Handelsbedingungen sei eine durchdachte Industriepolitik für die Elektromobilität entscheidend, so der Verband. Dazu gehöre der Zugang zu wichtigen Rohstoffen, bezahlbarer Energie, einem klaren regulatorischen Rahmen sowie einer ausgebauten Infrastruktur für Lade- und Wasserstoffstationen.
Quelle: Automobilwoche – Trump oder Harris? Warum Europas Hersteller den Ausgang der US-Wahl mit Sorge verfolgen
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