GAC Aion V Fahrbericht: Unterwegs auf Pariser Straßen
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Der chinesische Automobilkonzern Guangzhou Automobile (GAC) plant, mit seiner Marke Aion den europäischen Markt zu erobern. 2025 soll mit dem GAC Aion V das erste E-SUV der Marke auf die Straße kommen. Im Vorfeld des Pariser Automobilsalon konnte Elektroauto-News den Elektro-SUV bereits für einige Kilometer Probe fahren. Erste Eindrücke und Erfahrungen sowie Besonderheiten des GAC Aion V können wir euch schon mit auf den Weg geben. Für ausführlichere Eindrücke müssen wir die offiziellen Testfahrten im kommenden Jahr abwarten.
GAC Aion V: Digitalisierung mit einem Hauch von AI
Am Straßenrand stehend lässt sich die Größe des vollelektrischen SUV, der in China bereits in der 2. Generation auf der Straße ist, erahnen. So bringt es der Stromer auf eine Länge von 4605 mm, eine Breite von 1854 mm sowie eine Höhe von 1686 mm. Der Radstand wird mit 2775 mm angegeben, der sich durchaus angenehm im Innenraum bemerkbar macht. Hier merkt man die chinesischen Wurzeln und das der wichtigste (Mit)fahrer, eben hinten rechts und nicht vorne links sitzt. Der ausklappbare Tisch lässt dies bereits vermuten.
Aber selbst wenn hierrauf Rücksicht genommen wird und Beifahrer:in den eigenen Sitz entsprechend nach vorn schiebt, haben alle Insassen mehr als genügend Platz. Als Fahrer:in oder Beifahrer:in bekommt man eine Massagefunktion spendiert, welche in unterschiedlicher Stärke und mit verschiedenen Programmen ihren Dienst verrichtet. Ganz angenehm, vor allem, wenn es im Pariser Stadtverkehr langsamer vorangeht.
Wer mag, kann in diesen Standzeiten über das mittig positionierte Display, Einstellungen am Fahrzeug vornehmen. Denn physische Knöpfe und Taster gibt es keine. Obwohl, die Warnleuchten und Innenraumlichter lassen sich darüber steuern. Mehr aber auch nicht. Selbst die Fahrmodi lassen sich nur durch entsprechende Untermenüpunkte auswählen. Hier hat man als Fahrer:in die Wahl zwischen: Comfort, Sport und “Energy Saving”, quasi Eco-Modus. Ebenfalls in drei Stufen lässt sich die Rekuperation einstellen. Die Wahl hat man hier zwischen komplett aus, schwach oder stark. Wobei selbst die “starke Stufe” eher schwach ausfällt, zumindest für unsere europäischen Verhältnisse.
Kommen wir auf den Hauch AI zu sprechen. Hier kommt die kleine Kamera, auf der linken Seite, zum Tragen. Man könnte behaupten, dass diese einfach nur beobachtet, ob Fahrer:in zu müde ist. Weit gefehlt. Dass kann diese zwar auch und reagiert dann mit entsprechenden Ansagen. Spannender wird es aber dann, wenn ein kleines Kind mit an Bord des E-SUV ist und ein wenig quengelt. Dies werde ebenfalls erkannt und eine Geschichte oder Kinderlied wird vorgespielt. Geführt wird das Ganze als iSpace Mode.
Man achte links auf die Kamera für den iSPACE Mode
Ferner kann man über Gestensteuerung das E-Auto selbst steuern. Beispielsweise lässt sich dadurch die Lautstärke der Medienwiedergabe regeln. In Europa dann wohl auch von AndroidAuto oder Apple CarPlay, beides werde bei Marktstart bereits unterstützt. Drahtlos. Wer mag kann aber auch auf Gesten- verzichten und stattdessen auf Sprachsteuerung setzen. Die Smartphones – zwei an der Zahl – können dann selbst ihren Akku auf den induktiven Ablagen in der Mittelkonsole aufladen.
Sanftes, eher zurückhaltendes Fahrgefühl im Pariser Stadtverkehr
Beschleunigt wird recht zügig im Sport- wie auch Normalmodus. Offizielle Sprintzeiten des GAC Aion V von 0 auf 100 km/h liegen hier bisher nicht vor. Feststeht allerdings, dass der Stromer mit einer Leistung von 165 kW sowie einem maximalen Drehmoment von 240 Nm nach Europa kommen wird. In China gibt es hier noch eine schwächere 150 kW-Variante, mit gleichem Drehmoment. Diese wird in Europa aber nicht auf die Straße kommen. Gleiches gilt für die unterschiedlichen Batteriegrößen.
In Europa startet man mit einer Basic- und Premium-Variante des E-SUV. Verbaut sei hier ein 75 kWh-Akku (Lithium-Ferrophosphat-Akkumulator, LFP-Akku), der eine Reichweite von über 520 km nach WLTP-Zyklus erzielt. Dies führt rechnerisch zu einem Energieverbrauch von um die 14,42 kWh/ 100 km in der von GAC Aion als “Long-Range” bezeichneten Variante. Inwiefern dies belastbar ist, konnten wir auf unserer eher kurzen Testrunde nicht einordnen. Gefühlt erscheint dieser Wert für den vollelektrisch SUV im stylischen Sunset Orange recht gering. Hier warten wir wohl auch besser noch auf kommendes Jahr, wenn die offiziellen technischen Daten vorliegen.
Bestätigt wurde uns allerdings bereits, dass die DC-Peakladeleistung bei 150 kW liegt. An der AC-Ladestation sind 11 kW drin, ein optionales Upgrade auf 22 kW wird es nicht geben. Allerdings sei die Möglichkeit zum bidirektionalen Laden bereits gegeben. Allerdings nur in der Vehicle-2-Load-Variante. Sprich, die im Elektroauto-Akku gespeicherte Energie kann direkt zum Betreiben und Laden von unterschiedlichen Geräten verwendet werden. Das Ladekabel muss im Kofferraum untergebracht werden. Einen Frunk gibt es nicht.
Der Stromer will sich mit Marktbegleitern wie dem VW ID.4 oder Nio EL6 auf eine Stufe stellen. Ein Vergleich, den er in der hier gezeigten Premium-Variante durchaus antreten kann. Entscheidend wird schlußendlich sein, wo man sich differenzieren möchte. Dazu auch zu einem späteren Zeitpunkt mehr, nach mehr Kilometer mit dem E-SUV auf der Straße.
Zum Fahrgefühl noch ein paar Sätze. Der ganz starke Drang nach vorn fehlt, verwundert nicht, erscheint die Motorisierung in einer mit kW-verwöhnten Elektroautozeit mit 160 kW eher gering. Insbesondere gekoppelt mit dem maximalen Drehmoment von 240 Nm. Dennoch reicht es natürlich mehr als aus. Die Lenkung des GAC Aion V selbst ist eher weich, für europäische Verhältnisse, werde aber wohl auch noch einmal feingetunt.
Auch bei den Fahr- und Rekuperationsmodi könnte man dann noch einmal Hand anlegen. Alles mehr chinesisch als europäische von der Auslegung. Verwundert aber nicht, war es doch ein chinesisches Serienauto, welches wir in Paris fahren durften. Positiv anzumerken ist definitiv die angenehme Federung. Auch das Bremsen geht aus höheren Geschwindigkeiten sanft vom Bremspedal, ohne unangenehm in den Sitz gepresst zu werden. Hier kann Fahrer:in aber auch selbst Einstellungen im entsprechenden Menü vornehmen. Gleiches gilt für die Lenkeinstellungen.
Kühlen, einfrieren oder heizen ist in der Mittelkonsol-Ablage möglich
In Europa selbst muss man dann auch ein wenig mehr selbst fahren, als es mit dem GAC Aion V in China der Fall ist. Das derzeit verbaute LiDAR findet nicht seinen Weg in die Serie. Statt autnomen Fahren Level 2+ heißt es dann “nur” Level 2 autonomes Fahren. Scheitert übrigens nicht an der Technik, eher an der Regulatorik. Allerdings arbeitet man für Europa an einer Anhängerkupplung, in China wird diese nicht benötigt. In Norwegen und dem Rest Europas schon. Hier stehen aber noch entsprechende Freigabeprozesse aus.
Solide Ausgangslage für den europäischen Marktstart, aber noch Luft nach oben
Der GAC Aion V bringt eine überzeugende Ausstattung und vielversprechende Technik mit, um im europäischen Markt Fuß zu fassen. Vor allem die großzügige Innenraumausstattung und die vielfältigen Assistenzsysteme, inklusive Gestensteuerung und AI-Features, heben ihn von vielen Wettbewerbern ab. Auch die angenehme Federung und das zurückhaltende Fahrgefühl machen ihn für längere Fahrten komfortabel. Dennoch wirkt die Motorisierung im Vergleich zu europäischen Konkurrenten wie dem VW ID.4 eher moderat und könnte anspruchsvolleren Fahrer:innen zu wenig bieten.
Head-up-Display gibt es keins im GAC Aion V
Auch wenn der GAC Aion V in puncto Ausstattung und Fahrkomfort punktet, wird er sich im europäischen Markt gegen starke Konkurrenz durchsetzen müssen. Vor allem die Rekuperation und Lenkung sind noch auf die chinesische Auslegung zugeschnitten und bedürfen für europäische Verhältnisse einer Feinabstimmung. Insgesamt zeigt der E-SUV aber bereits großes Potenzial – wie er sich schlussendlich behauptet, wird von weiteren Optimierungen und der Preisgestaltung abhängen. Zu dieser hat man sich bisher nicht geäußert.
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