Zukunft des VW-Werks Osnabrück steht auf der Kippe
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Das VW-Werk in Osnabrück gerät zunehmend unter Druck. Insbesondere die Entscheidung von Porsche, einen E-Auto-Auftrag für diesen Standort zurückzuziehen, sorgt für Unruhe. Julia Willie Hamburg, Niedersachsens Vize-Ministerpräsidentin und Aufsichtsrätin bei VW, warnt den Konzern eindringlich davor, voreilige Entscheidungen zu treffen. „Werksschließungen sind nicht der richtige Weg, um die Kosten zu senken“, betont Hamburg gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) in einem Interview und plädiert dafür, andere Maßnahmen in Erwägung zu ziehen.
Die Grünen-Politikerin fordert demnach, dass Vorstand und Arbeitnehmervertreter gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Gespräche hätten gerade erst begonnen, doch bereits jetzt müsse klar sein, dass auch der Standort Osnabrück weiterhin eine Zukunft haben könne. „Es ist wichtig, dass beide Seiten an einem Strang ziehen und Alternativen entwickeln, die ohne Standortschließungen auskommen“, so Hamburg. Auch Ministerpräsident Stephan Weil unterstütze diesen Standpunkt und erwarte, dass Alternativen geprüft werden.
Eine zentrale Rolle spielen dabei die anstehenden Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern. Beide Seiten müssten tragfähige Vorschläge vorlegen, die es ermöglichen, das Werk zu erhalten, ohne dabei die Belegschaft übermäßig zu belasten. „Ich erwarte, dass wir noch vor Weihnachten eine Lösung haben, die den Beschäftigten Sicherheit gibt“, betont Hamburg.
Neben internen Entscheidungen fordert Hamburg auch von der Politik mehr Unterstützung. So appelliert sie an die Bundesregierung, den Absatz von E-Autos durch neue Kaufanreize zu fördern. Der Wegfall der Umweltprämie habe dazu geführt, dass die Verkäufe von Elektroautos eingebrochen seien. „Die Bundesregierung muss dringend handeln, um den Hochlauf der Elektromobilität wieder in Schwung zu bringen“, fordert Hamburg. Nicht nur der Hochlauf der Elektromobilität sei gefährdet, sondern auch die Zukunft von Standorten wie Osnabrück.
Förderung im Leasing analog Frankreich vorstellbar
Hamburg sieht dabei verschiedene Möglichkeiten, um den Absatz wieder anzukurbeln. In Frankreich wird das Leasen von E-Autos für einkommensschwache Haushalte gefördert. Steuerliche Vorteile und günstigerer Ladestrom könnten in Deutschland ebenfalls positive Impulse setzen. „Wir müssen den Verbraucherinnen und Verbrauchern zeigen, welchen Vorteil sie durch den Umstieg auf Elektroautos haben“, erklärt sie.
Dabei betont Hamburg, dass VW keine staatliche Rettung benötige, wie es bei der Meyer Werft der Fall war. Dennoch sei die Politik gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. „VW kann seine Herausforderungen selbst meistern, aber die Politik muss die Industrie unterstützen, indem sie günstige Energiepreise und stabile Rahmenbedingungen sicherstellt“, erklärt Hamburg. Teurer Strom gilt als eines der größten Probleme der deutschen Wirtschaft.
Doch nicht nur die Bundesregierung, auch die EU stehe in der Pflicht. Hamburg fordert, dass die Europäische Kommission die Batteriezellproduktion als energieintensive Industrie anerkennt. Dies würde es ermöglichen, günstigeren Strom für die Produktion von Batterien zu nutzen, was die Kosten für E-Autos erheblich senken könnte. „Wir brauchen niedrigere Energiekosten, damit die Batterieproduktion in Europa wettbewerbsfähig bleibt“, fordert Hamburg.
EU müsse auf Marktlage reagieren und CO₂-Flottenwerte anpassen
Abschließend kritisiert Hamburg, dass die EU den Autobauern nicht genügend Flexibilität in Bezug auf die CO₂-Grenzwerte einräume. Angesichts der rückläufigen Verkaufszahlen von Elektroautos sei es für einige Hersteller nahezu unmöglich, die strengen Flottengrenzwerte zu erfüllen. „Die EU muss auf die neue Marktlage reagieren und den Herstellern etwas mehr Zeit geben, um die Vorgaben zu erreichen“, sagt Hamburg, ohne jedoch die langfristigen Klimaziele infrage zu stellen.
Für Hamburg ist klar: Der Wandel zur Elektromobilität ist unumkehrbar. „Die Entscheidung für Elektroautos ist längst gefallen – nicht nur in Deutschland, sondern auch international“, erklärt sie. Eine Infragestellung dieser Entwicklung wäre fatal für die Zukunft des Standorts Deutschland.
Quelle: NOZ – Frau Hamburg, ist das VW-Werk in Osnabrück noch zu retten?
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