Wie Autofahrer weltweit die Zukunft der automobilen Mobilität sehen
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Die deutsche Automobilindustrie schwächelt. Umso wichtiger ist es, globale Absatzmärkte zu erschließen. Die Strategieberatung Arthur D. Little hat weltweit 16.000 Endkunden zu ihren Wünschen befragt. Das Ergebnis: Ein Weltauto wird zunehmend zum wirtschaftlichen Risiko und in den USA ist die Skepsis gegenüber der E-Mobilität nach wie vor groß.
In den frühen 2000er-Jahren war die Welt der Automobilindustrie noch in Ordnung. Das Geschäft brummte, die Auftragsbücher waren prall gefüllt und im wirtschaftlich erwachenden China sorgte der Mobilitätshunger der Massen für Milliardenumsätze. Rund zwanzig Jahre später ist von der Goldgräberstimmung nicht mehr viel übrig geblieben. Zwischen Wolfsburg und Stuttgart regiert der Rotstift, Modellreihen werden zusammengestrichen und sogar heilige Kühe geschlachtet. Bei VW sind Tausende von Arbeitsplätzen bedroht. Die Gründe sind vielfältig: Die Nachfrage bei den Elektromobilen in Deutschland schwächelt, die Autos sind zu teuer und die Konkurrenz aus Asien will sich mit aller Macht große Stücke des immer kleiner werdenden Kuchen sichern.
Die Lage für die Autobauer ist alles andere als einfach. Nicht nur für die deutschen Hersteller, auch den so hochgelobten und mit großen Ambitionen angetretenen chinesischen Wunderkindern bläst vor allem in Europa ein starker Wind ins Gesicht. Um den Abwärtstrend zu stoppen und ihn sogar umzukehren, müssen die deutschen Autobauer die Antwort auf folgende Fragen finden: Was will der Käufer? Wie können wir langfristig global Erfolg haben? Die Strategieberatung Arthur D. Little hat weltweit 16.000 Endkunden genau zu diesen Themen befragt. Die Antworten zeigen, wie anspruchsvoll die Herausforderungen für die Automobilhersteller sind.
„Insgesamt kann man erkennen, dass eine one-size-fits-all Strategie für Hersteller zum Risiko wird, da Anforderungen und Kundenwünsche weltweit stark variieren, und die Akzeptanzlevels rund um Elektroautos und autonome Funktionen sich stark unterscheiden“, erteilt Arthur D. Little-Experte Philipp Seidel dem Konzept des Weltautos eine klare Absage. Diese Tatsache ist nicht ganz neu. Dennoch dürfte die Tatsache, dass sich die Welt bei den Anforderungen und Wünschen der Kunden in automobilen Flickenteppich verwandelt, den Entscheidungsträgern in Wolfsburg, München und Stuttgart-Sindelfingen Schweißperlen auf die Stirn treiben.
“In der Software und bei der Batterietechnologie sind Asiaten fünf Jahre voraus”
Entscheidend ist, dass die deutschen Hersteller die eigene Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Für Philipp Seidel sind die Maßnahmen klar: Kosten senken, Verringerung von Komplexität (auch im Produkt) und eben die Fokussierung auf die jeweiligen Markt- und Kundenbedürfnisse. Die europäischen Automobilhersteller müssen die bittere Pille schlucken und Kooperationen eingehen. „In der Software wie auch bei der Batterietechnologie sind Asiaten fünf Jahre voraus, Europäer dürfen nicht zu stolz sein, sich als lernende Junior-Partner in Joint Ventures zu begeben und die Kompetenzen aufzubauen“, erklärt der Experte.
Die gute Nachricht: Die Freude am eigenen Auto ist in China seit den letzten Umfragen weiter gestiegen. Die Begeisterung für individuelle Mobilität ist im Reich der Mitte vor allem bei der jüngeren Generation ungebrochen. Die Frage ist nur, welches Auto das nächste sein wird: In China ist die Loyalität zu Elektroautos mit 80 Prozent am größten, während 65 Prozent der befragten US-Bürger dem Verbrennungsmotor treu bleiben wollen. In Europa sind es acht Prozent weniger als im Reich der Mitte, die auch das nächste Vehikel in die Steckdose stöpseln und immerhin 55 Prozent wollen weiter an die Benzintankstelle fahren. Wenn man sich nach den Gründen der globalen E-Auto-Zweifler fragt, hört man von fast der Hälfte (49 Prozent) die Sorge um das Batterieleben beziehungsweise die Alterung der Energiespeicher. Ein weiterer Faktor sind die Ladezeiten (45 Prozent) und die fehlende Möglichkeit, zu Hause zu laden (29 Prozent).
Arthur D. Little
Wie schaut es eigentlich mit der nächsten großen Sache aus – dem autonomen Fahren? Auch hier ist die Hurra-Euphorie einem vorsichtigen Realismus gewichen. Mercedes hat gerade den Drive Pilot 95 vorgestellt und rechnet bis zum Ende des Jahrzehnts mit einer Freigabe von Tempo 130 km/h. Eher enttäuschend verlief der mit Spannung erwartete Tesla Robo-Day. Elon Musk trommelte in gewohnter Art und Weise, doch die Fakten bestärkten eher die Zweifler. Das präsentierte Cybercab soll als autonomes Taxi nicht vor 2027 erscheinen sowie laut Tesla per KI-Sicht und nicht mit Lidar-Radar gesteuert werden.
In China ist der Optimismus ähnlich groß. Aber ob die autonomen Automobil-Bäume dort genauso hoch in den Himmel wachsen wie beim Ankündigungsweltmeister Elon Musk, wird die Zeit zeigen. Die Autofahrer haben dagegen eine ganz eindeutige Meinung, wenn es um das autonome Fahren geht: In Europa und den USA ist die Skepsis gegenüber Robo-Autos am größten, wogegen interessanterweise die Inder dieser Technologie am positivsten gegenüberstehen. Erst danach folgen China und bemerkenswerterweise der Mittlere Osten.
Auf die Frage, was denn der Grund für die Zurückhaltung sei, haben die Autofahrer eine klare Antwort: Sie halten die Technik noch nicht für ausgereift. Die Bedenken bezüglich der Datensicherheit und die Furcht vor steigenden Kosten beziehungsweise Preisen ranken deutlich dahinter. Bei den Robo-Autos öffnet sich auch eine gesellschaftliche Schere. Während Menschen mit gutem Einkommen und dem Wohnsitz in großen Städten diese Technologie begrüßen, sind die Personen, die sich auf dem Land wohlfühlen und solche, die nicht so viel verdienen, eher ablehnend eingestellt.
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