Daimler Truck: Rådström setzt auf Kundenorientierung
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Daimler Truck, einer der weltweit führenden Lkw-Hersteller, erlebt eine historische Neuausrichtung an seiner Spitze. Seit Kurzem führen Karin Rådström und Eva Scherer den Konzern. Rådström, bisher Chefin der Lkw-Marke Mercedes-Benz Trucks, tritt die Nachfolge von Martin Daum an. Dieser leitete den Konzern sieben Jahre lang und machte Daimler Truck erfolgreich unabhängig von der Daimler AG. Mit Rådström als CEO und Scherer als Finanzvorständin steht zum ersten Mal eine weibliche Doppelspitze an der Spitze eines DAX-Unternehmens.
Die Übergabe erfolgte offiziell am 5. September nach einer einstimmigen Entscheidung des Aufsichtsrats. Die Berufung Rådströms markiert einen Wendepunkt, nicht nur aufgrund ihrer Führungsposition, sondern auch wegen der unternehmerischen Herausforderungen, die sie übernommen hat. Daimler Truck kämpft mit einer schwachen Marge, die derzeit hinter der Konkurrenz zurückbleibt. Aufsichtsratschef Joe Kaeser fordert Renditen von bis zu 15 Prozent, eine Größenordnung, die Wettbewerber wie Volvo und Scania bereits erreichen. Für Rådström und Scherer bedeutet das: Kurswechsel, Effizienzsteigerungen und womöglich harte Entscheidungen, um Daimler Truck konkurrenzfähiger zu machen.
Scherer bringt ihre Erfahrungen von Siemens ein, wo sie als Trainee begann und sich in wichtigen Finanzpositionen etablierte. Seit ihrem Start bei Daimler Truck bereist sie Standorte weltweit und verinnerlicht die Produktionsprozesse. Mit Engagement, hoher Detailorientierung und technischer Neugier meistert sie die Anforderungen, heißt es. Ihre nächsten Schritte sind klar: Prozesse verschlanken und Investitionen genau prüfen. So hinterfragte sie bereits die Rentabilität bestimmter Fahrzeugkategorien und Antriebstechnologien – eine strategische Frage, die sie zusammen mit Rådström und Chefentwickler Andreas Gorbach beantwortet.
Karin Rådström, ehemalige Scania-Managerin und erfahrene Lkw-Expertin, brachte schon bei ihrer vorherigen Positionen tiefgehendes technisches Know-how in ihre strategischen Entscheidungen ein. Im Konzern setzte sie sich für Innovationen und eine starke Kundenorientierung ein. Eine deutliche Handschrift hinterließ sie beispielsweise in der strategischen Neuausrichtung des Kundendienstes: Neue Servicezentren sind entstanden, um Wartungs- und Ersatzteildienstleistungen direkt anzubieten und damit zusätzliche Einnahmequellen zu schaffen.
Technologischer Wandel und Kundennähe
Für Daimler Truck stehen tiefgreifende Transformationen bevor, nicht zuletzt im technologischen Bereich. Ob Dieselmotoren, Elektroantriebe oder die Brennstoffzellentechnologie – Rådström und ihr Team müssen eine genaue Balance finden zwischen bestehenden und zukunftsorientierten Antriebsarten. Die Entscheidung, in Kooperation mit Volvo in die Entwicklung von Brennstoffzellen zu investieren, zeigt die strategische Ausrichtung auf Langstreckenlösungen. Diese Alternativen zu klassischen Dieselaggregaten sind für einige Märkte zwar noch fern, doch im Hintergrund laufen die Vorbereitungen bereits.
Der US-amerikanische Truckhersteller Paccar ist ein Beispiel für das Ziel, das Daimler Truck erreichen möchte: hohe Marktwertsteigerungen und operative Exzellenz. Diese Vorbilder und Marktvergleiche wirken in gewisser Weise wie ein Katalysator für Daimler Truck. Die angestrebte Marge von 15 Prozent ist jedoch kein Selbstläufer, wie Michael Brecht betont, Vorsitzender des Betriebsrats. Gerade in Europa zeigt sich eine Herausforderung: Im ersten Halbjahr 2024 fiel die Gewinnmarge der Mercedes-Lkw auf 5,4 Prozent – eine ernüchternde Bilanz. Mit Maßnahmen wie der Umstrukturierung in Brasilien und dem gezielten Aufbau von Logistikzentren sowie Kundenservices will Rådström gegensteuern.
Globale Strategie: Fokus auf Asien und Zukunftsmärkte
Im globalen Kontext führt auch das China-Geschäft zu Diskussionen. Daimler Truck produziert seit 2022 in einem Werk in Huairou zusammen mit Foton angepasste Actros-Modelle. Doch die Rahmenbedingungen ändern sich. Vor allem seit dem Ukraine-Krieg boomt der Gasmarkt in China, während Diesel-Lkw weniger gefragt sind. Dennoch hält Rådström an ihrer Strategie fest: Sie sieht Potenzial, Daimler Trucks Präsenz in China zu stärken und möglicherweise als Exportstandort für weitere asiatische Märkte zu nutzen.
In anderen asiatischen Regionen geht Daimler Truck indes restriktiver vor. Eine geplante Fusion der Daimler-Tochter Fuso mit Toyotas Nutzfahrzeugsparte Hino soll die Rendite steigern und gleichzeitig die Kostenstruktur optimieren. Ein potenzieller Konfliktpunkt ist hier jedoch die Integrität von Hino: Manipulationen bei der Zertifizierung von Abgaswerten führten kürzlich zu einem Reputationsschaden und drohenden Strafzahlungen in den USA. Der Plan zur Fusion wird dennoch weiterverfolgt und soll bis Ende des Jahres klare Ergebnisse liefern.
Am Ende stehen Rådström und Scherer jedoch für weit mehr als reine Gewinnzahlen und Effizienzkennziffern. Für viele Mitarbeitende und auch Beobachter der Branche symbolisiert die weibliche Doppelspitze einen Meilenstein. Als eine der wenigen Frauen in der DAX-Führungsetage öffnet Rådström vielleicht Türen für weitere Managerinnen bei Daimler Truck.
Quelle: Manager-Magazin – Die Kraft-Fahrerin und ihr 50-Milliarden-Euro-Plan mit Daimler Truck
Der Beitrag Daimler Truck: Rådström setzt auf Kundenorientierung erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.