Roberto Diesel: Warum die E-Mobilität keine teure Wette ist
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In dieser Podcast-Folge von Elektroauto-News habe ich mit Roberto Diesel gesprochen, der als Vice President Energy System and Drivetrain bei der EDAG Group eine zentrale Rolle in der Entwicklung moderner Mobilitätslösungen spielt. Roberto hat über 20 Jahre Erfahrung in der Automobilindustrie und hat in seiner Karriere die komplette Bandbreite an Antriebstechnologien begleitet, von Dieselpartikelfiltern und Abgasnachbehandlungssystemen über die frühe Entwicklung von Brennstoffzellenfahrzeugen bis hin zur Arbeit an innovativen E-Fahrzeugen. Heute verantwortet er bei der EDAG Group Themen wie Fahrzeug-, Motorenentwicklung, Batterietechnologien, Ladeinfrastruktur und die Integration von Energiemärkten und stationären Speichern.
Nachhaltigkeit: Ein kostspieliger Wechsel?
Unser Gespräch startete mit der Frage, ob Nachhaltigkeit beim Antriebswechsel wirklich mehr Geld kosten muss oder ob sie auf lange Sicht sogar Vorteile für Endnutzer:innen und Unternehmen bringt. Roberto betonte, dass die sogenannte Sektorenkopplung, also die Verknüpfung von Mobilitäts- und Energiesektoren, ein Schlüssel zum Erfolg sei. „Wir brauchen definitiv einen sauberen Energiemix, und da gehört die Vernetzung von Fahrzeugen mit dem Stromnetz genauso dazu wie die Einbindung erneuerbarer Energien“, erklärte er. Besonders durch die Nutzung von Batterien in Fahrzeugen als flexible Speicher könnte man den Energiefluss optimieren. Das Konzept des bidirektionalen Ladens, bei dem ein E-Auto nicht nur Energie aufnimmt, sondern auch ins Netz zurückspeisen kann, sei hier ein wesentlicher Punkt.
Roberto wies jedoch darauf hin, dass die technischen Lösungen derzeit oft noch komplex und für den Endnutzer:innen schwer zugänglich sind. „Es muss einfach sein. Momentan ist es für viele Menschen schwierig, sich mit den notwendigen Technologien auseinanderzusetzen, sei es beim Kauf eines E-Autos oder bei der Entscheidung für eine Photovoltaikanlage“, sagte er. Dennoch sieht er positive Entwicklungen: Mehr Anbieter auf dem Markt bieten mittlerweile ganzheitliche Systeme an, bei denen etwa E-Auto und Photovoltaikanlage zusammen mit einem intelligenten Ladegerät und einer benutzerfreundlichen App oder Plattform verkauft werden. So können Kund:innen in Zukunft einfacher und kosteneffizienter agieren.
Ein weiterer zentraler Aspekt des Gesprächs war die Preisgestaltung und Akzeptanz von E-Autos. Viele Menschen sehen in den höheren Anschaffungskosten noch immer ein Problem. Roberto gab zu, dass der Preisunterschied im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen oft abschreckend wirkt, doch er verwies auf die Gesamtkostenbetrachtung über die Lebensdauer eines Fahrzeugs hinweg: „Wir alle kennen das Konzept der Total Cost of Ownership, bei dem neben dem Anschaffungspreis auch Betriebs- und Wartungskosten sowie Wiederverkaufswerte berücksichtigt werden. Hier zeigen sich bei vielen Elektroautos schon heute deutliche Vorteile, besonders wenn man über eine eigene Lademöglichkeit oder eine Solaranlage verfügt.“
Roberto erklärte, dass die Preise für Batterien in den letzten Jahren gesunken sind und durch neue Technologien wie Feststoffbatterien weitere Kostensenkungen möglich seien. „Auch wenn diese Technologien heute noch nicht immer günstiger sind, versprechen sie höhere Energiedichten, die wiederum ermöglichen, kleinere und leichtere Batterien zu verbauen, was die Fahrzeuge insgesamt preiswerter und ressourcenschonender machen könnte“, so Roberto. Zudem werde die Schnellladefähigkeit stetig verbessert, was auch den Trend zu kleineren Batterien unterstützt. All diese Entwicklungen würden dazu beitragen, E-Autos langfristig erschwinglicher zu machen.
Mehr Transparenz von Automobilherstellern gefordert
Ferner sprach Roberto über die Notwendigkeit, dass die Automobilhersteller selbst mehr Transparenz schaffen sollten. „Die Hersteller könnten viel offener über die Gesamtkosten aufklären und den Kunden entsprechende Beispielrechnungen zur Verfügung stellen“, forderte er. Zwar gebe es erste Ansätze, diese Informationen etwa über Apps bereitzustellen, doch insgesamt sei hier noch Luft nach oben. „Viele der großen Automobilkonzerne hängen derzeit noch stark am Verbrennergeschäft. Es ist ein langer Prozess, diese Strukturen aufzubrechen und das Bewusstsein in Richtung Elektromobilität zu lenken.“
Ein nicht unwesentlicher Teil des Gesprächs drehte sich um die Rolle der Politik. „Eine klare Richtung und bessere Planungssicherheit wären sicherlich hilfreich“, meinte Roberto. Er wünscht sich, dass die Regierungen den Fokus auf die effizientesten Technologien legen, anstatt zu viele verschiedene Ansätze zu verfolgen, die Investitionen in die Elektromobilität unsicherer machen. Roberto sprach auch an, dass die aktuellen politischen Diskussionen in Deutschland teilweise dazu führen, dass die Verbraucher verunsichert sind, ob sie auf Elektroautos, E-Fuels oder sogar Wasserstoff setzen sollten. „Es wäre wünschenswert, wenn die Politik klarere Vorgaben machen würde, damit Unternehmen besser planen und investieren können“, sagte er.
Roberto machte aber auch deutlich, dass der Wandel hin zu neuen Antriebstechnologien zunächst Geld kosten werde, sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher. „Jeder Wandel ist mit Investitionen verbunden, aber auf lange Sicht bieten sich viele Chancen, um sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich Kosten zu sparen“, so seine Einschätzung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Elektromobilität durch technologische Fortschritte und effizientere Energiesysteme stetig attraktiver wird.
Elektromobilität als Investition statt Kostenfaktor
Ein spannender Punkt, den Roberto aufwarf, war die Betrachtung der Elektromobilität als Investition statt als Kostenfaktor. „Wir sind es gewohnt, dass der Kauf eines Autos fast immer ein Verlustgeschäft ist – man bezahlt viel Geld und verliert am Ende“, erklärte er. Bei neuen Energiesystemen, wie einer Photovoltaikanlage oder einem E-Auto mit bidirektionaler Ladefähigkeit, sei das jedoch anders: Hier könnte man tatsächlich über die Jahre hinweg Geld sparen oder sogar verdienen. All diese Überlegungen zeigen, dass die Elektromobilität nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch wirtschaftlich interessant sein kann. Die Herausforderungen liegen vor allem in der Umsetzung, der Vereinfachung der Technologie für die Endnutzer und in klaren politischen Rahmenbedingungen.
Damit genug der Vorworte. Ich lade euch ein, nun direkt in das Gespräch mit Roberto Diesel einzutauchen und euch selbst ein Bild von den Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität zu machen.
Gerne kannst du mir Fragen zur E-Mobilität, die dich im Alltag beschäftigen, per Mail zukommen lassen. Die Antwort darauf könnte für andere Hörer des Podcasts ebenfalls von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für etwaige Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.
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