Abarth 600e Scorpionissima im Test: Solider Kurvenräuber
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„Ihr blamiert den Namen eures Gründers Carlo Abarth, indem ihr auf vollelektrische Modelle umsteigt“, so oder ähnlich lauten Hunderte von Kommentaren erboster Abarth-Fans in den sozialen Medien. Zahllose Statements sind nochmals deutlich schärfer und bissiger. Carlo Abarth, der geniale Mechanikexperte, wurde durch seine aufgemotzten Fiat-Versionen berühmt, was seinem Unternehmen 1971 den Aufstieg zur Sportwagen-Sparte der Norditaliener sicherte.
Mehr als ein halbes Jahrhundert später muss der mechanische Abarth kapitulieren und voll elektrisch werden, um im Stellantis-Markenportfolio weiterhin eine Rolle zu spielen. Der Abarth 600e ist ein 4,19 Meter langes Elektro-SUV, das in zwei Versionen erhältlich ist: Der 175 kW (238 PS) starke Turismo startet bei 44.990 Euro, während die auf 1949 Fahrzeuge limitierte Sonderedition des heißeren Scorpionissima mit 206 kW (280 PS) mindestens 48.990 Euro kostet.
Das 54-kWh-Batteriepaket ist identisch mit dem des Fiat 600e und so liegt die Normreichweite bei knapp 320 Kilometern. Wer dem elektrischen Skorpion die Sporen gibt, dürfte jedoch selbst bei sommerlichen Temperaturen kaum mehr als 240 Kilometer weit kommen, ehe es an die Ladesäule geht. Hier lädt der sportliche Norditaliener mit gerade einmal 100 kW von 20 auf 80 Prozent nach. Viel ist das nicht.
So sehr sich viele SUV-Fans auf einen elektrischen Allradantrieb gefreut haben – es wird im 600e keinen solchen geben, denn auch der Abarth wird über die Vorderachse angetrieben. Ein mechanisches Torsen-Selbstsperrdifferenzial sorgt dafür, dass die Leistung gerade in Kurven sinnvoll in Vortrieb umgewandelt werden kann. Gleichermaßen für Optik und Fahrdynamik sorgen die breitere Spur (30 mm vorn / 25 mm hinten), eine deutlich steifere Aufhängung und ein zusätzlicher Stabilisator an der Hinterachse, die dem Italiener in schnell gefahrenen Kehren guttut.
Das sportliche Abarth-Paket wird von 25 mm weniger Bodenfreiheit und einer Alcon-Sportbremsanlage nebst 20-Zoll-Radsatz komplettiert. Dreingaben, durch die auch der eng verwandte Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce zum elektrischen Kurvenräuber wird. Bei E-Vollgas geht es in dem Crossover auf dem Stand in knapp sechs Sekunden auf Tempo 100. Die drei Fahrmodi Turismo, Scorpion Street und Scorpion Track beeinflussen nicht nur Details wie Gasannahme, Lenkunterstützung und Stabilitätskontrolle, sondern legen auch die drei Leistungsstufen für den Elektromotor fest: 190, 231 und 280 PS.
Wie bei jeder Stellantis-Anwendung dauert das Umschalten zwischen den einzelnen Fahrprogrammen eine halbe Ewigkeit: genauer gesagt, 2,5 Sekunden von dem Moment an, in dem man den auf der Mittelkonsole angebrachten Schalter drückt, bis der Vorgang abgeschlossen ist. Doch die Wartezeit lohnt, denn die beiden Scorpion-Programme bringen nicht nur mehr Tatendrang, der dem stärksten Serien-Abarth aller Zeiten gut steht.
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Keine Auswirkungen hat ein Wechsel zwischen den Modi dagegen auf die präzise und überraschend schwergängige Lenkung, die eine gute Rückmeldung von der Fahrbahnoberfläche bietet. Keine Frage, mit dem 600e kann man sportlich unterwegs sein und damit das Gleichgewichtsgefühl der real maximal vier Insassen ernsthaft durcheinanderbringen. Dabei erlauben die breitere Spur und die straffere Abstimmung hohe Kurventempi, wobei Wankbewegungen im Vergleich zum normalen 600er spürbar reduziert wurden und der Abarth seine Leistung durch die Sperre solide auf den Asphalt bringt.
Was fehlt sind Schaltpedale, über die der Fahrer am Steuer die Bremsenergierückgewinnung an Fahrprogramm und Tatendrang anpassen kann. Das ist beim mindestens 48.990 Euro teuren Abarth 600e Scorpionissima allein über einen Taster mit der Aufschrift „B“ neben den Getriebeprogrammen möglich.
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