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Elektromobilität und Energiewende in Kasachstan

Elektromobilität und Energiewende in Kasachstan

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Die Energie- und Antriebswende wird auf der ganzen Welt vorangetrieben, in manchen Ländern mehr, in manchen weniger. Einen ebenso ungewöhnlichen wie spannenden Blick auf dieses Thema gibt uns EAN-Autorin Maria Glaser. Sie befindet sich derzeit in Kasachstan und berichtet in einer losen Artikelserie, wie das Land in Zentralasien seinen Strom- und Verkehrssektor klimafreundlicher gestalten will – und warum Kasachstan auch global von Bedeutung ist.

Kasachstan ist das neuntgrößte Land der Welt und reich an natürlichen Ressourcen. Derzeit steht die Republik, die der wichtigste Handelspartner für Deutschland in Zentralasien ist, an einem kritischen Punkt seiner Energieentwicklung. Traditionell auf fossile Brennstoffe angewiesen, unternimmt Kasachstan zunehmend Schritte, um seine Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas zu verringern und eine nachhaltige Zukunft in Sachen Energie zu gestalten. Die Energiewende in Kasachstan ist ein vielschichtiger Prozess, der wirtschaftliche, ökologische und geopolitische Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich bringt – nicht zuletzt für Deutschland.

Ausgangssituation und Herausforderungen

Kasachstan zählt zu den größten Kohleproduzenten der Welt und ist stark abhängig von fossilen Energieträgern. Derzeit machen Kohlekraftwerke noch immer mehr als 65 Prozent der Stromgewinnung aus, was zu hohen CO2-Emissionen und Umweltproblemen führt. Eine große Herausforderung ist auch das Klima Kasachstans, das durch heiße Sommer und kalte Winter gekennzeichnet ist. Entsprechend sind die Energieanforderungen der Bevölkerung ganzjährig beispielsweise für Klimaanlagen oder Heizsysteme hoch.

Die Stadt Almaty, die lange Hauptstadt von Kasachstan war und noch immer mit über zwei Millionen Einwohnenden die größte Stadt des Landes ist, liegt an manchen Tagen unter einer Glocke aus Abgasen. Laut der Stiftung IQAir, die sich für saubere Luft weltweit einsetzt, liege dies zu knapp einem Fünftel an dem privaten Sektor sowie den zentralen Energiekraftwerken der Stadt. Ähnlich verhält es sich auch in der neuen Hauptstadt Astana im Norden des Landes, wo Luftverschmutzung ebenfalls ein Problem darstellt.

Die anderen 80 Prozent der Luftverschmutzung in Almaty entfallen auf den Verkehr. Im Jahr 2020 hat der Verkehr im ganzen Land 13 Prozent des CO2-Ausstoßes ausgemacht. Autos gelten als Statussymbol und sind ständig in Benutzung – und führen damit zu ständigen Staus. Aber zumindest die Luftverschmutzung könnte sich bald ändern, denn neben den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren prägen auch Elektroautos das Stadtbild immer mehr. Diese können die Abgasbelastung verringern und die Lebensqualität verbessern.

Elektromobilität in Kasachstan: Ein Ansatz zur Verringerung von Emissionen

Die Elektromobilität ist ein wachsender Zweig in Kasachstan und ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Obwohl der Markt für Elektroautos noch klein ist, steigt das Interesse an dieser Technologie merklich. Dies ist auch auf staatliche Förderprogramme und steuerliche Vorteile zurückzuführen. Außerdem werden derzeit Pläne umgesetzt, um die Infrastruktur für Elektroautos auszubauen, einschließlich der Installation von Ladestationen in den Großstädten und entlang wichtiger Fernstraßen.

Vom März 2022 bis zum gleichen Monat des darauffolgenden Jahres stieg die Anzahl der Elektroautos im Land von 631 auf 1900. Laut der Astana Times, die sich auf Zahlen des nationalen Statistikamts berief, lagen die Gesamtzahlen in diesem Jahr bei über 8000 Elektroautos, von denen über die Hälfte auf die Stadt Almaty entfiel.

Die kasachische Automobilindustrie bekam im Jahr 2003 mit der Produktion des Lada Niva besonderen Rückenwind und wurde seither staatlich unterstützt. Inzwischen werden auch Elektroautos im Land produziert, nämlich der iEV7S der chinesischen Marke JAC und der EV6 der südkoreanischen Marke Kia in der Stadt Kostanai.

Zudem setzen die kasachischen Großstädte auf Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr. Im Jahr 2020 gab es im gesamten Land ca. 230 elektrische Busse und es wurden 100 Elektrobusse der chinesischen Marke Yutong beschafft. Diese Busse sind ein Gemeinschaftsprojekt des Herstellers aus China und eines kasachischen Unternehmens.

Hinsichtlich der Ladeinfrastruktur wurde in den vergangenen Jahren einiges ausgebaut. Die Gesamtanzahl stieg bis März 2024 auf insgesamt 269 Ladestationen, die jedoch sehr ungleich in dem riesigen Land verteilt sind. Während Ballungsräume im Osten des Landes über den Großteil an Ladestationen verfügen, gab es zu diesem Zeitpunkt in Westkasachstan lediglich eine einzige Ladestation in der Stadt Atyrau.

Da Strom in Kasachstan sehr günstig ist, rentiert sich auch der Besitz eines Elektroautos schnell. Solange dieser Strom jedoch mehrheitlich aus Kohlekraft gewonnen wird, kann wohl kaum von nachhaltiger Mobilität gesprochen werden. Daher muss der Umstieg auf Elektromobilität auch mit einer grünen Energiewende einhergehen.

Erste Schritte und Ziele zur Energiewende

Auch die Gewinnung grüner, nachhaltiger Energie nimmt in Kasachstan immer mehr Raum ein. Wind-, Solar- und Wasserkraft machen derzeit fast 14 Prozent bei der Stromerzeugung in Kasachstan aus. Das Land hat sich im Rahmen internationaler Verpflichtungen, wie dem Pariser Klimaabkommen, Ziele zur Emissionsreduzierung gesetzt.

Im Rahmen einer politischen Agenda mit dem Titel „Strategy 2050“ wurden klare Ziele für den Aufbau einer nachhaltigen und effizienten kasachischen Wirtschaft gesetzt. Die Regierung plant dabei, die Ressourcennutzung effizienter zu gestalten und bis 2050 mindestens 50 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu decken, wobei Atomenergie mit inbegriffen ist. Erst im vergangenen Oktober gab es ein landesweites Referendum, wobei die Mehrheit der Wählenden für den Bau eines neuen Atomkraftwerkes gestimmt hat. Insbesondere in der jungen Generation ist diese Entscheidung jedoch umstritten, da der Strom zwar vergleichsweise CO2-arm produziert werden kann, jedoch zahlreiche andere Nachteile bestehen, wie toxischer Atommüll.

Herausforderungen und Potenzial im Bereich der erneuerbaren Energien

Zu den großen Herausforderungen zählen bei der Energiewende Kasachstans die Distanzen im Land, denn die Entfernungen zwischen den urbanen Zentren sind groß, was die Entwicklung eines effizienten Stromnetzes erschwert.

Auch Transporte, beispielsweise von grünem Wasserstoff, werden dadurch ungleich kompliziert. Wasserstoff kann gasförmig, flüssig oder in Form anderer Stoffe wie Ammoniak transportiert werden. Der Transport des komprimierten Gases ist jedoch ineffizient, da nur geringe Mengen mit großem Aufwand, beispielsweise als Lkw-Ladung, bewegt werden können. Diese Transporte sind zudem aufgrund des Explosionspotenzials riskant.

Alternativ kann gasförmiger Wasserstoff auch über Pipelines transportiert werden. Deren Ausbau ist jedoch enorm zeit- und investitionsaufwändig. Insbesondere mit Hinblick auf die großen Distanzen in Kasachstan schiene der landesweite Ausbau oder ein internationales Netzwerk von Wasserstoff-Pipelines derzeit mindestens ambitioniert, wenn nicht utopisch. Der Transport von flüssigem Wasserstoff über Lkw, Bahn oder Schiff ist weniger riskant und weiter ausgereift, jedoch kostspielig.

Trotzdem soll grüner Wasserstoff künftig in Aktau am kaspischen Meer produziert werden, einer traditionell auf fossile Brennstoffe angewiesenen Region. Das deutsch-schwedische Unternehmen Svevind Energy Group will mit seinem kasachischen Tochterunternehmen Hyrasia dort bis Ende des Jahrzehnts 2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.

Kasachstan hat ein enormes Potenzial für erneuerbare Energiequellen, insbesondere für Solar- und Windenergie. Die kasachische Steppe, die sich über weite Teile des Landes erstreckt, bietet ideale Voraussetzungen und eine Menge Platz für die Nutzung von Windenergie. In einigen Regionen weht der Wind das ganze Jahr über konstant, was die Installation von Windkraftanlagen begünstigt.

Auch die Sonneneinstrahlung ist in Kasachstan besonders hoch, insbesondere im südlichen Teil des Landes. Die ersten großen Solarparks wurden bereits in Betrieb genommen, und das Land plant, in den kommenden Jahren weitere Photovoltaikprojekte zu realisieren. Im Jahr 2020 wurden mehr als drei Prozent des kasachischen Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt, was eines der Ziele von „Strategy 2050“ war.

Im Winter gibt es für Solarenergie in Kasachstan jedoch auch Herausforderungen, denn durch Schneefall und Frost werden die Panels in ihrer Effektivität eingeschränkt. Als Lösungsansatz gibt es beispielsweise beheizbare Solarpaneele, die die Oberflächen frostfrei und damit aktiv halten. Zugleich ist dadurch jedoch die energieeffizient der Solaranlagen geringer.

Kasachisch-deutsche Zusammenarbeit und internationale Investitionen

Die Energiewende in Kasachstan wird auch durch internationale Partnerschaften und Unternehmen unterstützt, nicht zuletzt aus Deutschland. Dazu gehören auch gemeinsame Forschungseinrichtungen, wie das Kasachisch-Deutsche Institut für Nachhaltiges Ingenieurwesen, das gemeinsam von der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty und der Jessenow-Universität in Aktau initiiert wurde.

Neben dem Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz im vergangenen September in Astana fand kurz darauf der Tag der Deutschen Wirtschaft in Almaty statt. Kasachstan ist der wichtigste Handelspartner für Deutschland in Zentralasien, der Außenhandel zwischen beiden Ländern belief sich im vergangenen Jahr auf 10,8 Milliarden Euro.

Um internationale Investitionen im Inland weiter voranzutreiben und das Land attraktiver zu machen, gibt es bereits zahlreiche staatliche Subventionen in Kasachstan. Oft führen jedoch die noch unzureichende Infrastruktur und mangelndes technologisches Know-How sowie fehlende nationale Zulieferer in einigen Bereichen dazu, dass Unternehmen von Investitionen in Kasachstan absehen. Zugleich sehen viele Unternehmen langfristig das Potenzial, welches in dem Land, seiner Größe sowie seiner geopolitischen Lage steckt.

Ausblick: Ein Land im Aufbruch

Die Energiewende in Kasachstan steht noch am Anfang, doch die Fortschritte sind erkennbar. Das Land sowie zahlreiche Investoren sehen, dass eine nachhaltige Energiezukunft nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft ist. Kasachstan hat die Chance und sehr gute Voraussetzungen, um zu einem Modell für eine Energiewende in Zentralasien zu werden. Um jedoch erfolgreich zu sein, müssen die Rahmenbedingungen für Investitionen weiter verbessert und die technologische Infrastruktur modernisiert werden.

Eine nachhaltige Energiewende erfordert ein langfristiges Engagement von Regierung, Privatwirtschaft und Gesellschaft. Wenn Kasachstan es schafft, die Balance zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Umweltschutz zu finden, könnte es als Beispiel für andere Länder in der Region dienen und zur globalen Energiewende beitragen. Elektromobilität, die dann mit grünem Strom angetrieben werden könnte, würde dann zu einem entscheidenden Bestandteil dieser Entwicklung werden.

Quellen: LowCarbonPower – Elektrizität in Kasachstan im Jahr 2023/2024 // IQAir – Air Quality in Kazakhstan // Asian Transport Outlook – Kazakhstan E-mobility Country Profile // Zakon.kz – Electric Vehicles in Kazakhstan: What Is Already Available and What Is Still Needed // Astana Times – Number of Electric Cars in Kazakhstans Grows Ninefold in One Year // iea – Concept for the transition of the Republic of Kazakhstan to a “green economy” // Uni Augsburg – Transport von Wasserstoff // Deutsche Allgemeine Zeitung – „Energy in Transition“ macht Halt in Aktau

Der Beitrag Elektromobilität und Energiewende in Kasachstan erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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