BMW-Chef Zipse fordert Technologieoffenheit für Europa
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BMW-Chef Oliver Zipse äußert gegenüber Burkhard Riering, der ein Interview für die Automobilwoche geführt hat, deutliche Kritik am geplanten Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU ab 2035. „Es beschneidet erfolgreiche Technologien, aber schafft keine ausreichenden Investitionen in neue Ansätze“, erklärt Zipse. Statt einem pauschalen Verbot schlägt er vor, die Regulierung für Kraftstoffe zu verschärfen. Er kritisiert, dass die CO₂-Vorgaben für Neuwagen von anderen Initiativen, wie der Renewable-Energy-Direktive, entkoppelt seien. Die Mineralölindustrie könnte durch anspruchsvollere CO₂-Ziele gezwungen werden, den Anteil klimafreundlicher Kraftstoffe wie E25 oder HVO100 zu erhöhen. BMW gehe hier mit gutem Beispiel voran: Ab Januar werden alle in Deutschland produzierten Dieselmodelle vor der Auslieferung mit HVO100 betankt. Diese Maßnahme soll zeigen, dass der Biokraftstoff eine vollwertige Alternative mit 90 Prozent weniger CO₂-Emissionen bietet.
Trotz der Kritik an Regulierungen sieht Zipse die Elektromobilität als zentralen Bestandteil von BMWs Zukunft. Besonders die Neue Klasse, die ab 2025 eingeführt wird, markiert für ihn einen Wendepunkt. „Wir beginnen mit zwei Modellen: einem SUV im X3-Segment und einer sportlichen Limousine. Beide gehören zu unseren volumenstärksten Segmenten“, erläutert Zipse. Damit will BMW gezielt das Kernsegment der Marke stärken und die Neue Klasse zügig in weitere Modellreihen ausweiten. Diese neue Modellarchitektur soll laut Zipse den perfekten Zeitpunkt nutzen, da sie den Fortschritt in vielen Technologien bündelt und den Hochlauf der E-Mobilität optimal unterstützt.
Der Rückgang des Elektroauto-Marktes in Deutschland, bedingt durch das Auslaufen staatlicher Förderungen, irritiert ihn nicht. „BMWs BEV-Absatz wächst in Deutschland auch 2024 weiter“, betont der BMW-Chef und sieht die Neue Klasse als wesentlichen Treiber für das Wachstum der kommenden Jahre. Global betrachtet sieht Zipse die Elektromobilität ebenfalls auf einem klaren Wachstumspfad. China bleibt trotz des zunehmenden Erfolgs heimischer Marken ein wichtiger Markt für BMW. Mit einem Marktanteil von drei bis vier Prozent in einem Markt mit 23 Millionen Einheiten sei BMW gut aufgestellt, auch wenn chinesische Hersteller langfristig dominieren könnten.
Auch in den USA unterstreicht BMW seine Position. Mit über 13 Milliarden Dollar (ca. 12,3 Mrd. Euro) Investitionen in das Werk Spartanburg hat der Konzern in den letzten 30 Jahren eine solide Basis geschaffen. Jährlich werden dort etwa 400.000 Autos gefertigt, von denen mehr als die Hälfte in über 100 Märkte exportiert wird. Um den Standort fit für die Elektromobilität zu machen, investiert BMW in ein neues Batteriewerk in Woodruff. Perspektivisch sollen auch Elektroautos aus Spartanburg kommen.
Neben Elektroantrieben setzt Zipse weiterhin auf Wasserstoff als Alternative. Gemeinsam mit Toyota entwickelt BMW die Brennstoffzellen-Technologie und plant bis 2028 ein Serienmodell mit Wasserstoff-Antrieb. „Die Brennstoffzelle kann ähnlich kompakte Bauteile nutzen wie Elektroantriebe, das wird oft unterschätzt“, erklärt Zipse. Der Fokus auf Wasserstoff entspringt einer strategischen Marktanalyse, die regulatorische Entwicklungen und Kundenwünsche berücksichtigt.
Mit Blick auf die Zukunft von BMW betont Zipse, dass die Marke auch in den kommenden Jahren für Dynamik und Design stehen werde. Gleichzeitig gewinnt das digitale Erlebnis an Bedeutung. Eine neue Generation von Software und Bordtechnologie wird dafür sorgen, dass Kunden ein noch stärker vernetztes Fahrerlebnis erhalten. „Der Kunde wird immer mehr zum User einer digitalen Welt, ohne dass wir unsere Markenkernwerte aus den Augen verlieren“, fasst Zipse zusammen.
Quelle: Automobilwoche – Oliver Zipse: „Man darf sich von der Debatte in Deutschland nicht irritieren lassen lassen“
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