Ford Mustang Mach-E im Test: Kraftvolles Pferdchen
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Als der Mustang Mach E als Elektroauto von Ford auf den Markt kam, war der Aufschrei groß: Das sei kein richtiger Mustang, das muss ein Verbrenner sein, so die Meinung vieler mit viel Brummbrumm im Kopf. Wir fanden den Elektro-Mustang schon bei seiner Premiere cool. Nun wurde er technisch überarbeitet und bietet mit BlueCruise sogar schon mehr autonomes Fahren als viele andere Modelle.
Als Testwagen vorgefahren ist ein Ford Mustang Mach E Premium in Rapid Red Metallic mit Allradantrieb und netto 91 kWh großem Akku (Extended Range). Die Systemleistung beträgt 258 kW (351 PS). Als weitere Zusatzausstattung war noch das Panoramadach an Bord, womit der Testwagen auf einen Gesamtpreis von 68.100 Euro kommt.
Daniel Krenzer
Zwei Wochen lang haben wir uns das aktuelle Modelljahr näher angeschaut – und diese Dinge sind uns dabei besonders aufgefallen:
Die Pluspunkte des Ford Mustang Mach E
Die Optik: Der Elektro-Mustang sieht gut aus – das sagen nicht nur wir, sondern haben im Testzeitraum wiederholt und unaufgefordert auch Passanten so formuliert. Die Proportionen sind bei 4,71 Metern Länge und 2,10 Meter Breite sehr wohlgeformt, das Elektroauto wirkt muskulös, ohne dabei klobig zu sein. Das Lichtdesign ist markant und passt zum kraftvollen Gesamtbild. Und gerade die rote Metallic-Lackierung kombiniert mit schwarzen Elementen steht dem Mustang Mach E richtig gut.
Ein Hingucker sind zudem die Türen, die sich über kleine Knöpfe und Mini-Türgriffe öffnen lassen oder auch per Zahlencode, wofür die Ziffern seitlich an den Türen aufleuchten. Aus unserer Sicht verzichtbar, aber freilich eine Besonderheit.
Das setzt sich auch innen fort, wo haptisch angenehme und optisch ansprechende Materialien und Formen gewählt wurden und dank roter Ziernähte das Farbschema in umgekehrtem Verhältnis wiederholt wird. Wirklich schick – und typisch Mustang.
Die Kraft: Der Mustang Mach E sieht nicht nur kräftig aus, er fährt auch so. Als wir den Testwagen in Köln an den Fordwerken abgeholt haben, war der Fahrmodus „Temperamentvoll“ vorausgewählt (ansonsten stehen für das Pferdchen „Aktiv“ und „Zahm“ zur Wahl). Und beim ersten Ausparken muss es so ausgesehen haben, als hätte ein Fahranfänger das Steuer übernommen. Schon beim leichten Antippen des Pedals macht das Elektroauto einen regelrechten Satz, so stark wird das „Gas“ angenommen. Also ein Tipp vorweg für alle, die in den Genuss einer Mustang-Fahrt kommen: Besser erst wie bei einem richtigen Pferd die sanften Schritte üben, ehe man den wilden Ritt wagt. Sonst gibt es am Ende noch eine weitere Schlagzeile über ein E-Auto, das in einem Gebäude steckt.
Der Allradantrieb bringt die Kraft der Elektromotoren kompromisslos auf die Straße. Das maximale Drehmoment beträgt 675 Newtonmeter, in der Spitze muss der Elektro-Mustang sich aber mit 180 Stundenkilometern begnügen. Ehrlicherweise reicht das aber, auch wenn der Mustang mit fünf Sternen beim NCAP-Crashtest sehr gut abgeschnitten hat. Der Sprint von 0 auf 100 ist in 4,3 Sekunden absolviert – und vor allem im Fahrmodus „Temperamentvoll“ ist beim Beschleunigen keinerlei Verzögerung zu spüren. Kurvenräuber gibt es sicher bessere, aber wenn es um die pure Kraft geht, da gehört der Testwagen zur Spitzengruppe – typisch Mustang eben.
Daniel Krenzer
Das Infotainment: Zunächst einmal ist das große und hochkant stehende Mitteldisplay für den Fahrer sehr angenehm ablesbar und gut zu bedienen. Die Funktionen sind übersichtlich angeordnet, auch wenn in manchen Menüs angesichts der Menge an Möglichkeiten anfangs ein kurzes Suchen unvermeidlich ist. Nach wenigen Tagen ist das aber kein Problem, zudem hilft die Sprachassistenz akzeptabel gut weiter, wenn man sie fragt.
Im Test ordentlich gearbeitet hat die Ladeplanung, die sich automatisch je nach Fahrweise und aktueller Verkehrslage anpasste und zuverlässig eine passende und freie Ladesäule vorschlug. Im Internet gibt es auch viel Kritik an der Ladeplanung zu lesen, doch es macht den Anschein, als würde sich die noch auf eine ältere Software-Version beziehen. In unserem Test waren wir damit sehr zufrieden. Zudem ist die Soundanlage sehr ordentlich und auch die Kopplung mit verschiedenen Smartphones funktionierte einwandfrei. So wie man es von einem modernen Mustang erwartet.
Das Cruisen: Im Mustang Mach-E lässt es sich hervorragend cruisen – und dank echtem One Pedal Driving auch zeitgemäß elektrisch. Der Wagen liegt satt auf der Straße, lässt sich wunderbar steuern und dank guter Kameras auch trotz für das Design geopferter guter Rundumsicht angenehm zielsicher einparken.
Mit optional gegen Gebühr dazu buchbarem BlueCruise ermöglicht der Mustang zudem autonomes Fahren der Stufe 2+, bei dem zeitweise auch die Hände vom Lenkrad genommen werden dürfen – zumindest auf 95 Prozent des deutschen Autobahnnetzes. Das funktioniert wunderbar selbst auf kurvenreichen Abschnitten, für die Spurwechsel ist der Fahrer aber weiterhin alleine zuständig. So ist das händefreie Fahren zwar anfangs ein interessantes Erlebnis, da der Blick aber dennoch jederzeit nach vorne gerichtet werden muss, bleibt uns der dauerhafte Mehrwert davon aber verborgen. Nach einem spannenden Testmonat kann man sich unserer Meinung nach die monatliche Gebühr dafür sparen, sich während der Fahrt ausgiebig beidhändig am Kopf kratzen zu können.
Auf den sportlich geformten Sitzen lässt es sich dank Sitz- und Lenkradheizung wunderbar aushalten, auch auf der Rückbank lässt sich eine Fahrt lässig genießen, während der schicke Wagen den ein oder anderen Blick auf sich zieht – typisch Mustang eben.
Daniel Krenzer
Die Minuspunkte des Ford Mustang Mach E
Der Verbrauch: Ein kraftvolles Elektroauto mit Allradantrieb wie der Mustang Mach E AWD ist nicht besonders sparsam, vor allem dann nicht, wenn das Pferdchen sich auch mal austoben darf. Bei winterlichen Temperaturen und Autobahnfahrten überwiegend mit 130 Stundenkilometern (bis dahin kann man sich bluecruisend beidseitig am Kopf kratzen) zeigte der Bordcomputer am Ende 27 kWh an Verbrauch an, wobei die Werte an der Ladesäule inklusive Ladeverlusten eher bei 28,5 kWh lagen. Das könnte auch an der fehlenden Wärmepumpe liegen.
Und eine Kleinigkeit nervt: In der Verbrauchsstatistik wird der Wert mit einer Nachkommastelle ausgewiesen, diese lautet aber immer 0. Die paar schwarzen Pixel hätte man sich dann auch gleich ganz sparen können.
Apropos Ladesäule: Mit 150 kW in der Spitze ist die maximale Ladeleistung gar nicht mal so schlecht, allerdings braucht der Mustang grade im Winter etwas, um in Fahrt zu kommen. Offiziell beträgt die durchschnittliche Ladeleistung von 10 bis 80 Prozent Akkustand nur noch 85 kW, wir haben eher 65 kW im Test bestätigen können. Und oberhalb von 80 Prozent Akkustand fällt die Ladeleistung enorm ab. Das ist alles in allem nicht sonderlich überzeugend, dank des großen Akkus sind Langstrecken im Testwagen aber noch im akzeptablen Rahmen. Die realistische Reichweite liegt bei etwas mehr als 300 Kilometern, ehe ein Ladestopp erforderlich ist. Bei moderater Fahrweise sind aber auch 400 Kilometer drin, erst recht im Sommer. Grundsätzlich ist der Ford aber nicht sehr sparsam – typisch Mustang eben.
Der Fahrkomfort: Dass der Elektro-Mustang kein Kurvenräuber ist, haben wir bereits erwähnt. Allerdings ist er auch nichts für zart besaitete Mitfahrer, denn selbst im zahmen Fahrmodus ist die Federung noch recht hart, sodass Unebenheiten des Fahrbahnbelags sehr deutlich bei allen Passagieren ankommen. So ist das eben, wenn man mit stets angespannten Muskeln durchs Leben schreitet – typisch Mustang eben.
Daniel Krenzer
Fazit
Von wegen kein richtiger Mustang! Der Ford Mustang Mach E AWD bringt jede Menge Tugenden mit sich, die die kraftvolle Ford-Marke seit jeher ausmachen. Ja, er ist elektrisch. Aber selbst das Motorengeräusch erlaubt Ford Ewiggestrigen zu simulieren, um sich über diesen Verlust hinwegzutrösten. Um Platz für den Akku zu schaffen, ist der E-Mustang etwas höher als die meisten seiner Verbrennerbrüder. Doch dem Fahrverhalten schadet das aufgrund des tiefen Schwerpunktes überhaupt nicht. Auch wenn das viele sicher anders sehen, stellen wir fest: Im Großen und Ganzen ist dieser Mustang ein echter!
Mit ordentlichem Infotainment und schön dosierbarem One Pedal Driving bringt er zudem moderne Elektroauto-Tugenden mit sich, kommt aber trotzdem kraftvoll und schick zugleich daher und zieht Blicke auch ohne dröhnendem Außensound auf sich. Mit 322 bis 1420 Litern hat er zudem ordentlich viel Stauraum, auch wenn es zum Beispiel für Familien da dann schnell eng werden dürfte. Zumindest die Ladekabel passen aber gut in den lobenswerten 100-Liter-Frunk unter der Frontklappe.
Schwächen weist der E-Mustang beim Ladeverhalten und dem Verbrauch auf, aber beides bewegt sich noch in einem akzeptablen Rahmen. Effizienter und mit Preisen ab 58.500 Euro ein gutes Stück günstiger ist der Extended Range mit Hinterradantrieb. Dann geht ihm aber dafür aber eine ordentliche Portion an Temperament verloren. Wer indes noch mehr Temperament will, kann auch in die GT-Version investieren. In Summe ist der Ford aber ein gelungenes Elektroauto, das zu unrecht in den sozialen Netzwerken mit dem Hass von Petrol Heads überschüttet wird.
Transparenz-Hinweis: Der Testwagen wurde uns von Ford für zwei Wochen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Unsere hier niedergeschriebene ehrliche Meinung beeinflusst dies jedoch nicht.
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