Sanktionen gegen Russland könnten E-Auto-Markt bremsen
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Ganz Europa stöhnt unter den horrenden Treibstoffpreisen, und jetzt könnte Putin auch noch das Gas abdrehen, wenn die Rechnungen nicht wie gefordert in Rubel bezahlt werden. Auch wenn hierzulande wohl jeder generell für starke Sanktionen gegen Russland ist, der Ukraine-Krieg könnte nun – zusätzlich zur pandemiebedingten Chip-Krise – die Wartezeiten auf ein Elektroauto noch mehr verlängern.
Es ist wie verhext: die hohen Treibstoffpreise machen Elektroautos attraktiver, vor allem für jene, die gratis Sonnenstrom laden können. Wer sich aber erst jetzt angesichts der Gesamtlage für ein Elektroauto entscheidet, könnte sehr lange auf die Folter gespannt werden – oder deutlich mehr zahlen müssen. Russland ist bei vielen Metallen wie Nickel oder Kupfer ein weltweit wichtiger Lieferant für die Batterieproduktion. Fällt dieser weg, steigen die Preise. Allein Anfang März – nach Beginn der Sanktionen – hat sich der Nickel-Preis gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Verbrenner könnten daher wieder interresanter werden, genauso wie alternative Treibstoffe, sogenannte eFuels. Hiroto Suzuki, Partner beim Unternehmensberater Arthur D. Little Japan, geht sogar davon aus, dass „Europa eine weitere Regeländerung einleiten wird.“ Gemeint ist damit, dass sich Europas derzeit eher enger Fokus auf Elektromobilität zur Bewältigung der Klimakrise auf andere umweltfreundliche Antriebsformen wird erweitern müssen. Die globale Lage müsse völlig neu eingeschätzt werden, meint etwa auch der japanische Verkehrsanalyst Takaki Nakanishi.
Der amerikanische geopolitische Stratege Peter Zeihan prognostiziert der Elektromobilität sogar nur mehr eine beschränkte Zukunft – wegen der Batterien. Die komplexen und mitunter kritischen Lieferketten bei fossilen Brennstoffen würden durch noch komplexere und kritischere Lieferketten ersetzt werden, wenn man auf grüne Technologien umsteigen will. Vor allem wegen der notwendigen Metalle. Je nach Rohstoff sind bis zu 60 Länder an der Lieferkette beteiligt, das macht sie anfällig für Störungen und Preisschwankungen. Neue Entwicklungen in der Batteriechemie sollten helfen.
Wie schwer Lithium, Kobalt, Nickel und Co. allerdings ersetzt werden können, zeigt schon der holprige Versuch der Auto- und Batteriehersteller, kobaltfreie Batterien zu entwickeln. Im Fokus steht hier oft die Erhöhung des Nickelanteils. Nickel ist aber auch für andere grüne Technologien wichtig – und Russland fällt aktuell als wesentlicher Lieferant aus. Preissprünge sind daher die logische Folge. Ein Revival erfahren daher – vor allem in China – Lithium-Eisen-Phosphat (LFP)-Batterien. Die sind zwar günstiger und die Rohstoffe weniger kritisch, zählten aber wegen ihrer geringeren Energiedichte schon zu den Auslaufmodellen. Zudem würde China als Hauptlieferant dieser Technologie wieder an Boden gewinnen, das als strategischer Partner Russlands aber vielleicht doch noch in den Sanktionssog gegen Russland gerät.
Für die E-Autohersteller heißt es also: Pest oder Cholera. Ein hohes Risiko für all jene, die bereits für die nächsten Jahre den totalen Ausstieg aus der Verbrennertechnologie angekündigt haben. Aber auch ein zusätzlicher Boost für das Batterierecycling in Europa.
Quelle: heise.de – Warum der Ukraine-Krieg Elektroautos ausbremsen könnte
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