Mini Recharged: Elektrisch und mit ganz viel Charme – ein Fahrbericht
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Elektroautos müssen sich nicht neu und modern sein – der Mini Recharged zeigt, wie es auch anders geht. Elektrisch und mit ganz viel Charme. Restomod – ein Trend ist in aller Munde. Aus der Welt von Mode und Möbel hat sich Restomod – die scheinbar perfekte Symbiose aus gestern und morgen in die Automobilwelt gegraben. Ein altes Auto mit neuer Technik? Was bei einem Verbrenner noch Langeweile pur war, sieht mit einem Elektromotor schon ganz anders aus.
Der Grund liegt auf der Hand, denn ein Elektroantrieb macht aus einem klassischen Auto mit Verbrennungsmotor ein völlig anderes Auto. Dabei spielen die Restomod-Modelle einen Vorteil für sich aus. Sie setzen auf Bewährtes, spielen mit Bekanntem und erinnern einen dabei an die gute alte Zeit. Ganz unumstritten sind die Elektromodelle nicht, denn der ein oder andere Klassikfan hält die mit neuer Technik aufgefrischten Modelle für Frankensteins Kinder oder eine Verunglimpfung automobilen Kulturgutes.
Wenn sich ein Klassiker für eine Antriebstransplantation anbietet, dann ist es der Classic Mini. Der Mini ist klein, sexy, wenig und hat eine vorbildliche Gewichtsverteilung, die durch das Akkupaket im Unterboden noch verbessert wird. „Wir haben es geschafft, das ursprüngliche Gewicht beizubehalten“, sagt Jonathan Harper von Mini Sport, die die Elektro-Transformation vornehmen. Der Elektromotor mit seinen 72 kW / 98 PS muss gerade einmal 650 Kilogramm bewegen – daher geht am Steuer einiges.
Wie beim modernen Mini Cooper SE haben die Techniker einen Hilfsrahmen in den Motorraum eingezogen, um die Elektromaschine entsprechend unterbringen zu können. Am Steuer des Elektroflitzers fühlt man sich auf Anhieb heimisch, denn es ist eben der Mini, den man seit Jahrzehnten bestens kennt. Die steil nach oben ragende Lenksäule, die Sofa-Sitze, Rundinstrumente und der Gangknüppel zur linken. Klar, wir sind in der Heimat des Minis unterwegs.
Auf dem zweiten Blick zeigen sich dann doch einige Eigenheiten, die der Elektroantrieb mit sich bringt. Das rechte kleine Rundinstrument zeigt die Reichweite an. Beruhigend. Denn die beiden Batteriepakete haben eine Kapazität von 19 Kilowattstunden – 11,25 vorn und 7,75 kWh hinten, was für überschaubare 160 Kilometer reichen soll. Für lange Strecken ist der Klassiker damit schon einmal nichts. Der macht eher Lauen auf dem Weg ins Büro oder zum Einkaufen. Klar: der der kurze Ganghebel bedient nicht die Handschaltung, sondern wählt den Fahrmodus an.
Wir widmen uns wieder dem Innenraum, bei dem die Mini-Sport-Truppe einen guten Job gemacht hat und gekonnt die Retrokarte spielt, ohne das ursprüngliche Flair zu verwässern. Lediglich ein kleines Typenschild verrät, dass der Mini 1986 die Fabrik verlassen hat. Solche Details wie der USB-Anschluss neben den klassischen Hartplastik-Kippschaltern zeigen, dass beim Mini Recharged auch die Moderne Einzug gehalten hat. Allerdings hat so viel Expertise auch seinen Preis. Wer sich einen solchen E-Mini in die Garage stellen will, muss mindestens 49.250 Euro auf den Tisch legen – allein für den Umbau.
Wir schieben den Hebel auf D und rollen los. Der Mini-Recharged fremdelt nicht, sondern vermittelt jene Vertrautheit, die man von den Brüdern mit Verbrennungsmotoren gewohnt ist. Schnell ist klar, dass auch für diesen Mini gilt: Die Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen Kurven. Sobald es um die Ecke geht, legt der Elektro-Flitzer jene Gene an den Tag, die diese Fahrzeuge zu jenen Agilitätskünstlern gemacht haben, mit denen solche Lenkradgötter wie der spätere mehrfache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda sich ihre ersten Sporen im Rennsport verdient haben. Wir sind weit von dem Können einer solchen Rennsportlegende entfernt, aber der Mini Recharged macht es uns leicht. Der kleine Brite folgt willig dem Wünschen des Piloten und carvt genauso souverän um jede Ecke wie seine Vorfahren. Die Kombination aus 12-Zöllern und tiefem Schwerpunkt machen den E-Mini zum echten Kurvenjäger.
Ergänzt wird diese Slalom-Hardware durch den Elektromotor mit seinem Drehmoment von 150 Newtonmetern, der den kleinen Flitzer mühelos nach vorne flippt. Vor allem im Race-Fahrmodus spielt der Mini Recharged sein ganzes Spaßpotenzial aus und tritt so vehement an, dass dem Fahrer eines Sportwagens das mitleidig spöttische Grinsen einfriert, als er uns entdeckt. Immerhin absolviert der wieselflinke Brite den Standardsprint von null auf 100 km/h in 8,5 Sekunden. Doch wer sich mit der Pur oder Sport-Einstellung und weniger Power als bei „Race“ „begnügt“, ist immer noch ziemlich flott unterwegs. Für die Stadt sind die Reichweite von 166 km und die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h sowieso ausreichend. Ein cooler Auftritt ist dem Mini Recharged sowieso gewiss.
Über den Autor: Wolfgang Gomoll, press-inform
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