Studie kritisiert Übermotorisierung von E-Autos
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Es ist eine ganz einfache Rechnung: Je stärker der Motor eines Autos, desto mehr Energie verbraucht es, desto schlechter fällt die Umweltbilanz aus. Elektroautos sind zwar per se deutlich umweltfreundlicher als Verbrenner. Aber auch sie verursachen CO2-Emissionen, bei der Gewinnung, dem Transport und der Verarbeitung von Rohstoffen, der Produktion von Batterien und dem Fahrzeug selbst, und auch im Fahrbetrieb. Denn noch immer fließt durch unsere Leitungen auch Strom aus Kohle und Gas.
Da die Hersteller bei ihren Elektromodellen bislang vor allem auf große und schwere SUV mit großen und schweren Batterien setzen, wird viel Potenzial für ein besseres Klima verschenkt. Eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) verdeutlicht, dass viele Elektroautos übermotorisiert sind. „Ökologisch ist das sehr kritisch zu bewerten“, sagte CAM-Direktor Stefan Bratzel dem Handelsblatt, welches zuerst über die Auswertung berichtet hatte. Für die Studie haben Bratzel und sein Team die E-Auto-Verkäufe der ersten drei Quartale 2022 unter die Lupe genommen und die technischen Daten und Absatzahlen von mehr als 70 E-Modellen mit jenen von Verbrennerautos verglichen. Das Ergebnis in Kürze: Der Anteil von großen und schweren Fahrzeugen mit hoher Leistung ist im E-Auto-Segment besonders hoch.
Fast jedes zweite (44 Prozent) in dem genannten Zeitraum neu zugelassene E-Auto war ein SUV oder Geländewagen. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Gesamtmarkt inklusive Verbrenner. Und im Schnitt leisten die neuen Stromer auf unseren Straßen 174 kW (237 PS), somit gut 52 kW (70 PS) mehr als die durchschnittliche Leistung in den vergangenen Jahren über alle Antriebsarten hinweg. Betrachtet man nur SUV und Geländewagen, fällt die Bilanz sogar nochmals schlechter aus: Sie kommen auf durchschnittlich 202 kW (275 PS).
„Elektroautos mit starken Leistungswerten bieten zwar eine tolle Beschleunigung, sie benötigen aber meist auch eine große Batterie, wodurch sich wiederum der CO2-Fußabdruck erhöht“, erklärt Bratzel. Pro Kilowattstunde Kapazität des Akkupakets werden – je nach Produktions-Region und Hersteller – zwischen 60 und 175 Kilogramm CO2 freigesetzt.
Bratzel vermutet und warnt vor einer „Spirale nach oben“ bei Batterien und Leistung. Autohersteller wollen der Reichweitenangst der Kund:innen seiner Ansicht nach mit großen Batteriepaketen und somit hoher Reichweite begegnen. Die schweren Batterien allerdings erfordern leistungsstarke Motoren, was wiederum den Stromverbrauch in die Höhe treibt und die CO2-Bilanz belastet.
„Wir müssen hier schnell nach oben kommen“
Ein Fokus auf schnelleres Laden und ein flächendeckender Ausbau der Ladeinfrastruktur könnte helfen, aus dieser Spirale einen Ausweg zu finden, so Bratzel. Berechnungen des CAM zufolge liegt die durchschnittliche Ladeleistung von in Deutschland verfügbaren Elektroautos im Schnitt bei nur 118 kW. „Das ist ungenügend. Wir müssen hier schnell nach oben kommen“, so der CAM-Direktor. Der Fokus der Entwicklung müsse darauf liegen, mit mehr als 150 kW schnellladefähige Akkupakete in möglichst leichte und effiziente E-Autos zu bringen, damit innerhalb von zehn Minuten ausreichend Energie für 200 bis 300 Kilometer nachgeladen werden kann. Hier sei jetzt „die Innovationsfähigkeit der Autoindustrie gefragt“, so Bratzel.
Und da ein Großteil der deutschen im Schnitt ohnehin nur knapp 40 Kilometer mit einem Pkw zurücklegt, seien kleine E-Autos mit kompakten Akkus ausreichend für diese Distanzen. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass diese Fahrzeuge dann auch deutlich günstiger angeboten werden können und eine breiter aufgestellte Kundschaft erreichen. Und auch dem Klima wäre geholfen, da so Ressourcen- und Stromverbrauch deutlich gesenkt werden könnten.
Quelle: Handelsblatt – Übermotorisierte E-Autos sind teuer und klimaschädlich
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