Elektro-SUV – geht es nicht mehr ohne?
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Am Ende fiel als einer der letzten Hersteller schließlich auch Ferrari. Selbst der Sportwagenbauer aus Maranello bietet ab kommendem Jahr mit dem Purosangue seinen ersten SUV an. Es geht für keinen Autohersteller mehr ohne. Wer vor Jahren meinte, dass die SUV-Welle nur ein länger andauernder Trend sei, der sieht sich geirrt. SUV ist längst das neue Normal – das Standardmodell der Zukunft ist ein Crossover; in den meisten Fällen ohnehin gleich mit einem elektrischen Antrieb.
Als einer der letzten renommierten Autohersteller bringt im kommenden Jahr nunmehr auch Ferrari seinen ersten SUV – natürlich einen echten Sportwagen wie die Norditaliener nicht müde werden zu betonen. Etwas überraschend ohne Elektrifizierung, sondern mit brachialer V12-Saugpower. Seit Jahren schaut man ebenso verstohlen wie neidisch zu Wettbewerber Lamborghini herüber, die mit dem Urus als leistungsstarkes Zwillingsmodell des Audi RS Q8, von Verkaufsrekord zu Verkaufsrekord eilen. Auch er ist trotz Modellpflege aktuell noch ohne Elektrifizierung unterwegs – das folgt 2024.
Der SUV-Liebe der Kunden konnte sich auch Aston Martin nicht verschließen und verkauft seinen spät auf den Markt gerollten DBX als Wettbewerber zu Modellen wie Porsche Cayenne und BMW X6 ebenfalls prächtig. Rolls-Royce hat seinen Cullinan, Bentley seinen Bentayga, Maserati mit Grecale und Levante schon zwei Modelle und Lotus mit seinem Eletre. Der ist ebenso vollelektrisch wie das erste Modell des neuen Luxusherstellers Aehra der ab 2025 auf den Markt kommen will. Seit Jahrzehnten Bestseller: Mercedes G-Klasse oder Range Rover, die eher echte Geländewagen denn dünne Crossover sind.
In den unteren Klassen geht ohne die Sport-Utility-Vehicle seit Jahren ohnehin gar nichts mehr. Jüngst verkündete Ford nach 47 Jahren für Mitte 2023 das Produktionsende seines kleinen Dauerläufers Fiesta. Er wird – was für eine Überraschung – von einem elektrischen Crossover ersetzt, der auf dem modularen Elektrobaukasten von Volkswagen basiert. Volkswagen plant in seiner ID-Familie weitere Crossover und so wird unterhalb des ID.3 Mitte des Jahrzehnts ein ID.2 Crossover positioniert.
Einige der Volumenhersteller fahren mit dem Umstieg in die Elektromobilität gleich in die Crossover-Richtung. Das gilt für Marken wie Peugeot ebenso wie DS, Fiat, Alfa Romeo, Renault / Dacia, Toyota oder das koreanische Doppelpack aus Kia und Hyundai. Mussten die Marken in Sachen Antrieb der Zukunft manche Pille der Politik schlicken, so geht es bei der Karosserieform allein um die Kunden, denn auf vielen Märkten sind SUV und Crossover marken- und segmentübergreifend der Normalfall – egal, ob es sich um einen 15.000 Euro teuren Dacia Sandero Stepway, einen Renault Megane E-Tech, den VW ID.5, das Tesla Model Y oder eben einen Ferrari Purosangue handelt. Eine Rückkehr zu alten Karosserietrends wie einer Limousine aus der Mittelklasse oder gar den jahrzehntelang so beliebten Modellen wie Vans oder Kombis erscheint unwahrscheinlich und auch die in Europa so beliebten Schrägheckmodelle geraten in immer mehr Ländern unter Druck.
Wer sich den deutschen Markt anschaut sieht, wie beliebt SUV mittlerweile sind. Allein im abgelaufenen Monat Oktober 2022 bedeuteten mehr als 61.000 zugelassene Crossover einen Verkaufsanteil von 29,3 Prozent. Zählt man die 24.850 Geländewagen (11,9 Prozent) noch dazu, liegt der Gesamtanteil im Paket bei mächtigen 41,2 Prozent. Weit abgeschlagen die einst so beliebte Kompaktklasse mit knapp 36.000 Fahrzeugen (17,1 Prozent) oder der Mittelklasse (21.210 Zulassungen / 10,2 Prozent).
Das generelle Interesse der Kunden an SUV hat sich durch das Umschwenken auf Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybriden kaum geändert. Was sich verändert, sind die Produktportfolios der Hersteller. Die kleinen Einstiegsmodelle des A- und B-Segments werfen kaum Gewinne ab – insbesondere nicht mit einer teuren Batterie an Bord. Daher werden diese gestrichen. Zudem sorgen neben den Komfortansprüchen der Kunden immer neue Crashvorschriften dafür, dass die kleinen Einstiegsmodelle bei immer mehr Marken verschwinden werden. Auf der anderen Seite straffen die Autohersteller ihre Portfolios oder stellen sie gar komplett um.
In diesem Zusammenhang werden Modelle zusammengefasst, Kombis oder Vans gestrichen und man versucht möglichst viele Kunden mit einer Karosserievariante einzufangen. So kommen selbst ausgemachte Sportwagenhersteller nicht mehr umhin, SUV-Modelle anzubieten.
Über den Autor: Stefan Grundhoff; press-inform
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