Audi und EnBW starten Second-Life-Projekt
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Alles andere als ausgepowert: Hochvolt-Batterien von ausrangierten Elektroautos können auch nach jahrelangem Einsatz auf der Straße noch sinnvoll genutzt werden. Der Autohersteller Audi und der Energieversorger EnBW Energie Baden-Württemberg nutzen dieses Potenzial nun in einem gemeinsamen Projekt mit einem stationären Batteriespeicher für Second-Life Batterien, die aus zerlegten Erprobungsfahrzeugen von Audi stammen. Die Anlage soll Strom aus erneuerbaren Energien speichern, Schwankungen im Stromnetz ausgleichen und damit zur Versorgungssicherheit beitragen. Gemeinsam mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann nahmen die beiden Kooperationspartner vor wenigen Tagen die Pilotanlage auf dem Kraftwerksgelände von EnBW in Heilbronn offiziell in Betrieb.
Verkehrsminister Hermann sagte im Rahmen der Veranstaltung: „Die Inbetriebnahme des Batteriespeichers zeigt erneut eindrucksvoll, dass die Mobilitäts- und die Energiewende nur gemeinsam gelingen kann. Für eine erfolgreiche Energiewende sind Batteriespeicher unabdingbar“. Ausgemusterte Batterien aus E-Autos zum Teil eines Stromspeichersystems zu machen, sei ein sehr vielversprechender Ansatz, so der Politiker. Denn erneuerbar gewonnener Strom kann auf diese Weise zwischengespeichert werden und die Anlagen müssen im Falle eines Überangebots nicht vom Netz gehen. „So erreichen wir eine optimale Nutzung von erneuerbaren Energien und wertvolle Ressourcen werden noch länger genutzt“, sagt Hermann.
Leistungsfähige Lithium-Ionen-Batterien sind ein wichtiger Baustein sowohl für die Verkehrswende als auch für die Gestaltung einer nachhaltigen Energieversorgung, wie Hagen Seifert erklärt, Leiter des Bereichs „Nachhaltigkeit, Recycling, CO₂ Flotten-/Verdunstungsemissionen“ bei Audi: „Wenn ein Elektroauto das Ende seiner Nutzung erreicht hat, sind seine Batteriezellen keineswegs unbrauchbar, sondern weisen teilweise noch einen hohen Anteil ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit auf. Sie lassen sich in einem zweiten Leben weiterhin gut für den Zweck nutzen, für den sie gebaut wurden – zur Speicherung von Strom. Das Projekt mit EnBW ist für uns ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich vorhandene Ressourcen im nachhaltigen Sinne bestmöglich nutzen lassen.“ Durch die Zusammenarbeit im Bereich der Energiespeicherung komme es zu einer sektorenübergreifenden Vernetzung, bei der Automobil- und Energiewirtschaft im Sinne der Kreislaufwirtschaft enger zusammenwachsen.
Intelligente Batteriespeichersysteme als Helfer der Energiewende
Für Georg Stamatelopoulos, Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur der EnBW, ist der Second Life-Batteriespeicher ein weiterer Mosaikstein in der Gestaltung der Energiewende. „Für eine zuverlässige und zukunftsorientierte Stromversorgung muss unser Energiesystem, das zunehmend von erneuerbaren Energien und Elektromobilität geprägt ist, flexibler werden. Unsere Aufgabe ist es, für die Deckung des steigenden Energiebedarfs mit immer höheren Lastspitzen Lösungen zu finden. Eine davon geht heute hier in Heilbronn in Betrieb.“ Mit intelligenten Batteriespeichersystemen könne die Energiewende schneller und wirtschaftlich attraktiver gestaltet werden. Sie tragen dazu bei, erneuerbare Energien effizienter zu nutzen und ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im Stromnetz herzustellen.
Stamatelopoulos weist darauf hin, dass der Speicher das Produkt einer partnerschaftlichen Entwicklung sei, bei der Audi und EnBW ihr jeweiliges Know-how verknüpft haben. Das Projekt sei damit auch symbolisch dafür, wie für die Zukunft die Weichen gestellt werden können: „Energiewende und Mobilitätswende verlangen ein gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten, um sie erfolgreich gestalten zu können.“
Der neue Batteriespeicher in Heilbronn besteht aus zwölf Hochvolt-Batteriesystemen, die aus zerlegten Entwicklungsfahrzeugen stammen. Zusammengeschaltet bringen sie es auf eine Gesamtleistung von einem Megawatt (MW) – damit könnte der sofort einsatzbereite Speicher etwa eine Stunde lang den Stromverbrauch von rund 3000 Haushalten decken. Das Besondere an ihm ist ein Plug & Play-Ansatz, mit dem die Fahrzeugbatterien einfach und somit sehr kostengünstig zu einem Speichersystem zusammengeschaltet werden können. Die Anlage dient als Referenz für zunächst vier Projekte, die bei EnBW für die nähere Zukunft derzeit geplant sind.
Im Vergleich zu ihrem ersten Leben werden die HV-Batterien im Second Life-Einsatz mit deutlich niedrigeren und gleichmäßigeren Strömen genutzt. Die Beanspruchungen sind damit deutlich geringer als im mobilen Einsatz, bei dem zum Beschleunigen viel Energie sehr schnell fließen muss. Die Projektverantwortlichen gehen deshalb für das zweite Leben der Zellen von einer Einsatzzeit von mindestens fünf bis zehn Jahren aus. Danach führt Audi die Batterien einem endgültigen Recycling zu. Dabei werden sie in ihre einzelnen Bestandteile und Rohstoffe zerlegt, um perspektivisch wieder in neuen Batterien zum Einsatz zu kommen.
In den kommenden Wochen werden zunächst die Leistungsfähigkeit des Speichers geprüft und verschiedene Einsatzszenarien simuliert. Dazu zählt unter anderem der Betrieb zur Regelleistungserbringung, also die Energieabgabe bei zu niedriger Netzfrequenz, wenn nicht genug Strom eingespeist wird. Und umgekehrt das Speichern von Energie, wenn Wind- oder PV-Anlagen so viel Strom ins Netz einspeisen, dass die Frequenz zu sehr ansteigt. Außerdem wird untersucht, wie die Speicherkapazität am Energiemarkt eingesetzt werden kann – je nach Verfügbarkeit von günstigem Strom aus erneuerbaren Energien. Auch für Stadtwerke, Industriebetriebe oder Betreiber von dezentralen Erzeugungsanlagen dürfte es in Zukunft interessant sein, Speicher aus gebrauchten Batteriemodulen zu nutzen: Denn deren Einsatz ist gleichzeitig nachhaltig und wirtschaftlich.
Quelle: EnBW – Pressemitteilung vom 02.12.2022
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