Betrachtung: Wasserstoff kein Wundermittel, aber eine reale Lösung
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Die Logistikbranche ist geprägt von komplexen Strukturen und getakteten Abläufen, doch der Klimawandel wartet nicht. Einsparungen von CO₂ bei der Belieferung und Verteilung von Waren sind Herausforderungen, vor denen kleine und vor allem große Händler stehen. Gerade Logistikplattformen können von emissionsfreien Wasserstofflösungen profitieren. Die Implementierung und deren Umsetzung können dabei direkt und unmittelbar stattfinden und sind simpler als zunächst angenommen.
H2 in Logistikzentren: Ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur CO₂-neutralen Transportwirtschaft von morgen
Es ist eine gänzlich neue Situation für die Logistikbranche seit Beginn des Ukraine Krieges – einerseits das Thema Lieferketteneinbrüche und Versorgungssicherheit, andererseits die Einhaltung der Klimaziele und ESG-Richtlinien.
Es stehen verschiedenste Lösungen zur Verfügung, um Emissionen im Verkehr und Gütertransport zu reduzieren – aktuell aber noch mit wenig Erfolg. Dennoch braucht es sichere Logistikkonzepte, die die Lieferengpässe präventiv vorbeugen und gleichzeitig die Beibehaltung höchster Klimaschutzstandards garantieren. Alternative Antriebsstoffe wie grüner Wasserstoff können langfristig Lösungen für die Dekarbonisierung des Logistikbereichs bieten.
Einer der Vorreiter ist Lidl mit seinem Logistikzentrum in Carquefou, Frankreich. Dort werden Logistikfahrzeuge mit grünem Wasserstoff und somit mit 100 Prozent erneuerbaren Energien angetrieben. Der Vorteil hierbei ist, dass Lidl das entsprechende Logistikzentrum in der Nähe der Küste betreibt und den grünen Wasserstoff aus den regionalen Wind-Offshore-Anlagen beziehen kann. Mit den Elektrolyseanlagen können nicht nur Logistikzentren, sondern auch ganze Cluster an Kommunen, Tankstellen und weiteren Partnern versorgt werden. Durch die regionale Verfügbarkeit der erneuerbaren Energieressourcen entwickeln sich passende Anwendungen der Kunden fast von selbst.
Mehr Sicherheit und Unabhängigkeit vor Ort mit grünem Wasserstoff
Bei der Wasserelektrolyse wird elektrischer Strom durch Wasser geleitet, um das Wassermolekül H₂O in Sauerstoff einerseits und Wasserstoff andererseits aufzuspalten. Die Energie liefern dabei die nahegelegenen Off-Shore Windanlagen. Es sind große Produktionsanlagen notwendig, um von den Skaleneffekten zu profitieren und den erneuerbaren Kraftstoff großen und kleinen Abnehmern in der Region günstig zur Verfügung zu stellen. Der große Vorteil hierbei ist, dass fossile Treibstoffimporte vermieden werden können und die regionale Wirtschaft gestärkt wird.
Das Beispiel Lidl zeigt, dass es durchaus möglich ist, Logistik-Plattformen mit den richtigen Lösungen auszustatten, um die Emissionen zu reduzieren. Die Branche ist allerdings nach wie vor weit davon entfernt, gesamte Logistikprozesse komplett auf Wasserstoff umzustellen. Die Bereitschaft, Flotten mit alternativen Antrieben auszustatten, ist zwar vorhanden. Aber die regionale Versorgung muss noch ausgebaut werden, um Projekte auch tatsächlich umzusetzen. Übrigens sind Gabelstapler nur eine der kleineren Anwendungen, denn sogenannte Null-Emissions-Ökosysteme lassen sich nicht nur für lokale Logistikprozesse nutzen: Auch kommerzielle Nutzfahrzeuge wie Trucks, Kurzstrecken-Frachter, Pendlerflugzeuge oder sogar regionaler Passagiertransport können durch Wasserstoff betrieben werden.
Wasserstoff ist kein Wundermittel, aber es ist durchaus eine reale Lösung, die es Konzernen und Handelsunternehmen ermöglicht, ihre Emissionen zu reduzieren und die Verbrenner in Logistik und Industrie schrittweise abzulösen. Küstenregionen beispielsweise weisen natürliche Vor-Ort Ressourcen auf, und die Potenziale sind nicht nur naheliegend, sondern auch greifbar. Die Anwendungsgebiete und Einsatzmöglichkeiten von grünem Wasserstoff sind immens – und müssen genutzt werden.
Damit die Umgestaltung der gesamten Branche hin zu einer nachhaltigen Logistikwirtschaft erfolgen kann, sind Lösungskonzepte essenziell, die der betriebswirtschaftlichen Effizienz nicht entgegenstehen. Die schrittweise Einbindung von Wasserstofffahrzeugen in die Logistikkette – angefangen beim innerbetrieblichen Warentransport –, sollte dabei ohne tiefgreifende Eingriffe in die bestehende Infrastruktur und den betrieblichen Ablauf erfolgen. Insbesondere vor dem Hintergrund anhaltender Unsicherheiten bei Gas und Kraftstoffpreisen ist die Umstellung hier und jetzt erschwinglicher denn je und allein aus Kostengründen naheliegend. Jede Transformation bedarf eines Ausgangspunktes und wasserstoffbetriebene Flurförderzeuge sind dabei ein erster wichtiger Schritt, um die Weichen peu à peu auf eine zukunftsfähige und moderne Logistik umzustellen.
Über den Autor: Luc Graré verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung im Bereich der erneuerbaren Energien und ist als Head of Central & Eastern Europe für das internationale Geschäft beim Wasserstoffpionier Lhyfe zuständig.
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