So will Volkswagen CO2-neutral werden
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Der größte Autobauer Europas erfindet sich derzeit neu. Nicht nur mit seinen Elektroautos der ID-Familie will Volkswagen im Hinblick auf Nachhaltigkeit branchenweit Maßstäbe setzen. Die Aufwände allein in der Produktion sind gigantisch.
Der Volkswagen Konzern, weltweit hinter Toyota der aktuell zweitgrößte Autohersteller und die unangefochtene Nummer eins in Europa, hat ein Problem: die Wolfsburger wollen so schnell wie möglich CO₂-neutral werden, doch kein anderer Autohersteller hat weltweit mehr Fertigungsanlagen – deutlich mehr als 100 sind es um Konzernverbund. Das macht es für die Dachmarke Volkswagen und seine einzelnen Marken besonders kompliziert, komplett CO₂-neutral zu werden.
Volkswagen hat schon vor Jahren ein Innovationsprogramm mit Namen Accelerate aufgelegt. Zentrale Punkte sind hierbei die Elektrifizierung des Portfolios und eine schrittweise Dekarbonisierung der Marke.
Recycling und Second-Life als Wegbereiter der Verringerung des eigenen CO2-Fußabdrucks
Neben der Optimierung der Wertschöpfung und neuen Vorgaben für die internationalen Zulieferer wird ein Fokus auf das Recycling von Wertstoffen gelegt. Bis zum Jahr 2030 will die Kernmarke Volkswagen den eigenen CO₂-Fußabdruck im Vergleich zum Startjahr 2018 um mindestens 40 Prozent reduziert haben. Ursprünglich sollte die Produktion ihren CO₂-Ausstoß um 30 Prozent verringern; aufgrund großer Fortschritte bei der Umstellung wurde die eigene Vorgabe jüngst auf 50 Prozent erhöht.
Aktuell bezieht der Konzern an seinen europäischen Standorten 96 Prozent des externen Stroms aus erneuerbaren Energien, Ende des Jahres will man die 100-Prozent-Marke erreichen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen alle Fertigungsstandorte außerhalb von China nachziehen.
An seinem Standort in Salzgitter hat Volkswagen eine Anlage für das Recycling von Hochvoltbatterien eröffnet. Ziel ist die industrialisierte Rückgewinnung wertvoller Rohmaterialien wie Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt in einem geschlossenen Kreislauf sowie von Aluminium, Kupfer und Kunststoff mit einer Wiederverwertungs-Quote von perspektivisch deutlich mehr als 90 Prozent. Jedoch werden hierbei nur Batterien recycelt, die nicht mehr anderweitig verwendet werden können, etwa in Second-Life-Projekten. Größere Mengen von Batterie-Rückläufern werden also frühestens Ende der 2020er-Jahre erwartet.
In einem ersten Schritt ist die Salzgitter-Anlage darauf ausgelegt, bis zu 3600 Batteriesysteme im Jahr zu recyceln – das entspräche rund 1500 Tonnen Material. Später soll das System mit optimierten Verfahren auf größere Mengen skaliert werden. „Die Volkswagen Group Components realisiert damit einen weiteren Schritt ihrer nachhaltigen End-to-End-Verantwortung für die Batterie als Schlüsselkomponente der Elektromobilität“, sagt Volkswagen-Vorstand Thomas Schmall.
Audi setzt auf Second-Life-Projekte für Batterien
Audi hat jüngst ein Modellversuch gestartet, bei dem der Ingolstädter Autobauer Akkus seiner Testfahrzeuge in indischen Rikschas ein zweites Leben bekommen. Klappt der Modellversuch, soll das Projekt ausgeweitet werden. „Die alten Batterien sind noch äußerst leistungsfähig“, sagt der Mitbegründer von Audi-Projektpartner Nunam, Prodip Chatterjee, „wenn sie in den richtigen Anwendungen eingesetzt werden, können Second-Life-Batterien eine große Wirkung haben und Menschen in herausfordernden Lebenssituationen helfen, ein Einkommen und ökonomische Unabhängigkeit zu erzielen – auf eine nachhaltige Art und Weise.“
Mehr denn je soll bei Audi auch Wasser eingespart werden. Seit 2018 produziert das mexikanische Werk San José Chiapa abwasserfrei. „Gerade in einem von Trockenheit bedrohten Land wie Mexiko hat der ressourcenschonende Umgang mit Wasser einen hohen Stellenwert,“ sagt Tarek Mashhour, CEO von Audi México. „Wir sind stolz darauf, an der Zertifizierung durch den AWS-Standard mitzuarbeiten.“
Das Werk verfügt über eine biologische Wasseraufbereitung sowie eine Umkehrosmose-Anlage mit einer jährlichen Kapazität von 320.000 Kubikmetern. Mit diesem Aufbereitungssystem lassen sich rund 150.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr einsparen, indem es in die Produktionsprozesse zurückgeführt wird. Vor Ort gibt es zudem ein Wasserreservoir mit einer Kapazität von 234.000 Kubikmetern.
Skoda und Lamborghini nehmen sich Photovoltaik im Unternehmen an
Skoda hat den gigantischen indischen Markt ebenfalls fest im Blick und hier für den gesamten Volkswagen Konzern den Hut auf. Eines der größten Solardächer des Milliardenstaates befindet sich zum Beispiel auf dem Gebäude der Skoda-Fertigung. Die üppige Sonneneinstrahlung hat auf dem Dach zuletzt 26,6 Millionen Kilowattstunden Energie produziert. Damit lasse sich fast ein Drittel des Energiebedarfs der Fertigung durch Solarstrom abdecken. Oder anders ausgedrückt: Die Energie würde reichen, um mit einem elektrischen Skoda Enyaq gut 182 Millionen Kilometer weit zu fahren.
Photovoltaik ist auch bei Lamborghini ein Thema. Bereits 2010 errichtete der Sportwagenbauer eine Photovoltaikanlage, die eine CO₂-Einsparung von 2000 Tonnen pro Jahr bringe. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 14.600 m² und ist eine der größten integrierten Photovoltaikanlage der Industriebranche der Emilia-Romagna. Mit einer Leistung von 2,2 MW produziert sie durchschnittlich 2.500.000 kWh elektrische Energie pro Jahr, was dem Jahresverbrauch von 530 100-Quadratmeter-Wohnungen entspricht.
Nachhaltige Batteriefabrik als großes Ziel für Seat in Spanien
Eine neue Batteriefabrik – nachhaltiger denn je – soll bis 2026 im spanischen Valencia entstehen. „Dieses Projekt ist von größter Bedeutung – für Volkswagen, für Spanien und für ganz Europa. Es ist unser Ziel, Spanien zu elektrifizieren, und wir sind bereit, zusammen mit externen Zulieferern mehr als sieben Milliarden Euro in die Elektrifizierung unserer Werke in Martorell und Pamplona und in die Ansiedlung der Wertschöpfungskette der Elektrobatterieproduktion in Valencia zu investieren“, erklärte Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik sowie Vorsitzender des Aufsichtsrats der Seat S.A., „gleichzeitig soll sie mit erneuerbarer Energie versorgt werden, um eine nachhaltige Batterieproduktion zu ermöglichen. Mit einem Finanzvolumen von sieben Milliarden Euro ist das die größte Industrie-Einzelinvestition in der Geschichte Spaniens.“
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