Deutsche Post DHL: Kommt bald das CO2-Label für Pakete?
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Die Deutsche Post DHL möchte den CO2-Ausstoß von jedem versendeten Paket sichtbar machen – mit einem CO2-Label. Die soll für mehr Umweltbewusstsein der Konsument:innen und mehr Transparenz für Verbraucher:innen sorgen. Gelten soll das dann für alle Paketzusteller. Die Meinungen hierzu sind verschieden.
Die Deutsche Post DHL tut nach einigen Angaben einiges, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. So verkündete das Unternehmen im März 2021, einen neuen Nachhaltigkeitsfahrplan entwickelt zu haben, der eine klimaneutrale Logistik bis zum Jahr 2030 vorsieht. Dafür investiere das Unternehmen sieben Milliarden Euro. Die Mittel fließen insbesondere in alternative Kraftstoffe für den Luftverkehr, in den Ausbau der emissionsfreien E-Fahrzeug-Flotte und in klimaneutrale Gebäude. Und nun hat die Deutsche Post DHL eine neue Idee: Paketzusteller sollen dazu verpflichtet werden, ihre Klimabilanz pro Paket verbrauchernah darzustellen.
So eine Vorschrift wäre sinnvoll, um den Menschen „den CO2-Ausstoß ihrer Pakete transparent zu machen“, sagte der zuständige Geschäftsbereichsleiter der Deutschen Post DHL Ole Nordhoff Medienberichten zufolge. Immerhin gäbe es ja auch schon in anderen Bereichen des alltäglichen Lebens Kennzeichnungen wie etwa die Haltungsformen bei Fleischprodukten oder auch den sogenannten „Nutri-Score“ bei allgemeinen Lebensmitteln, der Angaben zu Zucker, Fett und Salz auswerte und diese in Nährwert-Klassen kategorisiert. Und so etwas könne man sich seitens der Post auch gut in der Paketbranche vorstellen. Laut Welt.de beziehe sich die Forderung nach einem CO2-Label auf die Postgesetzreform, die bis Ende dieses Jahres beschlossen sein soll. Wieder heißt es, dass der Logistikriese einem Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums folge, auch beim Thema CO2-Fußabdruck mehr Transparenz sowie Vergleichbarkeit für Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen.
Im Dezember letzten Jahres verkündete die Deutsche Post, bis Ende 2023 2000 E-Transporter von Ford einflotten zu wollen | Bild: Deutsche Post DHL
Ein cleverer Schachzug der Deutschen Post?
Hast du eine Ahnung, wie viel CO2 bei deiner letzten Paketsendung emittiert wurde? Hat wohl fast niemand. Das soll sich nun aber ändern, denn künftig soll man bereits beim Bestellvorgang sehen können, wie hoch der Kohlendioxid-Ausstoß beim Versenden der Ware sein wird. Dies könnte das Käuferverhalten ändern und die Wahl des Paketdienstes beeinflussen. Doch warum treibt gerade die Deutsche Post DHL diesen Vorschlag voran?
Ganz einfach: Weil sie bisher deutlich stärker in die Dekarbonisierung investiert haben als die Wettbewerber, zu denen vor allem Hermes, DPD, GLS und UPS zählen. Nach Angaben des Unternehmens seien deutlich mehr Elektrotransporter der Post im Einsatz als von anderen Paketdienstleistern – aktuell über 22.000 Stück. Für kurze Distanzen und die letzte Meile treibt der Konzern die Elektrifizierung seiner Fahrzeugflotte weiter voran. Bis 2030 sollen 60 Prozent der weltweiten Lieferfahrzeuge für die letzte Meile elektrisch angetrieben werden. Somit möchte das Unternehmen mehr als 80.000 E-Fahrzeuge auf die Straße bringen.
Nicht nur die Konkurrenz befürchtet, dass ein solcher Vorstoß der Post weitere Vorteile gegenüber der kleineren Konkurrenz bringen könnte. So zitiert die Welt einen Hermes-Sprecher, der mehr Transparenz zwar begrüße, allerdings der Meinung sei, dass der bekannte Nutri-Score der Lebensmittelbranche nicht auf Pakete übertragen werden könne. Zudem seien CO2-Prognosen individueller Pakete vor Versenden gar nicht abschätzbar und somit auch zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht umsetzbar. Zumal auch die Auslastung von Transportern und auch die Energienutzung von Logistik-Standorten eine wichtige Rolle spiele. „Die CO2-Angaben pro Paket sollten nach klar definierten Standards berechnet werden, damit nicht jedes Unternehmen kreative Angaben machen kann, um einen klimafreundlichen Eindruck zu erwecken“, erklärt Nordhoff laut Welt.de, der bei Post & Paket Deutschland für Produktmanagement, Marketing und Filialen verantwortlich ist.
Der Hersteller des elektrischen Lieferwagens „Streetscooter“ war bis Oktober 2021 eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Post | Bild: Deutsche Post DHL
Nicht nur die Konkurrenz zweifelt am CO2-Label
Die Post teilt laut Welt mit, dass pro DHL-Paket in Deutschland zwischen 400 und 500 Gramm CO2 entstünden, was etwa 30 Prozent weniger sei als bei Wettbewerbern. Wie viel CO2 ein Paket auf dem Weg zum Endkunden verursacht, sei tatsächlich eine schwierige Frage, da es von vielen Faktoren abhänge: etwa von der zurückgelegten Distanz und der Art der Beförderung. Auch, ob das Paket auf der letzten Meile von einem E-Transporter oder einem klassischen Verbrenner ausgefahren werde. Außerdem sind diese Faktoren flexibel und können sich kurzfristig ändern.
Auch seitens der Politik scheinen die Stimmen zwiegespalten. So zitiert das Nachrichtenportal den SPD-Abgeordneten Sebastian Roloff wie folgt: „Alles, was das Augenmerk auf mehr Klimaschutz bei der Paketzustellung richtet, ist eine Überlegung wert. Mehr Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher sollte es aber geben.“ Reinhard Houben von der FDP hat hingegen Zweifel und glaubt, der Marktführer könnte durch die Klimakennzeichnung einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Seine Aussage: „Wenn der Große immer größer wird und die Kleinen immer kleiner, ist das schlecht für den Wettbewerb und damit auch schlecht für die Verbraucherinnen und Verbraucher.“ Zudem bezweifle er, dass die CO2-Bilanz der Paketlieferanten vergleichbar wäre. Er befürchtet infolgedessen eine Verzerrung der Berechnung. Auch, weil die Post mancherorts neben Paketen auch gleichzeitig Briefe ausliefere.
Sogar Umweltschützer sollen sich laut des Berichtes kritisch geäußert haben: „Das wahre Problem beim boomenden Online-Handel ist nicht der Versand in Deutschland, sondern die Klimabelastung und Ressourcenverschwendung durch die Herstellung des Produkts an sich“, teilte Viola Wohlgemuth von Greenpeace mit. Gleichzeitig kritisiere sie die Konsumgesellschaft, und dass die Verbraucher:innen Produkte schnell wegwerfen würden. „Wenige Pakete mit Produkten, die lange genutzt werden und auch im Umlauf bleiben“, wären weit sinnvoller. Einen Paketlieferanten nach dem CO2-Ausstoß auszuwählen, wäre deshalb nicht ganz richtig, weil schnelllebige Produkte mit „riesigem CO2-Fußabdruck“ das eigentliche Problem seien.
Im Übrigen hat die Deutsche Post für das vergangene Jahr erneut eine Rekordbilanz vorgelegt. Der Konzern konnte vor allem durch sein Auslandsgeschäft das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 8,4 Milliarden Euro erreichen. Dies sei eine Steigerung um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Quellen: Welt.de – Post will Konkurrenz zu CO2-Kennzeichnung verdonnern / Tagesschau – Der nächste Rekordgewinn für die Post / Deutsche Post – Pressemitteilung vom 22.03.2021
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