Experte: Ängste vor Stromeinschränkungen sind grotesk
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Groß war die Aufregung, nachdem die Bundesnetzagentur ankündigte, zukünftig Wärmepumpen und Wallboxen für Elektroautos zur Schonung der Netze herunterregulieren zu wollen. Ist nun das E-Auto morgens nicht mehr vollgeladen oder muss daheim gefroren werden? Christoph Müller, Netzbetreiber-Chef der EnBW-Tochter Netze BW, empfindet die sich daraus entsponnene Diskussion als unsachlich und irreführend. Das sagte er gegenüber Welt online.
Allerdings hat die Bundesnetzagentur mit ihrem Vorstoß offenbar für mehr Verwirrung gesorgt als gedacht. Laut Müller seien selbst Regierungsvertreter an ihn herangetreten mit befürchteten Szenarien, dass „jemand keinen Strom für warmes Essen habe, sein Elektroauto nicht mehr laden könne und im Notfall seine Verwandten im Krankenhaus nicht mehr besuchen könne“, schreibt Welt online. Diese grotesken Ängste entstünden aber lediglich aus Unwissenheit, stellt der Experte fest. „Uns Netzbetreibern fällt es schwer, mit diesen Fantasie-Szenarien umzugehen„, wird Müller zitiert.
Denn bei der netzorientierten Steuerung gehe es keinesfalls darum, Geräte regelmäßig und langfristig von der Stromzufuhr zu trennen. Es sollen lediglich kurze Spitzen im Netz abgefedert werden, damit es nicht zu einem Stromausfall kommt. Das Netz werde stetig ausgebaut und verbessert, allerdings kämen laut Müller derzeit Wärmepumpen und Wallboxen schneller dazu, als die Netzbetreiber mit dem Ausbau hinterherkämen. Demnach ist diese Möglichkeit der Regulierung dafür gut, in Momenten, in denen sehr viel Strom auf einmal benötigt wird, die Leistung von Wallboxen und Wärmepumpen seitens der Netzbetreiber kurzzeitig ein wenig nach unten zu steuern. Im Gegenzug sollen betroffene Kunden eine günstigeres Netzentgelt entrichten müssen.
„Niemand muss Angst haben“
Unter anderem Verbraucherzentralen hatten nach dem Vorstoß der Bundesnetzagentur davor gewarnt, dass Geräte von extern ohne Einfluss des Besitzers komplett abgeschaltet werden können. Doch die Bundesnetzagentur gab dafür bereits Entwarnung. „Niemand muss Angst haben„, sagte Netzagentur-Chef Klaus Müller. Es könne lediglich sein, dass der Ladevorgang ein wenig länger dauert als erwartet. An vielen Ladestationen mit mehreren Ladepunkten passiert das im Prinzip ohnehin schon: Laden mehrere Autos gleichzeitig, wird die gesamte verfügbare Leistung auf die einzelnen Ladepunkte aufgeteilt.
Zudem fährt der durchschnittliche deutsche Autofahrer am Tag ohnehin nur etwa 40 Kilometer. Bei einem Verbrauch von 20 kWh müssen also durchschnittlich 8 kWh pro Tag und Wagen nachgeladen werden. An einer 11-kW-Wallbox könnte das in weniger als einer Stunde erledigt sein. Da die Fahrzeuge in der Regel über Nacht an den Ladestationen stehen, machen sich ein paar Minuten längere Ladezeit durch eine Regulierung im Normalfall somit überhaupt nicht bemerkbar. Und selbst wenn ein großer 100-kWh-Akku komplett geladen werden muss, wäre er vielleicht nach zehn anstatt nach etwas mehr als neun Stunden wieder komplett voll.
Noch hilfreicher für das Netz wäre es sogar, wenn nicht nur die Ladeleistung heruntergeregelt werden könnte, sondern während kurzer Lastspitzen ein wenig Strom aus Elektroautos zurück ins Netz fließen könnte. Für dieses bidirektionale Laden fehlt in Deutschland aber bislang noch die rechtliche Grundlage. Das soll sich allerdings ändern. Einen Schritt weiter ist dabei die Schweiz, wo bis 2050 auf diesem Weg bis zu 6,5 Milliarden Franken eingespart werden könnten.
Quelle: Welt online – Müller: Debatte um Stromeinschränkungen teils irreführend
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