Skoda: „Die Liefersituation hat sich deutlich entspannt“
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Skoda-Einkaufsvorstand Karsten Schnake ist nun knapp drei Jahre im Amt und hatte in diesen Krisenzeiten sicherlich keinen leichten Job. Corona-Pandemie, Lieferengpässe und schließlich der Ukraine-Krieg haben für große Herausforderungen im Geschäftsbetrieb gesorgt. Nun aber entspanne sich die Lage, sodass sich Lieferzeiten bald verkürzen könnten, erklärt der Manager im Interview mit dem Onlineportal Edison. Wir haben das Gespräch für euch zusammengefasst.
Die Skoda Auto Group hat im Jahr 2022 weltweit 731.300 Fahrzeuge ausgeliefert und ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 18,5 Prozent auf 21 Milliarden Euro (2021: 17,7 Milliarden Euro) gesteigert. Das Marktumfeld blieb aufgrund anhaltender Halbleiterknappheit und weiterhin bestehender Lieferkettenprobleme sowie eines erheblichen Anstiegs der Rohstoffpreise herausfordernd. Der Automobilhersteller steuerte nach eigenen Angaben wirksam dagegen und erzielte ein positives operatives Ergebnis in Höhe von 628 Millionen Euro (2021: 1,083 Milliarden Euro; -42 Prozent). Dieses Ergebnis habe das Unternehmen trotz finanzieller Belastungen aufgrund der ausgesetzten Geschäftstätigkeiten in Russland erreicht.
Aufgrund neuer Lieferverträge und strategischer Abkommen mit der Halbleiterindustrie habe sich die Versorgung, aber auch die Produktion deutlich stabilisiert | Bild: Skoda
Trotz aktueller Herausforderungen bleibe Skoda finanziell auch weiterhin stabil, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Es werde sogar weiter investiert: Im Rahmen des „Skoda Next Level Efficiency+“-Programms investiere der tschechische Automobilhersteller bis zum Jahr 2027 5,6 Milliarden Euro in die Elektromobilität; im gleichen Zeitraum fließen weitere 700 Millionen Euro in die Digitalisierung. Zudem möchte die tschechische VW-Tochter die Internationalisierung des Unternehmens vorantreiben und noch stärker auf recycelte sowie wiederverwertbare Rohstoffe zurückgreifen. Im Gespräch mit dem Onlineportal Edison erklärt Karsten Schnake, Vorstand für Beschaffung, wie es weitergeht.
Die Liefersituation habe sich entspannt und in Mladá Boleslav, am Hauptsitz von Skoda, könne man nun ganz optimistisch in die Zukunft schauen. „Der Volkswagen-Konzern hat im vergangenen Jahr viele neue Lieferverträge und strategische Abkommen mit der Halbleiterindustrie geschlossen. Dadurch hat sich unsere Versorgung, aber auch unsere Produktion deutlich stabilisiert – und das über alle Modellreihen hinweg“, erklärt Karsten Schnake eingangs des Interviews. Darüber hinaus plane man aufgrund der hohen Nachfrage und der vollen Bestellbücher eine Kapazitätserweiterung beim Enyaq iV. So geht er davon aus, dass sich die Lieferzeiten „bald deutlich verkürzen“ könnten. Beim Enyaq liegen sie aktuell (noch) zwischen 15 und 18 Monaten.
Die Stabilisierung der Lieferketten mag schon Herausforderung genug sein, doch Bauteile müssen künftig auch Umwelt- und Klimaaspekte erfüllen. Für Schnake sei das aber keine große Belastung: „Dieses Thema verfolge ich geradezu leidenschaftlich. Ich bin fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeitsaspekte nicht nur für Käufer von Elektroautos, sondern in jeder Produktkategorie immer wichtiger werden. Und die Generationen, die noch kommen, werden noch eine größere Sensibilität für diese Themen haben“, gibt er im Gespräch mit Edison zu verstehen. „Sustainable Innovations“, also nachhaltige Innovationen, seien zu einer ganz neuen Triebkraft für die Autoindustrie geworden: „Ich glaube fest an die individuelle Mobilität. Aber auch diese Mobilität muss in Zukunft nachhaltig und für die Gesellschaft tragbar sein. Insofern ist die Antriebswende der richtige Schritt.“
Im Rahmen der „Skoda Strategy 2030“ liegt der Fokus auf Elektromobilität, klimaneutraler Produktion sowie wiederverwendbaren und recycelten Materialien | Bild: Skoda
Dabei gibt der Vorstand für Beschaffung zu, dass es mit dem Wechsel vom Verbrenner- hin zum Elektromotor nicht getan ist. Das gesamte Produkt, inklusive Fertigung und Recycling, sollte im Idealfall klimaneutral sein. „Wir sind gerade dabei, die Ziele von Škoda auf diesem Weg zu definieren. Wann wir so weit sein werden, steht noch nicht fest. Aber bei jedem neuen Fahrzeug fragen wir bei unseren Zulieferern die Nachhaltigkeit des Produkts ab.“ Es gehe etwa darum, welche Energieträger bei der Herstellung eingesetzt werden und aus welchen Materialien sie bestehen. Das Wort Nachhaltigkeit wird schon fast inflationär verwendet, doch für Schnake bedeutet es, dass eine gute Ökobilanz nicht nur bei der Herstellung und dem Material entscheidend ist: „Es geht darum, die Herstellung der Rohstoffe so nachhaltig wie möglich zu gestalten, mit einem möglichst geringen Energieeinsatz und einem hohen Ertrag. Bei einem Stoßfänger etwa kann es ein Ziel sein, den Anteil von Rezyklaten zu steigern, ohne Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen.“
„Wir haben die Chance, die Erde so richtig aufzuräumen“
Ein anderes Ziel sei, das Material in einem geschlossenen Kreislauf am Ende des Lebenszyklus‘ wieder zurückgewinnen zu können. Außerdem gehe es auch um soziale Aspekte: Es müsse sichergestellt sein, dass die Beschäftigten in der Lieferkette „ordentlich bezahlt werden und sozial abgesichert sind“, heißt es im Interview. Im Laufe der Zeit müsse man jene Aspekte der Nachhaltigkeit umsetzen, was ein „großer Blumenstrauß“ an Aufgaben sei. „Wenn wir das richtig machen, haben wir die Chance, die Erde in den kommenden 40, 50 Jahren so richtig aufzuräumen“, so seine Hoffnung. Schnake warte darauf, dass die „großen Müllhalden“ wieder abgebaut werden. „Aus dem Müll der Generationen vor uns wird der Wertstoff der Zukunft“, meint der Beschaffungsvorstand. Zumindest dann, wenn er einen gewissen Wert hat. Deswegen beschäftige Skoda auch bereits Rezyklat- oder Mülleinkäufer.
Als Einkaufschef geht es ihm neben der Nachhaltigkeit aber auch um die Preise, was durchaus zu einem Zielkonflikt führen kann. Doch „eine Komponente mit einem hohen Nachhaltigkeitsanteil ist nicht unbedingt teurer“, so der Manager. Manche Teile können einen Preisnachteil bekommen, andere würden dadurch günstiger. „Wird es teuer, muss man schauen, wie man das kompensieren kann. Das geht zugegebenermaßen im Augenblick noch nicht vollumfänglich“, gibt Schnake zu. Auch ein Grund, warum Autos immer mehr kosten – Nachhaltigkeit hat eben auch seinen Preis.
Nach eigenen Angaben setzt Skoda entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf Nachhaltigkeit. Hier entstehen Sitzbezüge aus recycelten PET-Flaschen | Bild: Skoda
Unterm Strich werden die Preise noch weiter steigen, meint er. Jedoch erreiche man mit Technologiesprüngen zumeist auch eine Kostenoptimierung. Logische Schlussfolgerung: „(…)Also sollte man schneller werden mit seinen Sprüngen“, wird Schnake zitiert. Bei Preisverhandlungen ginge es auch längst nicht mehr nur um den klassischen Skaleneffekt, sondern um langfristige Partnerschaften, die neue Technologien hervorbringen. „Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist heute wichtiger als ein Skaleneffekt“, weiß er. Dies sei ebenfalls ein Teil der Industrie-Transformation. Nichtsdestotrotz seien Preisverhandlungen wichtig und hätten etwas mit Respekt gegenüber der Kund:innen zu tun, weil die für das finale Produkt auch „gute Preise“ erwarten würden. Dazu sagt er: „Unser Bestreben ist es, für unsere Kund:innen preiswerte Fahrzeuge mit echtem Mehrwert und den Skoda-typischen „Simply Clever“-Features zu produzieren.“ Zudem seien seiner Meinung nach viele sogenannte „Early Adaptor“, also Anwender:innen der ersten Stunde, bereit, für ein innovatives Produkt temporär mehr zu bezahlen. Voraussetzen könne man dies bei der Preisgestaltung aber nicht; man diskutiere diese Themen intensiv mit der Vertriebs- und Marketingabteilung.
Mit jeder Modellpflege werden die Autos nachhaltiger
Weiter spricht der Beschaffungsvorstand im Gespräch mit Edison von der zukünftigen Nachhaltigkeit. „Grünes Aluminium wird ein wichtiges Thema werden, gerade bei Elektroautos: Die Batteriewannen bestehen größtenteils aus Aluminium. Und dieses sollte nach Möglichkeit mit Grünstrom erzeugt werden. Aber auch den Energieverbrauch von Halbleitern wird man unter die Lupe nehmen müssen“, fügt er hinzu. Man garantiere beim Enyaq iV bereits, dass das Fahrzeug CO2-neutral ausgeliefert wird. Dieses Versprechen gehe allerdings bislang nur durch den Zukauf von Zertifikaten, weil „das Auto noch zu einer anderen Zeit entwickelt worden ist“, erklärt Schnake. Für alle künftigen Fahrzeuge verankere Skoda die Nachhaltigkeit in deren Lastenheften. Eines sei jedoch sicher: „Mit jeder Modellpflege werden die Autos nachhaltiger“.
Quellen: Edison – „Die Antriebswende ist der richtige Schritt“ / Skoda – Pressemitteilungen vom 16.03.2023, 19.09.2022 und 25.01.2022
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