D. Gwercher, Zaptec: „Ich glaube, dass Reichweitenangst nie gelöst wird!“
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In der aktuellen Folge des Elektroauto-News.net Podcast haben wir Daniel Gwercher zu Gast. Er ist Managing Director Germany bei Zaptec und beschäftigt sich dort mit dem Thema Ladeinfrastruktur, schwerpunktmäßig im Bereich AC-Ladeinfrastruktur, sowohl im Wallbox-Bereich für zu Hause als auch bei Flotten beziehungsweise im semi-öffentlichen Bereich.
Im Detail beschäftigen wir uns mit dem Thema Ladeinfrastruktur in Deutschland. Was kann man besser machen? Wo ist eine Sektorenkopplung notwendig, sprich erneuerbare Energien und Elektroauto laden? Wie kann das Hand in Hand gehen und was macht Zaptec heute schon richtig, um für die Zukunft zu rüsten? Stichwort bidirektionales Laden. Genug der Vorworte, wir gehen direkt rein ins Gespräch mit Daniel. Viel Freude damit.
Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.
Transkript zu D. Gwercher, Zaptec: „Ich glaube, dass Reichweitenangst nie gelöst wird!“
Sebastian
Hi Daniel, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst, dass wir uns ein wenig über Zaptec und eure Lösung im Thema Laden für E-Autos auseinandersetzen, mit beschäftigen. Bevor wir da aber eintauchen und du mir ein wenig mehr über euer Unternehmen erzählst und über eure Lösungen, die ihr anbietet, vielleicht stellst du dich einfach mal selbst vor und erzählst uns und den Hörer, Hörerinnen, wie du zur E-Mobilität gekommen bist.
Daniel Gwercher
Okay. Hallo erstens Sebastian, danke, dass du dir Zeit nimmst für das Gespräch. Wir haben länger geplant. Es freut mich, dass wir es geschafft haben. Ich selbst komme aus Österreich, bin seit drei Jahren zirka in der Elektromobilität, komme ursprünglich aus Consumer Electronics. Dementsprechend aus einem Bereich, wo man Konsumenten am Ende ein Produkt schmackhaft macht. Ich glaube, das ist gerade in dem Bereich, in dem wir jetzt hier sind und worüber wir sprechen, sehr relevant. Ich bin, wie zuvor erwähnt, seit letztem Jahr bei Zaptec hier in München ansässig und bin Geschäftsführer für die Zaptec Deutschland.
Sebastian
Zaptec, was macht ihr? Was bietet ihr an, damit unsere Hörer auch ein Gefühl dafür bekommen, was ihr denn überhaupt am Markt anbietet?
Daniel Gwercher
Wir sind in der Hinsicht einen sehr interessanten Weg, glaube ich, gegangen. Begonnen hat es 2012 in Norwegen. Wir haben zunächst Hochleistungselektronik für Ölbohrplattformen produziert und haben über diesen Zeitraum hinaus auch Projekte gemacht mit der NASA, spezifisch für Bohrtechnologie, für den Mars Rover. Das ist ein wenig eine längere Geschichte, für die wir heute vielleicht keine Zeit haben.
Dennoch, am Ende kam die Elektromobilität auf uns zu. Norwegen ist das Mutterland der Elektromobilität und Renault kam auf uns, als der Markt immer größer wurde und mit 2016 herum war unser Fokus dann wirklich fast rein auf Elektromobilität.
Zaptec hat E-Mobilität im „Mutterland“ der Elektromobilität gelernt
Sebastian
Und in dem Bereich der E-Mobilität seid ihr im Speziellen bei der Ladeinfrastruktur unterwegs und richtet euch da, ich sage mal, auch eher in die Richtung Flotte aus. Bevor wir da allerdings eingehen, ich meine, ihr bringt die beste Erfahrung mit. Ihr kommt aus dem norwegischen Markt, dem Mutterland der E-Mobilität, sozusagen, oder Vorzeigeland zumindest der E-Mobilität. Da waren letztes Jahr 79 % der E-Autozulassungen rein elektrisch unterwegs.
Wo lernt man es besser als dort? Vielleicht da einfach auch mal der Unterschied. Bei uns wird immer das Thema: Womit fangen wir an? Brauchen wir mehr E-Autos? Brauchen wir erst die Ladeinfrastruktur? Können wir überhaupt laden? Wie siehst du denn das? Gibt es da eine Meinung dazu?
Daniel Gwercher
Ich glaube, man ist immer wieder selbst erstaunt darüber, wenn man in Norwegen ist. Ich kenne viele Menschen, die nicht in der Branche sind und selbst die sagen mir auf ihrem Besuch dort, die Ladeinfrastruktur ist zu sehen, die E-Autos sind zu sehen, ein Bedürfnis für Solarenergie ist zu sehen. Ich glaube, Norwegen hat ein sehr starkes Bedürfnis, sustainable zu sein und man merkt das auch im Bewusstsein des Einzelnen. Man merkt das auch in der Ausrichtung in Bezug auf Stromproduktion, die dort sehr grün ist. Ich glaube generell auch was Technologien betrifft, ist das Land da sehr aufnahmefähig, Vorreiter und ich glaube in vielen Bereichen eigentlich bekannt dafür, wirklich Sustainability-Vorreiter zu sein im europäischen Markt.
Sebastian
Definitiv etwas, was wir uns abschauen können. Ich meine, klar ist man dort in absoluten Zahlen betrachtet mit weitaus weniger E-Autos unterwegs. Dementsprechend ist die Ladeinfrastruktur in Deutschland noch mal ein anderes Thema, aber hier haben wir immer die Diskussion, Ladeinfrastruktur reicht nicht. Ich komme nicht von A nach B. Ich bekomme Reichweitenangst, wenn ich mal länger als 200 Kilometer, gefühlt, fahren muss. Wie ist das? Ich sage mal, wie verortet ihr das bei euch oder wie seid ihr dann auch in diesem Umfeld gestartet und habt gesagt, okay, dem Thema müssen wir uns annehmen?
Deutschland steht vor Henne-und-Ei-Problem – muss aber beides angehen!
Daniel Gwercher
Ich glaube, es gehört auf jeden Fall ein bisschen Mut zu. Mit jedem, dem man spricht, der sich in dieses Thema Elektromobilität wagt, unabhängig, ob das in Deutschland oder in einem anderen Land passiert, sind immer zuerst Zweifel da. Du hast es gerade angesprochen, der erste Zweifel ist die Reichweitenangst und das ist ein Thema, mit dem wir uns sehr intensiv beschäftigen. Ich glaube auch, dass eine Reichweitenangst im großen Stil nie gelöst wird. Ich glaube, sobald man die Erfahrung selbst hat mit einem Elektroauto, und deswegen kann ich jedem nur empfehlen, es mal am Wochenende privat zu versuchen, merkt man eigentlich, wie reibungslos das Ganze ist.
Natürlich ist man von Kind auf gewohnt, es gibt eine Tankstelle hier und da. Das erleichtert das Ganze. Nur, ich sage mal, die Reichweitenangst muss man auch gleichsetzen wiederum mit Themen wie: Was ist die deutsche Pendler-Strecke? Wie viel fährt man wirklich und was gibt das deutsche Netz zurzeit an Ladeinfrastruktur her? Ich glaube, man merkt das ganz klar bei Privatkunden in dem Sektor und ich merke es auch in meinem Freundes- und Familienkreis, wo wirklich zwischen 16 und 20 Kilometer täglich gefahren wird und die Reichweite selbst bei Einsteiger-E-Autos da absolut für eine Woche teilweise ausreicht.
Ich bin aber bei dir, dass ich glaube, dass natürlich auch vonseiten Deutschlands mehr gemacht werden muss, aber dieses Henne-und-Ei-Problem, glaube ich, wird es weiterhin geben. Ich glaube, es muss beides signifikant anwachsen, egal ob das AC-Laden ist, DC-Laden, aber genauso E-Autos, a) die Lieferfristen, b) aber auch, was ist der Einstieg, in welchem Preissegment kann ich anfangen, Teil der Elektromobilität zu sein?
Sebastian
Also im Umkehrschluss betrachtet, wir müssen nicht das eine Thema angehen, sondern wir müssen beide Themen parallel treiben.
Daniel Gwercher
Ja, 100 % und ich glaube, das ist in vielen Ländern sichtbar. In Norwegen muss man dazu sagen, sind sehr viele Menschen, die nicht in Ballungszentren leben. Norwegen ist sehr verteilt, auch wenn es ein kleines Land ist und wir haben das erst vor ein paar Monaten gemerkt. Ich war vor Ort und wir sind auf dem Weg zu einem unserer Produktionspartner gewesen und man fährt durch einen Tunnel und kommt an und ist eigentlich mitten im Nirgendwo. Es stehen Teslas dort. Es sind Solarpaneele dort und ich sage mal, in der Winterzeit ist es nicht das sonnigste Land und trotzdem ist es das Bewusstsein jedes Einzelnen zu sagen, ich trage meinen Teil dazu bei. Aber natürlich, ich glaube, auch in Deutschland hat man gesehen, durch Förderung und Initiativen des Staates hat das Ganze einen Impact. Ich glaube, gerade während KfW, haben wir das sehr klar in Deutschland gesehen.
Sebastian
Definitiv, da hat es ja große Schritte nach vorn getan, sozusagen, auch bei den E-Autozulassungen, jetzt nicht mehr nur auf der Wallbox-Seite, sondern generell. Ich denke auch im Bereich Photovoltaik, leider getrieben durch den Angriffskrieg von Russland, merkt man auch, wie das in den Fokus rückt, dass man auf erneuerbare Energien setzen muss, sowohl im Großen als auch im Kleinen, wo es dann eben möglich ist.
Du hattest das schöne Beispiel eben, mit der Pendler-Strecke, deine Freunde, Freundinnen, Familienkreis 15 bis 20 Kilometer am Tag. Das gibt aber auch für uns schon mal den Ausblick darauf, wir brauchen natürlich an den Autobahnen Ladeinfrastruktur, Schnellladeinfrastruktur, wenn wir doch mal in den Urlaub oder längere Geschäftsreise, aber die Hauptladeinfrastruktur, soweit ich das jetzt einschätzen kann, deiner Antwort nach, ist dann doch eher zu Hause und auf der Arbeit zu suchen.
Daniel Gwercher
Ja, die meisten Menschen, und dazu gibt es mittlerweile viele Studien, mehr natürlich, egal ob das Fraunhofer Institut ist oder Bundesagentur für Arbeit, ich glaube, man merkt immer mehr, dass die Angst immer nur darin besteht zu sagen, man ist auf einer längeren Strecke, man fährt in den Urlaub, man fährt mal von München nach Berlin, ich bin auf einer Autobahn, was passiert, wenn ich plötzlich bei 20 % Akku bin, bei 10 %? Und ich glaube, am Ende gibt es auch genügend Zahlen, die uns sagen, dass die meisten Menschen auch zu Hause laden wollen und dementsprechend bin ich ein großer Verfechter der Kombination des beiden.
Wir sind wirklich fokussiert auf AC. Ich sage immer ganz stolz, wir sind in Bereichen, wo wir glauben, wo wir Dinge gut machen können, anders oder besser. Es gibt im DC-Bereich, glaube ich, auch schon erste sehr große Schritte im Bereich der Infrastruktur. In Deutschland machen da viele Hersteller einen ganz tollen Job, gemeinsam mit Netzbetreibern. Ich glaube aber, dass die Infrastruktur zu Hause, die ist auf die jeder, der auf die E-Mobilität aufsteigt, seinen Teil beiträgt, indem er selbst die Entscheidung fällt, ich lade zu Hause und am Arbeitsplatz ist es genau dasselbe, wie du sagst.
Fokus auf AC-Laden stärkt das Produktportfolio von Zaptec
Sebastian
Und da kommen wir jetzt zu dem Thema. Du hast eben gesagt, ihr konzentriert euch auf die Bereiche, die ihr gut, anders oder besser macht als eure Marktbegleiter oder auch andere, die in einem DC-Umfeld sind, ihr seid im AC-Umfeld. Jetzt haben wir für diese Felder das Laden zu Hause oder das Laden beim Arbeitgeber. Euer Fokus liegt dort, wo?
Daniel Gwercher
Unser Fokus, auf jeden Fall, liegt einerseits im Home Charging mit unserem Go Charger. Im semi-öffentlichen Bereich, Firmenparkplätzen, aber auch Parkgaragen gibt es die Zaptec Pro. Das ist so ein wenig auch unser Aushängeschild, über die ich super gerne spreche. Ich glaube, wir haben einen guten Zeitpunkt für das Gespräch erwischt. Wir haben gerade heute die Vorbestellungen für unsere MID-Version gelauncht. Dementsprechend sind wir auch in Deutschland konform für diesen Bereich und wir merken, dass das immer wichtiger wird. Gerade nach KfW gab es natürlich im deutschen Markt einen Boom an Herstellern, die sich in diesem Home Segment durchsetzen wollten.
Wenn wir ehrlich sind, glaube ich, ist gerade im Bereich Regulierungen, MID, halböffentlich sehr viel Sorge zu tragen, um hier akkurat abzurechnen und da gibt es Prozesse, die sind nicht einfach und Zertifizierungen, die brauchen ihre Zeit. Deswegen sind wir sehr stolz darauf. Wir sind damit in einem Portfolio von zwei Charger-Familien aufgestellt, die meiner Meinung nach eine Übersicht auch für den Endkunden haben und ein sehr cleanes Portfolio zeigen für Interessenten von beiden Bereichen.
Sebastian
Macht es auch für eure Kunden dann einfacher, indem der Fokus gestärkt ist und wir da nicht nach, ich sage mal, 15 verschiedenen Produkten oder Produktfamilien anbieten, sondern klare Ausrichtung. Jetzt sage ich mal, das Thema Wallbox daheim, spannend, interessant und muss definitiv auch betrachtet werden.
Da können wir, glaube ich, im Gespräch heute ein wenig klären, aber nicht so viel. Insofern würde ich jetzt auch eher auf die Zaptec Pro rüberziehen und auch auf diesen semi-öffentlichen Bereich, den du angesprochen hast, weil da kommen Herausforderungen auf uns zu, die noch ein Stück weit größer sind. Wenn wir jetzt gerade mal an Firmenflotten, beispielsweise, denken, dann macht es doch einen Unterschied, ob ich jetzt mit fünf Wallboxen oder Lademöglichkeiten dort rechne oder auf ein mal 50.
Vielleicht kannst du da mal ein Stück weit umreißen, wie ihr so einen Prozess angeht, ob ihr, ich sage mal, nur die Wallbox dorthin liefert und sagt: „Gut, jetzt habt ihr das. Kommt mal damit zurecht“ sozusagen, oder ob ihr da auch so eine All-in-One-Lösung anbietet.
Zaptec bietet Skalierbarkeit und Effizienz beim Semi-öffentlichen Laden
Daniel Gwercher
Ja, ich glaube, das Spannende ist, und das ist mein Lieblingswort in dem Bereich, Skalierbarkeit, egal ob es Flotten sind und das perfekte Beispiel, glaube ich, ist gerade Infrastruktur in einer Tiefgarage, in einem Multi-Familienhaus, weil das am Ende das ähnliche Problem ist, das, glaube ich, auch viele Flotten betreffen wird. Niemand wird von heute auf morgen seine komplette Flotte umstellen von Benzinern auf Elektro und genauso wenig oder gering ist die Chance, dass ich zurzeit im Gebäude, in dem ich hier lebe, von einem Tag auf den anderen jeden dazu überreden kann, ein Elektroauto zu kaufen. Deswegen ist die Skalierbarkeit sehr spannend und wir haben hier ein System entwickelt, das auf volle Skalierbarkeit und vor allem Kosteneffizienz geht.
Und zwar bauen wir im Prinzip unsere Charger mit einer Backplate, also einer Rückplatte, mit der sich, sozusagen, kostengünstige Vorinstallationen machen lassen. Um es kurz zu sagen, wenn man in der Tiefgarage über 30 Plätze, zurzeit erst drei E-Fahrer hat, lassen sich, sozusagen, die anderen Parkplätze preiswert mit der Backplate vorinstallieren und sobald der Mieter, der Inhaber vom Gebäude oder von der Wohnung, sozusagen, ein Elektroauto bekommt, lässt sich recht schnell, für den Installateur, teilweise in 15 bis 20 Minuten, die eigentliche Ladestation, sozusagen, nachrüsten über diese Backplate.
Im Falle der Technologie selbst sind wir sehr stolz darauf. Wir haben ein paar USPs, auf die wir gerade, glaube ich, in dem Bereich sehr stolz sind, weil es uns unterscheidet. Wir haben einerseits, wie zuvor erwähnt, die Backplate. Wir haben auch einen patentierten Phasenausgleich zwischen einphasig, dreiphasig. Das ist sehr interessant, wenn mal weniger Strom gerade, sozusagen, im Haus zur Verfügung steht. Natürlich gemeinsam mit einem Lastmanagement und es gibt ein paar Features, die finde ich sehr interessant, weil wir selten darüber sprechen. Die sind nicht kundenbezogen, aber gerade installationsbezogen und auch die Kosten kommen da, sozusagen, dazu.
Egal, ob das am Ende ist, dass Wi-Fi natürlich immer wieder eine Schwierigkeit ist, haben wir die Möglichkeit, mit PLC Daten zu übertragen, selbst in den tiefsten Tiefgaragen, die man sich vorstellen kann. Wir haben Plug-and-Charge ready mit ISO 15118. Das heißt, die Hardware ist bereits verbaut. Wir werden diesbezüglich ein Softwareupdate im kommenden Jahr freischalten. Das heißt, wir sind hier auch schon future proof, aber auch darüber hinaus, wir geben fünf Jahre Garantie und ich glaube, das ist auch ein großes Standing unsererseits, wie wir zu den Produkten stehen, das Vertrauen, das wir darin haben. Aber gerade auch für Elektriker, für die Möglichkeiten und für die Skalierbarkeit mit einer Portal-App, sind wir natürlich auch sehr gut aufgestellt.
Sebastian
Ja, sehr spannend. Da hast du jetzt einige Schlagworte hingeworfen, auf die ich natürlich eingehen mag. Das Thema Backplate, um das kurz zu verstehen. Ich muss mir das so vorstellen, dass es quasi, einfach ausgedrückt, eine Wandhalterung, die schon vorinstalliert ist und ist dort auch der Stromanschluss hingelegt?
Weil du hast jetzt gesagt, wir haben nur 15 bis 20 Minuten im Idealfall, bis das installiert ist. Das heißt für mich tatsächlich, es ist alles daran. Ich muss bloß noch meine Zaptec Pro dann nehmen, die daran basteln, daran schrauben, anschließen und schon geht das.
Daniel Gwercher
Genau, also du führst auch Verkabelungen, sozusagen, durch die Backplate und hast im Prinzip, nennen wir es eine Docking Station, sozusagen, mit der du den neuen Charger verbindest. Das heißt, die Grundverbindung zu dem, was hinter der Wand passiert, ist bereits gegeben, aber du hast nicht die Vorinvestition, ein Ladegerät hinzuhängen, wenn du vielleicht erst planst, in drei bis vier Jahren auf das Thema Elektromobilität zu steigen. Das macht es eben auch interessant, weil du oft natürlich gerade Projektgeschäfte hast, in dem sich Hauseigentümer entscheiden, gleich wirklich Vorinstallation zu machen, wenn die Arbeit schon gemacht wird, die Wände aufgerissen werden und so hast du aber nicht die Erwartungshaltung, gleich eine Investition von jedem Mieter oder Eigentümer zu haben für eine Infrastruktur, die sie jetzt vielleicht noch gar nicht braucht.
Sebastian
Und das Gleiche können wir analog, wir sind jetzt gerade im Mehrfamilienhaus unterwegs, aber das kann ich natürlich auch für Tiefgaragen als auch für Arbeitnehmerparkplätze ansehen.
Daniel Gwercher
Genau, das Ganze kann installiert werden. Du kannst, wie zuvor erwähnt, natürlich Installation über Stählen, über Wandhalterung, das ist ja immer im Prinzip am Ende eine Geschmacksfrage, aber auch eine Infrastruktur-Frage. Ich glaube, das ist so der springende Punkt. Die Investitionsgeschichte, vielleicht reiße ich da schon gleich ein anderes Thema an, aber das ist eine große Hürde für viele und deswegen wollen wir es hier einfach machen, zu sagen, die Upfront-Investition für größere Projekte, und das ist eben der Bereich, wo auch MID sehr spannend ist, ist geringer als bei anderen, weil wir diese Möglichkeit der Installation bieten.
Sebastian
Diese Skalierbarkeit, ist die denn auch irgendwo gekappt, sozusagen? Natürlich macht das für mich einen Unterschied, wenn ich einen 15 Parteien-Mehrfamilienhaus habe oder ich rede auf ein mal von 500 Mitarbeiterparkplätzen, übertrieben gesagt, die ich da irgendwo skalieren möchte. Was kann euer System denn in dieser Grundausführung, sozusagen, abdecken?
Daniel Gwercher
Ich rate den Leuten immer was Vernünftiges, meiner Meinung nach. Es kommt darauf an, an wie vielen Stromleitern du das Ganze hängen hast, aber auf jeden Fall, ich sage jetzt Dutzende, weil, wie du selbst sagst, an einem Punkt, an einem Level bist, wo du nicht mehr effizient laden kannst. Was ganz spannend ist, glaube ich, auch für uns, und das ist am Ende diese Stromkopplung, wenn du bedenkst, du hast am Arbeitgeberplatz die Möglichkeit, über Solar zu laden. Das heißt, du kannst, sozusagen, auch über die Zaptec-Ladestationen, vor allem bei der Pro, autark mit einer Integration beziehungsweise mit einem Überschuss laden.
Ich glaube, das ist super spannend, gerade wenn du die Fläche hast. Aber natürlich, wie du sagst, am Ende ist der Ausbau immer eine Frage von „Wo laden die meisten Leute?“ und wenn du an Flotten denkst und an Firmenparkplätze, ist es eine Kombination aus beiden. Dementsprechend lässt sich mit der MID-Version dann auch die Abrechnung für den Arbeitgeber vornehmen. Wir sind da auch noch einen Schritt weitergegangen. Es gibt auch MID-Ladegeräte, die, sozusagen, die Daten rein über die Cloud beziehungsweise die App kommunizieren. Wir haben zusätzlich aber auch ein Display angebaut, das, sozusagen, den Verbrauch in Echtzeit anzeigt.
Effizientes Laden erfordert Lastmanagement!
Sebastian
Bei dem Thema effizientes Laden hast du so schön in den Raum geworfen. Effizienz zieht sich hier so ein Stück weit bei euch durch. Wenn ich jetzt zwölf Parteien-Mehrfamilienhaus habe, beispielsweise, die wollen alle auf ein mal laden, dann kommt wahrscheinlich der Blackout, von dem immer gedroht wird. Aber das wissen wir, dass das nicht eintritt, aber ihr arbeitet auch mit einem Lastmanagement. Vielleicht magst du das mal ein Stück weit auch erläutern, inwieweit euer System dazu beiträgt, dass dann trotzdem morgens um 8 Uhr oder wenn die E-Autos benötigt werden, der Akku bestmöglich geladen wurde.
Daniel Gwercher
Das ist ein spannender Punkt. Man sieht das immer wieder. Ich habe Freunde, die in einem Unternehmen arbeiten, wo sie sich die Energieeffizienz anschauen und auf einem Dashboard jeden Tag sich ansehen, wann geht der Stromverbrauch nach oben, wann kommen die Leute in die Firma, die Aufzüge fahren et cetera. Ich glaube, das ist genauso wichtig im Bereich von Unternehmen, von, ich sage mal, Gebäuden mit sehr viel benötigter Elektronik, wie aber auch, glaube ich, im weniger urbanen Bereich in Deutschland.
Unser Lastmanagement baut darauf aus, dass wir, sozusagen, lesen, was an Stromverbrauch gerade passiert. Das heißt, wenn natürlich zu Höchstzeiten, das sind meistens morgen die Zeiten 6:30 Uhr bis 8:30 Uhr, bis die Leute ihr Haus verlassen und abends, wenn gekocht wird, die Wäsche gemacht wird, sozusagen, an dem Zeitpunkt eigentlich am meisten gebraucht wird. Genau da erkennen wir, sozusagen, mit unserem System auch, was zurzeit an Strom möglich ist und das ist, sage ich mal, im Einfamilienhaus natürlich weniger wichtig, aber gerade, wie du es angesprochen hast, im semi-öffentlichen Raum, in einer Tiefgarage.
Ich glaube, das ist auch eine der großen Ängste. Wie sieht es in Deutschland aus mit Stromverbrauch? Was ist möglich? Kann überhaupt das Netz das aushalten, was die nächsten Jahre auf es zukommt? Ich glaube, das ist auch noch mal gut zu wissen und da bauen wir sehr darauf auf, zu sagen, wir installieren Produkte mit Hardware und Software in einer Kombination, die eine Synergie ergeben, die am Ende für den Endkunden heißen: „Es ist installiert. Es ist eingestellt und es funktioniert und man muss sich keine Sorgen darüber machen.“
Sebastian
Und das ist genau das, was man auch so mit einer Ladelösung dann schlussendlich haben möchte. Ich möchte einfach nur, dass es funktioniert, dass ich laden kann, wenn ich laden will, sozusagen, und nicht da dann noch mit einem Blackout rechnen muss, sozusagen. Aber das ist auch an sich kein Thema mehr, gerade über dieses durchdachte Lastmanagement, was ihr steuert. Hinsichtlich der Abrechnung hattest du jetzt gesagt, da ermöglicht ihr auch, dass der Arbeitgeber mit abgerechnet werden kann. Funktioniert das dann nur beim Arbeitgeber vor Ort oder es kann ja auch sein, dass ich jetzt Außendienstler bin und er mir sagt: „Okay, du sitzt oben in Wolfsburg, aber eigentlich ist unsere Firma in München. Du kannst auch dort eine Abrechnung machen.“ Würde das auch gehen?
Daniel Gwercher
Genau. Mit MID hast du, sozusagen, die Möglichkeit auch zu sagen, wenn du etwa einen Firmenwagen fährst. Perfektes Beispiel, alle sind remote. Der Arbeitgeber ist am anderen Ende des Landes, lässt sich eben dadurch auch über das Portal, sozusagen, auslesen, wie viel geladen wurde, zu welchen Zeiten wurde geladen. Was wir auch zusätzlich planen ist, weil wir, glaube ich, auch generell ein Unternehmen sind, das ist auch meine Haltung, wir kommen in einen Markt, der sehr spannend ist, wo sich sehr viel tut und wir glauben, dass wir sehr viel an Technologie und Know-how mitbringen, aber auch Zusammenarbeiten machen mit anderen Anbietern, wo wir glauben, dass wir gemeinsam mehr Value in das Ganze reinbekommen können.
Deswegen launchen wir auch noch im Laufe des Jahres eine Zusammenarbeit mit Monta. Wir nennen das ganze Zaptec Park, haben das Ganze bereits schon. Das ist, sozusagen, eine Überwachungssoftware, eine Abrechnungslösung für Flotten, wo sich, sozusagen, auch Ladegeräte von anderen bereits bestehende Infrastruktur einbinden lässt und so dementsprechend auch nicht die Angst kommt mit: „Ich habe bereits Geräte von ABC. Was passiert, wenn ich jetzt, sozusagen, Zaptec-Geräte hinzufüge?“
Sebastian
Ich denke, das ist tatsächlich auch so eine Angst, die man nehmen muss, weil viele, die schon Vorreiter in der E-Mobilität waren oder sind, die haben vielleicht angefangen, da eine Heidelberger Druck-Ladestation hin. Dann hängt da eine Zaptec nebenan, da noch eine Easee Wallbox und jetzt entscheidet man dann aufgrund von eurem System: „Okay, wir machen jetzt nur Zaptec Pro noch hin“, aber die drei anderen Ladestationen möchte ich natürlich trotzdem mit anbieten. Da ist es ja auch eine schöne, wieder Kunden ausgerichtete Lösung eurerseits.
Daniel Gwercher
Ich glaube, das ist genau der springende Punkt. Ich weiß, dass es natürlich für viele Hersteller sehr spannend ist, zu sagen: „Wir bieten diese 360-Grad-Lösung. Wir bieten ein geschlossenes System, ein Walled Garden“, wenn wir es so nennen wollen. Ich bin aber absolut dafür, natürlich für uns als Unternehmen, unsere Infrastruktur, unsere Produkte und Technologie an den Markt zu bringen, aber wie wir es im Englischen immer gerne intern nennen: „Play nice with others“. Ich glaube, das ist super wichtig. Wir dürfen keine Hürden bauen, die wir uns selbst noch in den Weg legen, um gerade in Deutschland in so einem großen Markt Wachstum zu verhindern, egal ob für uns oder für am Ende den Endkunden.
Sebastian
Ich denke vor allem, da muss man tatsächlich den Endkunden auch im Blick behalten oder den E-Autofahrer, Fahrerinnen, weil es ist keinem mitgeholfen, wenn dann auf ein mal eine gewisse Resistenz aufkommt und ich mich mit dem Thema nicht mehr beschäftigen will, weil das wie so ein Buch mit sieben Siegeln wirkt.
Stattdessen ist es umso schöner, wenn das eine einfache Lösung ist. Dann seid ihr lieber der Experte für einen Teil davon und holt euch dann, so wie du eben gesagt hast, Unterstützung von Monta mit dazu, um einen anderen Part davon wieder zu lösen.
Erneuerbare Energien müssen mit Ladeinfrastruktur gekoppelt werden – dann wird ein Unterschied gemacht
Daniel Gwercher
Genau und ich glaube, das ist das Spannende. Dementsprechend schauen wir uns natürlich den Bereich Sektorenkopplung sehr genau an. Ich glaube, es gibt da sehr viel im Bereich Energy Management, aber auch Solar. Wie du selbst gesagt hast, es wird immer wichtiger. Ich glaube, es gab durch, natürlich die Krise im letzten Jahr, noch ein mal einen großen Aufschwung im Bereich Solar, aber auch ein großes neues Verständnis dafür. Ich kenne es immer nur wieder aus dem städtischen Raum und natürlich aus meinem Freundeskreis, das Thema Elektroauto, Auto an sich, aber auch, wie stellen wir sicher, dass wir darüber hinaus Energie grüner produzieren, wie jeder seinen eigenen Teil dazu beiträgt.
Ich finde das, wie zuvor erwähnt, sehr lobenswert, mehr und mehr zu sehen im familiären Kreis, wie auch im Freundeskreis, dass sich mehr Leute Solaranlagen hinhängen und diese Investitionen auch tätigen und das ist dasselbe Thema wie bei der Elektromobilität. Es ist in solchen Zeiten natürlich eine stärkere Frage an einen selber, ob man bereit ist, die Erstinvestition zu leisten. Die ist halt immer noch sehr hoch im Vergleich zu anderen Bereichen, aber deswegen finde ich es sehr spannend zu sehen, wie das Thema an Wichtigkeit gewinnt und wie wir uns vor allem, glaube ich, wirklich in einer der ersten großen Wellen jetzt für die nächsten zehn bis 30 Jahre befinden.
Sebastian
Definitiv und in dem Zusammenhang vielleicht auch noch mal das Thema. Du hast es jetzt eben so schön Sektorenkopplung genannt. Wir haben auf der einen Seite erneuerbare Energien, Solar, Strom, der gewonnen wird. Zudem haben wir die E-Autos, die auch so schön schon als fahrbare Batterien bezeichnet wurden. Thema bidirektionales Laden steht da direkt im Raum.
Seid ihr da auch für gerüstet? Könnt ihr das auch abbilden, wenn das dann regulatorisch auch mal freigegeben ist entsprechend?
Daniel Gwercher
Du hast gerade zwei interessante Punkte gesagt. Ich bin generell jemand, ich bin großer Fan der Technologie. Ich bin eher noch Team Vehicle to Home, muss ich zugeben, aufgrund der Regularien, aufgrund der Geschichte, dass es einfach seine Zeit dauern wird. Wir haben den ersten Step, sozusagen, gesetzt, mit Zaptec Pro und ISO 15118. Wir werden natürlich in Bezug auf das Feature-Offering, das wir mit Software-Updates freischalten werden, noch in Zukunft Ankündigungen machen, aber natürlich ist es ein Bereich, der uns sehr interessiert. Ich bemerke es immer wieder, gerade, ich glaube, in Kanada war das Ende letzten Jahres, als es Schneestürme gab, hatte jemand mit seinem Ford Lightning sich drei Tage zu Hause mit Strom versorgt. Ich glaube, das sind Storys und Momente, in denen das ganze Mehrwert gewinnt.
Es geht darüber hinaus, nur zu sagen: „Ich muss jetzt grün werden. Ich darf keinen Benziner mehr kaufen.“ Mir wird die Option genommen. Es ist eher eine Form von, okay, das ist eine neue Experience von Power Management. Ich habe daraus einen Mehrwert und ich glaube, das ist super spannend, wenn man darüber hinausdenkt, was passiert. Ich hatte das Beispiel lustigerweise. Freunde von mir, die haben in Österreich eine kleine Hütte in Salzburg am Berg. Die haben dort nicht die beste Stromversorgung. Die sind da vielleicht mal am Wochenende oben, wollen ein wenig mit dem Wasserkocher spielen und das Handy laden. Dafür ist das Ganze ideal.
Ich glaube, dass wir uns hier in den Anfangsschuhen befinden. Die Frage ist am Ende auch AC, DC bei Bidirektionalität. Ich glaube, hier ist noch sehr viel, das kommen muss. In dem Fall glaube ich aber auch, dass es hier nicht ein Henne-Ei-Problem ist, sondern hier muss ganz klar der Automotive-Markt nachziehen, also sich für einen Standard entscheiden. Ich glaube, auch hier muss es ganz klar eine Richtung geben, weil wir sonst am Ende nicht ans Ziel kommen. Aber ist das Thema oder beziehungsweise die Technologie für uns ein Thema, mit dem wir uns tagtäglich beschäftigen? Ja, das kannst du jetzt aber auslegen, wie du möchtest.
Sebastian
Ja, sehr schön. Ich glaube, da haben wir da alles erfahren, was wir, sozusagen, erfahren konnten aus der Welt des Ladens. Jetzt nicht nur bezogen auf eure Produkte, auf eure Zaptec Pro Lösung, die ihr am Markt anbietet, sondern auch der Blick auf den Gesamtmarkt zu dem Thema Ladeinfrastruktur. Wo stehen wir da aktuell in Deutschland? Welche Optionen haben wir? Vielen Dank für deine Zeit, Daniel. Vielen Dank für den Austausch.
Daniel Gwercher
Vielen Dank und ich hoffe, wir sehen uns bald auf der einen oder anderen Messe in Deutschland.
Sebastian
Bekommen wir hin. Bis dann.
Daniel Gwercher
Bis dann.
Der Beitrag D. Gwercher, Zaptec: „Ich glaube, dass Reichweitenangst nie gelöst wird!“ erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.