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Webasto, Schierling: Globaler Blueprint für nachhaltige Batterieproduktion

Webasto, Schierling: Globaler Blueprint für nachhaltige Batterieproduktion

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Webasto ist ein deutscher Automobilzulieferer im Familienbesitz und hat seine Zentrale im Ortsteil Stockdorf der oberbayerischen Gemeinde Gauting bei München. Von dort aus agiert das Unternehmen weltweit. Den Ton in puncto E-Mobilität gibt allerdings das Werk Schierling an.
Denn das 45.000 m² große Werk entwickelt sich zum Blueprint von Webasto für den Aufbau und die Entwicklung weiterer Batterie-Produktionswerke weltweit. Davon konnten wir uns Mitte Juni 2023, vor Ort, bei einem Rundgang durch das Werk überzeugen, welches 2025 sein 40-jähriges Bestehen feiert.

Millionen schweres Investment in Zukunft des Werks und Mitarbeiter:innen

Das Alter sieht man dem Werk, welches seit 2019 von Christian Gallner, Managing Director Webasto Technology Plant Schierling, geführt wird, nicht an. Was auch daran liegt, dass Christian mit den Kolleg:innen stetig daran arbeitet, dass sich Prozesse, Technologie und Co. weiter entwickeln. Transportwege, welche keinen Sinn mehr ergeben, werden dabei ebenso überdacht und aus dem Weg geschafft, wie unnötige Handgriffe.
Dies führt dazu, dass in den kommenden zwei bis drei Jahren, ein Shift der direkten (Mitarbeiter:innen am Produkt) zu indirekten (Mitarbeiter:innen mit Steuerungsfunktion) stattfinden wird. Derzeit befinde man sich bei einem Verhältnis von 60 zu 40 Prozent, will dies zu 30:70 shiften. Ohne Personalabbau wohlgemerkt. Im Gegenteil, dies soll von derzeit um die 430 Mitarbeiter:innen vor Ort auf 520 bis kommendes Jahr anwachsen.
Derzeit im Drei-Schicht-Betrieb an sechs Tagen die Woche tätig, geht das Werk auch in puncto Mitarbeiter-Entwicklung neue Wege. Rollierende Arbeitsplätze, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten sowie eine Testphase im Vier-Tage-Modell – auch für die Produktion, sind nur ein paar der Beispiele, die man positiv hervorheben kann. Im vergangenen Jahr haben 30 Kolleg:innen die Meister-Fortbildung absolviert, wie Christian beim Rundgang ausführt. Nicht für jede:n habe man bisweilen einen entsprechenden Job. Im Rahmen der Weiterentwicklung des Werks wird es diese Perspektive allerdings geben.
Dafür spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass man auf Worte Taten folgen lässt, bereits in den vergangenen Jahren mehrere zehn Millionen Euro in den Aus- und Umbau des Werks investiert hat und auch in den Folgejahren noch bis zu 90 Millionen Euro in dieses investieren wird. Der Weg auf dem Weg zum Blueprint für die Batteriefabriken dieser Welt geschieht eben nicht automatisch.
Hierzu sei man auch in der Politik in und um Schierling im Gespräch, um alte Bahnlinien wieder in Betrieb zu nehmen. Dies würde nicht nur zu einem niedrigeren CO₂-Fußabdruck, bei der Anlieferung von Rohstoffen und Materialien beitragen, sondern auch ermöglichen, dass Mitarbeiter:innen nachhaltig zur Arbeit kommen.

Auf dem Weg zur durchgängigen Nachhaltigkeit und Autarkie

Mit dem Werk Schierling strebt Webasto nicht nur einen CO2-Fußabdruck von Null an, sondern auch die Autarkie des Werks. Autarkie bezeichnet im Energiesektor die Unabhängigkeit vom Stromnetz. Wird also Strom aus eigenen Quellen wie zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen geschöpft, steigt der Anteil der Autarkie. Daran arbeitet man eindrucksvoll.
Zwei mit Gas betriebene Blockheizkraftwerk sollen Schritt für Schritt umgerüstet werden. Ziel sei die Umstellung auf den Betrieb mit Wasserstoff. Ergänzt wird dies um großflächige Photovoltaik-Anlagen, welche bereits heute auf den Dachflächen großzügig verteilt sind.
Mit einer Leistung von bis zu 750 Kilowatt-Peak (kWp) kann die Batterieproduktion, damit zu 100 Prozent durch Solarenergie versorgt werden. In den kommenden Jahren soll die Leistung mithilfe einer kontinuierlichen Erweiterung der PV-Anlage auf 1450 kW(p) steigen.
Eine größere Rolle der erneuerbaren Energiegewinnung wird der Windkraft zugeschrieben. Hierfür setzt man auf die Beteiligung an einer kommunalen Windkraftanlage. Hier sei derzeit der Bau von sechs bis zehn Windkraftanlagen angepeilt, bis zu sechzehn seien möglich.
In Summe wird dies dazu führen, dass das Werk Schierling nicht mehr nur das autarke Kompetenzzentrum für die Batterieentwicklung bei Webasto ist, sondern eine Entwicklungs- und Fertigungsstätte, welche mehr erneuerbare Energien erzeugt, als sie selbst verbrauchen kann. Erneuerbare Energien, welche man entsprechend wieder zurück ins Netz speisen kann.
Hierfür gilt es jedoch zunächst die notwendige Energie zwischenzuspeichern. Vermeintlich keine große Herausforderung für Webasto, welche mit dem eigenen CV Standard Battery System die passende Speichermöglichkeit bietet. Einen ersten Batteriespeicher mit einer Kapazität von einer Megawattstunde (MWh), für den bis zu 30 Second-Life-Batterien wiederverwendet werden, konnten wir beim Rundgang vor Ort betrachten.
Die Batterien für diesen Batteriespeicher entstammen der eigenen Produktion. Wobei es sich hier um Prototypen-Batterien oder Rückläufer aus Versuchen handelt. Die zwar nicht mehr in Serienfahrzeugen eingesetzt werden können, für den Einsatz im Batteriespeicher noch vollkommen in Ordnung sind und dort noch mehr als zehn Jahre – eher Richtung fünfzehn bis zwanzig Jahre – zum Einsatz kommen können.
Gerade der am Wochenende gewonnene und zwischengespeicherte PV-Strom kann dann zu Beginn der Woche sukzessive der Produktion von Batteriesystemen zugeführt werden, um das Stromnetz zu entlasten. Dies geschieht jedoch mit maximal 250 kW, da man die Zuführung in größerem Ausmaß zunächst nicht benötige. Bei weiteren, kommenden Batteriespeicher – die Rede war von bis zu zehn MWh – könne die Lade- und Entladeleistung entsprechend abweichen.
Das Investment in solch eine Gewinnung von erneuerbare Energien gepaart mit den notwendigen Batteriespeichern muss sich nun beweisen, ob es sich nicht nur auf dem Papier rechnet. Davon sei aber auszugehen. Insbesondere dann, wenn der Strommehrverbrauch oberhalb der eigenen Netzstromlast und damit immense Mehrkosten vermieden werden können.

Webasto Schierling: Kompetenzzentrum für Batterieentwicklung

2016 hat sich Webasto entschieden, die E-Mobilität, als eines der damaligen Wachstumsfelder zu besetzen und dort Fuß zu fassen. Mit dem Bereich Battery & Charging hat man einen weiteren Kernbereich – die anderen beiden sind Roof-Systems, Heating & Cooling – ins eigene Unternehmen aufgenommen, welcher maßgeblich zum Geschäftserfolg beitragen soll. Dass dieser Weg sich bisher als richtig erwiesen hat, konnte Robert Gantner, Webasto Director Business Development Battery Systems, vermitteln.

Webasto beliefert VW ab 2026 mit geringem CO2-Fußabdruck

Zu Beginn des vergangenen Jahres wurde der erste Batterieauftrag eines deutschen Herstellers bekannt, der ab 2026 in Serie starten soll. Für diesen Auftrag wird ein zusätzliches Werk in Osteuropa gebaut. In Veľký Meder, Slowakei, wie wir vor Ort erfahren haben. Bringt man dies mit der Aussage von Webasto zusammen, dass deren Kunden auch bei der Logistik vermehrt auf einen geringeren CO2-Fußabdruck Wert legen, liegt die Vermutung nahe, dass die Auslieferung der Batteriesystem ins gerade einmal 85 km entfernte Werk des Volkswagen Konzern in Bratislava erfolgt.
Mit der Truck-Sparte aus dem VW-Konzern, MAN Trucks, hat Webasto schon länger zu tun. Im Werk Schierling werden Batterien für deren Elektro-Busse als Auftragsfertiger hergestellt. Dabei bilden diese nur einen Teil des dortigen Produktportfolios ab. Aber definitiv einer, der Bedeutung für Webasto hat. So soll auch künftig der Anteil am Umsatz der Batteriesparte „nur“ zu 25 Prozent durch das eigene CV Standard Battery System gestützt werden. Der Großteil des Umsatzes wird dem Automobilhersteller-Geschäft entstammen.
Hierfür würde auch die Tatsache sprechen, dass ab kommenden Jahr weitere Batteriesysteme für performante Sportwagen aus Deutschland entstehen sollen. Die Fertigung hierfür befindet sich bereits im Aufbau. Namen wurden keine genannt. Dass es sich hierbei jedoch um Porsche handeln wird, scheint ein unausgesprochenes Geheimnis zu sein.

Webasto CV Standard Battery System – die eierlegende Wollmilchsau?

Inwieweit der Anteil von „nur“ 25 Prozent tatsächlich belastbar ist, gilt es in den kommenden Jahren zu beobachten. Unserer Einschätzung nach birgt dieser Geschäftszweig die skalierbaren Umsatzmöglichkeiten und vor allem höhere Margen.
Das im Technologiewerk Schierling produzierte Standardbatteriesystem kombiniere die Preisvorteile eines skalierbaren Massenprodukts mit der Passgenauigkeit einer individuellen Lösung. Je nach Konfiguration lässt es sich sowohl in einem 400- als auch in einem 800-Volt-System betreiben, beispielsweise in Baumaschinen. Entsprechende Projekte konnte Webasto beispielsweise bereits mit dem niederländischen Start-up E.C.E. umsetzen. Dort wurden erste Bagger für den elektrischen Betrieb umgerüstet.
Mit Huber Automotive setzt man die Batterien ebenfalls für die Elektrifizierung bisheriger Verbrenner-Fahrzeuge ein. Wie Robert beim Austausch im Werk Schierling zu verstehen gibt, arbeite man gar mit einem Kunden zusammen, der sein eigenes Akku-Wechselsystem, auf Grundlage des Webasto CV Standard Battery-System, für einen Bagger entwickelt hat. Hierdurch sind besonders lange Einsatzzeiten über den Tag hinweg umsetzbar.
Derzeit wird im Werk Schierling noch die erste Generation des Batterie-Systems gefertigt. Mehrere 35 kWh-Packs können hier hintereinander geschaltet werden, um die Gesamtkapazität entsprechend zu erweitern. Durch den standardisierten Ansatz sei das System auch für Hersteller mit geringerem Volumen von Interesse. Gefertigt werden derzeit ca. 6000 Packs pro Jahr, ein Pack besteht aus mehreren 2,2 kWh-Samsung-Modulen mit prismatischen Zellen.
Mit diesen bricht man allerdings auf dem Weg zur zweiten Generation des eigenen Batterie-Systems. Künftig werden Rundzellen im 21700-Format zum Einsatz kommen. Ziel sei es, die Energiedichte um bis zu 33 Prozent auf bis zu 45 kWh zu erhöhen, bei gleichem Bauraum, der zur Verfügung steht. Die Zertifizierung steht ab 2025 auf der Agenda, die Markteinführung entsprechend darauffolgend.
Ebenso wie bei der ersten Generation wird man auch hier auf eine hochvertikale Einbindung einzelner Prozessschritte setzen. Bereits in der ersten Generation hat man sich unter anderem die entsprechende Expertise angeeignet, um die Aluminium-Gehäuse der Batterie-Packs selbst fertigzustellen. Gleiches gilt für Spezialwerkzeug, welches für einzelne Fertigungsschritte benötigt werde, die Expertise baue man auf und behalte diese im eigenen Haus, wie Christian beim Rundgang an mehreren Stellen zu vermitteln mag.

Remanufacturing Second Life und Recycling von Webasto-Batterien

Das Unternehmen widme sich in Schierling auch sogenannten Remanufacturing Prozessen. Diese befinden sich gerade im Aufbau und sollen für etwaige Rückläufer aus Serienfahrzeugen gerüstet sein. Durch den Austausch einzelner Module wolle man die Langlebigkeit der einzelnen Batteriepacks sicherstellen.
Was dann gegebenenfalls nicht mehr verwendet werden kann, findet seinen Weg ins Second Life, wie unter dem Punkt Batteriespeicher bereits entsprechend aufgeführt. Recycling spiele auch eine Rolle bei Webasto, um die Prozesse auf Lebensdauer nachhaltig zu gestalten. Hier führt Christian allerdings aus, dass die bisher kommunizierten Recycling-Quoten von 90-95 Prozent in Großserienumfang noch nicht zu erreichen sein.
Über den Einsatz in Second Life Prozessen kaufe man sich in der Industrie aber genügend Zeit, um entsprechende Recycling-Ansätze voranzutreiben, um auch in Großserie entsprechende Ergebnisse erzielen zu können. Hier zeigt man sich von Seiten Webasto zuversichtlich.

Webasto Schierling: Kompetenzzentrum Batterieentwicklung und sonst so?

Bei den Punkten Batterieentwicklung, Nachhaltigkeit und Autarkie kann man gedanklich den grünen Haken dahinter setzen. Doch damit ist das Thema noch nicht beendet. Unter der Marke Solarwatt baut man zudem Batteriespeicher-Systeme für Energiespeicher auf. Auch hier wird wieder ein modularer Ansatz verfolgt. Entstehen dieses Jahr noch 30.000 Einheiten, werden für kommendes Jahr bereits 120.000 Einheiten angepeilt, bevor man 2025 mit 150.000 Einheiten an die Maximalkapazität stoßen wird.
Des Weiteren ist vor kurzem der erste HPC-Lader (160 kW) im Webasto Werk Schierling vom Band gelaufen. Hier agiert Webasto als Auftragsfertiger nach einem „Build-to-Print“-Ansatz für das Münchner Unternehmen Charge-V.
Ein weiteres Modell sei bereits in Planung. Nicht mehr mit nur mehr Ladeleistung, sondern auch mit integriertem Batteriespeicher, wie man es von anderen Unternehmen, wie beispielsweise Numbat bereits kennt. Ob die Batterien hierfür von Webasto stammen, sei bisher nicht abschließend geklärt.





Webasto hat zum Kennenlernen des Standorts Schierling eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine hier geschriebene ehrliche Meinung.

Der Beitrag Webasto, Schierling: Globaler Blueprint für nachhaltige Batterieproduktion erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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