Amazons grüne Revolution: Rivian E-Transporter starten in Deutschland
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In einem der Logistikzentren von Amazon in der Nähe von München (DMU3 Moosburg) fand vergangene Woche ein besonderes Ereignis statt, dem wir beiwohnen durften. Rocco Bräuniger, Country Manager von Amazon.de, stellte uns noch vor der eigentlichen Markteinführung der Rivian Elektrotransporter in Deutschland die Fahrzeuge vor. Deutschland sei das erste Land außerhalb der USA, in dem die neuen E-Transporter eingesetzt werden.
Bräuniger, der seit mehr als 17 Jahren bei Amazon tätig ist, bezeichnete diesen Tag als einen der aufregendsten in seiner Karriere bei dem Unternehmen. Der Grund dafür ist die Bedeutung, die die Fahrzeuge Einführung für die Nachhaltigkeitsziele von Amazon hat.
Vorab: In diesem Artikel geht es um die grundsätzliche Ausrichtung in puncto Logistik und Nachhaltigkeit. Zum gemeinsamen Transporter von Rivian und Amazon haben wir in einem gesonderten Artikel weitere Informationen zusammengetragen. Diese sind im Deep-Dive zum Amazon Elektrotransporter zu finden.
Amazon’s Engagement für den Klimaschutz
„Der Klimawandel ist ein sehr ernstes Problem. Maßnahmen sind erforderlich, um den CO₂-Ausstoß zu senken“, sagte Bräuniger. Amazon hat sich verpflichtet, in Nachhaltigkeit in all seinen vielfältigen Geschäftsbereichen und entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu investieren. Es ist wichtig, dass Unternehmen der Größe von Amazon weiterhin in grüne Technologien und CO₂-arme Lösungen investieren, um auch anderen, kleineren Unternehmen dabei zu helfen, die CO₂-Emissionen ihrer Betriebe verringern zu können.
Hagen Kropp, Senior Delivery Station Manager – Last Mile Delivery, erläutert Prozesse bei Amazon in der Logistik
Amazon war 2019 Mitbegründer des Climate Pledge und hat sich damit verpflichtet, bis 2040 klimaneutral zu sein, zehn Jahre vor dem Pariser Klimaabkommen. Aber es reicht nicht aus, wenn nur Amazon bis 2040 klimaneutral wird, wie der Country Manager von Amazon.de sagt. Viele weitere Unternehmen müssen folgen. Mittlerweile haben sich mehr als 410 Unternehmen dem Climate Pledge angeschlossen, darunter große globale Unternehmen wie Microsoft und Procter & Gamble, aber auch viele deutsche Unternehmen wie Siemens und SAP.
Die Dekarbonisierung eines Unternehmens der Größe und des Umfangs von Amazon ist eine komplexe Aufgabe und verläuft nicht linear. Deshalb testet Amazon verschiedene Lösungen, investiert in sie und entwickelt neue. Dazu gehören große Projekte wie der Kauf von Strom aus Windparks in der Nordsee, aber auch kleinere Maßnahmen im Alltag.
Rivian Elektrotransporter: Ein Meilenstein für Amazon
Als Amazon sich dem Climate Pledge verpflichtete, war einer der ersten Bereiche, den das Unternehmen unter die Lupe nahm, sein Transportnetzwerk. Amazon begann, in verschiedene Fahrzeuge mit geringen oder gar keinen Abgasemissionen zu investieren, und arbeitete dann mit Rivian zusammen, um ein eigenes Fahrzeug zu entwickeln. Jeff Bezos kündigte 2019 an, dass Amazon 100.000 dieser Fahrzeuge bestellt hat – die bis heute größte Bestellung von Elektrofahrzeugen, die jemals gemacht wurde.
Verstauboxen bei Amazon in der Logistik – Mehrwegbehälter ersetzen Kartonage
Die Rivian Elektrotransporter sind nicht nur ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität, sondern sollen den Fahrer:innen auch ein hervorragendes Fahrerlebnis bieten in Bezug auf Sicherheit, Komfort und Effizienz bei der Paketzustellung. Davon konnten wir uns vor Ort bei einer Testfahrt entsprechend selbst überzeugen, und werden in einem entsprechenden Deep-Dive nochmals auf die Besonderheiten der E-Transporter eingehen.
Amazon hat angekündigt, eine Milliarde Euro in die Elektrifizierung seiner europäischen Flotte zu investieren, davon 400 Millionen in Deutschland. Dies umfasst die Rivian-Fahrzeuge, aber auch Lastenräder und andere Elektro-Nutzfahrzeuge.
Sortierstationen für Pakete, bevor es in den Versand geht
Spannender Side-Fact: Interessanterweise ist der Online-Einkauf bereits jetzt 1,5 bis 2,9 Mal weniger CO₂-intensiv als der Offline-Einkauf. Der Grund dafür ist, dass Unternehmen wie Amazon nicht Tausende von Ladengeschäften im ganzen Land betreiben, die alle beheizt und beleuchtet werden müssen und die von Mitarbeitenden und Kund:innen oft mit dem Privat-Pkw angefahren werden. Das Verkehrsaufkommen durch Online-Shopping sei im Vergleich zum Offline-Shopping neunmal geringer und mache derzeit etwa 0,5 Prozent des städtischen Verkehrs aus, wie Bräuninger erklärt.
Neue maßgeschneiderte Elektrolieferfahrzeuge von Rivian in Europa
Amazon hat die Einführung neuer maßgeschneiderter Elektrolieferfahrzeuge von Rivian in ganz Europa angekündigt. Über 300 dieser Fahrzeuge werden in den kommenden Wochen im Raum München, Berlin und Düsseldorf in Betrieb genommen. Sie werden Teil einer Flotte von Tausenden elektrischen Fahrzeugen, die in Europa bereits unterwegs sind – darunter über 1000 in Deutschland.
Neil Emery, Director Global Fleet & Product bei Amazon, betonte, dass Amazon und Rivian ein hochmodernes Elektrofahrzeug von Grund auf neu entwickelt und produziert haben, das anders sei als alles, was aktuell auf den Straßen unterwegs ist. Die Sicherheit und der Komfort der Fahrer:innen habe dabei höchste Priorität. Ein Detail, welches sich bereits an der automatisierten Routenplanung zeigt, die dazu führt, dass Fahrer:innen idealerweise nie die Straße überqueren müssen.
Amazon hat im letzten Sommer damit begonnen, Elektro-Vans von Rivian in den USA einzuführen. Mehr als 3000 Fahrzeuge sind bisher im Einsatz, die mehr als 500 amerikanische Städte und Regionen beliefern. Amazon hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 weltweit 100.000 elektrische Lieferfahrzeuge von Rivian auf die Straßen zu bringen – und damit jährlich Millionen von Tonnen CO₂ einzusparen. In den USA setzt man auf die große Variante des Rivian Elektro-Transporter, in Europa kommt „nur“ die kleine Variante Rivian EDV 500 auf die Straße.
Amazons Partner testeten bereits seit letztem Jahr Lieferungen mit Vorabmodellen von Rivian in Europa. Durch diese Testphase war es Rivian möglich, die Leistung, Sicherheit und Langlebigkeit seines Fahrzeugs unter verschiedenen klimatischen und geografischen Bedingungen zu optimieren. Dabei wurden auch die Funktionen verbessert, um so die Zufriedenheit der Fahrer:innen und die allgemeine Funktionalität des Fahrzeugs zu gewährleisten. Für Europa haben Amazon und Rivian, wie bereits erwähnt, einen kürzeren und schmaleren Van entworfen, der für den Verkehr in europäischen Städten ausgelegt ist.
Die Einführung der Rivian Elektrotransporter in Deutschland ist ein bedeutender Schritt in Amazons Bemühungen, seine Logistik grüner zu gestalten. Es ist ein klares Zeichen dafür, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen ernst nimmt und bereit ist, in Technologien zu investieren, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben, wie man uns versichert. Ferner setze man aber nicht nur darauf, die Transporter nachhaltig auf die Straße zu bringen, durch den angestrebten Antriebswandel. Künftig will man auch Bemühungen beim Mobilitätswandel hin zu alternativen Anlieferungsmethoden wie beispielsweise Lastenräder anstreben.
Nachhaltigkeit im Umgang mit Mitarbeiter und Partnern
Die Nachhaltigkeitsbestrebungen von Amazon zeigen sich nicht nur beim angestrebten Antriebs- / Mobilitätswandel. Auch auf die Mitarbeiter:innen wird viel Wert gelegt, wie man uns vor Ort versichert. Um dies sicherzustellen, binde man alle Partner an die Einhaltung von entsprechenden Regeln in ihren Verträgen. Gesetze zu Arbeitszeiten, zu Lohn usw., bilden hierbei die erste wichtige Säule, die vertragliche Verpflichtung zur Einhaltung des Code of Conduct von Amazon gehe dabei automatisch einher mit der Einhaltung der gesetzlich geregelten Themen.
Hier werden die Pakete für die Zustellung zugeordnet und dann in die E-Fahrzeuge geladen
Um sicherzustellen, dass dies eingehalten wird, greife die zweite Säule: Amazon auditiere Lieferpartner regelmäßig und auch verdachtsunabhängig. Die dritte Säule, die greift, wenn’s dann doch tatsächlich mal ein Problem geben sollte, ist die sogenannte Fahrerhotline. Diese gibt es in verschiedenen Sprachen und kann über Telefon, über Internet Formular oder E-Mail kontaktiert werden. Fahrer:innen melden dort ihre Probleme, woraufhin Amazon die Untersuchung startet und in den Austausch mit dem jeweiligen Partner geht.
Verstaut werden die Pakete unter anderem im Heck des Rivian EVD 500
Ferner trage Amazon seinen Teil dazu bei, dass Fahrer:innen auch während den Auslieferungen geschützt werden. Teils durch bereits erwähnte, durchdachte Systematiken am neuen Rivian Transporter, aber auch durch entsprechende Prozesse. „Unsere Scanner schicken den Fahrer nach sechs Stunden in die Pause und nach zehn Stunden geht er aus“, wie man uns vor Ort erläutert. Dabei geht der Scanner nicht wirklich aus, loggt den Fahrer:in aber aus der App aus, so dass diese:r nicht mehr weiterarbeiten kann. „Quasi ist das ein einfacher Mechanismus für uns, um Arbeitsschutz aufrechtzuerhalten.“ Die Pause kann natürlich entsprechend früher genommen werden. Sie wird aber nach sechs Stunden durch eine Automatik erzwungen.
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