Webasto lüftet Geheimnis der „grünen Batterie“
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In dieser Folge des Elektroauto-News.net-Podcast habe ich mit Hartung Wilstermann über die „grüne Batterie“ und die Nachhaltigkeitsbemühungen von Webasto gesprochen. Einem Unternehmen, das für seine Thermoumfänge und Dachlösungen bekannt ist. Aber auch im Bereich der E-Mobilität immer mehr Fuß fasst. Wilstermann, der die Batterieaktivitäten bei Webasto leitet, betont die Bedeutung einer nachhaltigen Batterie für die Zukunft der Mobilität. Er spricht über die Transformation von fossiler zu solarer Mobilität und wie Elektromobilität das Potenzial hat, Ressourcenverschwendung zu vermeiden.
Wilstermann hebt hervor, dass Webasto seit 2016 Batterien in sein Produktportfolio aufgenommen hat und sie ständig nach Wegen suchen, ihre Batterien nachhaltiger zu gestalten. Er spricht über die Bedeutung des „Mindsets“ sowohl im Unternehmen als auch in der Gesellschaft und wie dies die Entscheidungsfindung beeinflusst. Er betont, dass Nachhaltigkeit nicht nur ökologisch, sondern auch sozial und ökonomisch sein sollte.
Das Gespräch geht weiter auf die Herausforderungen und Möglichkeiten im Einkaufsprozess ein, insbesondere in Bezug auf die Auswahl von Lieferanten, die nachhaltige Praktiken verfolgen. Wilstermann spricht auch über die Bedeutung der Mitarbeiterentwicklung und wie Webasto seine Mitarbeiter ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Praktiken in ihrem täglichen Arbeitsleben zu verfolgen. Im Detail erfährst du in der Podcast-Folge selbst mehr darüber. Also los, reinhören.
Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.
Transkript zu Webasto und die Batterien: Das Herzstück der E-Mobilität
Sebastian
Hallo, Herr Wilstermann. Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, dass wir uns im Elektroauto-News.net Podcast ein Stück weit über die grüne Batterie unterhalten. Also wohl eine sehr nachhaltige Batterie, wie der Name vermuten lässt. Das gilt es jetzt aber natürlich noch ein Stück weit zu erörtern. Bevor wir da allerdings tiefer eintauchen, können Sie sich vielleicht selbst vorstellen und auch noch mal für die Hörer, die neu mit dabei sind, ein paar Worte über Webasto verlieren, damit wir eben auch wissen, mit wem er es da zu tun haben.
Hartung Wilstermann
Erst mal vielen Dank von meiner Seite. Ich freue mich sehr, dass ich über eines der Themen sprechen darf, die mir sehr am Herzen liegen. Und das ist in der Tat nicht nur die Batterie als solche, sondern auch die Batterie, wie sie uns in die Zukunft führt, sprich, eine nachhaltige Batterie. Zu mir selber, Hartung Wilstermann, ich leite die Batterieaktivitäten bei Webasto. Und für die, die Webasto vielleicht bisher nicht so gut kennen, bekannt ist wie Webasto für seine Thermoumfänge, also Standheizungen. Und sichtbar, beziehungsweise Weltmarktführer, ist Webasto im Bereich der Dächer und der Cabrios. Und damit passt das natürlich hervorragend, auch die Batterien, die wir seit 2016, glaube ich, in die Webasto-Gruppe mit aufgenommen haben, die sich da nahtlos einreiht in die Umfänge, die Webasto dann auch gut vertritt.
Sebastian
Jetzt haben Sie eben schon gesagt, die grüne Batterie und haben das Stichwort nachhaltige auch schon mal genannt. Das sind ja immer so, ich sage mal, zwei Schlagwörter dann, die auch unterschiedlich gedeutet werden können. Was versteht denn Webasto oder was verstehen Sie unter der nachhaltigen Batterie, damit wir das einfach auch ein Stück weit eingeordnet bekommen?
Hartung Wilstermann
Zum einen steht das Produkt selber natürlich schon für Nachhaltigkeit, auch wenn die Elektromobilität, wie wir sie in der Vergangenheit kennengelernt haben oder auch heute noch vorfinden, bisher nicht das ist, was sie als Technologie beherrscht, nämlich die völlige Emissionsfreiheit. Ich rede da immer von der Transformation von einer fossilen Mobilität zu einer solaren Mobilität. Diese Potenziale, die nutzen wir heute bislang nicht ganz, weil die Energie noch nicht so hergestellt wird, wie diese Energie hergestellt werden könnte, wenn man es nachhaltig betrachtet. Und das Zweite ist dann auch, die Produkte werden heute noch nicht so hergestellt, wie sie zukünftig herstellbar sind.
Aber, und deswegen habe ich vor 15 Jahren daran geglaubt, dass die Elektromobilität die Mobilität der Zukunft ist und glaube es umso mehr, nachdem es jetzt auch langsam Mainstream wird, sie bietet das Potenzial, uns dahin zu bringen, dass wir komplett ohne Ressourcen der Erde zu nutzen oder zu verschwenden, sprich Millionen alten Kraftstoff zu fördern und in viel Geräusch, Vibrationen, mechanische Arbeit und ein wenig Vortrieb umzusetzen. Diese Chance hat die Elektromobilität und das ist das, was ich auch darunter verstehe. Das Kernstück ist und bleibt bei dieser Art der Mobilität allerdings die Energiespeicherung. Das ist genau die Batterie. Und damit steht für mich die Batterie als solche als Produkt schon für das Thema, wie man nachhaltig Mobilität gestalten kann.
Sebastian
Jetzt haben Sie ja auch vorhin gesagt, dass Sie schon seit 2016 mit Webasto im Bereich der Batterie unterwegs sind. Wahrscheinlich da auch schon ein Stück weit durch Ihre Geschichte das Potenzial gesehen haben, wo es hingehen kann, die Reise. Wo sind wir denn da einzuordnen? Jetzt haben Sie vorhin gesagt, hier Potenzial, ohne Ressourcen auszukommen oder ohne Ressourcenverschwendung. Hat sich seit den letzten Jahren dann auch schon einiges getan bei euch und wenn ja, was?
Hartung Wilstermann
Das eine ist das Produkt selber. Da hat sich natürlich technologisch enorm viel getan. Ja, wir sind Energiedichten besser geworden, wir sind in den Produktionsverfahren besser geworden. Heute produzieren wir beispielsweise in Schierling unsere Batterie komplett CO₂-neutral, also emissionsfrei. Also, da hat sich enorm viel getan. Was sich aber für mich noch viel mehr bewegt hat und das eigentlich noch viel entscheidender ist, die Einstellung zu dem ganzen Thema Nachhaltigkeit, einmal in der Gesellschaft, aber auch dann speziell bei Webasto. Und da geht es nicht nur um die Produkte. Und das wäre der zweite Teil, den ich vorhin noch anfügen wollte.
Das Produkt selber ist das eine, aber dem Mindset, mit dem das Produkt erzeugt wird, ist der andere. Und das fängt tatsächlich bei den Menschen an, das fängt damit an, was esse ich in der Kantine, mache ich das Licht hinter mir aus, lasse ich das Wasser laufen. Also das sind alles Dinge, da mache ich nichts viel anders, aber ich mache es auf eine andere Art. Ich mache es bewusster und überlege mir bei jeder Entscheidung, welchen Einfluss hat das auf unsere zukünftige Lebensform, auf den Planeten.
Und das ist das, was für mich tatsächlich sich noch viel stärker verändert hat als das sichtbare Produkt, wenn ich heute sehe, wer alles sich Gedanken macht und welche Gedanken das sind, zum Beispiel in der Produktentwicklung. Ich kann etwas links oder rechts entscheiden. Ich kann ein Lieferant nehmen, der bereits nachhaltig denkt und auch umsetzt. Oder ich kann einen nehmen, dem es heute egal ist. Beide haben sie vielleicht aktuell dasselbe Produkt, aber der eine wird es in der Zukunft weiterentwickeln und der andere nur auf Druck hin. Und das ist für mich dann der ganz entscheidende Teil, die Art und Weise, wie gedacht wird. Und da hat sich in den letzten Jahren sehr, sehr viel verändert, zu sehen an uns selber, an mir selber, an meinen Kindern, was die mir so alles widerspiegeln und was ich auch noch nicht gut vorlebe, bis hin zu den Mitarbeitern und dann auch den Entscheidungen, die wir treffen, unsere Produkte noch nachhaltiger zu machen.
Sebastian
Gerade dieses Mindset, was Sie jetzt angesprochen haben, gab es ja das Schlagwort oder das schöne Beispiel mit den Lieferanten. Der eine ist vielleicht schon nachhaltiger unterwegs mit seinen Produkten, was vergleichbar ist, der andere nicht so ganz. Da, würde ich jetzt sagen, entscheidet man sich ganz klar für den nachhaltigeren. Was kommt jetzt dazu, wenn der Faktor Preis dann noch eine Rolle spielt bei euren Vorlieferanten? Wie entscheidet ihr euch da als Unternehmen? Habt ihr da auch das richtige Mindset oder wie stellt ihr euch dar auf?
Hartung Wilstermann
Das bringt uns zu der spannenden Frage, was genau die Nachhaltigkeit nun wirklich ist. Ist das nur etwas, was ich jetzt aktuell in diesem Moment auf dem Papier habe oder im Produkt oder ist es eine grundlegende Einstellung, wie ich die Dinge weiterentwickeln möchte? Das heißt, ich kann nicht sozusagen KPIs festmachen an CO₂-Verbräuchen.
Ich kann es aber auch festmachen an dem grundsätzlichen Gedanken zum Beispiel zu den Dingen, die man nicht immer mit Nachhaltigkeit verbindet, ich aber sehr wohl. Das ist das Thema soziale Nachhaltigkeit und auch das Thema ökologische. Das heißt, mache ich jetzt nur ein Produkt und das ein wenig nachhaltiger, oder denke ich gesamtheitlich und fange erst mal an, überhaupt etwas zu vermeiden, was ich nachher dann weder recyceln noch reusen muss, sondern das ist der Grundgedanke von der Nachhaltigkeit, wie ich sie verstehe, dass überhaupt erst mal beginnt darüber nachzudenken, was ich nicht brauche, ist das Beste von allen Möglichkeiten. Und das, was ich brauche, kann ich da mit weniger Einsatz hinkommen, also etwa weniger Materialeinsatz und weniger Energieeinsatz.
Da muss ich mir schon keine Gedanken mehr machen, wo ich diese Energie herbekomme, wenn ich sie gar nicht erst brauche. Und der nächste Schritt ist dann wirklich auch komplett Circular Economy zu denken, also wirklich auch in einem gesamten Kreislauf. Das, was ich verwende, ist das etwas, was ich in einem Kreislauf behalten kann, auch bei Produktionsmitteln beispielsweise? Und wenn man diese Aspekte alle mit reinbringt, dann kann man sehr schnell erkennen, ob ein Invest sich dann lohnt. Und das beantwortet jetzt die Frage. Wenn ein Lieferant mir heute gut aufzeigen kann, dass er vielleicht ein etwas teureres Produkt jetzt hat, das aber in die Zukunft einzahlt und mir damit für die Zukunft auch wieder den Vorteil bringt, den ich dann später teuer bezahlen müsste, dann ist das für mich ein sehr gutes Invest.
Also ich entscheide nicht einfach nur schwarz-weiß ist er teurer, billiger, sondern das ist eine sehr komplexe Bewertung, wo ich insbesondere die Art und Weise, wie ein Lieferant beispielsweise an die Nachhaltigkeitsthemen rangeht, mit berücksichtige. Und dann kann es tatsächlich sein, dass ich bereit bin, einen gewissen Preis heute dafür zu bezahlen, damit ich morgen zum einen die Nachhaltigkeit erreiche, aber zum anderen auch, und da sind wir auch beim Thema ökonomisch, einen Preisvorteil darüber habe. Muss ich dann auch wie ein Invest denken, das sich auszahlt am Ende. Also ist nicht alles nur, wir investieren Geld, damit wir besser sind und ein Wohltätigkeitsunternehmen.
Wir sind schon ein Unternehmen, das natürlich auch daran ist, Wettbewerbsfähigkeit zu sein und auch unsere entsprechenden Gewinne für die Zukunft zu erwirtschaften. Aber das kann ich machen, indem ich entweder in die eine Richtung oder in die andere Richtung investiere. Investieren muss ich bei all meinen Produkten. Und darüber lässt sich sehr wohl steuern, wie die Zukunft aussieht. Und da werden wir uns dann für den Lieferanten entscheiden, der mehr Richtung Nachhaltigkeit investiert als ein anderer.
Sebastian
Im Einkaufsprozess wird das dann auch schon aktiv mit abgefragt, auch diese, ich nenne es jetzt mal, weicheren Faktoren, die Sie ja auch aufgezählt haben? Also das wird auch betrachtet?
Hartung Wilstermann
Das wird mit betrachtet und in die Bewertung einbezogen, tatsächlich. Also insbesondere, wenn Lieferanten dann sehr ähnlich sind in der Preisgestaltung, ist das nachher das Zünglein an der Waage, das definitiv den Ausschlag Richtung nachhaltige Lieferantenstruktur bringen wird. Aber die Ziele werden auch nicht in den nächsten drei Jahren erreicht sein, sondern das ist ein sehr langer Weg. Das ist ein Marathon. Und diesen Marathon, den beginnt man trotzdem beim allerersten Schritt, zumindest mal die Richtung des Marathons.
Sebastian
Das stimmt, damit man zumindest in richtige Richtung losläuft. Und ist das auch etwas, was von euren Kunden dann aus der Automobilindustrie honoriert wird? Also sehen die das genauso? Weil ich habe einen Zuliefererhintergrund und weiß, grün, schön und gut, nachhaltig, auch toll. Wenn der Preis dann eben nicht so passt oder ein wenig teurer ist, dann wird leider meistens immer doch noch zum Grund vom Preis entschieden. Also wie könnt ihr das in der Kette auch weitergeben? Weil natürlich müsst ihr Geld verdienen. Natürlich wollt ihr noch Jahrzehnte unterwegs am Markt sein oder noch länger darüber hinaus. Aber wird es denn auch wertgeschätzt vom Markt an sich?
Hartung Wilstermann
Jetzt sage ich mal etwas, was vielleicht erst mal im ersten Moment eigenartig klingt, aber trotzdem auch eine Möglichkeit ist, den eigenen Weg Richtung Nachhaltigkeit zu steuern. Wir haben eben über Lieferanten gesprochen. Genauso kann man aber auch schauen, welche Kunden fordern das dann? Und dann kann man sich auch die Frage stellen, welche Kunden passen besser zu einem Lieferanten? Sprich, und in der glücklichen Lage sind wir, wenn man mehr Anfragen erhält als man tatsächlich annehmen kann, dann kann man auch Kunden danach sich ein Stück weit aussuchen, wer etwa die nachhaltigeren Anforderungen auch hat, um da dann auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit und den Vorsprung, den wir dort haben, einzubringen.
Das heißt also, wenn ich mir die Kundenlandschaft heute anschaue, dann ist es nicht so, dass wir dort nur ein wenig erfüllen, sondern es gibt Kunden, die das vehement einfordern. Und das sind dann natürlich auch genau die Kunden, auf die wir uns mehr orientieren und fokussieren, weil die dann auch eher bereit sind, uns bei diesem Weg mit zu begleiten.
Und zwar nicht nur begleiten, sondern auch wirklich einfordern. Und davon gibt es sehr viele. Also wenn ich mir die Kundenlandschaft heute ansehe, dann erkennen wir auch da, das eingangs zu der Frage, wie sich die Landschaft der letzten Jahre entwickelt hat, auch ein deutliches Umdenken und ein sehr starkes Einfordern dieser Themen von den Kunden.
Sebastian
Diese Forderungen werden dann auch honoriert, indem man eure Leistung, die ihr auch von den Zulieferern dann von euch bezieht, bezahlt werden? Oder ist es eher so, wir geben das jetzt auf die Zulieferer ab, wir wissen vielleicht selbst noch gar nicht, wie wir das erreichen wollen, die Nachhaltigkeit, die richtige, tiefgreifende, und geben jetzt, sage ich mal, nur den Druck weiter und kann dann hinterher sagen, okay, wir haben die grüne Batterie von Webasto, jetzt beispielsweise? Können Sie das noch ein Stück weit einordnen?
Hartung Wilstermann
Ja, sehr gerne. Also erst mal ist es völlig normal, dass der Kunde etwas fordert und erwartet, dass der Lieferant das umsetzt. Das ist völlig normal. So machen wir das mit unseren Lieferanten ganz genauso. Das heißt, die ganze Lieferantenkette basiert erst mal darauf, dass man eine Anforderung hat, die dann auch weitergegeben wird. Also das ist ganz normal. Das andere ist dann aber, wenn wir sehen, dass wir an irgendeiner Stelle Schwierigkeiten haben, eine Forderung umzusetzen, weil wir die Mitarbeit etwa des Kunden benötigen, dann ist das ein gemeinsamer Weg.
Und das erkennen wir auch, dass die Kunden selbst dort, wo sie bisher nicht absehen konnten, was zum Beispiel neue Gesetzgebung wirklich an Auswirkungen hat, wenn man dort dann in überraschende Erkenntnisse geht, wie kann ich dann diesen Weg gemeinsam mit meinem Kunden zusammen gehen? Und deswegen ist die Frage gar nicht so schwarz-weiß zu beantworten, sondern ist tatsächlich ein gemeinsames Sammeln von Erkenntnissen. Und auch da würde ich gerne noch mal Saint-Exupéry ein wenig strapazieren: Wichtig ist nicht, dass man weiß, wie man seine Werkzeuge benutzt, sondern die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.
Das heißt, überhaupt erst mal die gleiche Vision zu haben und das gleiche Ziel. Das heißt, dass man dort hin möchte, wo das Produkt nachhaltiger entwickelt, produziert und verwendet wird. Es gibt ja auch die Scope drei. Für diejenigen, die die Fachwörter nicht wissen, der Bereich, auf den das Produkt dann nachher tatsächlich im Lifecycle auch Auswirkungen hat auf unsere Einstufungen in der Nachhaltigkeit. Das ist ja etwas, was man mit dem Kunden gemeinsam bewertet und auch angeht.
Sebastian
Und ihr geht das ja jetzt auch im Moment schon, ich sage mal, beispielhaft an. Wir haben ja vorhin gesagt, das Mindset, Gesellschaft. Im Unternehmen muss es aber auch verankert sein. Und Schierling habt ihr ja als gutes Beispiel, glaube ich, auch, wo ihr genau diese Aspekte, konnte ich mich ja vor Ort schon davon überzeugen, soziale, ökologische und auch ökonomische Aspekte, umsetzen könnt. Vielleicht können Sie da unsere Hörer auch mal abholen, wie Sie denn auch schon jetzt auf aktuellem Stand die Batterie nachhaltiger denken umsetzen, damit man da eben auch dementsprechend einen geringeren CO₂-Fußabdruck bekommt.
Hartung Wilstermann
Genau, hier wird es jetzt so ein bisschen konkreter. Das eine war der Weg, den ich eben beschrieben habe und dass das ein gemeinsamer Weg ist, wo auch viel Überraschungen auftauchen. Das andere ist, was haben wir ganz konkret heute als Ideen, wie wir das machen können. Sie haben schon erwähnt, in Schierling haben wir sehr viele Maßnahmen umgesetzt, wie wir unsere Batterie nachhaltig produzieren können, beispielsweise Photovoltaik installiert. Wir haben unsere eigenen Speicher genutzt, um auch stationäre Speicher mitzunutzen und Energiebedarfe auszugleichen, dass wir auch Sonnenenergie sauber nutzen können.
Wir denken auch in die Zukunft bereits mit Blockheizkraftwerken, die ja mit grünem Wasserstoff funktionieren. Also das ist alles vorbereitet und bereits Realität. Das andere ist dann das Produkt selber. Hier denken wir auch darüber nach, wie kann man Materialien verwenden, die wir dann auch entweder durch das Thema Vermeiden erst gar nicht benötigen oder Hilfsstoffe in der Produktion beispielsweise. Das zweite ist dann, welche Materialien lassen sich nachher dann auch leichter reparieren? Also das ganze Thema Reparieren vor Wegschmeißen oder Wiederverwenden, also Second Use.
Und der nächste Schritt ist dann die Weiterverwendung der Batterie nach dem Autoleben, das heißt Second Life und Reuse. Dann nutzen wir dann zum Beispiel die Batterien bei uns selber als Stationärspeicher. Eine der konkreten Anwendungen, die es heute schon gibt. Und das nächste ist, dass bei der Gestaltung der Batterien von Anbeginn an das Zerlegen der Batterie und damit auch das teilweise Weiterverwenden von Einzelkomponenten oder, was dann nicht weiterverwendbar ist, das Recyceln berücksichtigt wird. Das heißt also, man macht sich bereits bei der Geburt der Batterie Gedanken darüber, was am Ende des Lifecycles mit der Batterie passieren wird.
Und auch dort entsprechend ist viel in der Entscheidung, wie wir es machen, möglich. Was gar kein Geld kostet oder kein zusätzliches Geld bei dem Produkt. Ein Beispiel wäre, wie schraube ich meine Batterie zu oder klebe ich sie zu. Wenn beides gleich kostengünstig ist, kann ich mich für die leichtere Maßnahme, die später ein Öffnen ermöglicht, entscheiden. Und dann schraube ich die Batterie, statt dass ich sie zum Beispiel klebe. Und das beantwortet auch noch mal die Frage von vorhin, ist es automatisch immer teurer?
Nein, manchmal erfordert es nur die richtige Entscheidung für eine Technologie, die hinterher die Wiederverwendbarkeit oder das Reparieren oder Recyceln der Batterie leichter ermöglicht.
Sebastian
Wie schafft ihr dann die Grundlage dafür, dass ihr in den Momenten die richtige Entscheidung trefft? Also habt ihr dann auch Experten, die sich damit beschäftigen? Weil natürlich leuchtet mir das ein, dass ich die Schrauben einfacher rausbekomme, als den Kleber dann mit etwaigen Mitteln zu lösen. Aber dieses Wissen muss ich ja auch erst mal hineinbekommen. Und das wird ja jetzt wahrscheinlich eines der offensichtlichsten Beispiele sein.
Hartung Wilstermann
Also das Schöne ist, Webasto verfügt dort über alle Kompetenzen und Experten, die man braucht, um sowohl das eine oder das andere machen zu können. Und es gibt auch Anwendungsfälle, da muss man beispielsweise kleben, weil es die einzige Möglichkeit ist. Dann werden wir das auch tun und können. Das andere ist aber, dass, wenn man diese Expertise erst mal im Haus hat, die Entscheidung letztendlich in jedem Moment getroffen, indem ein Entwickler darüber nachdenkt, was er tut, oder ein Produzent darüber nachdenkt, wie zu produzieren ist. Und das bringt mich wieder zurück zu diesem Thema Mindset.
Das heißt, in dem Moment, in dem ich überlege, wie möchte ich jetzt das Produkt gestalten, sollte ich im Hinterkopf halten, dass es nicht nur zertifizierbar sein muss, dass es nicht nur konkurrenzfähig sein muss, dass es nicht nur die Lastenheftanforderungen des Kunden erfüllen muss. Das sind alles Dinge, die immer im Hintergrund mitschwingen, in jedem Entwicklergehirn. Und wenn ich dort jetzt noch mit hinein bekomme, es muss auch den Nachhaltigkeitsgedanken folgen, dann habe ich auch diesen Aspekt mit dabei.
Und das bringt mich ganz stark zurück zu dem Thema Mindset. Und der fängt im Kleinen an, insbesondere beim Vorleben. Und ganz am Ende ist es für mich das, was ich unter Leadership verstehe. Das heißt, wie lebe ich als Führungskraft mein eigenes nachhaltiges Leben schon mal vor in der Firma, zu Hause? Wie sehr thematisiere ich diese Gedanken, beispielsweise in Town Halls oder wenn ich mit Mitarbeitern diskutiere? Wie sehr mache ich auch das zum Thema, wenn ich mit einer Führungskräften zusammensitze, so wie das Thema Gesundheit oder Gesunderhaltung, Arbeitssicherheit?
All diese Themen muss ich ja auch regelmäßig thematisieren und auch wiederholen. Und genau im gleichen Atemzug kann ich dann auch sagen: Und denkt auch daran, alles, was ihr tut, muss auch diesem Leitgedanken der Nachhaltigkeit mit unterliegen. Und so bekommt man dann dieses Thema in die Mannschaft hinein. Und dann wird in dem Moment, wo der Experte, jetzt kommen wir wieder zurück, darüber entscheidet, ob er jetzt klebt oder ob er jetzt schraubt, wird er, wenn das entsprechend im Mindset verankert ist, und das ist es bei Webasto, sich dann für die Methode entscheiden, die eine nachhaltige Batterie fördert.
Sebastian
Das leuchtet auch ein und beantwortet auch meine Frage. Mindset ist intrinsisch motiviert, also wie kann ich es antreiben? Aber das haben Sie, glaube ich, ganz gut ausgeführt, damit man dem auch nachgeht. Das heißt aber im Umkehrschluss auch, es werden wahrscheinlich auch Konsequenzen folgen müssen, wenn einzelne Mitarbeiter sich vielleicht auch da komplett gegen verwehren, wie es ja auch in anderen Bereichen, Unternehmen dann vorkommt, weil sonst beschneidet ihr euch ja auf dem Weg zur grünen Batterie.
Hartung Wilstermann
Absolut. Und das ist jetzt auch eines meiner Lieblingsthemen, die außerhalb des Produktes liegen. Also im Produkt ist das ja relativ leicht beschreibbar, aber für mich ist die wahre Nachhaltigkeit auch in ganz anderen Bereichen zu sehen, zum Beispiel in unserer Personalarbeit. Menschen gehen üblicherweise dort hin, wo sie sich verstanden fühlen und Wertschätzung bekommen. Wenn jetzt ein Unternehmen wie Webasto Wertschätzung gibt für das nachhaltige Denken, dann werden auch die Menschen dort hingehen, die dafür die Wertschätzung auch haben möchten.
Das heißt also, auch über das Thema Leadership bekommen wir damit dann auch die Menschen, die in der Zukunft die Nachhaltigkeit bestimmen und entscheiden werden. Also das Ganze ist nicht singulär zu sehen, sondern das ist tatsächlich ein gesamter Organismus, ein komplettes Ökosystem, in dem bestimmte Entscheidungen am Anfang dazu führen, wen man an Bord bekommt. Diese Menschen werden dann wiederum stärker in diese Richtung gehen. Und deswegen noch mal der Marathon. Wenn ich im ersten Schritt bereits in die richtige Richtung gehe und unterwegs dann die notwendige Unterstützung, zum Beispiel die richtigen Mitarbeiter bekomme, dann wird dieser Weg sich selbst verstärken und immer weiter in diese Richtung gehen.
Sebastian
Schierling ist ja auch ein gutes Beispiel, was wir gesehen haben oder auch vor Ort erleben können, dass ihr ja auch eure Mitarbeiter da weiterentwickelt, dass, ich sage mal, auch der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin vom Band entsprechende Verantwortung übernehmen kann. Da lebt ihr das ja auch wieder als Unternehmen dann sozusagen vor. Und transferiert ihr das dann, eben diesen Ansatz, auch das Mindset, was ihr eben da im Kleinen, in Anführungsstrichen, schon habt, dann auch komplett über eure verschiedenen Niederlassungen hinweg?
Hartung Wilstermann
Also ich musste an der Stelle schon deutlich sagen, wenn es nicht wirklich von der Führung des Unternehmens gewünscht wäre, würde man sich sehr schwertun. Dann würde ich auch in dem Bereich der Batterie mich sehr schwertun, wenn ich gegen ein existierendes System anarbeiten müsste. Das Gute ist, das tun wir nicht, sondern bei uns ist die Nachhaltigkeit wirklich vom Besitzer, von den Besitzern, über den Vorstand gewollt und gesetzt. Und auch hier erlebe ich immer wieder, dass auch ich die Wertschätzung dann bekomme, wenn ich meine entsprechende Verantwortung so einsetze, dass sie auf das Thema Nachhaltigkeit des Gesamtunternehmens einbezahlt.
Das fängt an bei den Produkten, ganz klar, geht aber auch zum Beispiel in den Bereich des Office, also der, ich sage heute immer, Begegnungsstätte. Gearbeitet wird auch viel von Zuhause, aber da, wo ich mich treffe, in der Arbeit, wenn ich da schaue, wie wir unser Gebäude gestaltet haben, wir haben jetzt gerade ein neues Gebäude bezogen, auch dort erkennt man an wirklich allen Ecken, dass das nachhaltig gedacht ist. Und zwar einmal im Sinne von wie viel Energie verbraucht dieses Gebäude beispielsweise, zum anderen aber auch, wie kann ich es den Menschen sichtbar machen, wenn sie zur Arbeit kommen, dass sie das Stichwort Nachhaltigkeit, und da kommen wir jetzt auch wieder langsam zur grünen Batterie, dass das wirklich auch erlebbar, spürbar und fühlbar ist.
Also wenn ich bei uns die Treppe hochgeht, dann sehe ich eine Mooswand, das tut etwas mit mir. Wenn ich mich dann niederlasse auf nachhaltigen Möbelstücken, wenn ich Holz um mich herum habe, das tut etwas mit mir und beeinflusst auch meine Arbeit, obwohl sie ja nicht direkt im Produkt wiederzufinden ist. Und das ist auch das, warum wir jetzt unsere Greener Battery ausgestellt haben. Sehr provokant aus Holz, damit man hier auch wirklich diese Botschaft versteht. Nein, es wird morgen keine Holzbatterie von Webasto geben, aber es wird die Aspekte darin geben, die sich aus diesen Gedanken im Produkt dann wiederfinden. Also etwa das Thema schrauben statt kleben, zum Beispiel das Thema, dass ich meine Energiebox, also das BMS, außerhalb der Batterie habe und damit leichter wechseln kann und nicht die ganze Batterie wegschmeißen muss, wenn eine Elektronikkomponente kaputt geht, und solche Aspekte.
Und das spielt alles zusammen und wird koordiniert in einem Projekt, das wir Greener Battery nennen. Und auch da geht es nicht darum, dass es ein Produkt ist, sondern es ist eine ganze Idee. Es ist ein Prozess, es ist eine Mindset-Veränderung, dass jeder versteht, dieses Thema hat einen sehr hohen Stellenwert bei Webasto und wir werden dort auf dem langen Marathon Stück für Stück in eine grünere Zukunft gehen. Dafür steht dieses Wort Greener Battery.
Sebastian
Bei einem Marathon weiß man ja ganz klar, ich sag mal, wie lang ein Marathon ist schlussendlich und wie viel Kilometer man zurücklegen muss, um den zu erreichen. Habt ihr euch ein Ziel gesetzt, dass diese grünere Batterie… Gibt es da Zwischenziele dafür, dass man da voranschreiten kann und wann die zumindest auf Grundlage aktueller Informationen und Daten, die euch vorliegen, erreicht ist?
Hartung Wilstermann
Auch da ist das schöne, dass es sehr konkret ist. Wir haben uns ganz klare Ziele als Webasto vorgenommen. Wir werden im Vergleich zu ’21 im Jahre 2030 unsere CO₂-Erzeugung auf die Hälfte reduzieren. Bis ’45 werden wir auf Net-Zero kommen. Und da wir als Batterie natürlich insbesondere innerhalb der Webastogruppe auch für die Nachhaltigkeit stehen mit dem Produkt, haben wir uns da noch ein klein wenig mehr vorgenommen. Zum Beispiel in Schierling haben wir heute davon einiges realisiert. Dort sind wir bereits in der CO2-freien Produktion. Und in anderen Regionen sind wir auf dem gleichen Weg. Ich bin überzeugt davon, wir werden diese Ziele auch noch schneller erreichen, als das für die Gesamtfirma als Ziel vorgegeben ist. Und als gesamt Webasto werden wir auch unsere Ziele früher erreichen, als das von Gesetzgebung, beziehungsweise auch von dem ein oder anderen, vorgeschrieben ist und da auch schauen, dass wir wirklich in die Vorreiterrolle gehen.
Sebastian
Vielen Dank für den Einblick, den Ausblick und für Ihre Zeit, Herr Wilstermann.
Hartung Wilstermann
Ich bedanke mich ganz herzlich.
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