So will Chery Europa erobern
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Mit Chery zieht es den nächsten chinesischen Großkonzern nach Europa. Anders als mancher Wettbewerber aus dem Reich der Mitte lässt Chery seinen Kunden die Wahl, für welche Marke sie sich entscheiden und welche Antriebsform die bevorzugte ist.
Chery lässt Fahrer:in die Wahl des Antriebs
Chery wollte nicht der Erste sein und auch nicht der Zweite. Doch da Europa nun bereit scheint für die chinesischen Automarken, steigt der nächste Autobauer auf den nach wie vor umkämpftesten Markt der Welt ein. Chery schaut nach Europa und will insbesondere in Deutschland punkten, denn wer es hier schafft, der hat das Zeug, die ganze automobile Welt zu erobern. Nach Spanien, Mexiko, Israel, der Türkei, Kuwait, Australien und Neuseeland, jetzt also Deutschland. Dieses Unterfangen ist schon schwer genug, wenn man eine Marke platzieren will.
Doch Chery bringt anders als so mancher Wettbewerber gleich ein Dreigestirn an den Start. Die Namen: Omoda, Jaecoo und Exlantix – Kunstbegriffe, die den hiesigen Kunden nicht viel sagen und sich vornehmlich gut anhören sollen. Obwohl sich Chery mit diesem Dreiklang verzetteln könnte, besteht die Gefahr der Kannibalisierung. Doch Chery Automobile International Executive Vice President Charlie Zhang verweist darauf, dass diese Marken unterschiedlich positioniert sind. Das geht beim Design los und endet bei der Technologie. Bei der Entwicklung der Vehikel kooperiert Chery mit Huawei, dem Batteriegiganten CATL und renommierten Zulieferern wie Bosch oder Magna. Allerdings fürchtet der chinesische Autobauer eine Abhängigkeit wie der Teufel das Weihwasser und behält die Batterie, die Controller sowie die Elektromotoren in der eigenen Hand.
Exlantix als Luxusmarke von Chery kommt später nach Europa
Die rein elektrische Premium-Marke Exlantix nimmt bei diesem Trio eine Sonderrolle ein und kommt etwas später nach Europa. Den Anfang machen ein SUV namens EOY und eine Limousine EO3. Beide Modelle werden 4,90 Meter lang sein und einen Radstand von drei Metern haben. In China sollen beide Fahrzeuge im nächsten Monat auf den Markt kommen. „Die EOX- Plattform ist rein elektrisch und für uns strategisch sehr wichtig“, verdeutlicht Charlie Zhang. Zu Beginn bietet die EOX-Plattform zwei Batteriegrößen an: eine mit 64 Kilowattstunden für eine Reichweite von 430 Kilometern und eine mit 82 kWh, mit der die Vehikel mehr als 500 Kilometer weit kommen sollen. Die nächste Evolutionsstufe ist schon in Planung, dann sollen mehr als 700 Kilometer drin sein. Zusammen mit CATL tüftelt Chery an Akkus mit einer Energiedichte von sechs Kilowattstunden pro Kilogramm.
Dank der 800-Volt-Technologie sollen 200 km in zehn Minuten geladen und die Batterie in 20 Minuten auf 80 Prozent gefüllt sein. An Leistung mangelt es den Stromern nicht: sie sollen den Standardsprint von null auf 100 km in weniger als vier Sekunden absolvieren. Der Dual-Vektor Elektromotor leistet 400 kW / 544 PS bis 500 kW / 680 PS. Dennoch soll sich der Verbrauch der Autos bei 12 kWh/100 km einpendeln. Dementsprechend ist das Design der beiden BEVs sehr aerodynamisch angelegt.
Bleiben noch die anderen beiden Chery-Marken. „Omoda sind die Crossover aus der Zukunft für die Zukunft und Jaecoo sind SUVs im Stil von Land Rover“, erklärt Charlie Zhang und verweist lächelnd auf die Tatsache, dass man mit dem britischen Geländewagenbauer ein Joint Venture betreibe. Kein Wunder, dass der 4,40 Meter lange Jaecoo 7 aussieht wie ein Land Rover Evoque. Stimmen die Qualität und der Preis, hat dieses Vehikel auch in Deutschland gute Chancen. Der größere Jaecoo 8, der dem Range Rover nachempfunden ist, steht ebenfalls in den Startlöchern.
1,4 Millionen Fahrzeuge pro Jahr bis 2030
Die Ziele sind ambitioniert: Bis 2030 will Chery jährlich weltweit 1,4 Millionen Fahrzeuge von Omoda und Jaecoo verkaufen. „Wir wachsen wie ein Helikopter“, strahlt Charlie Zhang und zeigt auf eine Kurve mit Zulassungszahlen, die steil nach oben geht. Deutschland nimmt in dieser Gleichung eine zentrale Rolle ein. Los geht es im Frühjahr nächsten Jahres mit dem Omoda 5, einem 4,40 Meter langen kompakten. Crossover, der gegen den BYD Atto 3 und den Cupra Ateca antritt. Die spanische Marke hat es den Chinesen ohnehin angetan. „Wir wollen mit Emotionen und einem fairen Preis überzeugen“, sagt Charlie Zhang.
Doch sind nicht die einzigen Argumente: Die Käufer sollen die freie Antriebswahl haben und nicht vorgegebenen Pfaden folgen. Der Omoda 5 kommt zunächst mit einem Verbrennungsmotor und erst danach als BEV-Variante mit einer WLTP-Reichweite von 450 Kilometern. Auch ein Plug-in-Hybrid ist denkbar. In China erfreuen sich Teilzeitstromer laut dem Chery-Manager großer Beliebtheit. Bald sollen die Fahrzeuge bis zu 200 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein. Dazu sind große Batterien nötig. „Volkswagen war sehr stark in China, aber jetzt haben sie mit einer großen Herausforderung zu kämpfen. VW hat jahrelang SUVs und Limousinen für 100.000 bis 150.000 Yuan verkauft. Wir bieten PHEVs für den gleichen Preis an. Die Leute wissen, dass das die bessere Technik mit weniger Verbrauch ist. In China ersetzt der PHEV die reinen Verbrennungsmotoren“, weiß Charlie Zhang.
Chery setzt auf die Vorlieben der Heimat-Kunden. Ein Infotainment mit großen Bildschirmen ist bei allen Modellen gesetzt. Auch da haben die Chinesen bei den Europäern genau hingeschaut. In den Autos findet man klassische flache Monitore, gekrümmte und eine Anordnung, die verblüffende Ähnlichkeit mit Mercedes‘ Hyperscreen hat. Die europäische Automobilwelt scheint auf den selbstbewussten Manager nicht allzu viel Eindruck zu machen. Falls die Landung in Deutschland glückt, sollen die Autos auch hier gebaut werden. Verhandlungen mit hiesigen Herstellern über Produktionsstätten laufen bereits.
Dazu hat Zhang sich schon verschiedene Fabriken angeschaut. „Die sind sehr alt“, lautet das vernichtende Urteil. Der selbstbewusste Chery-Mann verweist im gleichen Atemzug auf ein neues Werk in China mit einem Automatisierungsgrad von 95 Prozent. Der Blick geht nach vorne. Die nächste Generation der Modelle der Chery-Submarken wird noch ausdrucksstärker sein, mehr Batmobil als geschmeidiger Gleiter und auch das autonome Fahren Level 4 will der chinesische Autobauer so schnell wie möglich realisieren. Allerdings zunächst in der Heimat.
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