Schwere Unfälle und Umwelt-Havarien: Probleme im Tesla-Werk Grünheide
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Was ist bloß los in Grünheide? In Teslas Gigafactory häufen sich Medienberichten zufolge Arbeitsunfälle in besorgniserregendem Ausmaß. Die IG Metall habe den Autobauer aufgefordert, dringende Verbesserungen im Bereich des Arbeitsschutzes vorzunehmen. Und auch die Politik schaltet sich nun ein …
Vor mehr als eineinhalb Jahren hat der Elektroautobauer Tesla eine Fabrik im Wald von Grünheide eröffnet, gut 30 Kilometer von Berlins Mitte entfernt. Heute ist Tesla mit rund 11.000 Mitarbeitern Brandenburgs größter Industriearbeitgeber. 5.000 Autos pro Woche würden in der Fabrik hergestellt, teilte der Konzern Ende März mit. Seither scheint es dort allerdings nicht ganz rund zu laufen, wie aus mehreren Medienberichten hervorgeht.
Zuerst Umweltkritik beim Bau, dann Corona und Lieferkettenprobleme, gefolgt von Konflikten um Wasser und Arbeitsdruck, dann noch Streit zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft. Wie mehrere Medien berichten, trennte sich das Unternehmen von zahlreichen Leiharbeitern, Sonderschichten wurden gestrichen. Zu allem Übel jetzt auch noch Probleme beim Arbeitsschutz. Seit Produktionsbeginn habe sich die Anzahl der Arbeitsunfälle in besorgniserregender Weise erhöht, wie die Tagesschau unter Berufung eines Berichts des Magazins „Stern“ berichtet. Eine Investigativ-Recherche habe zahlreiche Umwelt- und Arbeitsschutzverstöße aufgedeckt, was auch bislang unveröffentlichte Dokumente von Behörden und Rettungsdiensten zeigen würden.
Tesla soll zwischen Juni und November 2022 mindestens 190 meldepflichtige Unfälle angegeben haben | Bild: Tesla
IG Metall fordert besseren Arbeitsschutz
Laut einer Aktennotiz des Landesamts für Arbeitsschutz hätten sich auf dem Werksgelände über einen längeren Zeitraum „fast täglich Unfälle“ ereignet. Tesla selbst gab zwischen Juni und November 2022 sogar mindestens 190 meldepflichtige Unfälle an, heißt es auf Tagesschau.de weiter. Arbeitsunfälle müssen in Deutschland gemeldet werden, wenn der Betroffene tödlich verletzt wird oder mehr als drei Tage arbeitsunfähig ist. Zusätzlich sollen Unterlagen der Rettungsstellen offenlegen, dass bereits im ersten Jahr nach der Eröffnung 247 Mal ein Rettungswagen oder Hubschrauber im Werk zum Einsatz kommen mussten – dies seien etwa dreimal so viel wie im Audi-Werk in Ingolstadt.
Die IG Metall habe daraufhin Tesla aufgefordert, den Arbeitsschutz für die Beschäftigten in der Fabrik zu verbessern und betont, dass die Gesundheit der Arbeitnehmer Vorrang haben sollte. Die Gewerkschaft äußerte auch ihre langanhaltende Besorgnis über die Arbeitsbedingungen in der Fabrik, in der zahlreiche Mitarbeiter von Unfällen und gesundheitlichen Belastungen berichten. In einigen Bereichen führten diese Belastungen sogar zu Krankenständen von bis zu 40 Prozent. Das Management reagiere auf diese Herausforderungen oft mit Druck auf die kranken Mitarbeiter, anstatt die Ursachen anzugehen, und versuche, die gleiche Produktionsmenge mit weniger Personal zu erreichen.
Seit der Eröffnung der Fabrik wäre es auch zu mehreren Umweltvorfällen gekommen. Tesla habe bisher insgesamt 26 Umwelt-Havarien gemeldet, darunter das Auslaufen von Lacken, Diesel und Bränden. Dies gehe laut Tagesschau aus Informationen des Brandenburger Landesamts für Umwelt hervor, über die der „Stern“ berichtet hat und die auch der Nachrichtenagentur dpa vorlägen. Besonders besorgniserregend: Ein Teil des Werkgeländes befindet sich in einem Wasserschutzgebiet. Die Havarien umfassten konkrete Vorfälle wie den Austritt von 15.000 Litern Lack und 13 Tonnen Aluminium. Der „Stern“ habe außerdem berichtet, dass nach einem Brand im September 2020 bis zu 300 Liter Löschwasser im Boden versickerten, außerdem wären im Mai 2023 in einer Tankstelle auf dem Gelände 250 Liter Diesel ausgelaufen. Das Landesumweltamt habe sich nicht dazu geäußert.
Die ausgelassene Stimmung am Eröffnungstag des Tesla-Werks dürfte vorüber sein, seither hat der Standort immer wieder mit Problemen zu kämpfen | Bild: Tesla
„Jeder Arbeitsunfall ist einer zuviel“
Der Leiter des Ökosystems am Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Martin Pusch, warnte vor einer grundsätzlich hohen Gefährdung des Trinkwassers aufgrund der geringen Rückhaltekapazität des Untergrunds. Tesla habe jedoch Bedenken hinsichtlich dieser Gefahr zurückgewiesen. Unterdessen habe der Landkreis Oder-Spree mitgeteilt, dass die Umwelt-Havarien in Grünheide keine negativen Auswirkungen auf das Grundwasser hatten.
Laut einem Bericht der Frankfurt Allgemeinen Zeitung (FAZ) habe sich nun die Politik eingeschaltet, groß unternommen wurde bisher aber nichts. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) habe den E-Autohersteller Tesla nach einem Bericht über gehäufte Arbeitsunfälle und Umwelt-Havarien lediglich zu mehr Transparenz aufgerufen. „Jeder Arbeitsunfall ist einer zuviel. Tesla muss auftretende Probleme beseitigen und mit öffentlichen Vorwürfen transparent umgehen. Sonst wird Vertrauen verspielt“, sagte Woidke laut FAZ der Deutschen Presse-Agentur. Dem „Tagesspiegel“ habe der Regierungschef außerdem gesagt: „Tesla muss diese Vorwürfe aufklären, und zwar restlos. Tesla muss Transparenz herstellen.“
Es läge im eigenen Interesse von Tesla, Arbeits- und Umweltschutz ernst zu nehmen, habe der Politiker weiter gesagt. Er wies den Vorwurf mangelnder Kontrollen zurück und betonte, dass die Arbeitsschutzbehörde regelmäßige Vor-Ort-Inspektionen durchführe, einschließlich unangemeldeter Besuche. Aufgrund der Größe der Fabrik habe es seit der Bauphase sogar häufigere Kontrollen gegeben als in anderen Betrieben.
In einigen Bereichen des Werks Grünheide gäbe es Krankenstände von bis zu 40 Prozent. Das Management reagiere auf diese Herausforderungen oft mit Druck auf die kranken Mitarbeiter und versuche, die gleiche Produktionsmenge mit weniger Personal zu erreichen, so der Vorwurf | Bild: Tesla
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil „tief besorgt“
Die Forderung nach einem Untersuchungsausschuss im Brandenburger Landtag stoße derzeit auf wenig Zustimmung. Obwohl die AfD und die Freien Wähler grundsätzlich für den Vorschlag des Linksfraktionschefs Sebastian Walter offen sind, lehnen die beiden anderen Oppositionsfraktionen die Einrichtung eines Ausschusses vor den Landtagswahlen 2024 ab. AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt erklärte, dass er sich vorstellen könne, die Tesla-Ansiedlung im zukünftigen Landtag zum Thema eines Untersuchungsausschusses zu machen. Dies würde aber „acht Monate vor dem praktischen Ende dieser Legislaturperiode“ keinen Sinn machen.
Auch die Grünen im Landtag forderten von Tesla Maßnahmen zur Reduzierung von Arbeitsunfällen und erwarten, dass das Unternehmen den Sachverhalt aufklärt und darlegt. Zudem, welche Maßnahmen es ergreift, um die Zahl der Arbeitsunfälle zu verringern. Der Fraktionsvorsitzende Benjamin Raschke betonte, dass jedes Unternehmen in der Pflicht sei, so wenige Arbeitsunfälle wie möglich zu gewährleisten. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil äußerte sich „tief besorgt“ über die Situation.
Quellen: Tagesschau – Auffällig viele Arbeitsunfälle in Tesla-Fabrik / Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) – Nach Arbeitsunfällen und Havarien – Woidke fordert Transparenz von Tesla / Stern – Schwere Arbeitsunfälle und Umwelt-Havarien in Tesla-Fabrik
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