Frank Mühlon über die Zukunft von Elektroautos und Ladeinfrastruktur
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Frank Mühlon, ein renommierter Experte in der Welt der Elektromobilität, teilt seine umfassenden Kenntnisse und persönlichen Erfahrungen im Bereich der Ladetechnologien für Elektroautos, mit Franz W. Rother von Edison. Als ehemaliger CEO von ABB e-Mobility und aktueller CEO- und Board Adviser in der Clean Tech-Branche, bringt Mühlon eine neue Perspektive in die Diskussion mit Rother ein.
Passenderweise hat man sich hierzu zum „Ladetalk“ an der Ladestation von Fastned in seiner Heimatstadt Aschaffenburg getroffen. Mühlon selbst fuhr mit einem Audi e-tron vor. Ein Elektroauto, das aufgrund des Platzangebots den Weg zum ehemaligen CEO von ABB e-Mobility gefunden habe. Trotz seiner Begeisterung für den elektrischen Antrieb merkt er gegenüber Rother kritisch an, dass der Audi e-tron im Hinblick auf Effizienz nicht ganz seinen Erwartungen entspricht, insbesondere aufgrund des hohen Stromverbrauchs.
In seinem Alltag lege Mühlon jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Kilometer zurück. Er betont die Wichtigkeit von Fahrkomfort, speziell bei seinen häufigen Pendelfahrten zwischen der Schweiz und Deutschland. Die Effizienz des Audi e-tron sei dabei ein zweischneidiges Schwert: In der Schweiz, mit ihrem Tempolimit, ist der Verbrauch akzeptabel, doch in Deutschland steige der Verbrauch aufgrund höherer Geschwindigkeiten überdurchschnittlich an. Und klar ist auch, je schneller sich der Akku leert, desto schneller und öfter muss nachgeladen werden.
Beim Thema Laden teilt Mühlon seine Präferenzen und Herausforderungen entsprechend mit. In Deutschland nutzte er demnach hauptsächlich eine Wallbox in seiner Garage, während er in der Schweiz aufgrund von Einschränkungen durch die Eigentümergemeinschaft und einen schwachen Netzanschluss auf öffentliche Ladestationen angewiesen sei. Einen gesetzlichen Anspruch auf eine Wallbox gibt es in der Schweiz anders als in Deutschland noch nicht. Unterwegs bevorzuge er Ionity-Stationen, die ihm einen vergleichsweise günstigen Stromtarif böten. Hier lädt er, dank seines Audi-Tarifs, für durchaus günstige 0,34 Euro pro kWh. Dabei setze er allerdings nicht nur auf einen Tarif. So komme neben der Audi-Karte die mobility+-Karte von EnBW sowie noch eine Karte von SwissCharge zum Einsatz. Zudem greife er auch auf entsprechende Apps zurück.
Sein erstes Elektroauto, ein BMW i3, erwarb Mühlon 2016. Trotz der damals noch bescheidenen Reichweite des Fahrzeugs sah er dies als Herausforderung und betonte gegenüber dem Edison-Reporter die Bedeutung einer guten Tourenplanung, um Reichweitenangst zu vermeiden. Heute sieht er die Verfügbarkeit von Ladestationen als größere Herausforderung als die Reichweite selbst.
Technologische Entwicklungen in der Ladeinfrastruktur
Mühlon spricht auch über die technologischen Entwicklungen im Bereich der Ladeinfrastruktur. Er erklärt, dass die Herausforderung nicht nur in der Energieumwandlung beim schnellen Gleichstromladen liege, sondern auch in der Übertragung großer Energiemengen über Kabel und Steckverbindungen. Er betont die Bedeutung von Lösungen, die verhindern, dass die Batterie beim schnellen Laden beschädigt wird.
Die Diskussion um die C-Raten der Batterie, die das Verhältnis von maximaler Ladeleistung zur Batteriekapazität beschreiben, sei dabei zentral, findet er. Hier führt er gegenüber Edison aus: „Je häufiger die Zellen am Schnelllader gestresst werden, desto schneller altern sie. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Aber das ist je nach Ausführung der Batterie nicht so signifikant. Auch weil man sukzessive die Kühlung der Batterien verbesserte und die Querschnitte der Kabel vergrößerte.“
Zukunft der Ladestandards: CCS und NACS
Mühlon erörtert gegenüber Rother auch die Zukunft verschiedener Ladestandards, wie den europäischen CCS-Standard und den amerikanischen Tesla-Standard NACS. Hier steht für ihn überhaupt erst einmal die Frage im Raum, ob NACS ein Standard ist – „oder nur eine Tesla-proprietäre Lösung, die anderen Autoherstellern zur Verfügung gestellt wird.“ Denn je nach Antwort auf diese Frage würden sich weitere ergeben. Müsse Tesla eine Weiterentwicklung freigeben oder handle es sich um einen Standard, den jeder anpassen darf? Diskussionspotential scheint vorhanden zu sein. CCS sehe er in Europa gesetzt. Ebenso sieht er CHAdeMO, den japanischen Standard, außerhalb Japans als überholt an.
Abschließend spricht Mühlon über die Notwendigkeit, sowohl Schnelllader als auch Langsam-Lader weiterzuentwickeln, um eine umfassende und stressfreie Ladesituation für alle Nutzer:innen zu schaffen. Er betont die Bedeutung von großen Ladeparks an Autobahnen und effizienten AC-Ladern im städtischen Umfeld. Trotz der Herausforderungen und Verbesserungspotenziale im System der Elektromobilität sieht Mühlon eine positive Zukunft für die Branche und bekräftigt seine Überzeugung, nicht zum Verbrenner zurückzukehren. Eine Überzeugung, die wohl eine Vielzahl von E-Autofahrer:innen teilen können.
Quelle: edison – „Wir sind noch lange nicht am Ende der Evolution“
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